In den letzten Monaten und Jahren steht kaum eine gesellschaftliche Institution derart im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses wie die der Schule. Häufig sind es bildungspolitische Reformen, die (Un-)Fähigkeiten des Lehrpersonals oder die zunehmende Gewalt unter den Schülern, die die „Penne“ zum Ort der medienwirksamen Auseinandersetzung werden lassen. Dabei wird oft vergessen, welchen Auftrag die Schule in der modernen Gesellschaft wirklich hat: Sozialisation, also die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Prozess der Persönlichkeitswerdung mit dem Ziel der Herausbildung sozial handlungsfähiger Individuen. Gerade diese Mission scheint durch ein Phänomen bedroht, dessen Ursachen weniger im Verantwortungsbereich der Institution Schule selbst liegen, sondern vielmehr durch die Persönlichkeit einzelner Schüler und die Gruppenstrukturen innerhalb von Schulklassen bedingt sind: die Stigmatisierung von Schülern als Außenseiter.
Die Problematik, dass Schüler bewusst von ihren Klassenkameraden ausgegrenzt werden und sie somit nicht mehr in geregelter Weise am Schulalltag partizipieren können, zielt auf die zentrale Fragestellung, die in dieser Arbeit näher beleuchtet werden soll, ab. Diese richtet sich auf die Ursachen, gleichsam auf das „Warum“ der Außenseiter-Problematik: Warum gibt es überhaupt Außenseiter in der Schule? Existiert so etwas wie „schlechte“ Sozialisation, die dem Außenseiter durch seine Rolle zu teil wird? Welchen Stellenwert hat die persönliche Identität von Außenseitern und wie entwickelt sie sich in der Folge weiter?
Gerade die Schulklasse als Ort des Zusammenkommens von Kindern und Jugendlichen, die auf eine bestimmte Art und Weise sozialisiert werden sollen, ist ein besonderes Beispiel für die übertragbare Außenseiter-Problematik: hier spielen entwicklungspsychologisch bedingte Identitätsfindungsprozesse gleichermaßen eine große Rolle wie gruppendynamische Prozesse innerhalb der Schulklasse selbst. Es eröffnet sich, wie in jeder Gruppen- oder (Klassen-)Gemeinschaft, eine soziale Rangordnung, vor deren Hintergrund die Positionen und Plätze im Sozialraum der Schulklasse vergeben werden: Stars, Klassenclowns und Mitläufer erhalten so ihre festen Rollen – und auch der Außenseiter.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Einordnung
- Sozialisation und persönliche Identität
- Schulische Sozialisation
- Identität in Kindheit und Jugendphase
- Etablierte und Außenseiter
- Exklusion in der Schule
- Exklusion unter Kindern und Jugendlichen
- Sozialisation und persönliche Identität
- Außenseiter in der Schule
- Gründe der Stigmatisierung
- Verstärkerprozesse der Ausgrenzung
- Rolleninternalisierung
- Halo-Effekt
- Machtverteilung
- Folgen für die Betroffenen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Phänomen der Stigmatisierung von Schülern als Außenseiter in der Schulklasse. Sie beleuchtet die Ursachen und Folgen dieses Phänomens im Kontext von Sozialisation und Identität. Dabei werden theoretische Konzepte aus der Sozialisationsforschung und der qualitativen Sozialforschung herangezogen, um die Entstehung und die Auswirkungen von Außenseitertum in der Schulklasse zu erklären.
- Sozialisation und Identität im Schulkontext
- Ursachen und Verstärkerprozesse der Ausgrenzung
- Folgen der Stigmatisierung für Außenseiter
- Das Zusammenspiel von Gruppenstrukturen und persönlicher Entwicklung
- Die Rolle der Institution Schule im Sozialisationsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Außenseiter-Problematik in der Schule ein. Sie beleuchtet den Stellenwert der Schule im Sozialisationsprozess und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Warum gibt es Außenseiter in der Schule und welche Folgen hat dies für die Betroffenen?
Das Kapitel „Theoretische Einordnung“ präsentiert die wesentlichen theoretischen Zugänge aus der Sozialisations- und der qualitativen Sozialforschung. Die Konzepte von Hurrelmann und Elias zum Thema Sozialisation und Identität sowie der Etablierten- und Außenseiter-Thematik werden erläutert. Die Arbeit verdeutlicht, wie diese Konzepte die Außenseiter-Problematik im Sozialsystem der Schulklasse erklären.
Das Kapitel „Außenseiter in der Schule“ geht auf die Gründe der Stigmatisierung ein und analysiert verschiedene Verstärkerprozesse der Ausgrenzung, wie Rolleninternalisierung, Halo-Effekt und Machtverteilung. Es werden die Folgen dieser Ausgrenzung für die betroffenen Schüler beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen der Arbeit sind: Schulische Sozialisation, Identität, Außenseiter, Stigmatisierung, Exklusion, Gruppenstrukturen, Persönlichkeitsentwicklung, Etablierte, Qualitative Sozialforschung, Sozialisationsforschung, Folgen der Ausgrenzung.
- Quote paper
- Eike Christoph Windscheid (Author), 2010, Außenseiter in der Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152805