Die praktische Umsetzung der Montessori-Pädagogik mit geistig Behinderten im Kindergarten haben wir während unserem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Praxissemester bereits beobachten können, wo teilweise mit Montessori-Materialien gearbeitet wurde. Leider lernten wir den theoretischen Hintergrund der Pädagogik nicht kennen, da die Mitarbeiterinnen keine zusätzliche Ausbildung hierin hatten.
Nachdem wir während einem Seminar mehr über die Pädagogik mit Kindern erfahren haben, interessierten wir uns, aus den bereits genannten Gründen, auch für die Umsetzung in der Behindertenarbeit.
Leider mussten wir aber schnell feststellen, dass auf diesem Gebiet ein Forschungsdefizit herrscht und dementsprechend sehr wenig Literatur zur Verfügung steht.
Aus diesem Grund werden wir versuchen die theoretischen Aspekte mit unseren persönlichen, praktischen Erfahrungen zu belegen.
Wir gehen davon aus, dass die Grundlagen der Pädagogik bekannt sind, und werden deswegen nicht näher darauf eingehen.
Zuerst möchten wir untersuchen, ob die Montessori-Pädagogik überhaupt für die Arbeit mit geistig behinderten Kindern geeignet ist. Die Ergebnisse wollen wir dann anhand der vorbereiteten Umgebung und der Sinnesmaterialien erläutern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Entstehung der Pädagogik für geistig Behinderte
3.Die Geeignetheit
3.1 Die vorbereitete Umgebung
3.2 Übungen des praktischen Lebens
3.3 Die Sinnesmaterialien
3.4 Die Rolle des Erziehers
4. Vorteile der Montessori Pädagogik bei geistig behinderten Kindern
5. Nachteile der Montessori Pädagogik bei geistig behinderten Kindern
6. Fazit
7. Literaturliste
1. Einleitung
Die praktische Umsetzung der Montessori-Pädagogik mit geistig Behinderten im Kindergarten haben wir während unserem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Praxissemester bereits beobachten können, wo teilweise mit Montessori-Materialien gearbeitet wurde. Leider lernten wir den theoretischen Hintergrund der Pädagogik nicht kennen, da die Mitarbeiterinnen keine zusätzliche Ausbildung hierin hatten.
Nachdem wir während einem Seminar mehr über die Pädagogik mit Kindern erfahren haben, interessierten wir uns, aus den bereits genannten Gründen, auch für die Umsetzung in der Behindertenarbeit.
Leider mussten wir aber schnell feststellen, dass auf diesem Gebiet ein Forschungsdefizit herrscht und dementsprechend sehr wenig Literatur zur Verfügung steht.
Aus diesem Grund werden wir versuchen die theoretischen Aspekte mit unseren persönlichen, praktischen Erfahrungen zu belegen.
Wir gehen davon aus, dass die Grundlagen der Pädagogik bekannt sind, und werden deswegen nicht näher darauf eingehen.
Zuerst möchten wir untersuchen, ob die Montessori-Pädagogik überhaupt für die Arbeit mit geistig behinderten Kindern geeignet ist. Die Ergebnisse wollen wir dann anhand der vorbereiteten Umgebung und der Sinnesmaterialien erläutern.
Zur Erläuterung wollen wir noch kurz erwähnen, dass wir den Begriff „der Erzieher“ als neutrales Wort benutzen werden, also dass er beide Geschlechter mit einbezieht.
2. Die Entstehung der Pädagogik für geistig Behinderte
Maria Montessori entwickelte die Idee ihrer Pädagogik während ihrer Arbeit als „Assistenzärtzin an der Psychiatrischen Klinik der Universität Rom“ (Hellbrügge, 1978, S. 144). Dort machte sie die Beobachtung, dass die Kinder dort keinerlei Anregung hatten,
„...der Raum [...] enthielt nicht nur keinerlei Spielzeug, sondern überhaupt keinerlei Gegenstände, nichts, was die Kinder in die Hand nehmen, womit sie sich hätten beschäftigen können.“ (Hellbrügge, 1978, S.33)
Sie erkannte, „dass das Problem der geistig Zurückgebliebenen eher überwiegend ein pädagogisches als überwiegend ein medizinisches war.“ (Hellbrügge, 1978, S. 144/145) Sie kritisierte dadurch den damaligen Umgang mit Behinderten, der rein auf die Erhaltung der physische Existenz ausgerichtet war und die psychisch-emotionale Seite ganz außer Acht ließ. „Der große Respekt, den ich ihrem harten Schicksal entgegenbrachte, und die Liebe, die diese unglücklichen Kinder in jedem wecken, der ihnen nahe kommt, wiesen mir den Weg.“ (Hellbrügge, 1978, S.146)
Diese pädagogische Sichtweise ist ein Standbein ihrer Überlegungen zur Förderung der Kinder.
