Während meiner langjährigen Berufstätigkeit in der stationären Jugendhilfe bin ich immer wieder mit alten Wunden von Kindern konfrontiert worden. Die Verletzungen der Kinder haben über die Jahre einen Grind gebildet. Wenn man ganz genau hinschaute, fiel auf, dass trotz des Grindes die Wunde immer sichtbar war. Sie heilte nie ganz ab. Ein Pflaster half nur kurzweilig, denn es deckte die Wunde nur ab, behob aber nicht die eigentliche Verletzung. Von Zeit zu Zeit bröckelt der Grind, die Wunde fing an zu schmerzen und sie war nicht mehr zu übersehen.
Was sich wie ein Bericht aus dem medizinischen Bereich anhört, ist Alltag in der Pädagogik. Die Sprache ist nicht von körperlichen, sondern von seelischen Wunden. Wunden, die Kindern in ihrer Vergangenheit zugefügt wurden, ohne dass sie sich wehren konnten. In der Zusammenarbeit mit diesen Kindern brechen diese frühen traumatischen Verletzungen immer wieder auf. Im Alltag ist oft nicht klar, dass Auseinandersetzungen und Probleme mit Kindern ihren Ursprung nicht im Hier und Jetzt haben. Die Kinder laufen scheinbar „aus dem Ruder“ und bei den PädagogInnen stellt sich eine gewisse Hilflosigkeit und Ohnmacht ein. Sie fühlen sich persönlich angegriffen, geraten an ihre Grenzen und zweifeln an den eigenen Fähigkeiten. Ihnen ist oft nicht klar, dass die Ursachen für die Probleme gar nicht in der aktuellen Situation zu finden, sondern in frühkindlichen Erfahrungen zu suchen sind. Die Konsequenz ist, dass die alten Wunden nicht verarztet werden, sondern neue entstehen. Diese Arbeit soll ihren Beitrag leisten, um den beschriebenen Verlauf zu durchbrechen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Einleitung
2. Konzeption der Arbeit
3. Bedeutung des Traumas für die Entwicklung von Kindern
3.1. Geschichte der Traumaforschung
3.2. Begriffserklärung
3.3. Formen der Traumatisierung
3.3.1. Psychische Misshandlung
3.3.2. Traumatische Trennung
3.3.3. Sexueller Missbrauch
3.4. Häufigkeit der Traumatisierungsformen
3.5. Einflussfaktoren auf die Traumatisierung
3.6. Direkte Auswirkungen von Traumatisierungen
3.6.1. Anpassungs- und Abwehrmechanismen
3.6.2. Beeinträchtigung der Eltern-Kind Beziehungen
3.7. Spätere Auswirkungen von Traumatisierungen
3.7.1. Posttraumatisches Belastungssyndrom..
3.7.2. Bindungsstörungen
3.7.3. Re-Traumatisierung
3.7.4. Re-Inszenierung
4. Traumatisierte Kinder und ihr Weg in die Heimerziehung
4.1. Rechtliche Grundlagen und Finanzierung
4.2. Statistische Grundlagen
4.3. Heimunterbringung: Hilfe oder erneute Traumatisierung?
5. Zwischenfazit
6. Ein Fallbeispiel aus der Praxis der Heimerziehung: A. B
7. Übertragung und Gegenübertragung in pädagogischen Beziehungen
7.1. Übertragung
7.1.1. Geschichte und Definition der Übertragung
7.1.2. Übertragungsformen
7.1.3. Zwang zur Wiederholung
7.1.4. Übertragung durch die pädagogische Fachkraft
7.2. Gegenübertragung
7.2.1. Geschichte und Definition der Gegenübertragung
7.2.2. Gegenübertragungsanalyse
7.3. Besonderheiten bei der Übertragung von Kindern
8. Der professionelle Umgang mit dem Phänomen der Übertragung im sozialpädagogischen Alltag
8.1. Professionelles, pädagogisches Handeln
8.2. Der Umgang mit dem Phänomen der Übertragung
8.2.1. Szenisches Verstehen
8.2.2. Fördernder Dialog
8.3. Umgang mit Traumata
8.3.1. Kontinuierliche Bezüge sichern
8.3.2. Sexualpädagogik
9. Zusammenfassung und Fazit
Quellenangaben
Internet
Vorwort
Während meiner langjährigen Berufstätigkeit in der stationären Jugendhilfe bin ich immer wieder mit alten Wunden von Kindern konfrontiert worden. Die Verletzungen der Kinder haben über die Jahre einen Grind gebildet. Wenn man ganz genau hinschaute, fiel auf, dass trotz des Grindes die Wunde immer sichtbar war. Sie heilte nie ganz ab. Ein Pflaster half nur kurzweilig, denn es deckte die Wunde nur ab, behob aber nicht die eigentliche Verletzung. Von Zeit zu Zeit bröckelt der Grind, die Wunde fing an zu schmerzen und sie war nicht mehr zu übersehen.
Was sich wie ein Bericht aus dem medizinischen Bereich anhört, ist Alltag in der Pädagogik. Die Sprache ist nicht von körperlichen, sondern von seelischen Wunden. Wunden, die Kindern in ihrer Vergangenheit zugefügt wurden, ohne dass sie sich wehren konnten. In der Zusammenarbeit mit diesen Kindern brechen diese frühen traumatischen Verletzungen immer wieder auf. Im Alltag ist oft nicht klar, dass Auseinandersetzungen und Probleme mit Kindern ihren Ursprung nicht im Hier und Jetzt haben. Die Kinder laufen scheinbar „aus dem Ruder“ und bei den PädagogInnen stellt sich eine gewisse Hilflosigkeit und Ohnmacht ein. Sie fühlen sich persönlich angegriffen, geraten an ihre Grenzen und zweifeln an den eigenen Fähigkeiten. Ihnen ist oft nicht klar, dass die Ursachen für die Probleme gar nicht in der aktuellen Situation zu finden, sondern in frühkindlichen Erfahrungen zu suchen sind. Die Konsequenz ist, dass die alten Wunden nicht verarztet werden, sondern neue entstehen. Diese Arbeit soll ihren Beitrag leisten, um den beschriebenen Verlauf zu durchbrechen.
1. Einleitung
Die Medien berichten tagtäglich von Menschen, die ein Trauma erlebt haben. Sei es bei Flugzeugabstürzen, bei Vulkanausbrüchen oder bei Erdbebenkatastrophen, wie es zu letzt im Januar 2010 auf Haiti Millionen von Menschen obdachlos und tausende von Kindern zu Waisen machte. Um von Traumata sprechen zu können, muss der Blick aber gar nicht in ferne Länder schweifen. In den letzten Wochen berichten die Medien nahezu täglich von neuen Missbrauchsfällen an Kindern in kirchlichen und schulischen Einrichtungen. Es ist die Rede von „zerstörten Kindheiten“ und wie die Erinnerungen, die Scham und die Wut ihr Leben auch noch als Erwachsene prägen (vgl. Stern 2010, S. 26). Es zeigt sich, dass Traumata einen ganz unterschiedlichen Ursprung haben können. Und doch haben Menschen, die ein Trauma erlebt haben eines gemeinsam: sie konnten dem Trauma nicht entkommen, sie fühlten sich hilflos und ohnmächtig.
