Die Art und Weise, wie Menschen sich ernähren, ist eng mit anderen Aspekten ihrer Lebensführung verknüpft. Für den Ethnologen Claude Lévi-Strauss wird die Gesamtheit der gesellschaftlichen Strukturen mit der Nahrung auf unbewusste Weise weitergegeben. Inzwischen kann man auch aufgrund einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen davon ausgehen, dass das Ernährungsverhalten und die soziale Lage von Personen in enger Beziehung zueinander stehen. Doch wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären?
Pierre Bourdieus kulturwissenschaftliche Gesellschaftstheorie „Die feinen Unterschiede“, in der die Geschmackswahl durch tief verwurzelte, erlernte Präferenzen erklärt wird, kann als „starting point for many debates“ betrachtet werden. Sie bietet eine theoretische Grundlage, um die Ursachen für die Unterschiede im Ernährungsverhalten verständlich zu machen.
In der folgenden Arbeit soll geklärt werden, ob der Bourdieusche kulturtheoretische Ansatz insbesondere für das Ernährungsverhalten in unserer heutigen modernen Wohlstandgesellschaft noch relevant ist. Dabei wird anhand einzelner, auch von Bourdieu erwähnter wichtiger sozioökonomischer Variablen, nämlich Alter, Geschlecht und soziale Klasse, beleuchtet, inwiefern diese für die Ernährung von Bedeutung sind. Ein möglicher Zusammenhang wird anhand theoretischer Bezüge zu Bourdieu überprüft.
Zunächst wird das Werk Bourdieus, „Die feinen Unterschiede“, in seinem theoretischen sowie empirischen Gehalt dargestellt. Auf die empirischen Ergebnisse Bourdieus wird v. a. was die Resultate zur Ernährung angeht, Bezug genommen. Das darauf folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Einordnung des wissenschaftlichen Forschungsfeldes der Ernährung und einiger zentraler gesellschaftlicher sowie sozialer Entwicklungen in diesem Bereich, die einen vertieften Blick auf das Ernährungsverhalten erst ermöglichen. Im dritten Kapitel soll der Zusammenhang zwischen den soziökonomischen Determinanten Alter, Geschlecht sowie sozialer Klasse und der Ernährung beleuchtet werden. Weiterhin werden verschiedene Studien genauer sekundär analysiert, die aufbauend auf Bourdieus Theorie diesen Zusammenhang behandeln. Deren Ergebnisse werden darauf folgend mit den Resultaten von Bourdieus Untersuchung verglichen. Im abschließenden Fazit wird dann noch einmal zusammenfassend darauf eingegangen, ob Bourdieus Theorie noch relevant bzw. hilfreich ist, um die Wirkungszusammenhänge einer Soziologie der Ernährung zu erklären.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“
- Historische und kulturelle Einbettung
- Der Habitus als zentrale erklärende Variable
- Die soziale Struktur
- Die Position im sozialen Raum
- Die Verwendung des Klassenbegriffs bei Bourdieu
- Der Raum der Lebensstile
- Der Geschmack als zentraler Begriff für das untersuchte Ernährungsverhalten
- Der Begriff des Geschmacks bei Bourdieu
- Klassiker der Kultursoziologie
- Kritik an Bourdieus Konzept
- Empirische Analysen Bourdieus
- Das Thema Ernährung in den Sozial- und Kulturwissenschaften
- Das Verhältnis zu den Ernährungswissenschaften
- Historischer und sozialstruktureller Wandel
- Die soziale Dimension von Ernährungsempfehlungen
- Der Zusammenhang von Ernährungsverhalten und sozioökonomischen Determinanten
- Der Einfluss des Alters auf die Ernährung
- Geschlechtsspezifisches Ernährungsverhalten
- „Doing Gender“ beim Essen
- Vergeschlechtlichte Verzehrsituationen und Arbeitsteilung
- Klassenhabitus und Unterschiede im Ernährungsverhalten
- Die Rolle des ökonomischen Kapitals für das Ernährungsverhalten
- Die soziale Wertigkeit von Lebensmitteln und Aspekten der Mahlzeit
- Klassenspezifisches Essverhalten
- Empirische Erhebungen zum Zusammenhang von Ernährungsverhalten und sozioökonomischen Determinanten
- Methodische Herangehensweisen und Ergebnisse
- Inwieweit sind die empirischen Resultate kompatibel mit den Ergebnissen von Bourdieu?
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Relevanz des kulturtheoretischen Ansatzes Pierre Bourdieus, insbesondere seines Werkes „Die feinen Unterschiede“, für die Erklärung des heutigen Ernährungsverhaltens. Es wird geprüft, inwieweit Bourdieus Konzepte – Habitus, sozialer Raum, Kapital und Geschmack – noch aktuelle Erklärungskraft besitzen.
- Die Relevanz von Bourdieus Theorie für die Soziologie der Ernährung
- Der Einfluss sozioökonomischer Faktoren (Alter, Geschlecht, soziale Klasse) auf das Ernährungsverhalten
- Der Zusammenhang zwischen Geschmackspräferenzen und sozialer Position
- Eine kritische Auseinandersetzung mit Bourdieus Ansatz im Lichte aktueller empirischer Forschung
- Die Entwicklung und der Wandel des Ernährungsverhaltens im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Erklärungskraft von Bourdieus Ansatz für das heutige Ernährungsverhalten. Sie betont die Bedeutung von Ernährung als alltäglichen und gesellschaftlichen Aspekt und hebt die Diskrepanz zwischen medialer Inszenierung von Essen und realem Ernährungsverhalten hervor. Die Arbeit skizziert ihren methodischen Aufbau und die Bedeutung von Bourdieus Theorie als Ausgangspunkt der Untersuchung.
Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“: Dieses Kapitel präsentiert Bourdieus Theorie umfassend. Es erläutert zentrale Konzepte wie Habitus, sozialen Raum, Kapital, Klasse, Lebensstil und Geschmack und deren Zusammenspiel. Die historische und kulturelle Einbettung des Werkes wird ebenso beleuchtet wie Kritikpunkte an Bourdieus Ansatz und seine empirischen Ergebnisse im Hinblick auf Ernährungsverhalten.
Das Thema Ernährung in den Sozial- und Kulturwissenschaften: Das Kapitel betrachtet die Ernährung als Forschungsfeld in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Es analysiert das Verhältnis zu Ernährungswissenschaften, historische und sozialstrukturelle Veränderungen im Ernährungsverhalten und die soziale Dimension von Ernährungsempfehlungen. Die Kapitel legt die Grundlagen für das Verständnis des komplexen Zusammenspiels von Ernährung, Gesellschaft und Kultur.
Der Zusammenhang von Ernährungsverhalten und sozioökonomischen Determinanten: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss sozioökonomischer Faktoren wie Alter, Geschlecht und soziale Klasse auf das Ernährungsverhalten. Es beleuchtet geschlechtsspezifische Muster, den Zusammenhang zwischen Klassenhabitus und Ernährung, sowie die Rolle von ökonomischem Kapital und der sozialen Wertigkeit von Lebensmitteln. Es stellt die theoretischen Grundlagen für die Analyse empirischer Daten bereit.
Schlüsselwörter
Pierre Bourdieu, „Die feinen Unterschiede“, Habitus, Sozialer Raum, Kapital, Geschmack, Ernährungsverhalten, Sozioökonomie, soziale Klasse, Geschlecht, Alter, Lebenstil, Empirische Forschung, Kultursoziologie.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse des Ernährungsverhaltens im Lichte von Bourdieus „Die feinen Unterschiede“
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht, inwieweit Pierre Bourdieus Theorie, insbesondere sein Werk „Die feinen Unterschiede“, das heutige Ernährungsverhalten erklären kann. Sie analysiert den Einfluss sozioökonomischer Faktoren wie Alter, Geschlecht und soziale Klasse auf Ernährungsgewohnheiten und den Zusammenhang zwischen Geschmackspräferenzen und sozialer Position.
Welche Konzepte von Bourdieu werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf zentrale Konzepte Bourdieus wie Habitus, sozialen Raum, Kapital, Klasse, Lebensstil und Geschmack. Diese werden analysiert und auf ihre Erklärungskraft für das heutige Ernährungsverhalten hin untersucht.
Welche sozioökonomischen Faktoren werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Alter, Geschlecht und sozialer Klasse auf das Ernährungsverhalten. Dabei werden geschlechtsspezifische Muster, der Zusammenhang zwischen Klassenhabitus und Ernährung sowie die Rolle des ökonomischen Kapitals berücksichtigt.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Geschmack und sozialer Position untersucht?
Die Arbeit analysiert, wie Geschmackspräferenzen mit der sozialen Position der Individuen zusammenhängen. Bourdieus Konzept des Geschmacks als Ausdruck des Habitus und der sozialen Klasse steht dabei im Mittelpunkt.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit kombiniert theoretische Analysen von Bourdieus Werk mit der Auswertung empirischer Forschungsergebnisse zum Ernährungsverhalten. Der Fokus liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit Bourdieus Ansatz im Lichte aktueller empirischer Daten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Bourdieus „Die feinen Unterschiede“, ein Kapitel zum Thema Ernährung in den Sozial- und Kulturwissenschaften, ein Kapitel zum Zusammenhang von Ernährungsverhalten und sozioökonomischen Determinanten, ein Kapitel zu empirischen Erhebungen und ein Fazit mit Ausblick.
Welche Rolle spielt die empirische Forschung?
Empirische Forschungsergebnisse werden herangezogen, um Bourdieus Theorie zu überprüfen und zu ergänzen. Es wird untersucht, inwieweit die empirischen Resultate mit den Ergebnissen von Bourdieu kompatibel sind.
Wie wird der historische Kontext berücksichtigt?
Die Arbeit beleuchtet den historischen und kulturellen Kontext von Bourdieus Werk und analysiert den historischen und sozialstrukturellen Wandel des Ernährungsverhaltens.
Gibt es eine kritische Auseinandersetzung mit Bourdieus Ansatz?
Ja, die Arbeit enthält eine kritische Auseinandersetzung mit Bourdieus Ansatz im Lichte aktueller empirischer Forschung und gesellschaftlicher Veränderungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Pierre Bourdieu, „Die feinen Unterschiede“, Habitus, Sozialer Raum, Kapital, Geschmack, Ernährungsverhalten, Sozioökonomie, soziale Klasse, Geschlecht, Alter, Lebenstil, Empirische Forschung, Kultursoziologie.
- Quote paper
- Stephanie Junk (Author), 2009, Soziologie des Essens. Pierre Bourdieus "Die feinen Unterschiede", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151463