Wie Prof. Dr. Brieskorn in seinem Buch „Finsteres Mittelalter?“ beschreibt, galt und gilt das Mittelalter in den Vorstellungen der Menschen seit jeher als eine „Zeit der Grausamkeit und der Brutalität“. Eine solche Betrachtung des „Medium Aevum“ ist auf eine Vielzahl von martialischen und blutrünstigen Akten mittelalterlicher Zeitgenossen zurückzuführen, z.B. auf den Fall von Kardinal Jean de la Balue, der wegen Beschuldigung des Landesverrat für elf Jahre in einen Eisenkäfig eingesperrt wurde. Die direkte Schlussfolgerung aus diesen und anderen Umständen würde nun darin bestehen, konsequent das Mittelalter als gewalttätige Epoche zu brandmarken. Von verschiedenen Seiten wird jedoch dagegen Widerspruch eingelegt. Die Aufgabe des vorliegenden Essays soll nun darin bestehen, der Frage nach dem Umgang mit Gewalt im Mittelalter nachzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Das finstere Mittelalter?
- Wie gewalttätig war das Mittelalter?
- Die direkte Schlussfolgerung aus diesen und anderen Umständen würde nun darin bestehen, konsequent das Mittelalter als gewalttätige Epoche zu brandmarken.
- Von verschiedenen Seiten wird jedoch dagegen Widerspruch eingelegt.
- Auch wenn dieser Vorgang in eine Legende eingebettet ist, kann er doch Authentizität für das angesprochene Phänomen der Ritterlichkeit beanspruchen.
- Ein solches freimütiges, beiderseits gewaltfreies Verhalten ging auf mehrere Beweggründe zurück, z. B. auf religiöse Motive.
- Sicherlich lässt sich nach wie vor eine Unzahl an Beispielen für ungehemmtes Blutvergießen aufzählen.
- Aus all diesen sich widersprechenden Gegebenheiten ist zu schließen, dass man das Mittelalter nicht einseitig charakterisieren kann, sondern ambivalent betrachten muss.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Essay befasst sich mit der Frage, wie Gewalt im Mittelalter behandelt wurde. Er analysiert, ob das Mittelalter tatsächlich eine Epoche der Grausamkeit und Brutalität war, wie es in der allgemeinen Vorstellung oft dargestellt wird, oder ob es auch friedfertige Tendenzen gab.
- Das verbreitete Bild des finsteren Mittelalters als Epoche der Gewalt
- Historische Beispiele für gewalttätige Akte im Mittelalter
- Mildernde Faktoren wie Rittertum, Gottesfriedenbewegung und Regeln für den Umgang mit Gewalt in Fehden
- Vergleichbarkeit der Gewalt im Mittelalter mit der Gewalt in der heutigen Zeit
- Ambivalenz des Mittelalters als Epoche mit sowohl gewalttätigen als auch friedfertigen Aspekten
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beschreibt das gängige Bild des Mittelalters als eine Zeit der Grausamkeit und Brutalität. Es werden historische Beispiele für gewalttätige Ereignisse angeführt, die dieses Bild zu stützen scheinen.
- Das zweite Kapitel stellt die These auf, dass das Mittelalter nicht nur von Gewalt geprägt war, sondern auch von friedfertigen Tendenzen. Hierbei werden Institutionen wie das Rittertum und die Gottesfriedenbewegung als Beispiele für ein gemäßigtes Fehdewesen und einen geregelten Umgang mit Gewalt angeführt.
- Das dritte Kapitel setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Mittelalter hinsichtlich der Gewalt mit der heutigen Zeit vergleichbar ist. Der Autor argumentiert, dass man das Mittelalter nicht einseitig als gewalttätig brandmarken kann, sondern ambivalent betrachten muss. Es wird festgestellt, dass sowohl im Mittelalter als auch in der heutigen Zeit gewalttätige und friedfertige Aspekte existieren.
Schlüsselwörter
Gewalt im Mittelalter, Rittertum, Gottesfriedenbewegung, Fehdewesen, Brutalität, Grausamkeit, Friedfertigkeit, Ambivalenz, Historiographie, Mittelalterbild
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- Peter Hubertus Erdmann (Author), 2008, Das finstere Mittelalter? Blut und Gewalt allerorten.....? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153538