Die bürokratische Verwaltung ist seit jeher ein zentraler Akteur der Politik und Gesellschaftsordnung. Sie sorgt für die regelgebundene, kontinuierliche, sachliche und effiziente Ausübung der staatlichen Macht. Allerdings gibt es laut Max Weber in allen modernen politischen Systemen das „Bestreben anwachsender bürokratischer Apparate, sich politisch von jeglicher Herrschaft zu verselbstständigen und sich gegenüber gesellschaftlichen Impulsen abzukapseln“ , also sich jeglicher Kontrolle anderer gesellschaftlicher oder politischer Akteure zu entziehen. Dies stößt auf harte Kritik von Weber.
Diese Arbeit soll sich auf Webers politische Überlegungen zum deutschen Beamtentum im späten Kaiserreich konzentrieren, welche er in seinem Werk „Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. Zur politischen Kritik des Beamtentums und Parteiwesens“ niedergeschrieben hat.
Bei der Periode von 1917 bis 1919 handelt es sich für Deutschland aufgrund des Übergangs von der Monarchie zur Republik um eine Periode des politischen und sozialen Umbruchs. Mit diesem Beitrag zur künftigen Verfassungsform Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg, thematisiert er die Vorteile der modernen Bürokratie, bringt aber ebenso seine Missbilligung der genannten politischen Verselbstständigung der Bürokratie und der durch sie wirkenden Beamtenschaft zum Ausdruck. Diese aufgreifend, legt er eine Theorie unter anderem über die institutionell einzurichtende Zähmung oder Eingrenzung der faktischen Macht der Beamten, durch Kontrolle und Wahl der politischen Führer dar.
Um seine Theorie aufzuzeigen, soll in dieser Arbeit zunächst die historisch entwickelte Herrschaft des Beamtentums dargestellt und auf ihre Ursachen und Machtbasis analysiert werden. Im darauf folgenden Abschnitt soll die von Weber scharf kritisierte Beamtenherrschaft in Form der politischen Verselbstständigung der Bürokratie aufgezeigt werden. Dafür wird zunächst eine kurze historische Einordnung der Problemstellung vollzogen, um daraufhin Webers Meinung der Genese der Beamtenherrschaft als degenerierte Form der Herrschaft über das Deutsche Reich zu untersuchen. In Kapitel vier werden Webers Vorschläge für die Umstrukturierung des Systems erarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herrschaft des Beamtentums
- Die Beamtenherrschaft: Politische Verselbstständigung
- Historische Einordnung: Das politische System des Deutschen Reichs
- Der degenerierte Herrschaftstyp
- Webers Lösungsvorschläge für ein neues System der Herrschaft
- Fazit: Das Dilemma der Herrschaft des Beamtentums
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Max Webers politische Überlegungen zum deutschen Beamtentum im späten Kaiserreich, insbesondere seine Kritik an der politischen Verselbstständigung der Bürokratie. Die Arbeit analysiert die von Weber beschriebenen Phänomene der "Herrschaft des Beamtentums" und der "Beamtenherrschaft" und beleuchtet Webers Lösungsansätze für ein reformiertes Herrschaftssystem.
- Webers Kritik an der politischen Verselbstständigung des Beamtentums
- Analyse der "Herrschaft des Beamtentums" nach Weber
- Die "Beamtenherrschaft" als degenerierte Herrschaftsform
- Webers Vorschläge zur Reform des Verwaltungssystems
- Das Dilemma zwischen "Herrschaft des Beamtentums" und "Beamtenherrschaft"
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der politischen Verselbstständigung des Beamtentums ein und skizziert den Kontext von Max Webers Überlegungen im Kontext des politischen und sozialen Umbruchs in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Sie beschreibt Webers Hauptforschungsfeld der Rationalisierung und die Bedeutung der Bürokratie in modernen Gesellschaften. Die Arbeit konzentriert sich auf Webers Werk „Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland“ und kündigt die Struktur der folgenden Kapitel an.
Herrschaft des Beamtentums: Dieses Kapitel beschreibt die Institutionalisierung des Berufsbeamtentums im Deutschen Reich, beginnend mit dem Allgemeinen Preußischen Landrecht von 1794 und dem Reichsbeamtengesetz von 1873. Es analysiert Webers Sichtweise, dass die Herrschaft im modernen Staat in der Handhabung der Verwaltung liegt und somit dem Beamtentum obliegt. Das Kapitel betont die Übereinstimmungen zwischen Webers Prinzipien des Berufsbeamtentums und den heute geltenden „hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums“ im Grundgesetz, was die Bedeutung von Webers Werk unterstreicht. Die Kapitel beleuchtet die Vorteile und Wirkungen der von Weber beschriebenen Prinzipien.
