Die Zuwanderung nach Deutschland hat vielfältige Formen und nimmt stetig zu. Das fordert sowohl die Zivilgesellschaft, als auch die Migrantinnen und Migranten in besonderer Weise. Innerhalb der Gesamtheit der MigrantInnen gibt es immer wieder Menschen, die auf rechtliche Vertretung in Betreuungsverfahren angewiesen sind. Das erfordert besondere theoretische Überlegungen und beinhaltet besondere praktische Erfordernisse. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Migration als solcher, mit den verschiedenen Sichtweisen auf Betreuung und Vormundschaft für Erwachsene in den verschiedenen Kulturkreisen. Sie befasst sich mit den rechtlichen Grundlagen der Betreuung im nationalen und internationalen Recht, insbesondere im Bezug auf Einwanderer und mit Erwägungen zur Betreuungspraxis. Der Verfasser ist seit über zwanzig Jahren in der rechtlichen Betreuung und in der Verfahrenspflegschaft tätig, mit zunehmendem Anteil an Einwanderern.
Diese Arbeit kann nur interdisziplinär gewichtet sein, neben der rechtswissenschaftlichen Sichtweise muss die sozialwissenschaftliche mindestens gleichberechtigt daneben stehen, um der Intention einer möglichst umfassenden Schau auf die Problematik in Ansätzen gerecht werden zu können. Auch philosophische und religiöse Aspekte können nicht ganz ausgespart werden. Inwieweit das gelungen ist, möge der Leser bewerten – dass diese komplexe Thematik im Rahmen dieser Masterthesis nicht abschließend behandelt werden kann, liegt auf der Hand.
Als Eingangsthesen können formuliert werden:
Migration und Wanderungsbewegungen sind keine vorübergehenden Phänomene, sondern Bestandteile der Menschheitskultur.
Rechtssysteme müssen sich dieser Realität annehmen (sind aber recht unbeweglich); dabei soll das Recht nach den Menschen gestaltet werden, nicht entgegengesetzt. Das wäre unmöglich.
Stereotype bestimmen auch den Rechtsalltag – und sind stetig zu hinterfragen.
Inhaltsverzeichnis
- I. MIGRATION, Flucht, Vertreibung, Ein- und Auswanderung. Wanderungsbewegungen und ihre Auswirkungen auf die Organisation des Zusammenlebens der Zivilgesellschaft.
- 1. Wanderungsbewegungen - Versuch einer Systematik
- a) Begriffsklärung und Formen
- b) Thematische Eingrenzung der Formen in Bezug zum Thema der Arbeit
- 2. Psychosoziale und soziokulturelle Aspekte von Migration
- a) Soziale Bindungen, soziale Beziehungen
- b) Resilienz
- c) Diversität der Kulturen
- d) Subkulturen und Parallelgesellschaften
- 3. Herausforderungen für die Migrantin/den Migranten
- a) Lost in a strange land. Einsamkeit und Unsicherheit
- b) Omnipotenz der Sprache - Verlust der Sprache
- c) Normen, Codices, Konventionen
- d) Arbeit und Freizeit
- 4. Herausforderungen für die Zivilgesellschaft
- a) Zwischen Akzeptanz und Befremden
- b) Zwischen Neugier und Abstand
- c) Zwischen „Do what you want“ und Grenzziehung
- II. Rechtliche Betreuung und Vormundschaft in Europa und anderen Teilen der Welt
- 1. Lage in der EU und paneuropäische Situation
- a) Europäische Union
- b) Europäische Staaten ohne EU-Mitgliedschaft
- c) Länderübergreifendes EU-Recht für die rechtliche Betreuung – oder doch nicht?
- 2. Betreuung und Vormundschaft in ausgewählten außereuropäischen Ländern
- III. Die Migrantin/Der Migrant wird zum „Betreuung- fall“
- 1. Rechtliche Grundlegung
- 2. Ausgewählte Probleme der Betreuungspraxis von Migrant:innen und Probleme der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Herausforderungen der rechtlichen Betreuung Erwachsener mit Migrationshintergrund im europäischen Kontext. Ziel ist es, die spezifischen Probleme in der Betreuungspraxis aufzuzeigen und Lösungsansätze zu diskutieren. Der Fokus liegt auf den kulturspezifischen Unterschieden im Verständnis von Betreuung und Vormundschaft sowie den praktischen Schwierigkeiten, die sich aus sprachlichen Barrieren, unterschiedlichen Rechtsvorstellungen und den Herausforderungen der Integration ergeben.
- Migration und ihre Auswirkungen auf die Betreuungspraxis
- Rechtliche Grundlagen der Betreuung im nationalen und internationalen Recht
- Kulturspezifische Unterschiede im Verständnis von Betreuung und Vormundschaft
- Praktische Probleme in der Betreuung von Migranten
- Lösungsansätze und Verbesserungsmöglichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
I. MIGRATION, Flucht, Vertreibung, Ein- und Auswanderung. Wanderungsbewegungen und ihre Auswirkungen auf die Organisation des Zusammenlebens der Zivilgesellschaft: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Einführung in das Thema Migration, beleuchtet verschiedene Formen der Wanderungsbewegungen und analysiert deren Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft. Es werden Begrifflichkeiten geklärt und verschiedene Migrationsformen im Kontext der Arbeit thematisiert. Ein besonderer Fokus liegt auf den psychosozialen und soziokulturellen Aspekten von Migration, einschließlich sozialer Bindungen, Resilienz, kultureller Diversität und der Entstehung von Subkulturen. Schließlich werden die Herausforderungen für sowohl Migranten (z.B. Sprachbarrieren, kulturelle Anpassung) als auch die aufnehmende Zivilgesellschaft (z.B. Integrationsprozesse, Akzeptanz) detailliert dargestellt.
