Die Berlin – Krise 1948 war der erste Höhepunkt in der Anfangsphase des Kalten Krieges, sie
setzte eine Zäsur in der Zusammenarbeit der vier Besatzungsmächte in Deutschland. Eine der
wichtigsten Figuren dieser Zeit war der amerikanische Militärgouverneur General Lucius D.
Clay. Um seine Politik in der Zeit vom Beginn der Londoner Sechsmächtekonferenz bis zum
Start der Luftbrücke nachzuvollziehen und ihre Bedeutung zu verstehen, versucht der
Verfasser folgende Fragen zu beantworten:
Welche Vorstellungen hatte Clay von einem Deutschland nach der amerikanischen
Besatzungszeit?
Welchen Hindernissen sah sich Clay bei der Umsetzung der amerikanischen
Besatzungspolitik immer wieder ausgesetzt?
Warum war eine gemeinsame, alliierte Währungsreform für den Raum Berlin aus Clays Sicht
nicht möglich gewesen?
Woran scheiterten Clays Pläne die Blockade gewaltsam zu durchbrechen?
Die Bearbeitung des Themas und die Beantwortung dieser Fragen wird sich vor allem auf die
Quellen stützen, die von General Lucius D. Clay selbst verfasst und veröffentlicht wurden,
um jedoch einer subjektiven Bearbeitung vorzubeugen, hat der Verfasser auch Quellen
anderer Historiker gesichtet, hierbei allerdings festgestellt, dass die Literaturlage zu diesem
Thema sehr einseitig ist. So wurden die Politik der westlichen Alliierten und die Reaktion der
damaligen Sowjetunion nur an Hand westlicher Archivdaten ausgewertet, eine Bearbeitung
auf Grundlage der russischen Archivdaten steht bis heute aus.
Bei der Darstellung der Geschehnisse war der Verfasser bemüht chronologisch vorzugehen
und von den Ursachen der Krise ausgehend den Ablauf bis zur Anfangsphase des
Krisenmanagements zu kommen. Da jedoch die Währungsreform Ursache und Auslöser
zugleich ist, wird die chronologische Abfolge an dieser Stelle durchbrochen.
Ferner erhebt diese Arbeit keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit, da zum einen der
Umfang sehr begrenzt ist und zum anderen die Ereignisse vor allem aus der Sicht des
Generals Clay betrachtet werden, und diese deshalb nur in Ausschnitten betrachtet werden.
Es bleibt noch zu sagen, dass ein Teil der Literatur in englischer Sprache vorliegt und der
Verfasser indirekte Wiedergabe des Inhalts dieser Werke auf Grundlage seines eigenen
Kenntnisstandes der Sprache übersetzt hat.
Des Weiteren wird die Arbeit in der neuen, deutschen Rechtschreibung verfasst, direkte
Zitate, die noch in der alten Rechtschreibung verfasst sind, erfahren jedoch keine Änderung.
Gliederung
1. Einleitung
2. Ursachen der Krise
2.1. Die Rolle Clays auf der Londoner Sechsmächtekonferenz
2.2. Die Umsetzung der Währungsreform in den Berliner Westsektoren
3. Clays Reaktionen auf die Kleine Blockade im März 1948
4. Abwägungen offensiver und defensiver Maßnahmen nach dem
18. Juni 1948
4.1. Pläne zur Brechung der Blockade und Entscheidung für
die Luftbrücke
4.2. Der Beginn der „ Operation Vittles“
5. Clay während der diplomatischen Aktivitäten zu Beginn der Blockade im Juni bis zu den Verhandlungen in Berlin im August 1948
6. Zusammenfassung
7. Bibliographie
1. Einleitung
Die Berlin – Krise 1948 war der erste Höhepunkt in der Anfangsphase des Kalten Krieges, sie setzte eine Zäsur in der Zusammenarbeit der vier Besatzungsmächte in Deutschland. Eine der wichtigsten Figuren dieser Zeit war der amerikanische Militärgouverneur General Lucius D. Clay. Um seine Politik in der Zeit vom Beginn der Londoner Sechsmächtekonferenz bis zum Start der Luftbrücke nachzuvollziehen und ihre Bedeutung zu verstehen, versucht der Verfasser folgende Fragen zu beantworten:
Welche Vorstellungen hatte Clay von einem Deutschland nach der amerikanischen Besatzungszeit?
