[...] Wie so oft haben sich verschiedene Forscher daran versucht, eine Definition für diese Art Roman zu finden und stießen dabei auf die unterschiedlichsten Merkmale. So ist Gero Wilpert z.B. der Ansicht, dass das Verbrechen, im Hinblick auf psychologischen Anstoß, Ausführung, Entdeckung und Aburteilung des Verbrechers behandelt werden muss, wenn das literarische Produkt den Anspruch auf die Gattungsbezeichnung ‚Kriminalroman‘ haben soll .
Für die vorliegende Arbeit ist in erster Linie allerdings nicht die Frage, was ein Kriminalroman ist, von Bedeutung, sondern welche Merkmale er aufweist, wodurch er, seitdem es diese Gattung gibt, so beliebt wurde. Mit dieser Thematik hat sich Bertolt Brecht in seinem Aufsatz Über die Popularität des Kriminalromans aus dem Jahr 1938 auseinander gesetzt. Er versucht darin, Ursachen für die Popularität zu ergründen, die er für sich selbst beim Lesen als typisch empfand. Anzumerken ist, dass Brecht ein bekennender Kriminalromanleser gewesen ist, sich also auf dem Gebiet auskannte.
Eine Definition sollte hier allerdings noch angeführt werden, welche den Unterschied zwischen Kriminalroman und Detektivroman klar macht und zwar die von Richard Alewyns in seinem Aufsatz Die Anatomie des Kriminalromans aufgestellte. Dort erklärt er, dass der Unterschied nicht im Inhalt - beide behandeln einen Mord -, sondern an der Form liegt: „Der Kriminalroman erzählt die Geschichte eines Verbrechens, der Detektivroman die Geschichte seiner Aufklärung.“ Warum ist diese Unterscheidung wichtig für das Folgende? Weil der Verfasserin dieser Arbeit beim Lesen des Essays aufgefallen ist, dass Brecht zwar von Kriminalroman im Allgemeinen schreibt, sich allerdings im engeren Sinn auf den Detektivroman bezieht. Der Form, der Richtigkeit und der guten Ordnung halber sei hier noch gesagt, dass das Lexem Kriminalroman in dieser Arbeit, und zwar wegen der Verwendung im Brechtschen Aufsatz, beibehalten wird. Ziel dieser Arbeit ist, anhand des Aufsatzes und der herangezogenen Sekundärliteratur, die zur Begründung der einzelnen Thesen unterstützend wirken sollen, die Merkmale des Kriminalromans zu erörtern und grundlegende Charakteristika zu inaugurieren warum es sich bei diesem Genre um einen ‚blühenden Literaturzweig‘ handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Erste These
- Zweite These
- Dritte These
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit der Frage, warum der Kriminalroman seit seinem Aufkommen so beliebt ist. Anhand der Analyse von Bertolt Brechts Aufsatz „Über die Popularität des Kriminalromans“ sowie relevanter Sekundärliteratur werden die zentralen Merkmale dieser Gattung beleuchtet und begründet, warum der Kriminalroman als „blühender Literaturzweig“ angesehen werden kann.
- Merkmale des Kriminalromans als eigenständige Literaturgattung
- Bedeutung des logischen Denkens und des Schemas im Kriminalroman
- Einfluss wissenschaftlicher Methoden und Techniken auf den Kriminalroman
- Verbindung zwischen Abenteuerroman und Kriminalroman
- Das Spannungsverhältnis zwischen Kriminalroman und psychologischem Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Frage nach der Definition des Kriminalromans und betrachtet verschiedene Ansätze zur Abgrenzung dieser Gattung. Sie führt den Leser in die Thematik des Aufsatzes ein und benennt den Fokus auf die Merkmale, die zur Popularität des Kriminalromans beitragen.
Erste These
Brechts These, dass der Kriminalroman „alle Merkmale eines blühenden Literaturzweigs zur Schau trägt“, wird anhand von aktuellen Zahlen zu Neuerscheinungen und Verkäufen in Deutschland belegt. Die Einleitung stellt einen Kontrast zu Brechts Zeit dar, in der der Kriminalroman in der Literaturwissenschaft noch nicht als eigenständiges Genre anerkannt war.
Zweite These
Die zweite These befasst sich mit dem Vergleich zwischen dem Aufbau des Kriminalromans und der Arbeitsweise von Physikern. Brecht sieht im Kriminalroman eine „Konzeptionsweise, die von der Wissenschaft beeinflusst ist“. Die Analyse der Handlung des Kriminalromans erfolgt durch das Sammeln von Fakten, das Aufstellen von Hypothesen und deren Überprüfung. Der Leser wird aufgefordert, die Motive der Figuren anhand von logischen Schlussfolgerungen zu erschließen.
Dritte These
Die dritte These betrachtet die Verbindung zwischen Abenteuerroman und Kriminalroman. Es wird argumentiert, dass der Kriminalroman eine vielseitige Erscheinungsform des Abenteuerromans ist. Der Fokus liegt auf der Handlung und der Auflösung des Verbrechens, während der Abenteuerroman den Fokus auf die Abläufe der Ereignisse legt.
Schlüsselwörter
Kriminalroman, Detektivroman, Popularität, Merkmale, Schema, Logik, Wissenschaft, Abenteuerroman, psychologischer Roman, Spannungsaufbau, Motive, Figuren, Handlung, Auflösung.
- Quote paper
- Una Müller (Author), 2010, Thesen des Kriminalromans nach Bertolt Brecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153536