Zystische Fibrose, oder auch Mukoviszidose genannt, ist eine autosomal-rezessiv ver-erbte Krankheit. Ursache dieser Krankheit ist ein Gendefekt auf dem langen Arm des siebten Chromosoms. Das betroffene Gen codiert das Protein „cystic fibrosis trans-membrane conductance regulator“ (CFTR). Die am häufigsten auftretende Mutation des CFTR-Gens ist die Deletion „von drei Basenpaaren des insgesamt 250.000 Basenpaare enthaltenden relativ großen Gens . Dies führt zur Deletion von Phenylalanin in Position 508, wobei sich das CFTR aus 1480 Aminosäuren zusammensetzt. Das Fehlen von Phenylalanin ist dafür verantwortlich, dass – wahrscheinlich durch eine falsche Faltung – zu wenig Protein an die Zellmembran transportiert wird. Bei anderen Mutationstypen ist der intrazelluläre Proteintransport durch andere Mechanismen gestört oder es stehen genügend Proteinmoleküle mit allerdings reduzierter Chlorid-Ionen-Leitfähigkeit zur Verfügung“ .
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Krankheitsbild
2.1 Ursachen der Zystischen Fibrose
2.2 Klinisches Erscheinungsbild der Zystischen Fibrose
2.2.1 Die Pulmonale Verlaufsform
2.2.2 Die intestiale Verlaufsform
2.2.3 Komplikationen
2.3 Diagnose der Zystischen Fibrose
3. Therapie der Zytischen Fibrose
3.1 Die Therapie von 1960 – 1970
3.2 Die Therapie von 1970 – 1980
3.3 Die Therapie von 1980 – 1990
3.4 Die Therapie von 1990 – 2000
3.5 Die Therapie der Zukunft
4. Interviews
4.1 Interview mit Dr. Ralf S.
4.2 Interview mit Frau J
5. Anhang
1. Einleitung
Auf einer Geburtstagsfeier einer befreundeten Familie lernte ich die Nichte des Geburtstagskindes kennen. Sie war Anfang 20, studierte Architektur, war blond, hübsch, mit einer attraktiven Figur, und erzählte von ihren Auftritten mit ihrer Tanzgruppe. Später wurde mir klar, dass das ein Mitglied der Familie war, das an Zystischer Fibrose erkrankt war. Sie ist Einzelkind. Ihr Vater hat drei Schwestern. Zwei dieser Schwestern haben jeweils zwei gesunde Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen. Eine Schwester hat ebenfalls ein erkranktes Mädchen und einen gesunden Jungen.
Bei der Themensuche zur Facharbeit interessierte mich Genetik und so auch die häufigste rezessive Erbkrankheit Zystische Fibrose, vor allem, da hier bereits Forschungen zur Therapie des Gendefektes begonnen wurden. Eine Befragung der Betroffenen zu ihrem Krankheitsverlauf würde meine Arbeit lebensnah machen und die befreundete Familie war sofort bereit, den Kontakt wiederherzustellen. Eine Woche später waren der Familie durch ein Gespräch mit der Nichte jedoch große Bedenken gekommen, und ich schloss mich der Meinung an, dass eine Befragung nicht in Frage käme.
Die Betroffene, die ihr Studium fast abgeschlossen hat und bereits gute Aussichten hat, einen festen Arbeitsplatz zu bekommen, hatte erzählt, dass sie es strikt vermeidet, anderen von ihrer Erbkrankheit zu erzählen und sogar notfalls auf die dringend erforderlichen Medikamenteneinnahme zu den Mahlzeiten verzichtet, um nicht Auskunft über ihre Erkrankung geben zu müssen. Ein „leichter, guter“ Verlauf einer Erbkrankheit, wie ich gedacht hatte, aber trotz aller scheinbaren Normalität besteht eine große psychosoziale Belastung.
2. Krankheitsbild
2.1 Ursachen der Zytischen Fibrose
Zystische Fibrose, oder auch Mukoviszidose genannt, ist eine autosomal-rezessiv vererbte Krankheit. Ursache dieser Krankheit ist ein Gendefekt auf dem langen Arm des siebten Chromosoms. Das betroffene Gen codiert das Protein „cystic fibrosis transmembrane conductance regulator“ (CFTR). Die am häufigsten auftretende Mutation des CFTR-Gens ist die Deletion „von drei Basenpaaren des insgesamt 250.000 Basenpaare enthaltenden relativ großen Gens. Dies führt zur Deletion von Phenylalanin in Position 508, wobei sich das CFTR aus 1480 Aminosäuren zusammensetzt. Das Fehlen von Phenylalanin ist dafür verantwortlich, dass – wahrscheinlich durch eine falsche Faltung – zu wenig Protein an die Zellmembran transportiert wird. Bei anderen Mutationstypen ist der intrazelluläre Proteintransport durch andere Mechanismen gestört oder es stehen genügend Proteinmoleküle mit allerdings reduzierter Chlorid-Ionen-Leitfähigkeit zur Verfügung“[1].