Welchen Hindernissen sah sich Clay bei der Umsetzung der amerikanischen Besatzungspolitik immer wieder ausgesetzt?
Warum war eine gemeinsame, alliierte Währungsreform für den Raum Berlin aus Clays Sicht nicht möglich gewesen?
Woran scheiterten Clays Pläne die Blockade gewaltsam zu durchbrechen?
Die Bearbeitung des Themas und die Beantwortung dieser Fragen wird sich vor allem auf die Quellen stützen, die von General Lucius D. Clay selbst verfasst und veröffentlicht wurden, um jedoch einer subjektiven Bearbeitung vorzubeugen, hat der Verfasser auch Quellen anderer Historiker gesichtet, hierbei allerdings festgestellt, dass die Literaturlage zu diesem Thema sehr einseitig ist. So wurden die Politik der westlichen Alliierten und die Reaktion der damaligen Sowjetunion nur an Hand westlicher Archivdaten ausgewertet, eine Bearbeitung auf Grundlage der russischen Archivdaten steht bis heute aus.
Bei der Darstellung der Geschehnisse war der Verfasser bemüht chronologisch vorzugehen und von den Ursachen der Krise ausgehend den Ablauf bis zur Anfangsphase des Krisenmanagements zu kommen. Da jedoch die Währungsreform Ursache und Auslöser zugleich ist, wird die chronologische Abfolge an dieser Stelle durchbrochen.
Ferner erhebt diese Arbeit keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit, da zum einen der Umfang sehr begrenzt ist und zum anderen die Ereignisse vor allem aus der Sicht des Generals Clay betrachtet werden, und diese deshalb nur in Ausschnitten betrachtet werden.
Es bleibt noch zu sagen, dass ein Teil der Literatur in englischer Sprache vorliegt und der Verfasser indirekte Wiedergabe des Inhalts dieser Werke auf Grundlage seines eigenen Kenntnisstandes der Sprache übersetzt hat.
Des Weiteren wird die Arbeit in der neuen, deutschen Rechtschreibung verfasst, direkte
Zitate, die noch in der alten Rechtschreibung verfasst sind, erfahren jedoch keine Änderung.
2. Ursachen der Krise
2.1. Die Rolle Clays auf der Londoner Sechsmächtekonferenz
General Lucius D. Clay gehörte zur amerikanischen Delegation, die unter der Leitung des Botschafters Douglas an der Sechsmächtekonferenz in London teilnehmen sollte. Diese Konferenz war in zwei Verhandlungsrunden unterteilt, die erste fand vom 23. Februar bis zum 6. März und die zweite vom 20. April bis zum 1. Juli 1948 statt. Da Clay auf Grund seiner umfangreichen Verpflichtungen nicht an sämtlichen Sitzungen teilnehmen konnte, wurde er vom Pentagon über den jeweiligen Stand der Dinge informiert.[1]
Auf der Konferenz sollte unter anderem[2] die Entwicklung eines Konzeptes für die politische Organisation der drei Westzonen nach der alliierten Besatzungszeit vorangetrieben und über die Zukunft des Ruhrgebietes entschieden werden.