Die Beamtenherrschaft: Politische Verselbstständigung: Dieses Kapitel behandelt Webers Kritik an der politischen Verselbstständigung der Bürokratie. Es bietet eine historische Einordnung der Problemstellung im Kontext des politischen Systems des Deutschen Reichs. Der Schwerpunkt liegt auf Webers Analyse der Beamtenherrschaft als degenerierte Herrschaftsform, die sich der Kontrolle gesellschaftlicher und politischer Akteure entzieht. Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert die Ursachen und Folgen dieser Entwicklung.
Webers Lösungsvorschläge für ein neues System der Herrschaft: Dieses Kapitel wird Webers Vorschläge zur Reform des Verwaltungssystems untersuchen, um die politische Verselbstständigung der Bürokratie zu verhindern und ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Verwaltung und politischer Führung herzustellen. Es wird seine Ideen zur Kontrolle und Wahl politischer Führer beleuchten und ihren Beitrag zur Zähmung der Macht der Beamten analysieren.
Schlüsselwörter
Max Weber, Beamtentum, Beamtenherrschaft, politische Verselbstständigung, Bürokratie, Herrschaft, Rationalisierung, Deutsches Reich, Verwaltung, Politik, Reform, Parlament, Regierung.
Häufig gestellte Fragen zu: Max Webers Analyse der Beamtenherrschaft
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert Max Webers politische Überlegungen zum deutschen Beamtentum im späten Kaiserreich, insbesondere seine Kritik an der politischen Verselbstständigung der Bürokratie. Im Fokus stehen Webers Konzepte der "Herrschaft des Beamtentums" und der "Beamtenherrschaft" sowie seine Lösungsansätze für ein reformiertes Herrschaftssystem.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Webers Kritik an der politischen Verselbstständigung des Beamtentums, analysiert die "Herrschaft des Beamtentums" nach Weber, untersucht die "Beamtenherrschaft" als degenerierte Herrschaftsform, beleuchtet Webers Vorschläge zur Reform des Verwaltungssystems und schließlich das Dilemma zwischen "Herrschaft des Beamtentums" und "Beamtenherrschaft".
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext von Webers Überlegungen und die Struktur der Arbeit skizziert. Es folgt ein Kapitel über die "Herrschaft des Beamtentums", welches die Institutionalisierung des Berufsbeamtentums im Deutschen Reich beschreibt und Webers Sichtweise auf die Bedeutung der Verwaltung im modernen Staat beleuchtet. Das Kapitel "Die Beamtenherrschaft: Politische Verselbstständigung" analysiert Webers Kritik an der politischen Verselbstständigung der Bürokratie und die Beamtenherrschaft als degenerierte Herrschaftsform. Abschließend werden Webers Lösungsvorschläge zur Reform des Verwaltungssystems und zur Herstellung eines ausgewogeneren Verhältnisses zwischen Verwaltung und politischer Führung untersucht. Ein Fazit rundet die Arbeit ab.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit konzentriert sich auf Max Webers Werk „Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland“ und bezieht sich auf das Allgemeine Preußische Landrecht von 1794 und das Reichsbeamtengesetz von 1873. Sie erwähnt auch die "hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums" im Grundgesetz.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Max Weber, Beamtentum, Beamtenherrschaft, politische Verselbstständigung, Bürokratie, Herrschaft, Rationalisierung, Deutsches Reich, Verwaltung, Politik, Reform, Parlament, Regierung.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit fasst die Kernargumente der Arbeit zusammen und beleuchtet das Dilemma zwischen der notwendigen Effizienz der Verwaltung ("Herrschaft des Beamtentums") und der Gefahr der politischen Verselbstständigung ("Beamtenherrschaft"). Es zeigt die Aktualität von Webers Analysen und die anhaltende Relevanz seiner Reformvorschläge auf.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende der Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft, Soziologie und Geschichte, die sich mit Max Webers Werk, dem deutschen Beamtentum und der Entwicklung von Bürokratie auseinandersetzen. Sie ist auch für alle interessant, die sich für die Geschichte der deutschen Verwaltung und die Herausforderungen der Regierungsführung interessieren.
- Quote paper
- Michael Meyer (Author), 2007, Politische Verselbstständigung: Herrschaft des Beamtentums und Beamtenherrschaft , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153102