Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Erleben von Schuldgefühlen und deren Funktionen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Es ist eine qualitative Forschungsarbeit auf der Basis von sechs persönlichen Gesprächen, wovon ich jeweils drei Gespräche mit Frauen und drei mit Männern führte.
In der Einleitung berichte ich zunächst darüber, wie ich dazu kam, über dieses Thema eine Diplomarbeit zu schreiben sowie über meinen persönlichen Bezug zu Schuldgefühlen und mein Vorverständnis von Schuld und Schuldgefühlen. Danach folgen etymologische Ausführungen zu den Begriffen Schuld und Sünde. Im Anschluss daran gehe ich auf die Leitfrage meiner Untersuchung und den Schwerpunkt dieser Arbeit ein.
Der Theorieteil enthält das Strukturmodell von Freud, welches die Instanzen der Psyche und deren Funktionen beschreibt. Darauf aufbauend folgt ein Unterkapitel zu bewussten und unbewussten Schuldgefühlen. Um Schuldgefühle auch aus einer soziologischen Sicht zu betrachten, folgen Oliviers Ausführungen zur Geschlechterdifferenz in der Sozialisation, in denen sie sich kritisch mit Freuds Theorien auseinandersetzt. Weiter geht es mit verschiedenen Forschungsergebnissen aus der Pädagogik zur Entwicklung der Moral. Das abschließende Unterkapitel des Theorieteils beinhaltet Erklärungen zu echten und falschen Schuldgefühlen von der feministischen Theologin Christa Mulack, um etwas Licht in das Dunkel der Sichtweise von Schuldgefühlen zu bringen. Im letzten Teil des Theorieteils wäre ich gerne anhand von geeigneter Literatur auf das Erscheinen oder die Funktion von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen eingegangen. Dazu scheint es jedoch keine Forschung oder Literatur zu geben.
Um das Phänomen Schuldgefühle zu untersuchen, habe ich drei Bereiche abgesteckt: einen biographischen Hintergrund als Voraussetzung für die Entwicklung eines Schuldbewusstseins, das Erleben von Schuldgefühlen und die Funktionen von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei ließ ich mich von der Frage leiten: "Welche Funktionen haben Schuldgefühle in zwischenmenschlichen Beziehungen?".
In dieser Arbeit berichten Frauen und Männer über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Schuldgefühlen und wie sie zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen und auch belasten können. Die Funktionen von Schuldgefühlen scheinen dennoch wichtig zu sein: als Hauptfunktion hat sich herausgestellt, dass Schuldgefühle in zwischenmenschlichen Beziehungen bindend wirken können.
Inhaltsverzeichnis
- Überblick über die Arbeit
- 1. Einleitung
- 1.1 Das Thema hat mich gefunden
- 1.2 Persönlicher Bezug
- 1.3 Vorverständnis von Schuld und Schuldgefühlen
- 1.4 Herkunft der Begriffe Schuld und Sünde
- 1.5 Leitfrage der Untersuchung
- 2. Theorieteil
- 2.1 Das Strukturmodell nach Freud
- 2.1.1 Das Ich
- 2.1.2 Das Es
- 2.1.3 Das Über-Ich
- 2.1.4 Die Außenwelt
- 2.2 Bewusste und unbewusste Schuldgefühle
- 2.2.1 Bewusste Schuldgefühle
- 2.2.2 Die 'Theorie der unbewussten Schuldgefühle'
- 2.2.3 Untersuchungen zur Angst
- 2.2.4 Die Ursachen und Folgen des Schuldbewusstseins
- 2.2.5 Freuds Lösungsvorschlag
- 2.3 Geschlechterdifferenz in der Sozialisation
- 2.3.1 Struktur der Klassischen Kleinfamilie
- 2.3.2 Die Entwicklung des Jungen
- 2.3.3 Die Entwicklung des Mädchens
- 2.3.4 Das mütterliche Opfer
- 2.3.5 Oliviers Lösungsvorschlag
- 2.4 Die Entwicklung der Moral
- 2.4.1 Das Konzept von Piaget
- 2.4.2 Neuere Forschung zur Moralentwicklung
- 2.4.3 Das Modell von Kohlberg
- 2.4.4 Erziehungsstile
- 2.4.5 Schlussfolgerungen
- 2.5 Echte und falsche Schuldgefühle
- 2.5.1 Das 'autoritäre' oder 'moralische' Gewissen
- 2.5.2 Das 'humanistische' oder 'ethische' Gewissen
- Schlussfolgerungen in Bezug auf Schuldgefühle
- 2.1 Das Strukturmodell nach Freud
- 3. Methodenteil
- 3.1 Zur Forschungsmethode
- 3.1.1 Meine wissenschaftliche Haltung
- 3.1.2 Mein Forschungsansatz: Prozessorientiertes Vorgehen
- 3.1.3 Wahl des Erhebungsverfahrens
- 3.2 Zur Durchführung der Untersuchung