Dieses Gefühl kennen auch viele Kinder und Jugendliche, die in Kinderheimen untergebracht sind. Sie wurden von ihren Eltern gedemütigt, missbraucht oder im Stich gelassen. Diese Erfahrungen können sie nicht einfach wie einen alten Hut ablegen. Diese Erfahrungen begleiten sie ein Leben lang. Zeitweise können sie vielleicht verdrängt werden, aber sie kommen immer wieder an die Oberfläche z.B. in Form von Übertragungen. Aber was genau sind Übertragungen und wie werden sie sichtbar? Das Phänomen der Übertragung lässt sich in einer kurzen Formel als Irrtum in Person, Zeit und Raum, skizzieren. Übertragungen sind als Neuauflagen von vergangenen Erlebnissen zu verstehen. Das Phänomen der Übertragung ist in der Psychoanalyse wissenschaftlich erforscht, in der Pädagogik allerdings eher vernachlässigt worden. Dabei wirken Übertragungen alltäglich. Und die Person des Pädagogen bzw. der Pädagogin eignet sich besonders gut dafür, zur Übertragungsfigur zu werden, an der sich alte Konflikte entzünden können, da sie auf Grund ihrer Funktion Ähnlichkeiten mit der Elternfigur aufweist. Aus diesem Grund sollte dem Phänomen der Übertragung nicht nur in der Psychoanalyse Beachtung geschenkt werden, sondern auch in der Pädagogik. Die vorliegende Arbeit kommt dieser Aufforderung nach. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten von Traumata und setzt diese in Verbindung mit dem Phänomen der Übertragung.
Die zentralen Fragestellungen der vorliegenden Arbeit sind daher:
- Welche Bedeutung haben Traumata für die Arbeit mit Kindern in der stationären Jugendhilfe? Inwieweit begünstigt eine Fremdunterbringung in der stationären Jugendhilfe die Entstehung eines Traumas?
- Inwieweit hängen Traumata und Übertragungen zusammen? Weshalb versuchen traumatisierte Kinder ihre Erlebnisse zu reinszenieren?
- Wie und wann werden Übertragungsphänomene im pädagogischen Alltag sichtbar?
- Welche Bedeutung hat die Auflösung einer Übertragung für die Traumatisierung eines Kindes?
- Welche Möglichkeiten liefert die pädagogische Literatur, um mit Traumata und Übertragung gerade im Bereich der Heimerziehung professionell umzugehen?
2. Konzeption der Arbeit
Die vorliegende Arbeit setzt sich aus einem Studium der Literatur und einer Fallanalyse zusammen. Anhand eines konkreten Fallbeispiels soll die Theorie im Umgang mit traumatisierten Kindern auf die Praxis transferiert werden.
Der erste Teil der vorliegenden Arbeit liefert einen Überblick über die verschiedenen Formen von Traumatisierungen und deren Auswirkungen. Die geschichtliche und begriffliche Darstellung leitet über zu drei konkreten Formen von Traumata. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, werden die „Psychische Misshandlung“, die „Traumatische Trennung“ und der „Sexuelle Missbrauch“ näher vorgestellt. Die Auswahl fiel auf diese drei Formen, da sie für das später folgende Fallbeispiel relevant sind. Im Anschluss daran, werden die kurz- bzw. langfristigen Folgen von Traumata näher erörtert.
Das zweite Kapitel skizziert die Grundlagen der stationären Erziehungshilfe in Deutschland und verdeutlicht die Häufigkeit des Zusammenhangs zwischen Traumaerfahrungen und Heimunterbringung von Kindern. Des Weiteren wird die Frage einer Retraumatisierung durch die Bedingungen der stationären Unterbringung und der Trennung vom familiären System diskutiert. Ein Zwischenfazit rundet den zweiten Teil der Arbeit ab.
Das dritte Kapitel „Fallbeispiel A. B.“ dient der Veranschaulichung der komplexen Arbeit mit einem traumatisierten Kind in einer Heimeinrichtung und zeigt die massiven, affektiven Auswirkungen, die sowohl das Kind als auch das Heimpersonal erlebt, wenn vergangene Erfahrungen auf aktuelle Beziehungen übertragen werden. Die Fallauswertung erfolgt durch die Analyse der Heimakte des Mädchens. Hierfür wurden Aktennotizen, Jugendamtsberichte und Protokolle von Teamgesprächen und dem Aufnahmegespräch gesichtet. Das Fallbeispiel stellt gleichzeitig eine Einleitung auf das nachstehende Kapitel dar.
In diesem werden die Begrifflichkeiten von Übertragung und Gegenübertragung und der Wandel vom störenden Element zum hilfreichen Bearbeitungsmittel von pathologischen Beziehungsmustern dargestellt. Abschließend wird ein Diskussionspunkt aus der Literatur bearbeitet: Es wird sich zeigen, inwieweit Kinder überhaut zu Übertragungen fähig sind und wo die Unterschiede zu der Behandlung eines Erwachsenen liegen.
Das letzte Kapitel bezieht sich auf die pädagogische Praxis und den professionellen Umgang von HeimerziehungsmitarbeiterInnen mit Traumata und Übertragung. Hierfür ist zunächst zu klären, was unter professionellem Handeln zu verstehen ist und inwieweit die psychoanalytische Pädagogik, die sich in weiten Teilen mit Übertragungsphänomenen beschäftigt, dazu herangezogen werden kann. In den folgenden Unterkapiteln werden abschließend Methoden aufgezeigt, die zur Professionalisierung von Heimerziehung beitragen und somit Frustrationen, mangelnder Einsatzbereitschaft und Selbstunsicherheit vorbeugen können. In Bezug auf das Phänomen der Übertragung wird das Konzept des „Szenischen Verstehens“ und des „Fördernden Dialogs“ hervorgehoben. Um die Theorie mit der Praxis zu verbinden, werden bei den jeweiligen Themenkomplexen Aspekte des Fallbeispieles eingearbeitet (kursive Schriftweise).
Der Schluss dient einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem allgemeinen Fazit.
3. Bedeutung des Traumas für die Entwicklung von Kindern
3.1. Geschichte der Traumaforschung
Die Traumaforschung besteht aus einer langen Geschichte von Akzeptanz und Verleugnung. Die Erkenntnisse über Traumata, welche uns heute im 21. Jahrhundert zur Verfügung stehen, mussten sich einen langen Weg durch gesellschaftliche Widerstände bahnen.