Das zweite Standbein sind die Forschungen von Jean Marc Gaspard Itard und Edouard Seguin, die sich beide mit der Entwicklung und Förderung zurückgebliebener Kinder beschäftigt haben (Stichwort: „Der Wilde von Aveyron“).
Zunächst bezog Maria Montessori sich ausschließlich auf geistig behinderte Kinder. Schnell erkannte sie, dass die Methode auch für normal entwickelte Kinder geeignet ist.
Bis heute wird die Pädagogik in diesen beiden Bereichen angewendet. Zwar gab es eine Zeit, in der sie hauptsächlich im Regelbereich verwendet wurde. Während dem 2. Weltkrieg wurde sie in Deutschland sogar ganz verboten.
Auf Betreiben Theodor Hellbrügges fand jedoch in den 60ern eine Wiederentdeckung der Montessori-Methode für das geistig behinderte Kind statt (Biewer, 1992, S. 34/35).
Allein die Entstehung der Montessori-Pädagogik spricht für ihre Geeignetheit im Umgang mit geistig behinderten Kindern!
3.Die Geeignetheit
An der Universität Würzburg wurde 1991 eine Dissertation mit dem Titel „Untersuchung zum Rhythmus des Lernens während der Freiarbeit in einer Montessori-Schulklasse für geistig Behinderte“ geschrieben (Biewer 1992). Die Ergebnisse kann man auch auf das Kindergartenalter übertragen. Leider konnte wir keine Studien über geistig behinderte Kinder im Vorschulalter finden.
Eine Schulklasse wurde ein Jahr lang während der Freiarbeit mit Montessori-Material beobachtet. Dabei stand die Fragestellung im Vordergrund, ob geistig behinderte Kinder auch einen Lernrhythmus besitzen. Untersucht wurde, wie lang, wie intensiv sich ein Kind mit einem Material beschäftigt und ob es dieses wieder wählt.
Daraus ergaben sich folgende Ergebnisse:
- Die Kinder arbeiteten 66,5 % der Zeit geordnet.
- Im Durchschnitt wurde mit jedem Material 17 Minuten gearbeitet, was für ein Kind mit Konzentrationsschwäche eine enorm lange Zeit ist.
- Die unterschiedlichen Materialbereiche (Übungen des praktischen Lebens, Sinnes-, Mathematik-, Sprachmaterialien und sonstige) wurden relativ ausgeglichen genutzt.
- Auch schwache Kinder konnten mit den Materialien arbeiten, sie nutzten jedoch durchschnittlich weniger unterschiedliche Angebote als starke. Dies könnte daran liegen, dass sie für die Lösung länger brauchen.
- Nachdem ein Kind eine schwere Aufgabe gelöst hat, wählt es danach meist eine leichtere. Das Kind nutzt die Möglichkeit und Vielfalt der Materialien, um zwischen Ruhe- und Entdeckungsphase zu wechseln.
- Bei 75 % der gewählten Materialien handelt es sich um die klassischen Montessori-Materialien, die restlichen waren sog. „angereicherten“ Montessori-Materialien. Dies zeigt, dass der ursprüngliche Aufforderungscharakter der „alten“ Materialien überwiegt. Dies zeigt erneut die Geeignetheit auch für geistig behinderte Kinder.
- Die bei nicht behinderten Kindern beschriebenen Merkmale „wie Stille, konzentrative Versenkung und Selbständigkeit bei der Materialauswahl finden wir auch bei geistig Behinderten.“ (Biewer, 1992, S. 120) Daraus lässt sich schließen, dass geistig Behinderte nach der Montessori-Methode genauso lernen wie normal entwickelte Kinder.
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- Quote paper
- Kirsten Kölmel (Author), 2001, Montessori-Pädagogik mit geistig behinderten Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15276
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