Wie ist die moderne Strafkultur geworden, was sie heute ist? Warum ist die Marter vom Gefängnis, die Körper- von der Freiheitsstrafe abgelöst worden? Die Entwicklung der Strafkultur liest sich auf den ersten Blick als eine Humanisierungsgeschichte; aber wie human ist die Gefängnisstrafe wirklich? Und wie wirkt sie auf die Gesellschaft? Wie autorisiert sich eine gesellschaftliche Rationalität, die auf Disziplinierung und Normalisierung setzt? Welche Mächte wirken auf welchen Ebenen und in welche Richtungen auf und durch entsprechende soziale Praktiken? Fragen wie diesen widmet sich einer der wirkmächtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts: Michel Foucault. Mit seinem Werk "Überwachen und Strafen" liefert er eine Fundamentalkritik weit über die bloße Institution Gefängnis hinaus, eine machtanalytische Studie, aus der sich weniger eine Humanisierungs- als vielmehr eine Disziplinierungsgeschichte lesen lassen will.
Macht und Freiheit wollen mit Foucault nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wer sich Foucaults genealogischer Perspektive auf Gesellschaft annähern will, soll in diesem Versuch einer pointierten Rekonstruktion einen Wegweiser zu seiner Analytik der Macht vorfinden. Exemplarisch wird mit dem Panoptismus jene Disziplinarstrategie auf Aktualität geprüft, die übertragen auf eine global-digitalisierte Gesellschaft neue Formen der ursprünglich panoptischen Subjektivierungsfunktion zum Vorschein bringt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von der Archäologie zur Genealogie
- Die Produktivität der Macht
- Von der Marter zum Gefängnis
- Von der Souveränität zur Produktivität
- Macht als Mikrophysik
- Disziplinarmacht
- Disziplin
- Subjektivierung
- Panoptismus - Überwachung als Strategie
- Widerstand als produktive Macht
- Aktualität des Panoptismus
- Foucaults Machtanalytik als Methode
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Untersuchung von Thorsten Schmidt befasst sich mit Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ und analysiert das Konzept der Disziplinargesellschaft. Der Text zielt darauf ab, Foucaults genealogische Methode und sein Macht-Wissen-Komplex zu rekonstruieren, um die Produktivität der Macht und die Entwicklung der Disziplinarmacht in modernen Gesellschaften zu verstehen.
- Die genealogische Methode Foucaults
- Die Produktivität der Macht
- Die Entstehung der Disziplinarmacht
- Der Panoptismus als Überwachungsstrategie
- Die Aktualität des Panoptismus in der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Entstehung und Wirkung der modernen Strafkultur und den gesellschaftlichen Implikationen der Disziplinierung und Normalisierung. Sie führt Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ als zentrale Quelle für die Analyse ein.
- Von der Archäologie zur Genealogie: Dieses Kapitel erläutert Foucaults genealogische Methode und den Unterschied zur traditionellen Geschichtsforschung. Es wird erklärt, wie Foucault die Geschichte nicht als lineare Entwicklung, sondern als ein Mosaik von Ereignissen versteht, die sich nicht auf einen Ursprung zurückführen lassen.
- Die Produktivität der Macht - Von der Marter zum Gefängnis: Foucault zeichnet die Entwicklung der Machtverhältnisse vom Mittelalter bis zur Moderne nach und zeigt, wie die Marter durch das Gefängnis als Instrument der Disziplinierung abgelöst wurde. Dieses Kapitel legt den Grundstein für die Differenzierung der Macht in einen negativen und einen positiven Begriff.
- Von der Souveränität zur Produktivität: Dieses Kapitel vertieft die Analyse der Macht und stellt die „Produktivmacht“ gegenüber der „souveränen Macht“, die sich auf die Normalisierung von Individuen und die Verteidigung der Gesellschaft fokussiert. Foucault argumentiert, dass die Disziplinarmacht nicht nur unterdrückt, sondern auch Individuen formt und ihre Handlungen prägt.
- Macht als Mikrophysik: Foucault erläutert die „Mikrophysik der Macht“ als ein Geflecht von Kräften, die auf verschiedenen Ebenen und in verschiedene Richtungen wirken. Dieses Kapitel zeigt die multirelationalen und -direktionalen Aspekte der Macht, die nicht nur von oben nach unten, sondern auch von unten nach oben wirken.
- Disziplinarmacht - Disziplin: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Disziplin“ als ein Verfahren der Machtausübung, das Individuen in bestimmte Normen und Verhaltensweisen einpasst. Es werden Beispiele aus verschiedenen Bereichen wie Schulen, Krankenhäusern und Kasernen angeführt, um die Mechanismen der Disziplinierung zu verdeutlichen.
- Disziplinarmacht - Subjektivierung: Dieses Kapitel untersucht, wie die Disziplinarmacht Individuen zu Subjekten macht und sie zu einem bestimmten Selbstverständnis führt. Die Disziplinierung wirkt nicht nur auf das Verhalten, sondern auch auf die Vorstellung von sich selbst.
- Disziplinarmacht - Panoptismus - Überwachung als Strategie: Hier analysiert Schmidt Foucaults Konzept des Panoptismus als eine Strategie der Überwachung, die auf Jeremy Benthams Gefängnismodell zurückgeht. Das Konzept des Panoptismus stellt heraus, dass die Angst vor der permanenten Überwachung zu einer Selbstdisziplinierung führt.
- Widerstand als produktive Macht: Dieses Kapitel widmet sich dem Widerstand als einer weiteren Facette der Machtdynamik. Foucault argumentiert, dass Widerstand nicht nur eine Reaktion auf Macht darstellt, sondern auch zur Produktion neuer Machtverhältnisse beitragen kann. Das Kapitel betrachtet den Widerstand als einen aktiven Prozess, der die Disziplinarmacht in Frage stellt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Untersuchung sind: Foucault, Disziplinargesellschaft, Panoptismus, Überwachung, Macht, Genealogie, Archäologie, Produktivität, Subjektivierung, Widerstand. Die Arbeit befasst sich mit der Analyse von Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ und zielt darauf ab, die Entwicklung der Disziplinarmacht und ihre Auswirkungen auf die moderne Gesellschaft zu verstehen. Schlüsselbegriffe sind außerdem: Normalisierung, Mikrophysik der Macht, Macht-Wissen-Komplex, Disziplinierungsmechanismen, genealogische Methode.
- Quote paper
- Thorsten Schmidt (Author), 2024, Überwachen und Strafen. Foucaults Konzept der Disziplinarmacht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1497322