Erstmals Ende des 19. Jahrhunderts brachte der Arzt und Neurologe Jean-Martin Charcot und sein Nachfolger Pierre Janet in Frankreich Traumata in Zusammenhang mit Kriegserlebnissen und sexueller Gewalt. Den Symptomen der Hysterie wurde ein traumatischer Ursprung zugeschrieben, der erhebliche Auswirkungen auf die Psyche des Menschen hat. Janet erkannte, dass Menschen Erinnerungen an angsterregende Ereignisse und die dazugehörigen Emotionen nicht in ihr Bewusstsein integrieren können. Dabei beobachtete er, dass Patienten durch Erinnerungen an Traumata Reaktionen zeigten, die bei der ursprünglichen Situation eine Rolle spielten. (vgl. Weiß 2009, S. 62)
Etwa zur selben Zeit begann auch Sigmund Freud in Wien seine Studien über Hysterie und kam zu dem Ergebnis, dass viele der von seinen Patienten gezeigten Symptome auf sexuelle Übergriffe, Misshandlungen und Inzest zurückzuführen waren. Da Freud in erster Linie Patientinnen aus gehoberen Schichten behandelte, musste er erkennen, dass sexuelle Gewalt auch dort ein Thema darstellte. Seine Erkenntnisse fanden deshalb weder in der patriarchalen Gesellschaft noch in den Wiener Analytikerkreisen Ankerkennung. Daraufhin korrigierte Freud seine Aussagen, indem er in den „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ (Freud, 1904-1905) die ödipale Theorie und die Abwehrhysterie erläuterte. Diese Theorien gingen davon aus, dass Frauen und Kinder keine realen Erfahrungen des Missbrauchs gemacht hatten. Sie basierten auf der Annahme, dass sowohl Frauen als auch Kinder sich nach sexuellen Begegnungen sehnten, dies aber nicht akzeptieren können und deshalb sexuelle Gewalt erfänden. Warum Freud seine ursprüngliche Theorie korrigierte, vielleicht zweifelte er inzwischen selbst oder der äußere Druck wurde ihm zu groß, ist nicht belegt. Selbst nachdem Freud an seinem Widerruf zweifelte, prägte dieser vorerst die psychoanalytischen Ideen. Ebenso wie Freud scheiterte auch der ungarische Psychiater Sandor Ferenczi mit seinen Theorien über die Identifikation von traumatisierten Personen mit dem Aggressor an den gesellschaftlichen Einstellungen der damaligen Zeit.
In den folgenden Jahren wurden Traumata überwiegend nur noch im Zusammenhang mit Kriegsveteranen in Verbindung gebracht. Besonders der Amerikaner Abram Krsachen der sich mit Kriegsneurose beschäftigte, unterstütze die frühere Annahme Freuds und Janets, dass Menschen sich nach einer traumatischen Erfahrung so verhalten, als wäre die Situation noch gegeben. Nach Kriegsende ließ auch diese Abzweigung der Traumaforschung wieder nach. Es gab lediglich einige Untersuchungen zu Langzeiteffekten durch Erinnerungen bei Überlebenden des Holocausts unter anderem durch den Psychoanalytiker Bruno Bettelheim, welcher selbst ein Jahr interniert war und den Begriff der „Extremtraumatisierung“ prägte (vgl. Weiß 2009, S. 66). Unter einer Extremtraumatisierung verstand Bettelheim ein „Erlebnis, dass … derart traumatisch war, dass es die Persönlichkeitsintegration entweder ganz oder zu einem erheblichen Grad erschütterte“ (Bettelheim 1982, S. 37).
Ebenfalls erwähnenswert ist der Begriff der „sequentiellen Traumatisierung“, den Keilson (1979) im Zusammenhang mit der Judenverfolgung vor, während und nach dem Krieg beschrieb und der auch heute in Bezug auf wiederholt auftretende, traumatische Trennungen eine bedeutende Rolle spielt.
In den 60er Jahren wuchs vermehrt das Interesse am Kinderschutz. Bis zu diesem Zeitpunkt ging man davon aus, dass die körperliche Misshandlung von Kindern durch ihre Eltern ein eher seltenes Vorkommnis sei. Zunehmend richtete sich der Fokus nun auch auf andere Formen von Traumata, wie z.B. der Vernachlässigung, deren Verbreitung und Auswirkungen untersucht wurden. John Bowlby (1975) beschäftigte sich mit Trennung und entwickelte seine Bindungstheorie.
Mit der Gründung von Organisationen im Jahre 1970 wie „Vietnamveteranen gegen den Krieg“ und verschiedenen Selbsthilfegruppen wurde das psychische Trauma als dauerhafte und unvermeidliche Folge des Krieges anerkannt. „1980 wurde das posttraumatische Syndrom in das offizielle amerikanische Handbuch der seelischen Erkrankungen „Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen“ (DSM-III) aufgenommen“ (Weiß 2009, S. 67).
Durch die Frauenbewegung in den 70er Jahren wurden auch die Stimmen um die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch wieder lauter, was zahlreiche Forschungen und epidemiologische Umfragen, sowie den Aufbau von Frauenhäusern für misshandelte Frauen und Notrufstellen mit sich brachte.
Mitte der 70er Jahre nahm man dann Kindesmisshandlung als ernstes Problem wahr. Besonders die Juristin und Analytikerin Gisela Zenz (1979) erörterte Erscheinungsformen von Kindesmisshandlung im Zusammenhang mit Entscheidungen von Vormundschaftsgerichten im Sinne des Kindeswohls (vgl. Weiß 2009, S. 70).
Die heutige Traumaforschung in Deutschland beschäftigt sich weniger mit Traumatisierungen durch äußere Ereignisse (wie Kriegserfahrungen oder Naturkatastrophen), sondern eher um Erlebnisse, die zu einem innerseelischen Konflikt führen (wie Vergewaltigungen oder Misshandlungen durch nahestehende Personen). „Heute geht man davon aus, dass nicht so sehr akute Ereignisse, sondern vielmehr dauerhafte kumulative Traumatisierungen von größerer Bedeutung für die Entstehung von psychischen Störungen sind. So ist z.B. anzunehmen, dass fehlendes Einfühlungsvermögen seitens der wichtigen Bezugspersonen, verwöhnende Haltung, dauerhafte Frustration, Ausnutzung des Kindes zur Befriedigung eigener neurotischer Bedürfnisse, fortgesetzter sexueller Missbrauch oder Kindesmisshandlungen etc. von großer pathogener Wirksamkeit sind, während akute Ereignisse und Erlebnisse in einer sonst sicheren Atmosphäre und bei dauerhafter und zuverlässiger Zuwendung besser verarbeitet werden können“ (Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. 2007, S. 974).
3.2. Begriffserklärung
Der Begriff „Trauma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung“.
Bei der Definition von Trauma finden sich verschiedene Auslegungen je nach Kontext z.B. im medizinischen, biologischen oder rechtlichen Bereich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Traum gemäß ICD-10[1] als „ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz- oder langanhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verstörung hervorrufen würde“ (zit. n. Weiß 2009, S. 19).
Sigmund Freud beschrieb ein Trauma als „ein Erlebnis, welches dem Seelenleben innerhalb kurzer Zeit einen so starken Reizzuwachs bringt, dass die Erledigung oder Aufarbeitung desselben in normal-gewohnter Weise missglückt, woraus dauernde Störungen im Energiebetrieb resultieren müssen“ (Freud 1917, S. 284). Freud betont hiermit zusätzlich die Dauerhaftigkeit der Auswirkungen eines Traumas.