Obwohl er in der ersten Verhandlungsrunde in London wenig direkten Einfluss nahm, und in erster Linie der Botschafter Douglas die amerikanische Position durchzusetzen versuchte, formulierte Clay seine Ansichten über das Aussehen eines zukünftigen, deutschen Staates sehr deutlich. Er sprach sich für eine föderale Verfassung, die den Rahmen für eine handlungsfähige Zentralregierung vorgeben sollte aus. Diese sollte von einem, vom deutschen Volk gewählten Rat ausgearbeitet werden. Dabei sollten die Besatzungsmächte zwar Mitspracherecht haben, die Entscheidung zwischen einer Regierung, die sich vor dem Parlament verantworten müsse oder dem Konzept der Gewaltenteilung sollte aber den Deutschen selbst überlassen bleiben. Die entstandene Regierung sollte ihre Arbeit im Januar 1949 aufnehmen, wenn die drei Westzonen nach den von Clay vorgeschlagenen Wahlen im Herbst 1948 immer noch von der SBZ getrennt wären.[3]
Schon in der ersten Verhandlungsrunde wurde die Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der drei Verhandlungspartner deutlich.[4] Während jedoch die Briten und die Amerikaner sehr schnell Kompromisse fanden, waren die Franzosen in den Verhandlungen vor allem von sicherheitspolitischen Interessen geleitet und daher nicht bereit umfangreiche Zugeständnisse im Rahmen einer Staatsbildung, wie sie z. B. Clay sich vorstellte zu machen. Ihr Ziel war die Schaffung eines lockeren Staatenbundes, in dem die einzelnen Staaten keine Bedrohung für Europa mehr darstellen konnten.[5]
Zunächst schien sich auch für die zweite Verhandlungsrunde keine Annäherung dieser gegensätzlichen Positionen anzukündigen, doch mit dem Auszug der russischen Delegation aus dem alliierten Kontrollrat am 20. März 1948 sah die französische Regierung, dass die Chancen für eine Zusammenarbeit aller vier Besatzungsmächte denkbar schlecht standen und sie somit eine Entscheidung treffen mussten, wer der zukünftige Verhandlungspartner sein sollte. Im Zuge dieser Ereignisse bat Couve de Murville, ein Berater des französischen Militärgouverneurs Pierre Koenig, General Clay um ein Gespräch, während seines Aufenthaltes in Berlin vom 6. April bis zum 8. April 1948.
„Diese Besprechungen ergaben, daß die französische Regierung wie unsere eigene letztlich an Grundsätzen interessiert war, die es vermieden, eine starke Zentralgewalt zu schaffen.“[6]
In der Folge dieser Unterredung verfasste Clay am 8.April ein Memorandum, das die Grundlage für die späteren Londoner Beschlüsse bildete. Inhalt dieser Schrift war:
- die Festlegung der zukünftigen, deutschen Verfassung als föderalistisch
- Bildung einer konstituierenden Versammlung bis zum 1. September 1948
- die Prüfung der Verfassung durch die Besatzungsmächte
- anschließende Ratifizierung durch zwei Drittel der Länder
- engere wirtschaftliche Zusammenarbeit der Franzosen mit der Bizone in der Zwischenzeit
Ferner sollte, außer in außenpolitischen Fragen, die Regierungsgewalt einer vom Volk gewählten Regierung übertragen werden.[7] Koenig und der britische Militärgouverneur Brian Robertson waren einverstanden mit dem Wortlaut dieses Memorandums, doch in der späteren Diskussion im Rahmen der Londoner Konferenz waren es wieder die Franzosen, die die Verabschiedung der Beschlüsse verzögerten.[8]
In der zweiten Verhandlungsrunde sollten neben dem „ Clay – Papier“[9] auch die westdeutschen Grenzen festgelegt werden, hier versuchte Clay die Franzosen davon zu überzeugen „waren , daß wir den Patienten, der noch immer unter dem Schock der Amputation stand, mit Nadelstichen zu quälen, die ihm höchst schmerzhaft während sie den Fordernden wirklich wenig nützten.“[10] Dennoch wurde er zunächst überstimmt, aber die betreffenden Nachbarländer machten in späteren Verhandlungen 1949 territoriale Zugeständnisse an Deutschland oder verzichteten auf ihre Ansprüche um die bestehenden Beziehungen nicht zu beeinträchtigen.
