Das nationalsozialistische Regime hat in den zwölf Jahren seines Bestehens
zahlreiche barbarische Auswüchse in seinen äußeren sowie inneren
Angelegenheiten entwickelt. Zu beiden Bereichen zählt seine Wirtschaftspolitik,
deren ökonomischen Ziele stets auf erwarteten Kriegserfolgen beruhten. Die
wirtschaftliche Unabhängigkeit durch die sogenannte „Autarkiepolitik“ war das
kriegswirtschaftlich wichtigste Ziel seiner Führung. Der Europäer von heute
würde ein solches autarkes Deutschland als Enklave inmitten dieses Kontinents
bezeichnen können. Nur war diese Enklave durch ihr unersättliches Bestreben
nach neuen Gebieten, neuen Rohstoffquellen sowie der Annexion ganzer Staaten
charakterisiert.
Das Vorhaben, eine Wirtschaft aufzubauen, deren Ziel es ist, unabhängig von
äußeren Bedingungen zu sein, unabhängig vom Import von Rohstoffen,
Lebensmitteln, Luxusartikeln usw., ist kein Verbrechen. Was es zu diesem werden
ließ, war in erster Linie der illegitime Weltkrieg, der dem Deutschen Reich zur
Angliederung benachbarter Gebiete verhelfen sollte, in zweiter Linie der Einsatz
von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in der deutschen Industrie. Ziel und
Weg sind im deutschen Fall nicht zu trennen. Die Voraussetzungen für eine
autarke deutsche Wirtschaft waren auf dem ursprünglichen Gebiet des Reiches
nicht gegeben, so dass sich über den Weg der Annexion neuen „Lebensraumes“
und rohstoffreicher Gebiete dieser Nachteil zum Vorteil entwickeln sollte. Hitler
nannte am 1. Februar 1933 die vorrangigen Ziele seiner Wirtschaftspolitik, die in
Vierjahresplänen verwirklicht werden sollten.
Durch die „Rettung des deutschen Bauern“ sollte in der schwierigen Zeit nach der
Weltwirtschaftskrise die Ernährung der deutschen Bevölkerung sichergestellt
werden. Hinter dem Schlagwort „Rettung des deutschen Arbeiters“ verbarg sich
ein Programm, das den „Angriff gegen die Arbeitslosigkeit“ proklamierte.1 Die
folgenden Fortschritte in der Beschäftigungspolitik tragen mehr und mehr zur
Stabilisierung des Systems bei. [...]
1 Vgl. Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches, München 2000, S.95.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hitlers Rede vor dem Industrieclub als wirtschaftsprogrammatische Basis
- 2.1 Die Gründe der Rede
- 2.2 Die Umsetzung der NS-Ideologie als wirtschaftliche Notwendigkeit
- 2.3 Eine dem Staat untertänige Wirtschaft mit Selbstverwaltungsrecht
- 3. Die Beschäftigungspolitik und die Förderung kriegsrelevanter Industrien nach der Machtergreifung
- 3.1 Die gesellschaftliche Vorbereitung auf den Krieg
- 3.2 Der Rückgang der Arbeitslosenquote nach der Machtergreifung
- 3.3 Das Ende der Gewerkschaften
- 4. Der Vierjahresplan und die ,,Denkschrift über Wirtschaftsfragen“ 1936
- 5. Die totale Kriegswirtschaft
- 5.1 Die Blitzkriegstrategie und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft
- 5.2 Die totale Kriegswirtschaft als staatlich interveniertes Gefüge
- 5.3 Das Scheitern der Rüstungswirtschaft vor der deutschen Kapitulation
- 5.4 Die Kriegswirtschaft als Planwirtschaft
- 6. Schlussfolgerungen
- 7. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Wirtschaftspolitik des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland. Das Hauptziel ist es, die wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu untersuchen, die zur Vorbereitung auf den Krieg ergriffen wurden. Insbesondere wird die Frage nach der Existenz einer Planwirtschaft im NS-Wirtschaftsystem behandelt.
- Die Rede Hitlers vor dem Industrieclub als wirtschaftsprogrammatische Basis
- Die Beschäftigungspolitik und die Förderung kriegsrelevanter Industrien nach der Machtergreifung
- Der Vierjahresplan und die ,,Denkschrift über Wirtschaftsfragen“ 1936
- Die totale Kriegswirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft
- Die Rolle der Planwirtschaft im NS-Wirtschaftsystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Wirtschaftspolitik des nationalsozialistischen Regimes und die Bedeutung der Autarkiepolitik für seine Kriegsziele. Sie stellt die zentralen Fragen der Arbeit dar, die im weiteren Verlauf untersucht werden.
Kapitel 2 analysiert die Rede Hitlers vor dem Industrieclub im Jahr 1932 und untersucht die Motive hinter dieser Rede. Die Rede diente dazu, das Image der NSDAP in Wirtschaftsfragen zu verbessern und die Industrie für die nationalsozialistische Ideologie zu gewinnen. Es werden die Ziele der NS-Wirtschaftspolitik in Bezug auf die Selbstverwaltungsrechte der Wirtschaft sowie die Unterordnung der Wirtschaft unter den Staat erläutert.
Kapitel 3 beleuchtet die Beschäftigungspolitik und die Förderung kriegsrelevanter Industrien nach der Machtergreifung. Hier werden die Maßnahmen des NS-Regimes zur Vorbereitung auf den Krieg aufgezeigt, wie z.B. die gesellschaftliche Vorbereitung auf den Krieg, der Rückgang der Arbeitslosenquote und die Auflösung der Gewerkschaften.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Vierjahresplan und der ,,Denkschrift über Wirtschaftsfragen“ von 1936. Es werden die Ziele und die wichtigsten Punkte des Vierjahresplans sowie die Inhalte der Denkschrift dargestellt.
Kapitel 5 untersucht die totale Kriegswirtschaft. Es werden die Auswirkungen der Blitzkriegstrategie auf die Wirtschaft, die staatliche Intervention im wirtschaftlichen Gefüge, das Scheitern der Rüstungswirtschaft und die Rolle der Planwirtschaft in der Kriegszeit behandelt.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Wirtschaftspolitik, Autarkiepolitik, Krieg, Planwirtschaft, Vierjahresplan, Industrieclub, Beschäftigungspolitik, Gewerkschaften, Blitzkrieg, Rüstungswirtschaft.
- Quote paper
- M.A. Stefan Waldheim (Author), 2001, Das Wirtschaftssystem im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15435