Gottfried Fischer und Peter Riedesser (2009, S. 142) bieten eine neuere Definition, die wie folgt lautet: ein Trauma ist ein „vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“ Ein Trauma wird in dieser Definition als ein Angriff auf die biologische, psychische und soziale Existenz eines Menschen gesehen, der zu einer Dysfunktion im intrapsychischen, interpersonellen und körperlich-neurobiologischen Bereich führen kann.
Im Rahmen dieser Arbeit stehen psychische Traumata im Vordergrund, welche eine Bedrohung für das Leben und die körperliche Unversehrtheit von Menschen darstellen. Erlebt ein Mensch solch ein Trauma, greifen die normalen Anpassungsstrategien nicht mehr und Gefühle intensiver Angst, Hilflosigkeit und Kontrollverlust sind die Folge (vgl. Weiß 2009, S. 19).
Traumatisierungen können durch ein einmaliges Ereignis (Typ 1 oder „Schocktrauma“) oder durch ein komplexes, länger andauerndes Geschehen (Typ 2) entstehen. Urte Finger-Trescher und Heinz Krebs betonen in ihrem Buch, dass einzelne Vorkommnisse nicht zwingend einen traumatisierenden Charakter haben müssen, aber in ihrer Gesamtheit zu einer Verletzung der seelischen Gesundheit führen können (vgl. Finger-Trescher/Krebs 2000, S. 125). So genannte kumulative Traumata zeichnen sich durch ständige Wiederkehr und Langfristigkeit aus. Die Wiederholung führt dabei zu einer Durchbrechung der Abwehrbarriere und verändert die Persönlichkeitsstruktur nachhaltig. Besonders Beziehungstraumata (z.B. zwischen Kind und einer engen Bezugsperson) gehören durch ihre fortwährende Reaktivierung zu diesem Typus der Traumaentstehung (vgl. Fischer/Riedesser 2009, S. 151).
Pathogene Überzeugungen werden in der Kindheit sehr leicht angenommen, da das Bedürfnis nach einer sicheren Beziehung zu einer Bezugsperson für das Überleben wichtig ist. Da jeglicher Vergleich zu anderen Lebenswelten fehlt und die Abhängigkeit von den Eltern als primäre Bezugspersonen vollkommen ist, werden deren Vorstellungen und Normen widerstandslos übernommen. Deshalb gefährden vor allem innerfamiliäre Traumata das kindliche Verständnis von Sicherheit. Außerfamiliäre Traumata können zwar die Sicherheitsfunktion der Eltern auch vorübergehend außer Kraft setzen, dennoch findet das Kind im Kreis der bindungssicheren Familie weiterhin Schutz und kann das bedrohliche Element auf die Außenwelt projizieren (vgl. Fischer/Riedesser 2009, S. 293-294).
3.3. Formen der Traumatisierung
Es gibt eine Vielzahl an Erlebnissen, die bei einem Kind zu einem Trauma führen können. Peter Riedesser (2003, S. 161) unterscheidet zwischen folgenden Arten von Traumatisierungen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenTabelle 1: Möglichkeiten von Traumatisierungen (nach Riedesser 2003, S. 161)
a) Naturkatastrophen (natural disasters)
- Erdbeben
- Vulkanausbrüche
- Hurrikane
- Überschwemmungen
b) von Menschen hervorgerufene Katastrophen (man made disasters)
- Technologische Katastrophen: Verkehrsunfälle (Auto, Schiff, Zug, Flugzeug), Großbrände und ökologische Katastrophen, z.B. Kernkraftunfälle
- Katastrophen als Folge menschlicher Aggressivität und Grausamkeit: Geiselnahmen, Kidnapping, Terrorismus, Folter, Vergewaltigung, Krieg, Genocid
c) Katastrophen innerhalb der Familie
- Seelischer, körperlicher und sexueller Missbrauch, massive Vernachlässigung
- Erleben schwerer Gewalttätigkeit
- Schwere Trennungserlebnisse
- Schwere eigene und familiäre Erkrankungen, Tod
Die Tabelle stellt nicht nur eine Aufzählung von Traumatisierungsmöglichkeiten dar, sondern kann gleichzeitig als ein Ranking angesehen werden. So nimmt das „Traumatisierungspotential“ in der Reihenfolge der Aufzählung zu (Riedesser 2003, S. 161). Dementsprechend besteht durch von Menschen verschuldete Unfälle eine höhere Gefahr, ein Kind seelisch zu verletzen, als durch Naturkatastrophen, jedoch auch ein geringeres als Vergewaltigungen oder Missbrauch innerhalb der eigenen Familie des Kindes.
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich im zweiten Teil mit dem Phänomen der Übertragung. Übertragungen sind meist auf unzureichende Beziehungserfahrungen innerhalb der Familie zurückzuführen, weshalb im weiteren Verlauf der Arbeit nur die hier unter Punkt c genannten Traumatisierungen eine Rolle spielen werden, wobei die Auswirkungen von a und b nicht weniger beachtlich sind.
Die Traumatisierungsmöglichkeiten innerhalb der Familie sind ebenfalls sehr vielfältig. Im Rahmen dieser Arbeit wird die „psychische Misshandlung“, die „traumatische Trennung“ und der „sexuelle Missbrauch“ verstärkt in den Fokus rücken, da diese im später folgenden Fallbeispiel eine bedeutende Rolle spielen und theoretische Kenntnisse über diese Formen der Traumatisierung zum Verstehen des Fallbeispieles beitragen sollen.
3.3.1. Psychische Misshandlung
„Unter psychischer Misshandlung versteht man alle Handlungen oder Unterlassungen von Eltern oder Betreuungspersonen, die Kinder ängstigen, überfordern, ihnen das Gefühl der Wertlosigkeit vermitteln“, so die Definition nach Anette Engfer (2005, S. 6). Die Definition zeigt, dass die psychische Misshandlung von Kindern aus zwei unterschiedlichen Formen bestehen kann: je nachdem, ob bei der Gefährdung elterliches Tun oder Unterlassen im Vordergrund steht. Beide Handlungsformen haben gemeinsam, dass sei bei einem Kind seelisches und emotionales Leiden verursachen.
Psychische Misshandlungen zeigen sich in einem andauernden Muster inakzeptabler Interaktionen, welche die Beziehung zwischen Eltern oder einem Elternteil und dem Kind prägen. Wesentlich bei der psychischen Misshandlung ist, dass nicht physische Verletzungen zu einer seelisch traumatischen Störung führen. Das pathogene Element ist eher die Misshandlung durch die Person, die dem Kind eigentlich Schutz und Fürsorge zuteil werden lassen sollte. Die psychische Misshandlung ist also mehr durch die Beziehung als durch die Tat definiert, weshalb sie in der Regel nach außen weniger deutlich sichtbar ist, wie z.B. die körperliche Misshandlung (vgl. Weiß 2009, S. 24). Dieser Umstand bedeutet allerdings nicht, dass die Auswirkungen der psychischen Misshandlung weniger traumatogen sind.
