Die Truppenführung (TF) 1910 kannte den Begriff der Gefechtsart noch nicht. Es werden lediglich der Angriff und die Verteidigung in ihren Vor- und Nachteilen beschrieben. Dabei wird sowohl das Begriffspaar Angriff und Verteidigung als auch das Begriffspaar Offensive und Defensive verwandt. Es ist bemerkenswert, dass sich schon hier der Begriff des „Begegnungsgefechts” findet und die Besonderheiten dieser, wie man sie heute bezeichnen würde, besonderen Gefechtshandlung beschrieben werden.
Auch die TF 21 kannte den Begriff der Gefechtsart noch nicht. Inhaltlich lässt sich feststellen, dass dort Angriff, Verfolgung, Verteidigung, hinhaltendes Gefecht und Abbrechen des Gefechts im Rahmen der Gefechtshandlungen beschrieben wurden. Daneben gab es ein Kapitel „Gefechte unter besonderen Verhältnissen“, wobei dort das hinhaltende Gefecht nochmals genannt wurde, was darauf hindeutet, dass es sich dabei nicht um eine eigenständige Gefechtsart handelte, sondern um eine besondere Gefechtshandlung.
Die TF 33 nahm erstmals den Begriff der „Kampfart" auf und beschrieb den Angriff, die Verfolgung, die Abwehr mit ihren beiden Varianten Verteidigung und hinhaltender Widerstand, das Abbrechen des Gefechts und den Rückzug als Kampfarten.
Die TF 56 als erste Truppenführungsvorschrift der Bundeswehr übernahm den Begriff der „Kampfarten" Als „Kampfarten“ wurden dabei Angriff, Verfolgung, Abwehr (mit den Unterpunkten Verteidigung, hinhaltender Kampf und Verzögerungsgefecht) und Abbrechen des Gefechts verstanden. Zusätzlich gab es ein eigenes Kapitel „Gefechte unter besonderen Verhältnissen", in dem z. b. der Ortskampf genannt wird.
Erstmals handelte es sich nun bei der Verzögerung um eine der „Hauptkampfarten" und es wurden Sicherung, Aufklärung und Marsch erstmalig als „allgemeine Aufgaben" im Gefecht genannt und so aufgefasst. Die Tatsache, dass es in allen vorangegangenen Vorschriften Kapitel zur Thematik "Aufklärung, Sicherung und Marsch" gab, zeigt nur, dass schon damals die Wichtigkeit dieser Aufgaben erfasst wurde, aber die Begrifflichkeit als „Gefechtstätigkeit aller Truppen" ist neu.
Inhaltsverzeichnis
- Entwicklung der Gefechtsarten
- Verteidigung
- Verzögerung
- Angriff
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Gefechtsarten in deutschen Streitkräften. Sie untersucht, wie sich die Konzepte von Angriff, Verteidigung und Verzögerung über die Jahrhunderte hinweg gewandelt haben, beeinflusst durch technologische Fortschritte, neue taktische Lehren und die Veränderung des politischen und militärischen Umfelds.
- Entwicklung der Gefechtsarten von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
- Einfluss von technologischen Fortschritten auf die Gefechtsführung
- Evolution der Taktiken und Strategien im Angriff, in der Verteidigung und bei Verzögerungsmanövern
- Die Bedeutung von Aufklärung, Sicherung und Marsch im Gefecht
- Die Rolle von besonderen Gefechtshandlungen wie Begegnungsgefecht, Ablösung und Jagdkampf
Zusammenfassung der Kapitel
- Entwicklung der Gefechtsarten: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs der Gefechtsart und beschreibt die Entstehung der drei Hauptkampfarten Angriff, Verteidigung und Verzögerung. Der Schwerpunkt liegt auf der Veränderung des Verständnisses von Angriff und Verteidigung in den verschiedenen Epochen und der Entstehung des hinhaltenden Gefechts als eigenständiger Kampfhandlung.
- Verzögerung: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der Verzögerung als Gefechtsart, ihre Bedeutung im Zweiten Weltkrieg und die Einordnung in die Truppenführungsvorschriften der Bundeswehr.
- Angriff: Dieses Kapitel betrachtet die Evolution des Angriffs als Gefechtsart, beginnend mit der frühen Neuzeit über die Entwicklung im Zeitalter Friedrichs des Großen bis hin zum Ersten Weltkrieg und der modernen Bundeswehr. Besonderes Augenmerk liegt auf den Einfluss von technologischen Neuerungen und den Wandel des Angriffskonzepts.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der Truppenführung, insbesondere den Gefechtsarten Angriff, Verteidigung und Verzögerung. Weitere wichtige Themenfelder sind die Entwicklung der Taktiken und Strategien, die Rolle von technologischen Innovationen, die Bedeutung von Aufklärung, Sicherung und Marsch, sowie die Einordnung von besonderen Gefechtshandlungen.
- Quote paper
- Stefan Erminger (Author), 2010, Die Entwicklung der Gefechtsarten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152766