Da die Berufung W. Putins zum Ministerpräsidenten mit dem Beginn größerer Militäraktionen in Dagestan und Tschetschenien zusammenfiel, liegt es nahe, Putin als amtierenden Präsidenten auch danach zu beurteilen, welche Rolle er in diesem Konflikt zwischen der Zentralregierung und dem latenten Unruheherd im Nordkaukasus gespielt hat. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Putin bereits seit 1996 in der Präsidialadministration und dann ab August 1998 als Direktor des Inlandsgeheimdienstes FSB, später auch als Sekretär des Sicherheitsrates, maßgeblichen Einfluss auf politische Entscheidungen Jelzins und der Regierung hatte Die oft geäußerte Meinung. Jelzin habe Putin vor allem deshalb an die Stelle Stepaschins gesetzt, weil letzterer nicht zu einem harten Vorgehen bereit gewesen sei. trifft so nicht zu. Die wesentlichen Gründe für seine Ablösung müssen offenbar auf anderen Gebieten gesucht werden - es ist durchaus denkbar, dass er mitunter eine für die Jelzin-Umgebung zu selbständige Politik vertreten hat. Auslösung und Verlauf des zweiten Tschetschenienkrieges sind primär im Zusammenhang mit der Machterhaltungsstrategie der herrschenden Schichten, nicht zuletzt auch der Militärführung und von Vertretern des Militärisch-industriellen Komplexes, zu sehen. Die folgenden Überlegungen beschränken sich auf ausgewählte Aspekte der Beziehung zwischen Russland und Tschetschenien Es ist zu berück¬sichtigen. dass vielfach nur unvollständige und oft auch widersprüchliche Informationen zur Verfügung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Entwicklungen im Nordkaukasus (nach 1996/97)
- Eine,,Wende\" im August 1999?
- Der Militäreinsatz
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Analyse befasst sich mit dem Krieg in Tschetschenien und der Rolle Wladimir Putins in diesem Konflikt. Sie untersucht die Vorgeschichte der Eskalation im Nordkaukasus im August 1999 und analysiert, wie die Moskauer Führung zur Destabilisierung der Lage in Tschetschenien beigetragen hat. Darüber hinaus werden die Gründe für die Entscheidung für eine militärische Lösung des Konflikts und die Bedeutung der Rolle Putins im Zusammenhang mit der Sicherung der Staatlichkeit und der territorialen Integrität Russlands beleuchtet.
- Die Vorgeschichte des Konflikts und die Eskalation im August 1999
- Die Rolle der Moskauer Führung in der Destabilisierung der Lage in Tschetschenien
- Die Entscheidung für eine militärische Lösung des Konflikts
- Die Rolle Putins im Konflikt zwischen der Zentralregierung und dem Nordkaukasus
- Die Auswirkungen des Konflikts auf die Staatlichkeit und die territoriale Integrität Russlands
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die politischen Entwicklungen im Nordkaukasus nach 1996/97 und analysiert die Ursachen für die wachsende Instabilität in der Region. Es wird auf die Rolle der Moskauer Führung bei der Förderung von Tendenzen hingewiesen, die eine Revision der Vereinbarungen von 1996 und 1997 plausibel erscheinen lassen würden. Das zweite Kapitel untersucht die Ereignisse des August 1999, die als Wendepunkt im Konflikt zwischen Russland und Tschetschenien angesehen werden können. Es wird die These aufgestellt, dass Moskauer Politiker bereits seit 1997 auf eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und Tschetschenien hingewirkt haben und außerdem zu einer weiteren Destabilisierung der Lage in Tschetschenien beigetragen haben. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Militäreinsatz in Tschetschenien und analysiert die Ziele und Strategien der russischen Regierung. Es wird auf die Rolle der Militärführung und von Vertretern des Militärisch-industriellen Komplexes bei der Eskalation des Konflikts hingewiesen.
Schlüsselwörter
Der Krieg in Tschetschenien, die Präsidentschaft Putins, die Eskalation im August 1999, die Moskauer Führung, die Destabilisierung der Lage in Tschetschenien, die Entscheidung für eine militärische Lösung des Konflikts, die Staatlichkeit und die territoriale Integrität Russlands, die Rolle der Militärführung, der Militärisch-industrielle Komplex, die Vorgeschichte des Konflikts, die Vereinbarungen von 1996 und 1997.
- Quote paper
- Stefan Erminger (Author), 2004, Der Krieg in Tschetschenien , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151338