Diese Gen-Defekte betreffen alle Organe, in denen das Genprodukt des CFTR-Gens eine Rolle spielt.
Bei gesunden Menschen sorgen die Transportproteine CFTR (Transportprotein für Chlorid-Ionen) und ENaC (Transportprotein für Natrium-Ionen) für den Ausgleich von Chlorid- und Natrium-Ionen zwischen den Epithelzellen und des von den Schleimzellen produzierten Schleim.
Bei intakten CFTR-Kanälen werden die negativen Chlorid-Ionen aus den Zellen heraus in den Schleim auf der Membranoberfläche transportiert. Die positiven Natrium-Ionen folgen gemäß der Regel des Ladungsausgleiches diesen nach. Um einen gleichmäßigen osmotischen Druck aufrecht zu erhalten, führt die erreichte Salzkonzentration im Schleim zu einem Ausstrom von Wasser aus den Zellen und damit zu einer Verdünnung des Schleims.
Mutationen des CFTR-Gens führen dazu, dass das irreguläre Transportprotein seine Funktion als Transporter von Chlorid-Ionen nicht mehr oder nicht genügend ausführt. Dies hat zur Folge, dass die negativen Chlorid-Ionen in den Zellen verbleiben. Um den Ausgleich positiver und negativer Ionen zu gewährleisten, strömen positive Natrium-Ionen in das Zellinnere. Da Wasser dem osmotischen Druck folgend in den Zellen gehalten wird, wird der Schleim auf der Zelloberfläche visköser.
Die abnorme Zusammensetzung dieser Sekrete führt in mehreren Organen zu schweren Krankheitserscheinungen: in Pankreas, in Bronchialdrüsen und in Drüsen des Verdauungstraktes. Obligat, d.h. immer vorhanden, ist eine krankhafte Steigerung des Natriumchloridgehaltes auch im Schweiß.
2.2 Klinisches Erscheinungsbild der zytischen Fibrose
Die Symptome der Erkrankung variieren bei den betroffenen Menschen sehr. Sie hängen ab von Art und Ausmaß der Mutation des CFTR-Gens und dem Zeitpunkt der Diagnose von Cystischer Fibrose.
In 5-10% aller Fälle von Zytischer Fibrose setzten die Krankheitserscheinungen direkt nach der Geburt ein. Bei den erkrankten Neugeborenen kommt es zu einem Mekoniumileus. Dies ist ein schwerer Darmverschluss aufgrund des zähen Mekoniums[2], welcher nicht ausgeschieden werden kann, da dieser einen zu hohen Eiweiß- und Schleimgehalt aufweist. Dies führt zu Verstopfungen des Dick- oder Dünndarms. „Nach den ersten Lebenswochen werden bei der Zystischen Fibrose hauptsächlich zwei verschiedende Erscheinungsformen beobachtet, die mehr oder weniger kombiniert sind“[3].
Man differenziert die Hauptsymptome in eine pulmonale[4] Form und eine intestinale Form.
2.2.1 Die pulmonale Verlaufsform
Die pulmonalen Beschwerden zeigen sich meistens bereits im ersten Lebensjahr. Häufig tritt ein quälender Husten als erstes Symptom auf, der durch den zähflüssigen Schleim hervorgerufen wird und eine immer wiederkehrende Bronchitis bedingt. Dieser zähflüssige Schleim in den Bronchien kann nur schwer vom Körper abtransportiert werden und bietet einen idealen Nährboden für Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus oder P seudomonas aeruginoso . Die so verursachten Entzündungsreaktionen beschränken sich nicht nur auf die Oberfläche der Lungenbläschen, sondern führen auch zu Entzündungen des tiefer gelegenen Gewebes. Beide Erreger bilden darüber hinaus Toxine, die die Entstehung von Bronchiektasen[5] und eine bindegewebige Umbildung des Lungengewebes (Fibrosierung) begünstigen. Dies führt zu einer Verringerung der funktionstüchtigen Lungenbläschen, die für die Sauerstoffaufnahme bzw. Kohlenstoffdioxidabgabe verantwortlich sind. So kommt es in späteren Krankheitsstadien zu Hypoxizeichen[6] wie einer Fassform des Thorax, Uhrglasnägel, Trommelschlegelfinger und bei teilweise schon geringer Anstrengung zu einer Dyspnoe[7].