Es stellt sich die Frage, welche Verhaltensweisen mit einer psychischen Misshandlung einhergehen. Anette Engfer (2005, S. 6) stellt in ihrem Artikel die Toxonomie von Markus Glaser vor, welche unter der psychischen Misshandlung folgende elterliche Verhaltensweisen versteht:
- „emotionale Nicht-Verfügbarkeit, das Ignorieren des Kindes
- Ablehnung und Abwertung des Kindes, indem ihm negative Eigenschaften zugeschrieben werden
- entwicklungsunangemessene oder inkonsistente Verhaltensweisen gegenüber dem Kind; dazu gehören: Überforderung, Überbehütung und Einengung kindlicher Erfahrungsräume, mangelnder Schutz vor traumatischen oder verwirrenden Erfahrungen (z.B. wenn Kinder elterliche Suizidversuche miterleben müssen)
- mangelnder Respekt für die Individualität des Kindes und psychologisch notwendige Grenzziehungen (z.B. wenn das Kind zur Befriedigung elterlicher Bedürfnisse instrumentalisiert wird)
- mangelnde Förderung kindlicher Sozialkompetenz; hierunter fallen falsche Formen der sozialen Anleitung z.B. durch Bestechung und `psychische Vernachlässigung`, wenn Eltern ihre Kinder nicht angemessen fördern, ihnen Erfahrungsräume verwehren“
Mögliche Folgen von psychischer Misshandlung können Minderleistungen in der Entwicklung, Minderwuchs, körperliche Vernachlässigung, Isolation und Aggression, dissoziales Verhalten, geringes Selbstwertgefühl, Angst und Schreckhaftigkeit sein (vgl. Weiß 2009, S. 25). Eliana Gil (1993, S. 20) weist zudem auf eine negative Weltansicht, ängstliche Anhänglichkeit an die Eltern, Misstrauen, Kommunikationsarmut, geringes Selbstwertgefühl und autoaggressive Verhaltensweisen hin.
3.3.2. Traumatische Trennung
Trennungen gehören zur Lebenserfahrung jedes Menschen. Die zeitlich erste Trennung im Leben eines Menschen beginnt mit dem Durchschneiden der Nabelschnur. Aber auch im weiteren Leben kommt es in Folge von Umzügen, Scheidungen oder durch Tod zu Trennungen. Trennungen können einen positiven Charakter haben und die Lebensqualität von Menschen verbessern. Für Kinder stellt eine Trennung aber meist ein einschneidendes Erlebnis dar, welches vom Gefühl der Hilflosigkeit, dem Ausgeliefertsein, der Verunsicherung, dem Schock und der Angst in einem hohen Maße begleitet wird. Studien belegen: Je jünger ein Kind ist, „desto wahrscheinlicher wirkt sich ein Trauma auf den Affekt (die Stimmung, z.B. Trauer oder Niedergeschlagenheit), auf Lebensfunktionen (z.B. Schlafstörungen, geringer Appetit), und auf das Sozialverhalten (z.B. Aggressivität oder Rückzug) aus“ (Eckardt 2005, S. 22). Die Gründe hierfür sind vielfältig. Kinder haben wenig Lebenserfahrung, sie sind auf die Unterstützung und Zuwendung von Erwachsenen angewiesen und stehen der Situation der Trennung hilflos gegenüber. Kinder sind in Trennungen der Situation des Alleingelassenwerdens ausgesetzt, ohne ihr etwas entgegensetzen zu können. „Zudem fehlt Kindern die Sprache, die intellektuelle Befähigung und die Erfahrung, um nachträglich dem Trauma einen Sinn zu geben. Es ist aber gerade diese Sinngebung – die Integration des Erlebten in die eigene Geschichte – die für eine `Heilung` ausschlaggebend ist. Die traumatischen Ereignisse stellen die ganze bisherige Lebenserfahrung von Kindern in Frage: Nichts gilt mehr, nichts ist sicher, nichts kann wieder so werden, wie es war. Eine `distanzierte` Perspektive ist Kindern kaum möglich“ (Eckardt 2005, S. 19f.). Häufig leiden diese Kinder unter Schuldgefühlen, weil sie den Grund der Trennung (ob sie ins Heim kommen, sich die Eltern scheiden lassen oder jemand stirbt) auf sich selbst beziehen.
Für viele Kinder stellt die Fremdunterbringung in ein Heim eine besonders traumatische Trennung von ihren Eltern dar. Für das Kind stellt „eine Fremdplatzierung eine erhebliche Kränkung dar. Das Weggegebenwordensein ist nunmehr ein Teil seiner Biographie und belastet es in seiner weiteren Entwicklung und Sozialisation“ (Conen 2002, S. 39). Kinder fühlen sich ihren Eltern stark verbunden, umso mehr belastet sie die Weggabe – egal welche Misshandlungen sie durch die Eltern erlebt haben.
Die traumatischen Auswirkungen, welche mit einer Trennung einhergehen, hängen mit dem Bewusstsein zusammen, welches die Kinder über die Umstände der Trennung erlangen, ob ihnen die Chance zur Verarbeitung durch Gespräche gegeben wird und wie der Umgang mit Personen aussieht, die die Familie helfen wollen (vgl. Weiß 2009, S. 34).
Jörg Maywald (1997) und John Bowlby (1976) haben sich mit den Folgen von Trennungen näher beschäftigt. Sie weisen auf Folgeschäden wie Beziehungslosigkeit oder Beziehungssucht, Passivität, Abstumpfung, Depression, Suizidalität, verfrühtes Autonomiestreben, Selbstverwahrlosung und Prostitution hin. Barbara Diepolt (2005, S. 176) erörtert zudem einen Zusammenhang zwischen Borderlinestörungen und vorangegangenen, traumatischen Trennungen in der Familie. In einer Untersuchung stellte sie fest, dass 80 % der Kinder mit Borderlinestörungen traumatische Trennungen miterlebt haben.
3.3.3. Sexueller Missbrauch
Die äußerst schädigende Wirkung sexuellen Missbrauchs entsteht aus dem unangemessenen Eingriff in die eigenständige sexuelle Entwicklung eines Kindes. Hinzu kommt die Verleugnung durch den Täter und oft auch durch das weitere Umfeld, so dass das Kind den Eindruck bekommt seine Wahrnehmung sei falsch und selbst versucht die Tatsachen zu verleugnen (vgl. Weiß 2009, S. 29f.). Die amerikanische Psychiaterin und Professorin an der Harvard Medical School Judith Lewis Herman spricht in diesem Zusammenhang von einem „Doppeldenk“. „Das Kind muss Primärbeziehungen zu Eltern herstellen, die entweder gefährlich oder aus kindlicher Sicht gleichgültig sind. Es muss Urvertrauen und Geborgenheit bei Eltern suchen, die nicht vertrauenswürdig sind und keinen Schutz bieten“ (Hermann 1994, S. 142). Die Kinder müssen in andauernder Alarmbereitschaft sein, um in einem Klima der dauernden Gefahr überleben zu können. Sie entwickeln für sich ein Sinnsystem, welches das Geschehene rechtfertigt. Sie erleben ihre Bezugspersonen sogleich als liebevolle, unterstützende Person im Alltag und als bedrohende und angsteinflößende in der Missbrauchssituation. Für das Kind gibt es nichts verlässliches, sein Denken ist verwirrt. Um diesem Zustand entgegen zu wirken, wird ein Personenschema gebildet, in dem gute neben bösen Repräsentanzen bestehen und das im weiteren Leben relativ willkürlich auf Personen oder Gruppen angewandt wird.
