Eine Langzeitstudie, die im Auftrag von ARD und ZDF das Ausmaß des Medienkonsums
der deutschen Bevölkerung untersucht hat, ist im Jahr 2005 zu einem erstaunlichen
Ergebnis gekommen: Der Durchschnittsdeutsche nutzt die Massenmedien Tag für Tag
zehn Stunden lang. Ebenfalls beachtlich fällt dabei die Steigerungsrate von beinahe 18%
aus, die der Medienkonsum im Vergleich zum Jahr 2000 erfahren hat.
Will man zu einer realistischen Abschätzung des Einflusses gelangen, den die Medien auf
die Gesellschaft haben, muss man jedoch neben der reinen Konsumdauer einen weiteren
Aspekt beachten. Dieser betrifft die Art und Weise, wie Medieninhalte konkret vom
Menschen aufgenommen werden und welche Wirkung sie hierbei auf den Rezipienten
haben. Die Meinungen über die Wirkung, die die modernen Massenmedien bei den
Konsumenten ihrer Inhalte hervorrufen, gehen in der Fachwelt jedoch weit auseinander
und es ist wohl auch in Zukunft mit Kontroversen auf diesem Gebiet zu rechnen. Drei
wesentliche Phasen lassen sich nach Hans-Bernd Brosius bei der Betrachtung der Folgen
von medial vermittelten Inhalten unterscheiden. Unter dem Eindruck panikartiger
Reaktionen der Zuhörer des Radiohörspiels „Krieg der Welten“ und den aus der
Propagandaforschung gewonnenen Erkenntnissen ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine
starke Medienwirkung nach dem Reiz-Reaktionsschema angenommen worden. Nach
einer Übergangsphase, welche von ca. 1940 bis 1970 dauerte und in der den Medien
lediglich die Fähigkeit zugebilligt wurde, gefasste Meinungen der Rezipienten zu
verstärken, kommt es seit 1970 zu einer stark ausdifferenzierten Einordnung medialer
Wirkungszusammenhänge. Selbst wenn eine nur schwache Medienwirkung zu Grunde
gelegt wird, lässt sich allein schon wegen der Masse der konsumierten Inhalte sagen, dass
diese für den Rezipienten keinesfalls folgenlos bleiben können. Im komplexen
Wechselspiel zwischen Massenmedien und Gesellschaft darf aber auch eine weitere
wichtige Ebene nicht unerwähnt bleiben. Wie nämlich die Bezeichnung „Medienkonzern“
schon erkennen lässt, nehmen die Massenmedien neben ihrer Rolle als Informationsorgan
in der Gesellschaft noch eine weitere gesellschaftsrelevante Funktion war.
Die Produzenten medialer Inhalte sind Unternehmen, die ein Produkt verkaufen, also somit
auch Arbeitgeber und Steuerzahler im Staat.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Der Einfluss der Medien auf unser tägliches Leben
- II. Literaturbericht
- III. Gewaltenteilung und Medienfunktion
- III.1. Das Prinzip der Gewaltenteilung
- III.2. Medienfunktionen
- IV. Chancen und Risiken – Charakterisierung einer schwierigen Beziehung
- IV.1. Starke Medien für eine starke Demokratie
- IV.1.1. Grundgesetzliche Grenzen der Einschränkbarkeit bei Presse- bzw. Meinungsfreiheit
- IV.1.2. Medien als „Wachhunde“ für eine funktionierende Demokratie
- IV.1.3. Positive Auswirkungen freier Medien
- V.1. Desinformation, politische Inszenierung, Mediokratie – Massenmedien als Bedrohung für die Demokratie
- V.1.1. Fehlende demokratische Legitimierung
- V.1.2. Das stumpfe Schwert Selbstverpflichtung
- V.1.3. Mediatisierung der Politik und Instrumentalisierung der Medien durch die Politik
- V.1.4. Konzentrationstendenzen und die Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit
- V.1.5. Boulevardisierung
- VI. Freiheit oder Kontrolle? – Die zukünftige Stellung der Massenmedien in der Demokratie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle der Massenmedien im Kontext der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Sie untersucht, wie Medien den Alltag der Bürger beeinflussen, welche Funktionen sie im demokratischen System erfüllen und welche Herausforderungen sich aus dem Verhältnis von Medien und Politik ergeben.
- Der Einfluss der Medien auf das tägliche Leben der Bürger
- Die Funktionen der Medien in einer Demokratie
- Die Chancen und Risiken einer starken Medienlandschaft
- Die Gefahren der Mediatisierung der Politik und der Instrumentalisierung der Medien
- Die zukünftige Stellung der Massenmedien in der Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I beleuchtet den Einfluss der Medien auf das tägliche Leben der Bürger und analysiert die unterschiedlichen Perspektiven auf die Wirkung von Medieninhalten. Kapitel III beschäftigt sich mit dem Prinzip der Gewaltenteilung und der Rolle der Medien als „vierte Gewalt“. Kapitel IV diskutiert die Chancen und Risiken, die sich aus einer starken Medienlandschaft für die Demokratie ergeben. Kapitel V beleuchtet die Gefahren der Desinformation, der politischen Inszenierung und der Mediokratie. Kapitel VI befasst sich mit der Frage, wie die zukünftige Stellung der Massenmedien in der Demokratie aussehen sollte.
Schlüsselwörter
Massenmedien, Demokratie, Gewaltenteilung, Medienfunktionen, Meinungsfreiheit, Desinformation, Mediatisierung, Mediokratie, Konzentrationstendenzen, Boulevardisierung
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- Johannes Stockerl (Author), 2009, Das massenmediale System in der freiheitlich demokratischen Grundordnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150382