Im Zentrum der hier vorliegenden Analyse steht Benjamin Lee Whorfs sogenanntes linguistisches Relativitätsprinzip, das in weiteren Wissenschaftskreisen auch als Sapir-Whorf-Hypothese bekannt geworden ist. Whorfs Relativitätshypothese, also sein Postulat, Denken sei abhängig von Sprache, soll sich hier einer kritischen Prüfung unterziehen. Exemplarisch sollen Komplexe zur Zeitlichkeit und Pluralität verdeutlichen, dass Whorfs Argumentation eine nicht unerhebliche Unschärfe aufweist, insofern er die Begriffe Sprache und Denken nicht hinreichend differenziert. Grammatische Differenz meint nicht kogitative Differenz. So bedeutet z. B. das Fehlen der Zeitkategorie in der Grammatik der von Whorf untersuchten Hopi-Sprache nicht, dass die Hopi Zeitkategorien nicht denken können - und ebensowenig vermögen die vielen Ausdrücke für verschiedene Arten von Schnee in der Eskimo-Sprache zu begründen, dass in anderen Kulturen diese verschiedenen Schneearten nicht gedacht bzw. unterschieden werden können. Was wäre der Mensch ohne seine Sprache? Wie würde er sich die Welt (er)denken, wenn ihm die Worte fehlten? Und wie würde sie ihm erscheinen, wenn er nicht denken könnte? Was meinen wir eigentlich, wenn wir vom Denken sprechen? Können wir sprechen ohne Gedanken bzw. denken ohne Sprache? Denken wir in einer Sprache? Gibt es kultur- bzw. sprachrelatives Denken? Fragen wie diese richten den philosophischen Kompass auf den Konnex von Sprache und Denken, pointiert auf die Leitfrage: Bestimmt Sprache unser Denken?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprache und Denken und Physik...
- Linguistische Relativität vs. linguistischer Determinismus.
- Whorfs Thesen zur sprachlichen Relativität..
- Zeitlichkeit in der Hopi-Sprache.........
- Pluralität und Zählbarkeit
- Massentermini.
- Substantive vs. Verben...........
- Relativierung der linguistischen Relativität
- Physikalische oder psychologische Zeit.........
- Zirkularität.
- Hermetische vs. kommunikative Wirklichkeiten ......
- Denken in einer Sprache
- Eskimo-Wörter für Schnee
- Fazit...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text „Sprache, Denken, Wirklichkeit – Whorfs linguistisches Relativitätsprinzip“ befasst sich mit der Frage, inwiefern Sprache unser Denken beeinflusst. Der Autor analysiert die Thesen von Benjamin Lee Whorf zum linguistischen Relativitätsprinzip und dessen Auswirkungen auf unser Weltbild.
- Das Verhältnis von Sprache und Denken
- Whorfs Thesen zur sprachlichen Relativität und deren Kritik
- Die Rolle der Sprache in der Wahrnehmung und Konstruktion der Wirklichkeit
- Die Bedeutung von Sprache für die wissenschaftliche Erkenntnis
- Die Untersuchung von sprachlichen Unterschieden im Vergleich verschiedener Kulturen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Leitfrage des Textes vor: Bestimmt Sprache unser Denken? Dabei werden die zentrale Bedeutung von Sprache für die menschliche Welterschließung sowie die These von Whorf, dass Sprache unser Denken prägt, dargelegt.
Kapitel 2 behandelt die Beziehung zwischen Sprache und Denken sowie die naturwissenschaftliche Perspektive auf diese Thematik. Es werden die beiden Konzepte des linguistischen Determinismus und der linguistischen Relativität, die im Zusammenhang mit Whorfs Thesen stehen, erklärt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Vorstellung der Hopi-Sprache als Beispiel für eine nicht indoeuropäische Sprachfamilie, die sich in Bezug auf den Zeitbegriff von den indoeuropäischen Sprachen unterscheidet.
In Kapitel 3 werden die Thesen Whorfs kritisch betrachtet und relativiert. Es werden fünf Kritikpunkte herausgearbeitet, die sich unter anderem auf die Frage der Zirkularität der Argumentation, der sprachlichen Relativierung der Relativitätsthese selbst und die Definition des Begriffs „Denken“ beziehen.
Die Schlussfolgerung und das Kapitel 4, die sich mit der empirischen Verifizierung von Whorfs Thesen und dem „Eskimo-Beispiel“ beschäftigen, werden nicht in diesem Preview berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe des Textes sind Sprache, Denken, Wirklichkeit, linguistische Relativität, linguistischer Determinismus, Sapir-Whorf-Hypothese, Hopi-Sprache, Zeitbegriff, Zirkularität, interkulturelle Kommunikation und empirische Verifizierung.
- Quote paper
- Thorsten Schmidt (Author), 2023, Das linguistische Relativitätsprinzip nach Whorf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1497462