Während Nöstlinger und Brezina nach wie vor (zumindest zeitweise) in Österreich leben, ist die in Schlesien geborene Mira Lobe bereits 1995 in Wien verstorben. Dennoch sind ihre Kinder- und Jugendbücher bis heute in aller Munde geblieben und werden noch in diesem Jahre mit Sicherheit an Aktualität gewinnen, aufgrund der Neuauflage ihres Jugendromans Insu-Pu im Verlag Jungbrunnen, unter der Mitarbeit ihrer Tochter Claudia Lobe. Dieses Frühwerk ist insofern spannend einmal näher zu betrachten, weil es eine sehr komplexe Entstehungsgeschichte aufweist. Die ursprüngliche, israelische Fassung unterscheidet sich immens von der österreichischen, und noch mal mehr von der im März 2006 erschienenen.
Nöstlinger wiederum gelang der Durchbruch mit Die feuerrote Friederike im Jahre 1970, doch in die Herzen ihrer jungen Leser schrieb sie sich mit den zahlreichen Geschichten über einen Schuljungen namens Franz. Die Fortsetzungen folgten beispielsweise mit Feriengeschichten vom Franz und Liebesgeschichten vom Franz Schlag auf Schlag, sodass eine preisgeehrte Kinderbuch-Reihe entstand. Dieses Phänomen der sich verselbstständigenden Serienproduktion ist Christine Nöstlinger und Brezina, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, gemeinsam. Mit Rätsel um das Schneemonster, dem ersten Teil der Serie Die Knickerbocker-Bande fing alles an und scheint auch noch kein Ende zu nehmen. Es steht keineswegs zur Diskussion, dass es sich bei den beiden Autoren um erfolgreiche Schriftsteller handelt, die sich auf ihrem Gebiet mit zahlreichen Preisen etablieren konnten. Dennoch stellt sich die Frage, inwieweit der literarische Anspruch im Angesicht der kommerziellen Vermarktung und starken Pädagogisierung erhalten geblieben ist. Es lässt sich die Entwicklung einer Tauschszene feststellen, in der ein spezieller Autor serienmäßig produziert, mit dem Clou, dass eigentlich nichts Neues geschrieben steht.
Es handelt sich immer um dieselbe Grundsituation, die durch äußere Faktoren variiert werden kann. Die Qualität der Bücher nimmt aufgrund der quantitativen Dominanz rapide ab.
Dieser Tauschcharakter trifft vor allem bei Brezina zu. Das phantastische Erzählen kommt im bisherigen Werk aller genannten Schriftsteller vor, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise.
Österreichs „Schwarzes Loch“ in der kinder- und jugendliterarischen Tradition, womit ich das Fehlen eines nationaltypischen Klassikers meine, können diese zeitgenössischen Autoren allerdings nicht füllen – oder etwa doch?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Drei Lebenswege
- Die Pionierin Lobe
- Nöstlinger stellt uns Friederike vor
- Brezinas „mäuschenhafter“ Start
- Werkcharakteristik
- Lobe: Logik und Geschlossenheit
- Insu-Pu. Die Insel der verlorenen Kinder
- Nöstlinger: frech, witzig, lieb: Franz & Co.
- Brezina: der Medienmagnet
- Scharfe Kritik
- Sorge um zukünftige Leserschaft
- Stil und Fehler
- Positive Worte
- Lobe: Logik und Geschlossenheit
- Die phantastische Erzählung in drei Variationen
- Lobe: Geburt des phantastischen Moments
- Nöstlingers revolutionärer Hugo
- Brezinas „Hexenklatsch“
- Aktualität: Renate Welsh als neue IG-Präsidentin
- Brisantes Interview
- ÖJBP für Dieda oder Das fremde Kind
- Das schwarze Loch: kein klassisches Kinderbuch aus Österreich
- „Periphere Genese“
- Keine Chance für Brezina
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Werke dreier österreichischer Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren: Christine Nöstlinger, Mira Lobe und Thomas Brezina. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Werken und Lebenswegen aufzuzeigen und den Stellenwert dieser Autoren im Kontext der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur zu beleuchten. Dabei wird auch die Frage nach dem "schwarzen Loch", dem Fehlen eines österreichischen Kinderbuchklassikers, thematisiert.