Es stellt sich die Frage, unter welchen Umständen und auf welcher Weise sexueller Missbrauch zum psychischen Trauma führt. Die amerikanischen Forscher David Finkelhor und Angela Brown (1985, zit. n. Hartwig/Hensen 2003, S. 36) haben hierzu ein Erklärungsmodell entwickelt, welches vier verschiedene traumatogene Faktoren unterscheidet:
- Vertrauensbruch: Das Kind fühlt sich verraten, indem ihm die Person, von der es emotional abhängig ist, Schaden zufügt. Das Kind wird in seinem Vertrauen zutiefst erschüttert.
- - Hilf- und Machtlosigkeit: Durch die kontinuierliche Missachtung des Willens, der Wünsche und Bedürfnisse des Kindes und der Verletzung seiner körperlichen Integrität entwickeln sich anhaltende Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle.
- - Sexuelles Trauma: Das Kind wird mit negativen Bedeutungen und Implikationen von sexuellem Missbrauch und Opfersein konfrontiert. Die Kinder sind vom Verhalten der Vertrauenspersonen irritiert und können es nicht einordnen.
- - Stigmatisierung: Durch den Zwang der Geheimhaltung entstehen außerdem Isolation, Schuld- und Schamgefühle. Autoaggressionen und Suchtentwicklung sind häufig die Folge.
Sexueller Missbrauch und damit verbundene Folgen gehören zum Alltag in der Heimerziehung. Luise Hartwig und Gregor Hensen (2003, S. 68) beziehen sich in ihrem Buch auf eine Studie von Finkel (1998), der zu dem Ergebnis kommt, „dass ca. jedes 4. Mädchen und jeder 15. Junge in den untersuchten stationären und teilstationären Hilfen zur Erziehung tatsächlich oder vermutlich Opfer sexueller Gewalthandlungen gewesen ist“. In einigen Fällen ist der Missbrauch aktenkundig, in andern Fällen nur ein Verdacht von Seiten der PädagogInnen, aufgrund der Verhaltensweisen der Kinder. Judith Lewis Herman (1994, S. 9) stellt daher fest: „Erst wenn die Wahrheit anerkannt ist, kann die Genesung des Opfers beginnen. Doch sehr viel häufiger wird das Schweigen aufrechterhalten, und die Geschichte des traumatischen Ereignisses taucht nicht als Erzählung auf, sondern als Symptom.“
3.4. Häufigkeit der Traumatisierungsformen
Forscher haben in weltweiten Studien herausgefunden, dass je nach Untersuchung und Region 50-90% aller Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens eine traumatische Erfahrung machen und dass hiervon je nach Trauma 15-50% eine „Traumafolge-Erkrankung“ entwickeln (vgl. Reddemann 2006, S. 9).
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass es in Deutschland keine genauen Angaben zur Häufigkeit von traumatisierten Kindern und Jugendlichen gibt, da polizeiliche Kriminalstatistiken keine ausreichende Grundlage für die Analyse der Verbreitung bieten. Der größte Teil der Vorfälle wird in der Regel niemals zur Anzeige gebracht, weil oft die soziale Verbundenheit von Täter und Opfer zu stark ist. Je jünger ein Kind zum Zeitpunkt der Traumatisierung ist, desto seltener kommt es zu einer Anzeige und demnach auch zu einem gerichtlichen Verfahren (vgl. Streeck-Fischer 2006, S. 89). Annette Streeck-Fischer (2006, S. 89) beruft sich in ihrem Buch auf die Wissenschaftler Ellinger und Schrötensack, die bei einer Befragung unter Studenten herausfanden, dass lediglich 11 von 152 Vorfällen (= 7%) gemeldet werden.
Demnach können die folgenden Aussagen nur einen ungefähren Richtwert darstellen, der je nach Definition der Traumatisierung und Erhebungsmethode extrem schwanken kann:
Laut den Jugendämtern gilt die Vernachlässigung mit 10-12% aller Kinder in Deutschland als die häufigste Kindesmisshandlung mit potenziell schwerwiegenden Konsequenzen. Wilma Weiß (2006, S. 22) bezieht sich auf verschiedene Forschungen und zitiert aus eine Untersuchung von Hédervári (1996), dass in Kinderheimen des Landes Brandenburg, bei 62% der jüngeren Kinder Vernachlässigung als Einweisungsgrund angegeben wurde.
Nach einer Untersuchung von Peter Wetzels (1997) ist davon auszugehen, dass mindestens 20.000 Männer und 520.000 Frauen der heutigen jungen Erwachsenen vor ihrem 16. Lebensjahr Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht haben.
Schätzungen zufolge greifen außerdem etwa die Hälfte aller in Deutschland lebenden Eltern nach wie vor gelegentlich zu körperlichen Strafmethoden (vgl. Streeck-Fischer 2006, S. 89).
Im Hinblick auf Heimkinder kommt der elterlichen Trennung, welche in der Regel der Fremdunterbringung vorausgeht, eine große Bedeutung zu. So waren nach der Jugendhilfestatistik aus dem Jahre 1999 44,6% aller Kinder, die untergebracht waren, Kinder aus Ehen, deren Partner sich getrennt hatten (vgl. Weiß 2006, S. 34).
3.5. Einflussfaktoren auf die Traumatisierung
Wie bereits erörtert, können traumatische Erfahrungen die Grundannahmen eines Menschen erschüttern. Allerdings gibt es eine Vielzahl an Faktoren, welche die Schwere eines Traumas beeinflussen. So ist für die Verarbeitung eines Traumas von besonderer Bedeutung, in welchem Entwicklungsstand und Alter ein Kind sich befindet. Grundsätzlich gilt: Je früher eine Traumatisierung statt findet, umso gravierender sind die Folgen, da das Kind sich noch in einer prägenden Phase befindet (vgl. Weiß 2006, S. 38).
Ein weiterer Faktor für den Grad der Traumatisierung ist die Interpretation der Ereignisse durch das Kind (vgl. Riedesser 2009, S. 161f.). Traumata werden von Kindern unterschiedlich verarbeitet, weshalb sich auch bei ähnlichen Erlebnissen verschiedene Folgeschäden ergeben können (vgl. Weiß 2006, S. 27f.). Sie sind nicht als objektive Ereignisse verstehbar, sondern immer an die Bedeutung gekoppelt, die ihnen von der traumatisierten Person zugewiesen wird (vgl. Finger-Trescher/Krebs 2000, S. 126).
Die Resilienzforschung hat sich mit der Frage beschäftigt, weshalb manche Kinder mit traumatisierenden Erlebnissen zu scheinbar gesunden Erwachsenen heranwachsen, wohingegen andere mit denselben oder ähnlichen Erfahrungen scheitern. Dabei konnten zusätzliche Mittler- und Schutzfaktoren[2] ausfindig gemacht werden, die bei der Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses eine Rolle spielen, indem sie wesentlich zur Verarbeitung belastender Umstände beitragen.
