Die Ideen des Liberalismus entwickeln sich als Kritik an den Zuständen des Absolutismus und der fürstlichen Autokratie. Die Kritik gründet sich auf die Weltanschauung, die mit ihrer Entwicklung in der Renaissance, Reformation beginnt und ihren Höhepunkt in der Aufklärung erreicht. Es ist kaum denkbar und höchst unwahrscheinlich, daß der Liberalismus im 18. und 19. Jahrhundert in Europa ohne dem fürstlichen Absolutismus, der das Bild des 17. und 18. Jahrhunderts geprägt hat, entstanden wäre.
Im Mittelalter hatte der einzelne nur im Kreise der engen Standesgliederung, d. h. der bäuerliche Nachbar, die Universität, der Klerus oder der Adel, persönliche Geltung und Freiheit. Das Denken war an Überlieferungen gebunden. In Anlehnung an Plato gab dieses Denken dem Allgemeinbegriff den Vorrang vor einzelnen Gegenständen der Erfahrungswelt. Der Nominalismus überwand diesen Begriffsrealismus. Die wirkliche, gegenständliche Welt rückt wieder in das Bewußtsein des Menschen; der Mensch erkennt die Möglichkeit, in dieser Welt zu wirken. Er wird sich seiner Persönlichkeit bewußt unter anderem durch die Freiheit des Glaubens und des Intellekts, aber vor allem durch das Streben nach phantasievollem Gestalten und persönlichem Stil auf jedem Gebiet der Kunst.
In der Politik vollzieht sich ein genau entgegengesetzter Vorgang. Mit dem Untergang des Begriffsrealismus verliert das heilige Römische Reich Deutscher Nation die theoretische Grundlage. Es bilden sich Territorialstaaten, die teilweise zu Nationalstaaten, meistenteils aber zu Monarchien werden. Der mittelalterliche Ständestaat wird zugunsten einer Zentralisation der Macht überwunden. Während der Ständestaat auf dem Boden der Naturalwirtschaft existierte, wird der Beamten- und Militärstaat von der Entwicklung der Geldwirtschaft abhängig. Es entwickelt sich als Folge die Exportindustrie; fremde Schiffe werden zusätzlich besteuert oder von den eigenen Häfen ausgeschlossen, die Ausfuhr von wichtigen Rohstoffen wird verboten. Die Konsequenzen betreffen auch die ehemaligen bürgerlichen Selbstverwaltungen, die zu Steueraufbringungsverbänden degradiert werden. Die Ära des Absolutismus bewirkt, daß das handwerkliche Gewerbe verkümmert, die Bauern verelenden, während die Stärke des Landadels steigt.
Inhaltsverzeichnis
- Geschichte des Liberalismus
- Ursprünge und Anfänge
- Vormärz
- Wilhelm von Humboldt
- Biographie
- Der staatstheoretische Ansatz
- Das Individuum
- Das Individuum und der Staat
- Der Liberalismus als Leitbild
- Nachwort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Liberalismus als Leitbild des frühen 19. Jahrhunderts. Sie analysiert die historischen Ursprünge und Anfänge des Liberalismus, beleuchtet die Rolle von Wilhelm von Humboldt im Kontext des liberalen Gedankenguts und untersucht die Bedeutung des Liberalismus als politisches Prinzip in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
- Die Entwicklung des Liberalismus als Kritik am Absolutismus
- Die Bedeutung von John Locke und der Aufklärung für die Entstehung des Liberalismus
- Die Rolle von Wilhelm von Humboldt und seine staatstheoretischen Ansätze
- Der Liberalismus als Leitbild für die Entwicklung des politischen und wirtschaftlichen Systems
- Die Bedeutung des Liberalismus für die Entwicklung des deutschen Staatswesens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Ursprünge und Anfänge des Liberalismus. Es zeigt, wie sich die Ideen des Liberalismus als Kritik an den Zuständen des Absolutismus und der fürstlichen Autokratie entwickelten. Die Kritik gründet sich auf die Weltanschauung der Renaissance, Reformation und Aufklärung. Das Kapitel untersucht die Auswirkungen des Absolutismus auf die Gesellschaft und die Entstehung des Bedürfnisses nach Veränderung. Es stellt die Rolle von John Locke und der Aufklärung für die Entwicklung liberaler Ideen heraus.
Das zweite Kapitel widmet sich Wilhelm von Humboldt, einem bedeutenden Vertreter des frühen Liberalismus. Es beleuchtet seine Biographie, seine staatstheoretischen Ansätze und seine Ideen zur Rolle des Staates in der Gesellschaft. Das Kapitel untersucht Humboldts Verständnis des Individuums und seine Überzeugung, dass die freie Entfaltung des Einzelnen der wichtigste Zweck des Staates ist. Es analysiert Humboldts Kritik an der öffentlichen Staatserziehung und seine Forderung nach einer begrenzten staatlichen Einflussnahme auf die individuellen Freiheitsrechte.
Das dritte Kapitel analysiert den Liberalismus als Leitbild. Es unterscheidet zwischen dem wirtschaftlichen und dem politischen Liberalismus und erläutert deren zentrale Prinzipien. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung des Liberalismus als Mittel zur Begrenzung der Allmacht des Staates und als Grundlage für die Entwicklung eines demokratischen Staatswesens.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Liberalismus, den Absolutismus, die Aufklärung, Wilhelm von Humboldt, Staatsgewalt, Individuum, Freiheit, Staatszweck, politische Partizipation, Konstitutionalismus, Rechtsstaat und die Entwicklung des deutschen Staatswesens im frühen 19. Jahrhundert.
- Quote paper
- Gerlinde Weinzierl (Author), 1998, Der Liberalismus als Leitbild des frühen 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1516
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