- 3.2.1 Annäherung an das Thema vor Untersuchungsbeginn
- 3.2.2 Gesprächsvorbereitung
- 3.2.3 Meine Suche nach Gesprächspartner/innen
- 3.2.4 Meine Gesprächspartner/innen
- 3.2.5 Gesprächsverlauf
- 3.2.6 Modifikation des Leitfadens
- 3.2.7 Besonderheiten während der Durchführung
- 3.2.8 Besonderheiten nach den Gesprächen
- 3.3 Zur Auswertung
- 3.3.1 Individuelle Auswertung
- 3.3.2 Vergleichende Auswertung
- 3.1 Zur Forschungsmethode
- 4. Ergebnisse der individuellen Auswertung
- 4.1 Hubert
- 4.2 Petra
- 4.3 Stefan
- 4.4 Claudia
- 4.5 Yvonne
- 4.6 Klaus
- 5. Vergleichende Auswertung und Diskussion der Ergebnisse
- 5.1 Der biographische Hintergrund als Voraussetzung für die Empfänglichkeit von Schuldgefühlen
- 5.1.1 Bereich A: Untersuchung der Ähnlichkeiten im biographischen Hintergrund
- 5.1.2 Zusammenfassende Darstellung der Kategorien und Diskussion der Ergebnisse
- 5.2 Intrapsychisches Erleben von Schuldgefühlen
- 5.2.1 Bereich B: Untersuchung der Ähnlichkeiten beim intrapsychischen Erleben von Schuldgefühlen
- 5.2.2 Zusammenfassende Darstellung der Kategorien und Diskussion der Ergebnisse
- 5.3 Die Funktionen von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen
- 5.3.1 Bereich C: Untersuchung der Ähnlichkeiten der Funktionen von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen
- 5.3.2 Zusammenfassende Darstellung der Kategorien und Diskussion der Ergebnisse
- 5.1 Der biographische Hintergrund als Voraussetzung für die Empfänglichkeit von Schuldgefühlen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Funktion von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Arbeit zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis für die Entstehung, das Erleben und die Auswirkungen von Schuldgefühlen zu entwickeln.
- Die Rolle des Über-Ichs nach Freud bei der Entstehung von Schuldgefühlen
- Der Einfluss der Sozialisation und geschlechtsspezifischer Faktoren auf die Entwicklung von Schuldgefühlen
- Die Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten Schuldgefühlen
- Die Funktionen von Schuldgefühlen als Kontrollmechanismus in Beziehungen
- Die Auswirkungen von übermäßig belastenden Schuldgefühlen
Zusammenfassung der Kapitel
Überblick über die Arbeit: Dieser Abschnitt bietet eine kurze Übersicht über die gesamte Arbeit, die Thematik und die Struktur der Untersuchung. Er dient als einführende Zusammenfassung und leitet den Leser in die Hauptthemen der Diplomarbeit ein.
1. Einleitung: Die Einleitung präsentiert die persönliche Motivation der Autorin für die Wahl des Themas „Schuldgefühle“. Es wird ein Vorverständnis von Schuld und Schuldgefühlen dargelegt und der historische Kontext der Begriffe „Schuld“ und „Sünde“ beleuchtet. Abschließend wird die Leitfrage der Untersuchung formuliert, die den roten Faden der gesamten Arbeit bildet.
2. Theorieteil: Dieser Abschnitt bietet eine umfassende theoretische Grundlage für die Untersuchung. Es wird das Strukturmodell der Psyche nach Freud vorgestellt, welches die Rolle des Ichs, des Es und des Über-Ichs bei der Entstehung von Schuldgefühlen erläutert. Die Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten Schuldgefühlen wird diskutiert, ebenso wie die Ursachen und Folgen von Schuldbewusstsein. Der Einfluss der Sozialisation und geschlechtsspezifischer Faktoren auf die Entwicklung von Moral und Schuldgefühlen wird unter Einbezug von Piaget und Kohlberg detailliert behandelt. Schließlich werden verschiedene Konzepte von Gewissen und die Unterscheidung zwischen echten und falschen Schuldgefühlen erörtert.
3. Methodenteil: In diesem Kapitel wird die gewählte Forschungsmethode detailliert beschrieben. Die Autorin erläutert ihre wissenschaftliche Haltung und den prozessorientierten Forschungsansatz. Das gewählte Erhebungsverfahren, die Durchführung der Untersuchung, die Auswahl und Charakterisierung der Gesprächspartner/innen sowie der Ablauf und die Modifikation des Leitfadens werden präzise dargestellt. Der Abschnitt zur Auswertung beschreibt die individuelle und vergleichende Analyse der gewonnenen Daten.