2.2. Die Umsetzung der Währungsreform in den Berliner Westsektoren
Schon nach der abgebrochenen Londoner Außenministerkonferenz 1947 erkannten die westlichen Alliierten, dass bei einer Währungsreform die Berliner Westsektoren ein Problem darstellen würden. Sofort begannen zahlreiche Gremien mit der Ausarbeitung detaillierter Pläne, die eine Lösung in Aussicht stellen sollten.[11] Grundtenor der meisten Pläne war jedoch, dass eine gemeinsame Währungsreform mit den sowjetischen Besatzern für dieses Gebiet wirtschaftlich schon allein auf Grund der Anbindung an die Umgebung am sinnvollsten sei. Zu dieser Ansicht kamen auch Clay und seine Finanzberater Tenenbaum und Bennett, die allerdings zu einer gemeinsamen, alliierten Währungsreform nur im Rahmen einer vertraglichen Absicherung mit den Russen bereit waren. Sollte eine solche Übereinkunft nicht erreicht werden können, war in einem „ emergency plan“ vorgesehen die DM (West) auch in Berlin einzuführen.[12] Mit dem Auszug der Russen aus dem Alliierten Kontrollrat gerieten die Westmächte unter erheblichen Zeitdruck, da Geheimdienste immer häufiger vor einer baldigen Währungsreform der Russen in der SBZ warnten. Nach der Durchführung einer Währungsreform in den Westzonen am 18. Juni 1948 wurde im Rahmen der, bereits 1947 gestarteten „ Operation Birddog“ neues Geld nach Berlin geflogen, das eine besondere Kennzeichnung bekommen sollte, um es von dem Geld in den Westsektoren zu unterscheiden. Nach dem Scheitern der Vier-Mächte-Gespräche im Finanzdirektorat am 22. Juni[13] verkündete der sowjetische Kommandant der SBZ, Marschall Sokolowski, am nächsten Tag mit dem Befehl 111 die Währungshoheit der Russen für den Großraum Berlin, der auch die Westsektoren mit einschloss. Die Westmächte kündigten daraufhin am 24. Juni 1948 die Einführung der DM (West) für die Berliner Westsektoren an. Zu einem einheitlichen Vorgehen der drei westlichen Alliierten kam es jedoch nur nach der Ausübung großen politischen Drucks durch Clay und Robertson auf die französische Besatzungsmacht. Erst als Clay bereits ankündigte die Währungsreform auch ohne die Franzosen durchzuführen, übergab der französische Sektorenkommandant Ganeval Clay eine Erklärung der französischen Regierung, in der diese jede Verantwortung für die Konsequenzen dieses Schrittes ablehnte.[14]
[...]
[1] Vgl. Clay, Lucius D.: Entscheidungen in Deutschland, Frankfurt/M, 1950, S. 435
[2] Weitere Verhandlungsthemen: Ebenda
[3] Vgl. Clay, Lucius D., Smith, Jean E.: The Papers of General Lucius D. Clay: Germany 1945 – 1949, Vol. 1.2., Bloomington, 1974, S. 555 ff.
[4] Die Beneluxländer nahmen zwar an den Sitzungen teil, hatten aber nur eine beratende Funktion.
[5] Vgl. Clay, Lucius D.: Entscheidung in Deutschland, Frankfurt/M 1950, S.436
[6] Clay, Lucius D.: Ebenda, S. 438
[7] Vgl. Krieger, Wolfgang: General Lucius D. Clay und die amerikanische Deutschlandpolitik 1945 – 1949, Stuttgart 1987, S. 353 f.
[8] Vgl. Backer, John: Die deutschen Jahre des Generals Clay: der Weg zur Bundesrepublik 1945 – 1949, München 1983, S. 258
[9] Krieger, a.a.O., S. 354
[10] Clay, a.a.O., S. 443
[11] Dazu: Vgl. Wolff, Michael W. : Die Währungsreform in Berlin 1948/49, Berlin 1990, S. 21 ff.
[12] Ebenda, S. 30
[13] Ebenda, S. 58 ff.
[14] Vgl. Clay, Lucius D., Smith, Jean E., a.a.O., S. 692
- Arbeit zitieren
- Bettina Nolde (Autor:in), 2002, Die Rolle des Militärgouverneurs Lucius D. Clay in der Anfangsphase der Berlin-Krise 1948, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15379
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