Zu den Mittlerfaktoren gehören z.B. die prätraumatische, psychische Ausgangslage (Stabilität und Ausgewogenheit der Ich–Funktion), das Geschlecht (Mädchen gelten als resilienter) und Alter, die Chronizität und Schwere der Misshandlung, die Beziehung zwischen Täter und Opfer und das emotionale Klima in der Familie. Als protektive Faktoren werden eine Großfamilie (kompensatorische Elternbeziehungen), überdurchschnittliche Intelligenz, robustes, aktives und kontaktfreudiges Temperament, soziale Förderung (Jugendgruppe, Schulen, Kirche, usw.) und eine dauerhafte gute Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson angesehen (vgl. Weiß 2006, S. 39).
Abschließend lässt sich festhalten, dass eine Vielzahl von Faktoren dafür verantwortlich sind, inwieweit ein Trauma schädigend auf die Entwicklung eines Kindes Einfluss nimmt. Wilma Weiß (2006, S. 40f.) kommt in ihrem Buch daher zu folgendem Schluss: „Die große Variationsbreite zwischen Individuen, traumatischen Ereignissen und den Kontextbedingungen lässt keine pauschalen Verallgemeinerungen zu.“ Dies ist besonders für die Therapie und den Umgang mit traumatisierten Kindern wichtig. Aber auch für die Hilfeplanung in der stationären Jugendhilfe, denn diese Schlussfolgerung bedeutet, dass nur allgemeine Aussagen über die Einflussfaktoren von Traumatisierungen getroffen werden können und es die Aufgabe der PädagogInnen ist, die individuelle Lage jedes einzelnen Kindes zu bewerten, um geeignete Hilfen anbieten zu können.
3.6. Direkte Auswirkungen von Traumatisierungen
Bereits in den 80er Jahren stellte Alfred Lorenzer, ein Psychoanalytiker und Sprachwissenschaftler der Frankfurter Schule, fest, dass sich Interaktionserfahrungen in der Embryonalzeit sowie in den ersten Lebensmonaten „verleiblichen“. Mit dem Begriff des „verleiblichen“ drückt Lorenzer aus, dass sich sensomotorische Reaktionsweisen des Körpers einprägen und unbewusst spätere Informationsverarbeitungsprozesse in adäquater oder inadäquater (neurotischer) Weise beeinflussen (vgl. Leuzinger-Bohleber et al. 2006, S. 22).
Gottfried Fischer und Peter Riedesser (2009, S. 293) beschreiben ein traumakompensatorisches Schema, das Kinder nach traumatischen Erlebnissen entwickeln und das dem Ausgleich und der Kompensation dienen soll. Das von ihnen vorgestellte Schema beinhalte drei Teilaspekte: Zunächst beschäftigt sich das Kind mit den Ursachen der Katastrophe (ätiologischer Aspekt). Im Folgenden versucht es das Geschehene wieder gut bzw. ungeschehen zu machen, wobei es auch völlig irreale Phantasien entwickeln kann (restaurativer Aspekt). Aufgrund ihrer kognitiven Entwicklung sind die Kinder noch nicht im Stande, die komplexen Zusammenhänge zu durchschauen und entwickeln häufig „magische Erklärungen“ für das Geschehene. Diese Erklärungen münden häufig in Schuldzuweisungen – of an die eigene Person. Zum Abschluss beschäftigt sich das Kind mit der Frage, wie sich Wiederholungen in der Zukunft vermeiden lassen könnten (präventiver Aspekt).
Festzuhalten ist, dass die dazu erforderlichen, kompensatorischen Aktivitäten ein hohes Maß an Kreativität und Intelligenz erfordern und dementsprechend mit der altersspezifischen kognitiven und affektiven Entwicklung eines Kindes zusammenhängen. Besonders im Bereich von innerfamiliären Traumata haben die entwickelten Schemata oft einen pathologischen Charakter. Sie zielen darauf ab, zumindest eine relative Kontrolle über die nahezu unkontrollierbare Situation zu bekommen. Häufig nehmen die Bewältigungsversuche der Kinder tragische Formen an, „weil sie verzweifelt versuchen, die Bindungen zu ihren zentralen Bezugspersonen aufrechtzuerhalten, auch wenn diese Bindungen noch so pathologisch sind und sie diese eigentlich lösen müssten“ (Riedesser 2009, S. 168). Symptome von verhaltensauffälligen Kindern können deshalb als Kompromiss zwischen dem direkten Einfluss der traumatischen Erfahrung und den kompensatorischen Bemühungen verstanden werden.
3.6.1. Anpassungs- und Abwehrmechanismen
Bereits Säuglingen steht ein angeborenes Repertoire an Anpassungsmechanismen (auch Coping-Strategien genannt), wie z.B. Avoidance (Vermeidung), Freezing (Erstarren) oder Fighting (Abwehr) zur Verfügung, mit deren Hilfe der Organismus versucht, sich problematischen Umweltverhältnissen anzupassen und Situationen zu bewältigen. So reagieren Kleinkinder in den ersten 36 Monaten besonders mit Vermeidung des Blickkontaktes oder Erstarrung auf misshandelnde Elternteile, als ob sie diese äußeren Objekte und die damit verbundenen schmerzlichen Affekte ausblenden wollen. Ab dem zweiten Lebensjahr kommt es dann eher zu einem abwehrenden, kämpferischen Verhalten (Fraiberg 1982, zit. n. Streeck-Fischer 2006, S. 98).
Schocktraumata können mithilfe dieser Mechanismen relativ gut überwunden und bis auf subjektive Wahrnehmungsverzerrungen später relativ detailliert erinnert werden (vgl. Fischer/Riedesser 2009, S. 288).
Dauert die bedrohliche Situation allerdings länger an, wird der Organismus überfordert und muss auf Abwehrmechanismen zurückgreifen. Die Symptome, die die Kinder daraus entwickeln sind niemals sinnlos, sondern müssen als verzweifelte Selbsthilfeversuche begriffen werden. Die chronische Übererregung durch das Trauma führt zu einem psychophysiologischem „Abschalten“, zu Verleugnung und emotionaler Anästhesie, wodurch jegliche Emotionen und Wahrnehmungen betäubt werden können (vgl. Fischer/Riedesser 2009, S. 288).
Als Beispiel für Abwehrmechanismen führt Peter Riedesser (2009, S. 169f.) z.B. die Unterdrückung der Gefühle (numbing) auf , welche die Funktion haben, den Organismus vor erneuter Überwältigung durch innere und äußere Reize zu schützen. Ein weiterer Abwehrmechanismus stellt die Regression dar, welche alle Bemühungen des Kindes einschließt, „auf das sichere Fundament früherer, prätraumatischer Entwicklungsphasen zurückzukehren in der Hoffnung auf einen Neuanfang“. Regressionen können auch als Mahnruf des Kindes an die primären Bindungspersonen verstanden werden, ihm Liebe und Zuwendung wie einem Kleinkind zu schenken. Des Weiteren kann Dissoziation als Mechanismus aufgefasst werden, mit dem emotional unerträgliche Wahrnehmungen und Erfahrungen bewältigt werden können, indem sie ausgeblendet werden. Dissoziation wird als das Gefühl beschrieben, „neben sich gestanden zu haben“ (Weiß 2009, S. 225) und bedeutet ein psychisches Fliehen, wenn ein physisches Fliehen nicht möglich ist. Dieses Ab- oder Umschalten kann sich zu einem Denkmuster manifestieren, welches im späteren Leben bei belastenden Situationen ständig reaktiviert wird und korrektive Erfahrungen verhindert (vgl. Weiß 2009, S. 59f.).