II. Rechtliche Betreuung und Vormundschaft in Europa und anderen Teilen der Welt: Dieses Kapitel befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen der Betreuung und Vormundschaft in verschiedenen europäischen Ländern und ausgewählten außereuropäischen Regionen. Es analysiert die Lage in der EU, vergleicht die Systeme verschiedener Mitgliedsstaaten (Deutschland, Polen, Tschechische Republik, Österreich, Frankreich, Benelux-Staaten) und untersucht die Situation in Ländern außerhalb der EU (Schweiz, Vereinigtes Königreich, Ukraine). Ein Schwerpunkt liegt auf dem Haager Erwachsenenschutzübereinkommen und dessen Bedeutung für die länderübergreifende Betreuung. Der Vergleich mit außereuropäischen Ländern (Nahost, Fernost, Afrika) soll kulturspezifische Unterschiede und Herausforderungen verdeutlichen.
III. Die Migrantin/Der Migrant wird zum „Betreuung- fall“: Dieses Kapitel widmet sich den spezifischen Problemen der rechtlichen Betreuung von Migranten. Es untersucht die rechtlichen Voraussetzungen für die Betreuerbestellung, insbesondere im Hinblick auf die Besonderheiten bei ausländischen Staatsbürgern. Die Rechte der Betroffenen und deren Umsetzung im Kontext der ausländischen Herkunft werden detailliert analysiert, inklusive der Rolle des Verfahrenspflegers. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den praktischen Problemen in der Betreuungspraxis, wie z.B. unterschiedlichem Rollenverständnis, Sprachbarrieren, Problemen mit dem Ausländerrecht, unterschiedlichen Haltungen zu Krankheiten und Behinderungen sowie den Spannungsfeldern zwischen Rechtsbesorgung und Sozialarbeit.
Schlüsselwörter
Rechtliche Betreuung, Vormundschaft, Migration, Migranten, Integration, Kultur, Sprachbarrieren, Ausländerrecht, Haager Erwachsenenschutzübereinkommen, Betreuungspraxis, EU-Recht, soziokulturelle Aspekte, Resilienz, Parallelgesellschaften.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptthemen der Arbeit?
Die Arbeit behandelt die Herausforderungen der rechtlichen Betreuung Erwachsener mit Migrationshintergrund im europäischen Kontext. Es werden kulturspezifische Unterschiede im Verständnis von Betreuung und Vormundschaft, praktische Schwierigkeiten durch Sprachbarrieren und unterschiedliche Rechtsvorstellungen sowie die Herausforderungen der Integration untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel:
- I. MIGRATION, Flucht, Vertreibung, Ein- und Auswanderung. Wanderungsbewegungen und ihre Auswirkungen auf die Organisation des Zusammenlebens der Zivilgesellschaft.
- II. Rechtliche Betreuung und Vormundschaft in Europa und anderen Teilen der Welt.
- III. Die Migrantin/Der Migrant wird zum „Betreuung- fall“.
Was wird im ersten Kapitel behandelt?
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Thema Migration, beleuchtet verschiedene Formen der Wanderungsbewegungen und analysiert deren Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft. Es werden psychosoziale und soziokulturelle Aspekte von Migration, einschließlich sozialer Bindungen, Resilienz und kultureller Diversität betrachtet. Es werden auch die Herausforderungen für Migranten und die aufnehmende Zivilgesellschaft dargestellt.
Was behandelt das zweite Kapitel?
Das zweite Kapitel befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen der Betreuung und Vormundschaft in verschiedenen europäischen Ländern und ausgewählten außereuropäischen Regionen. Es analysiert die Lage in der EU und vergleicht die Systeme verschiedener Mitgliedsstaaten. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Haager Erwachsenenschutzübereinkommen.
Was ist der Inhalt des dritten Kapitels?
Das dritte Kapitel widmet sich den spezifischen Problemen der rechtlichen Betreuung von Migranten. Es untersucht die rechtlichen Voraussetzungen für die Betreuerbestellung, die Rechte der Betroffenen und deren Umsetzung, sowie praktische Probleme in der Betreuungspraxis, wie z.B. unterschiedlichem Rollenverständnis, Sprachbarrieren und Problemen mit dem Ausländerrecht.
Welche Schlüsselwörter werden in der Arbeit verwendet?
Zu den Schlüsselwörtern gehören: Rechtliche Betreuung, Vormundschaft, Migration, Migranten, Integration, Kultur, Sprachbarrieren, Ausländerrecht, Haager Erwachsenenschutzübereinkommen, Betreuungspraxis, EU-Recht, soziokulturelle Aspekte, Resilienz, Parallelgesellschaften.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Masterarbeit ist es, die spezifischen Probleme in der Betreuungspraxis von Erwachsenen mit Migrationshintergrund aufzuzeigen und Lösungsansätze zu diskutieren. Es geht darum, die kulturspezifischen Unterschiede im Verständnis von Betreuung und Vormundschaft sowie die praktischen Schwierigkeiten, die sich aus sprachlichen Barrieren, unterschiedlichen Rechtsvorstellungen und den Herausforderungen der Integration ergeben, zu analysieren und zu bewältigen.
- Quote paper
- Torsten Schönfelder (Author), 2023, Probleme der rechtlichen Betreuung Erwachsener im europäischen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1520175