David Easton hat mit seinem Werk „The political system“ neben namhaften Wissenschaftlern wie Deutsch und Almond den systemtheoretischen Ansatz politischer Theorie geprägt. Als Wegbereiter hierfür ist Talcott Parsons zu nennen, der Mitte der vierziger Jahre den Strukturfunktionalismus aus seiner Handlungstheorie entwickelte, was ihn letztendlich zu einer allgemeinen Systemtheorie führte, für die er einen allgemeingültigen Anspruch erhob. Für die Vertreter der politischen Systemlehre war dies der Anlass, Annahmen über das „System Politik“ zu machen und Parsons’ allgemeine Systemtheorie im Speziellen anzuwenden.
Easton gehörte dabei einer Gruppe von Politikwissenschaftlern an, die versuchten, eine alternative Richtung zur klassischen vergleichenden Regierungslehre einzuschlagen. Er entwickelte seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Modell des politischen Kreislaufs, beruhend auf dem strukturfunktionalistischen Ansatz von Parsons und gehört damit im Bereich der politischen Systemlehre zu den Vertretern der klassischen systemtheoretischen Ausrichtung.
Für sein Modell wurde in der Folgezeit immer wieder allgemeine Gültigkeit erhoben, ein Stand nahe einer „General Theory“ der Politikwissenschaften. Doch wie lässt sich dieser Ansatz auf das explizite Beispiel anwenden? Die in der systemtheoretischen Tradition stehenden Modelle sind seit Ende der 1960er Jahre vermehrt einer Kritik ausgesetzt, die eine zu nüchternde, aller normativen Grundelemente entbehrende Beschreibungsweise attestiert. Der Politikwissenschaftler Arno Waschkuhn knüpft mit seiner Kritik an dieser Stelle an: Er wirft Eastons Modell einen zu großen Allgemeinheitscharakter vor und fragt nach dem Sinn der Anwendung der Theorie als Realanalyse.
Anhand des Fallbeispieles der Bundesrepublik Deutschland soll festgestellt werden, ob eine Einordnung der BRD in die Eastonsche Typologie möglich ist. In wie weit trifft die oben genannte Kritik zu und bleiben wesentliche Merkmale der politischen Entscheidungsfindung im Eastonschen Verständnis womöglich unberücksichtigt? Am Ende steht ein Fazit, das die wichtigsten Erkenntnisse dieser Arbeit noch einmal zusammenfasst und kritisch bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der allgemeine Systembegriff
- Parsons' Strukturfunktionalismus
- David Easton: Das politische System
- Grundbegriffe der Theorie
- Kritik an Eastons Theorie nach Arno Waschkuhn
- Die Allgemeinheit des Modells
- Die Bundesrepublik Deutschland als politisches System nach Easton
- Input - Die Rolle der Parteien und Verbände
- Konversion - Die Rolle der Parlamente
- Output - Die Rolle der Regierung
- Feedback - Die Rolle der Wahlen und der Medien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Anwendbarkeit der Eastonschen Systemtheorie auf die Bundesrepublik Deutschland. Sie analysiert die zentralen Konzepte des politischen Systems nach Easton und hinterfragt die Kritik an seiner Theorie, insbesondere hinsichtlich der Allgemeingültigkeit des Modells.
- Parsons' Strukturfunktionalismus als theoretischer Hintergrund
- Die zentralen Elemente des Eastonschen Systemmodells
- Die Rolle von Input, Konversion, Output und Feedback im politischen System
- Kritik an der Allgemeingültigkeit des Eastonschen Modells
- Die Anwendung der Systemtheorie auf die BRD und ihre Herausforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor, die die Anwendbarkeit der Eastonschen Systemtheorie auf die Bundesrepublik Deutschland untersucht. Sie stellt David Easton und seine systemtheoretische Arbeit in den Kontext der politischen Theorie und beleuchtet die Kritik an seiner Theorie.
- Der allgemeine Systembegriff: Dieses Kapitel erklärt den allgemeinen Systembegriff, der die Grundlage für die Theorie von Easton bildet. Es definiert die Eigenschaften eines Systems und erläutert die Konzepte von Struktur, Funktion und Prozess im Kontext der Systemtheorie.
- Parsons' Strukturfunktionalismus: Dieses Kapitel behandelt die Strukturfunktionalistische Theorie von Talcott Parsons, auf der die Systemtheorie von Easton aufbaut. Es erklärt die vier universalen Bezugsprobleme des Problems der Bestandserhaltung und die vier Subsysteme des gesellschaftlichen Systems nach Parsons.
- David Easton: Das politische System: Dieses Kapitel stellt die zentrale Theorie von David Easton vor und erklärt die Grundbegriffe seiner Systemtheorie. Es beschreibt das politische System als ein Subsystem der Gesellschaft, das die autoritative Allokation von Werten und Entscheidungen für die Gesellschaft trifft. Der Austauschprozess zwischen dem politischen System und seiner Umwelt wird erläutert.
- Kritik an Eastons Theorie nach Arno Waschkuhn: Dieses Kapitel analysiert die Kritik an der Theorie von Easton, insbesondere die Kritik von Arno Waschkuhn, der den Allgemeinen Charakter des Modells und seine Anwendbarkeit in der Realanalyse in Frage stellt.
- Die Bundesrepublik Deutschland als politisches System nach Easton: Dieses Kapitel untersucht, ob die Bundesrepublik Deutschland in die Eastonsche Typologie eingeordnet werden kann. Es analysiert die Rolle von Parteien, Verbänden, Parlamenten, Regierung und Medien im deutschen politischen System im Hinblick auf das Eastonsche Systemmodell.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die zentralen Konzepte der politischen Systemtheorie, insbesondere die Ansätze von Talcott Parsons und David Easton. Schlüsselbegriffe sind Strukturfunktionalismus, Input, Konversion, Output, Feedback, autoritative Allokation von Werten, Allgemeingültigkeit, Realanalyse, Parteien, Verbände, Parlamente, Regierung, Medien und die Bundesrepublik Deutschland.
- Quote paper
- Eike Christoph Windscheid (Author), 2009, Die Bundesrepublik Deutschland als politisches System nach David Easton – Eine haltbare These, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152806