3.6.2. Beeinträchtigung der Eltern-Kind Beziehungen
Traumatisierte Kinder haben durch die negativen Erlebnisse mit ihren engsten Bezugspersonen nicht die Möglichkeit, ein positives Selbstbild aufzubauen. „Wenn das Selbstbild durch elterliche Gleichgültigkeit oder Inkonsistenz zwischen liebenden und ärgerlichen Reaktionen verzerrt ist, oder wenn es durch Zurückweisung und Bestrafung bedroht ist, hat das Kind wenige Erfahrungsgrundlagen für die Entwicklung eines Selbstbildnisses als kompetente und liebenswerte Person“ (Ruth Kempe 1998 zit. n. Weiß 2009, S. 42). Häufig verinnerlichen traumatisierte Kinder die Sichtweise der Eltern und nehmen jegliche Schuld für das Geschehene auf sich um die Illusion von den Eltern als „gute, verlässliche und schützende Bindungspersonen“ aufrechtzuerhalten (Riedesser 2009, S. 167). Sie halten sich selbst für schlecht, unruhig, böse oder provozierend. Das Resultat ist, dass diesen Kindern völlig der Zugang zur eigenen Identität fehlt. Das, was ihnen widerfährt, können sie sich nur als gerechte Strafe für ihr schlechtes Benehmen erklären (vgl. Riesesser 2009, S. 167). Die widersprüchlichen Selbstbilder, welche die Kinder aufbauen, können zur Bewusstseinsspaltungen führen, in extremen Fällen zu neuen Persönlichkeiten (vgl. Herman 1994, S. 149).
Bei körperlicher Gewalt und Misshandlung durch Bezugspersonen entwickeln Kinder häufig Strategien, durch die sie glauben, die Übergriffe verhindern zu können. Indem sie die Schuld auf sich nehmen und besonders feinfühlig und umsorgend auf die Eltern eingehen, vollzieht sich eine Rollenumkehr. Die Kinder geben dann ihre eigenen Bindungsbedürfnisse zugunsten der Eltern auf. Diese Rollenumkehr kann Auswirkungen auf das ganze Leben eines Kindes haben. „Dieses Verhalten kann internalisiert werden und dazu führen, dass sich solche Menschen im Erwachsenenalter in Beziehungen nur dann sicher fühlen, wenn sie andere versorgen. Es ist ihnen ganz unmöglich, sich selbst versorgen zu lassen, wie sie in der Übertragung fürchten, der andere könnte – ähnlich wie früher der Mißhandler – unberechenbar zuschlagen oder anderweitig verletzend werden“ (Brisch 2009, S. 112f.). Laut Peter Riedesser kann eine vollzogene Rollenumkehr besonders im Jugendalter dramatische Entwicklungen nach sich ziehen. In der Zeit der Adoleszenz wollen sich Jugendliche normalerweise von ihren Eltern lösen. Durch die Rollenumkehr haben sie jedoch subjektiv das Gefühl, ihre Eltern im Stich zu lassen. Häufig reagieren Jugendliche auf diese widersprüchlichen Gefühle mit autoaggressivem Verhalten. (vgl. Riedesser 2009, S. 168)
Abschließend lässt sich festhalten, dass traumatische Erfahrungen die Beziehung zwischen Eltern und Kind maßgeblich beeinflussen. Traumatische Erfahrungen wirken sich sowohl auf die Herausbildung von Stilen im Umgang mit sich selbst, aber auch auf den Umgang mit anderen und der Umwelt aus.
3.7. Spätere Auswirkungen von Traumatisierungen
Traumata haben nicht nur kurzfristige Auswirkungen, sondern prägen ein Kind und dessen Sichtweise. Das Trauma formt die Welt des Kindes und es erfolgt von klein auf eine „traumatische Identitätsbildung“ (Küchenhoff 1990, zit. n. Diepold 2005, S. 195). Traumata beeinflussen dementsprechend die ganze Persönlichkeit und das Leben eines Menschen und bilden den Hintergrund, auf dem er seine Umwelt erlebt. Im Folgenden werden die Auswirkungen von Traumata benannt, die erst im späteren Leben eines Menschen zum Vorschein kommen.
3.7.1. Posttraumatisches Belastungssyndrom
Bereits bei der Auflistung der verschiedenen Traumata in Punkt 3.3 hat sich gezeigt, dass es eine Vielzahl an Traumata gibt, die abhängig von der Persönlichkeit des Kindes und der Art der Traumatisierung ganz unterschiedliche Folgen nach sich ziehen können, so dass sich kein einheitliches „Traumasyndrom“ beschreiben lässt. Trotz dieses Umstandes konnten Folgeerscheinungen herausgefiltert werden, die mehreren speziellen Traumasyndromen gemeinsam sind. Diese werden im DSM IV[3] und analog im ICD-10 als „Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS)“ zusammengefasst und beschreiben den Verlaufsprozess psychischer Traumatisierung. Saß und seine Kollegen stellen in ihrem Buch eine Tabelle auf, welche die Kriterien der PTBS nach dem DSM IV zusammenfasst und erweitern diese in Hinblick auf die speziellen Symptome bei Kindern. Die Tabelle wird im Folgenden vorgestellt.
Tabelle 2: Diagnostische Kriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung nach DSM IV (Saß et al. 1996, S. 491f.)
[...]
[1] ICD ist die Abkürzung für „International Classification of Diseases“ und steht für ein Diagnoseschema, herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation (WHO, World Health Organisation). Dieses Schema beinhaltet eine internationale Klassifikation psychischer Störungen und beschreibt detailliert die Symptome dieser Störungen, „die es den PsychologInnen oder ÄrtzInnen ermöglichen, eine Diagnose einer psychischen Krankheit zu stellen, sich mit Kollegen darüber zu verständigen und eine geeignete Therapiemöglichkeit zu finden“ (Weiß 2009, S. 227).
[2] Unter Mittlerfaktoren versteht man alle Umstände, unter denen sich das Geschehene abspielt. Protektive, also schützende Faktoren, verbessern die Chancen der Anpassung an die traumatisierende Umgebung und der späteren Heilung. (vgl. Weiß 2006, S. 37)
[3] Das DSM IV ist neben dem zum Anfang der Arbeit vorgestellten ICD-10 ein weiteres Diagnoseschema für Psychiatrie und Psychologie. Das DSM IV ist die vierte Ausgabe des „Amerikanischen, diagnostischen und statistischen Manuals psychiatrischer Erkrankungen“, in dem die Diagnosekriterien für psychiatrische Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen festgelegt sind.
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- Carolin Weigand (Author), 2010, Zeit heilt alle Wunden? Der pädagogische Umgang mit dem Phänomen der Übertragung bei traumatisierten Kindern in der stationären Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153666
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