2.2.2 Die intestinale Verlaufsform
Bei dieser sind die ersten Symptome fehlende Gewichts –und Größenzunahme der Säugline oder Kleinkinder, verbunden mit starken Verdauungsproblemen. Hierbei können sowohl massive Durchfälle mit massigen fettglänzenden und übelriechenden Stühlen auftreten, als auch hartnäckige Verstopfungen. Ursache der Symptome ist ein Mangel an den Verdauungsenzymen des Pankreas (Lipase, Amylase und Trypsin), die aufgrund der Verlegung der Ausführungsgänge und fibröser Umwandlung des Pankreasgewebes nur unzureichend in den Darm gelangen. Die verbleibenden Nahrungsbestandteile und ein visköser Film, der sich auf der Darmschleimhaut bildet, führt dann je nach Zusammensetzung zu den Durchfällen oder zu Verstopfungen. Die Minderversorgung mit Nährstoffen und Vitaminen bewirkt außerdem eine erhöhte Infektanfälligkeit.
[...]
[1] Zitat: Koletzko, Berthold, Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Springer, 13. Aufl., 2007, S. 388
[1] Siehe Anhang: Fremdwortverzeichnis
[2]Zitat: von Harnack, Gustav-Adolf und Heimann, Gerhard: Kinderheilkunde, Springer-Lehrbuch 8. Aufl., 1990, S. 300
[3] Siehe Anhang: Fremdwortverzeichnis
[4] Siehe Anhang: Fremdwortverzeichnis
[5] Siehe Anhang: Fremdwortverzeichnis
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Inhaltsverzeichnisses?
Das Inhaltsverzeichnis umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zum Krankheitsbild der Zystischen Fibrose (Ursachen, klinisches Erscheinungsbild in pulmonaler und intestinaler Form, Komplikationen, Diagnose), ein Kapitel zur Therapie (historische Entwicklung und Zukunftsausblick), Interviews und einen Anhang.
Was ist Zystische Fibrose (Mukoviszidose)?
Zystische Fibrose ist eine autosomal-rezessiv vererbte Krankheit, die durch einen Gendefekt auf dem Chromosom 7 verursacht wird. Dieser Defekt betrifft das Protein CFTR (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator).
Was sind die Ursachen der Zystischen Fibrose?
Die Ursache ist eine Mutation des CFTR-Gens, die zu einer Funktionsstörung des Chlorid-Ionen-Transports führt. Die häufigste Mutation ist die Deletion von Phenylalanin an Position 508.
Wie wirkt sich der Gendefekt auf den Körper aus?
Der Gendefekt führt zu einer abnormen Zusammensetzung der Sekrete in verschiedenen Organen, insbesondere in der Bauchspeicheldrüse, den Bronchialdrüsen und dem Verdauungstrakt. Dies führt zu zähflüssigem Schleim.
Was sind die Hauptsymptome der Zystischen Fibrose?
Die Symptome variieren, können aber Mekoniumileus bei Neugeborenen, pulmonale (Husten, Bronchitis, Bronchiektasen, Fibrosierung der Lunge, Atemnot) und intestinale Beschwerden (Gewichtsverlust, Verdauungsprobleme, Durchfall, Verstopfung, Mangel an Verdauungsenzymen) umfassen.
Was ist die pulmonale Verlaufsform der Zystischen Fibrose?
Die pulmonale Verlaufsform äußert sich durch quälenden Husten, der durch zähflüssigen Schleim verursacht wird. Dies führt zu wiederkehrender Bronchitis und kann Bronchiektasen und Fibrosierung des Lungengewebes begünstigen.
Was ist die intestinale Verlaufsform der Zystischen Fibrose?
Die intestinale Verlaufsform äußert sich durch fehlende Gewichts- und Größenzunahme bei Säuglingen und Kleinkindern, verbunden mit Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Verstopfung. Dies wird durch einen Mangel an Verdauungsenzymen des Pankreas verursacht.
Welche Komplikationen können bei Zystischer Fibrose auftreten?
Der Text erwähnt Bronchiektasen, Fibrosierung des Lungengewebes und Minderversorgung mit Nährstoffen und Vitaminen, was zu erhöhter Infektanfälligkeit führt.
Was bedeutet Mekoniumileus?
Mekoniumileus ist ein Darmverschluss bei Neugeborenen, der durch das zähe Mekonium verursacht wird.
Was sind CFTR-Kanäle und welche Rolle spielen sie?
CFTR-Kanäle sind Transportproteine für Chlorid-Ionen, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes im Körper spielen. Bei Zystischer Fibrose sind diese Kanäle defekt, was zu zähflüssigem Schleim führt.
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- Nick Peter (Author), 2008, Therapie der zystischen Fibrose (Mukoviszidose) in den letzten 40 Jahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151846