Die Hausarbeit untersucht Heinrich von Kleists „Das Bettelweib von Locarno“ durch die Linse des Fantastischen, wie es von Tzvetan Todorov definiert wird. Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in Todorovs Theorie des Fantastischen, das als Unentschlossenheit über die Erklärung von Ereignissen innerhalb der rational erklärbaren Welt oder jenseits davon verstanden wird. Diese Theorie bildet die Grundlage für die Analyse der Erzählung.
Die Arbeit gliedert sich in verschiedene Abschnitte, die sich zunächst mit grundlegenden analytischen Merkmalen der Erzählung befassen, wie etwa Zeit, Erzähler und Erzählweise. Es wird gezeigt, wie Kleist durch den Einsatz von Zeitraffung und epischem Präteritum sowie durch eine auktoriale Perspektive eine lebendige und unmittelbare Erzählung schafft, die das Gefühl von Realität und Nähe verstärkt. Besonders wird auf die Nächte des Spukes eingegangen, die zentrale Elemente des Fantastischen in der Erzählung darstellen.
In der Analyse der vier Nächte, in denen der Spuk auftritt, wird untersucht, wie unterschiedliche Figuren – der Ritter, der Marchese, die Marquise und der Bediente – die Ereignisse wahrnehmen und welche Rolle ihre Wahrnehmungen für die Frage des Fantastischen spielen. Die Glaubwürdigkeit der Zeugen und die sich steigernde Intensität der Spukerscheinungen tragen zur Unentschlossenheit bei, ob die Ereignisse rational erklärbar oder übernatürlich sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einige Aspekte des Fantastischen
- Theoretische Grundlagen nach Todorov
- Grundlegende analytische Merkmale
- Die Nächte des Spukes
- Die erste Nacht und der Ritter
- Die zweite Nacht und der Marchese
- Die dritte Nacht, das Ehepaar und der Bediente
- Die vierte Nacht, das Ehepaar und der Hund
- Einordnung in das Klassifikationssystem nach Todorov
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Heinrich von Kleists Erzählung „Das Bettelweib von Locarno“ aus der Perspektive des Fantastischen im Sinne von Todorov. Sie untersucht die „ungewöhnliche[...] Vermischung des Schauderhaft-Übernatürlichen mit dem Faktisch-Berichtenden“ (Moser 2013: 129) und beantwortet die Frage, worin das Fantastische der Erzählung liegt.
- Theoretische Grundlagen des Fantastischen nach Todorov
- Analytische Merkmale der Erzählung, wie Zeit und Erzähler
- Die Rolle der Nächte des Spukes im Aufbau der fantastischen Atmosphäre
- Die Einordnung der Erzählung in das Klassifikationssystem des Fantastischen nach Todorov
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Zielsetzung und die Vorgehensweise. Im zweiten Kapitel wird die Definition des Fantastischen nach Todorov erläutert und die wichtigsten Aspekte des Fantastischen in „Das Bettelweib von Locarno“ untersucht. Dabei werden grundlegende analytische Merkmale wie Zeit und Erzähler betrachtet. Der Fokus liegt auf der Analyse der Nächte des Spukes, die ein zentrales Element des Fantastischen in der Erzählung darstellen. Im letzten Kapitel wird die Erzählung in das Klassifikationssystem des Fantastischen nach Todorov eingeordnet.
Schlüsselwörter
Fantastisches, Todorov, „Das Bettelweib von Locarno“, Heinrich von Kleist, natürlich-empirische Welt, übernatürliche Welt, Spuk, Zeit, Erzähler, Klassifikationssystem.
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- Anonym (Author), 2022, Literatur des Grauens: Heinrich von Kleists "Das Bettelweib von Locarno", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1497304