4. Ergebnisse der individuellen Auswertung: Dieser Abschnitt präsentiert die Ergebnisse der individuellen Auswertung der geführten Interviews mit den einzelnen Probanden (Hubert, Petra, Stefan, Claudia, Yvonne, Klaus). Für jeden Probanden wird ein detailliertes Verdichtungsprotokoll seines/ihres Gespräches präsentiert.
5. Vergleichende Auswertung und Diskussion der Ergebnisse: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der einzelnen Interviews vergleichend ausgewertet und diskutiert. Die Analyse konzentriert sich auf drei Bereiche: den biographischen Hintergrund, das intrapsychische Erleben von Schuldgefühlen und die Funktionen von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Für jeden Bereich werden Kategorien gebildet und die Ergebnisse detailliert dargestellt und diskutiert.
Schlüsselwörter
Schuldgefühle, Sozialpsychologie, Freud, Über-Ich, Sozialisation, Moralentwicklung, Geschlechterdifferenz, zwischenmenschliche Beziehungen, Kontrollmechanismus, Bewusstsein, Unbewußtes, Qualitative Forschung, Interview.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Schuldgefühle in zwischenmenschlichen Beziehungen
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Diese Diplomarbeit untersucht die Funktion von Schuldgefühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie beleuchtet die Entstehung, das Erleben und die Auswirkungen von Schuldgefühlen und zielt auf ein tieferes Verständnis dieser komplexen Thematik ab.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt u.a. die Rolle des Über-Ichs nach Freud, den Einfluss der Sozialisation und geschlechtsspezifischer Faktoren auf die Entwicklung von Schuldgefühlen, die Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten Schuldgefühlen, die Funktionen von Schuldgefühlen als Kontrollmechanismus in Beziehungen und die Auswirkungen von übermäßig belastenden Schuldgefühlen.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf das Strukturmodell der Psyche nach Freud (Ich, Es, Über-Ich), die Theorien zur Moralentwicklung von Piaget und Kohlberg sowie neuere Forschungsergebnisse zur Sozialisation und Geschlechterdifferenz. Es werden verschiedene Konzepte von Gewissen und die Unterscheidung zwischen echten und falschen Schuldgefühlen diskutiert.
Welche Methode wurde angewendet?
Es wurde eine qualitative Forschungsmethode mit einem prozessorientierten Ansatz gewählt. Die Datenerhebung erfolgte mittels Interviews mit sechs ausgewählten Personen (Hubert, Petra, Stefan, Claudia, Yvonne, Klaus). Die Auswertung umfasst eine individuelle und eine vergleichende Analyse der Interviewdaten.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung (Motivation, Vorverständnis, Leitfrage), 2. Theorieteil (theoretische Grundlagen zu Schuldgefühlen), 3. Methodenteil (Beschreibung der Forschungsmethode), 4. Ergebnisse der individuellen Auswertung (detaillierte Darstellung der Interviewergebnisse für jeden Probanden) und 5. Vergleichende Auswertung und Diskussion der Ergebnisse (Analyse der Ergebnisse in Bezug auf biographischen Hintergrund, intrapsychisches Erleben und Funktionen in Beziehungen).
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert die Ergebnisse der individuellen Interviews und eine vergleichende Auswertung, die sich auf drei Bereiche konzentriert: den biographischen Hintergrund der Probanden, deren intrapsychisches Erleben von Schuldgefühlen und die Funktionen von Schuldgefühlen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Für jeden Bereich werden Kategorien gebildet und die Ergebnisse detailliert diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Schuldgefühle, Sozialpsychologie, Freud, Über-Ich, Sozialisation, Moralentwicklung, Geschlechterdifferenz, zwischenmenschliche Beziehungen, Kontrollmechanismus, Bewusstsein, Unbewußtes, Qualitative Forschung, Interview.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich für die psychologischen und sozialen Aspekte von Schuldgefühlen interessieren, insbesondere für Studierende der Psychologie, Sozialwissenschaften und verwandter Disziplinen.
Wo finde ich das Inhaltsverzeichnis?
Das detaillierte Inhaltsverzeichnis ist im HTML-Dokument enthalten und bietet eine umfassende Übersicht über alle Kapitel und Unterkapitel der Arbeit.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels, welche den Inhalt und die wichtigsten Ergebnisse kurz und prägnant beschreibt.
- Citar trabajo
- Dipl.-Psych. Martina Malsbender (Autor), 1997, Schuldgefühle - Ein Kontrollmechanismus in zwischenmenschlichen Beziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152907