Immer wieder wird über die Anwesenheitspflicht in Vorlesungen debattiert. So vielfältig die Meinungen Einzelner dazu sind, so unterschiedlich sind auch die Regelungen in den jeweiligen Bundesländern und den Hochschulen selbst. Auch im ausgewählten Fallbeispiel wird die Maßnahme kontrovers diskutiert. In der Hochschule X, nachfolgend nur Hochschule genannt, mit 15.000 Studierenden wurde die Anwesenheitspflicht vor fünf Jahren abgeschafft. Die dortigen Prüfungen müssen so gestaltet sein, dass man sie bestehen kann, ohne die Vorlesungen besucht zu haben. Einige Dozenten und Studierende kritisieren, dass aufgrund der geringen Teilnehmeranzahl seit Abschaffung der Anwesenheitspflicht keine konstruktive Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten mehr möglich sei. Andere wiederum sind der Meinung, dass die Lernatmosphäre sich deutlich verbessert habe, da nur noch Studierende anwesend seien, die wirklich an den Themen und dem Austausch interessiert sind. Entgegen der im Fallbeispiel verwendeten statistischen Analyse der letzten fünf Jahre zeigt die wissenschaftliche Studie von Rolf Schulmeister, dass sich das Leistungsniveau der Studierenden in Form des Notendurchschnittes mit zunehmendem Absentismus verschlechtert hat. Im Vergleich zu den meisten Studien seit Abschaffung der Anwesenheitspflicht, die sich überwiegend mit dem Absentismus beschäftigt haben, fokussiert diese Fallstudie die Anwesenheit der Studierenden.
Seit Abschaffung der Anwesenheitspflicht haben sich die meisten Studien mit den Gründen für den zunehmenden Absentismus beschäftigt. Laut der umfassenden Studie von René Bochmann der TU Chemnitz bemängeln Studierende insbesondere die veralteten und kaum interaktiven didaktischen Methoden in Vorlesungen sowie die fehlende Selbstbestimmung. Doch trotz dieser Kritik nimmt der Großteil der Studierenden nach wie vor an Vorlesungen teil. Ausgehend von diesem Phänomen geht diese Arbeit der folgenden Frage nach:
Was motiviert berufsbegleitend Studierende trotz Abschaffung der Anwesenheitspflicht an Vorlesungen teilzunehmen?
Generell wird zwischen physischer Anwesenheit und aktiver Teilnahme differenziert. Da für die zu erforschenden Motive und Motivstrukturen jedoch beide Formen relevant sind, werden sie gleichermaßen berücksichtigt bzw. nicht explizit unterschieden. Was ist eigentlich Motivation?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsdefinitionen
- Motivation und Motivationsarten
- Motive und Motivarten
- Untersuchungsplan
- Forschungsfrage
- Forschungsfeld und Sampling
- Methodologische Positionierung
- Erhebungsverfahren
- Teilnehmende Beobachtung
- Leitfadeninterview
- Aufbereitungs- und Auswertungsverfahren
- Transkription
- Qualitative Inhaltsanalyse
- Grundlagentheoretische Einbettung der Forschung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Beweggründe berufsbegleitend Studierender zur Teilnahme an Vorlesungen, trotz der Abschaffung der Anwesenheitspflicht an der Hochschule X. Das Ziel ist es, die Motivstrukturen dieser Studierenden zu beleuchten und herauszufinden, welche Faktoren sie dazu bewegen, trotz des zusätzlichen Zeitaufwands und der fehlenden Anwesenheitspflicht, an Vorlesungen teilzunehmen.
- Motivation und Motivationsarten
- Motive und Motivarten
- Der Einfluss der Abschaffung der Anwesenheitspflicht auf die Teilnahme an Vorlesungen
- Die Motivstrukturen berufsbegleitend Studierender
- Die Rolle von Zeitmanagement und Priorisierung im Kontext der Motivation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung präsentiert die Thematik der Anwesenheitspflicht an Hochschulen und deren Abschaffung im Fallbeispiel der Hochschule X. Sie erläutert die kontroversen Meinungen zu diesem Thema und die wissenschaftliche Debatte über die Auswirkungen der Abschaffung der Anwesenheitspflicht auf das Lernverhalten und das Leistungsniveau der Studierenden. Die Einleitung führt zur Forschungsfrage, welche die Motive berufsbegleitend Studierender zur Teilnahme an Vorlesungen trotz Abschaffung der Anwesenheitspflicht untersucht.
- Begriffsdefinitionen: Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe Motivation, Motivationsarten, Motive und Motivarten, die für das Verständnis der Forschungsfrage relevant sind. Es werden verschiedene Theorien und Konzepte aus der Motivationspsychologie und der Selbstbestimmungstheorie vorgestellt, um den Leser mit den relevanten Begriffen vertraut zu machen. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation sowie auf den drei Hauptmotiven Anschluss, Leistung und Macht.
- Untersuchungsplan: Dieses Kapitel beschreibt den Aufbau und die Herangehensweise der Forschung. Die Forschungsfrage wird detailliert dargestellt und die spezifische Zielgruppe der berufsbegleitend Studierenden wird begründet. Es werden mögliche Forschungsfragen zum Thema Anwesenheitspflicht aufgezeigt und die konkrete Fragestellung der Arbeit, die die Motivstrukturen berufsbegleitend Studierender untersucht, wird erläutert. Das Kapitel beschreibt auch das Forschungsfeld und die Stichprobenziehung, die für die Untersuchung relevant sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Motivation und den Motivstrukturen von berufsbegleitend Studierenden, im Speziellen mit den Beweggründen zur Teilnahme an Vorlesungen trotz der Abschaffung der Anwesenheitspflicht. Zentrale Begriffe sind: Motivation, intrinsische und extrinsische Motivation, Motive, Motivarten, Anwesenheitspflicht, Absentismus, berufsbegleitendes Studium, qualitative Forschung, Fallstudie, Hochschule, Studienerfolg, Zeitmanagement, Priorisierung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2021, Hochschule ohne Anwesenheitspflicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1499263