- Vergleich der Lebenswege und Schreibweisen von Nöstlinger, Lobe und Brezina
- Analyse der charakteristischen Merkmale ihrer Werke
- Untersuchung des phantastischen Elements in ihren Erzählungen
- Diskussion der Aktualität und Relevanz ihrer Bücher
- Reflexion über das "schwarze Loch" der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
Drei Lebenswege: Dieses Kapitel zeichnet die Lebensläufe von Mira Lobe, Christine Nöstlinger und Thomas Brezina nach. Es hebt ihre unterschiedlichen Herkünfte und Entwicklungen hervor, zeigt aber auch Gemeinsamkeiten in ihren literarischen Karrieren auf. Der Fokus liegt auf den biographischen Hintergründen, die ihre literarischen Arbeiten beeinflusst haben und den unterschiedlichen Wegen, die sie in die Welt der Kinder- und Jugendliteratur führten. Die Darstellung umfasst Lobe's Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland, Nöstlingers Durchbruch mit "Die feuerrote Friederike" und Brezinas erfolgreiche Serienproduktion. Das Kapitel verdeutlicht die verschiedenen Einflüsse auf die drei Autoren und deren individuellen Karrierewege.
Werkcharakteristik: Dieses Kapitel analysiert die charakteristischen Merkmale der Werke von Lobe, Nöstlinger und Brezina. Es werden Lobe's logische und geschlossene Erzählstrukturen, Nöstlingers frecher und witziger Schreibstil sowie Brezinas medienwirksame Serienproduktion im Detail untersucht. Die Analyse umfasst eine Betrachtung des literarischen Anspruchs im Kontext der kommerziellen Vermarktung, wobei insbesondere Brezinas Serienproduktion kritisch beleuchtet wird. Der Vergleich der verschiedenen Schreibstile und -strategien verdeutlicht die individuelle Herangehensweise der drei Autoren an ihre jeweiligen Werke.
Die phantastische Erzählung in drei Variationen: Das Kapitel widmet sich dem Thema der phantastischen Erzählung in den Werken der drei Autoren. Es untersucht die unterschiedlichen Arten und Weisen, wie das Phantastische in den jeweiligen Erzählungen umgesetzt wird, und analysiert, wie dieses Element zur Gestaltung der Geschichten beiträgt. Der Vergleich der phantastischen Elemente in den Werken von Lobe, Nöstlinger und Brezina zeigt verschiedene Interpretations- und Umsetzungsmöglichkeiten auf und illustriert die kreativen Ansätze der Autoren.
Aktualität: Renate Welsh als neue IG-Präsidentin: Dieses Kapitel behandelt die Aktualität der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur, wobei Renate Welsh als Beispiel für eine erfolgreiche zeitgenössische Autorin dient. Der Fokus liegt auf ihrer Rolle als neue Präsidentin der Interessensgemeinschaft und der Diskussion um die Kriterien für die Vergabe des Österreichischen Jugendbuchpreises (ÖJBP). Das Kapitel beleuchtet den Wandel in der Beurteilung von Kinder- und Jugendliteratur und diskutiert die Bedeutung von aktuellen gesellschaftlichen Themen in der Literatur. Das Beispiel von Welsh dient als illustrativer Punkt für Veränderungen und Herausforderungen in der Kinder- und Jugendliteratur.
Das schwarze Loch: kein klassisches Kinderbuch aus Österreich: In diesem Kapitel wird die Frage nach dem Fehlen eines klassischen, nationaltypischen Kinderbuchs aus Österreich diskutiert. Es werden mögliche Gründe für dieses "schwarze Loch" analysiert, darunter die "periphere Genese" der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur. Der Text untersucht auch, ob die betrachteten zeitgenössischen Autoren dazu beitragen könnten, diese Lücke zu füllen. Die Diskussion um den Begriff des "Klassikers" und die Rolle der Internationalität in der Kinderliteratur werden hier kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur, Christine Nöstlinger, Mira Lobe, Thomas Brezina, Werkcharakteristik, phantastische Erzählung, Aktualität, ÖJBP, „Schwarzes Loch“, nationale Identität, Kommerz vs. Literatur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse Österreichischer Kinder- und Jugendliteratur
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Werke dreier bedeutender österreichischer Kinder- und JugendbuchautorInnen: Christine Nöstlinger, Mira Lobe und Thomas Brezina. Sie untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Lebenswegen, Schreibstilen und dem Stellenwert ihrer Bücher in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage nach dem "schwarzen Loch", dem vermeintlichen Fehlen eines österreichischen Kinderbuchklassikers.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Vergleich der Lebensläufe und Schreibweisen der drei AutorInnen, Analyse der charakteristischen Merkmale ihrer Werke (z.B. Lobe's logische Strukturen, Nöstlingers humorvoller Stil, Brezinas medienwirksame Serien), Untersuchung des phantastischen Elements in ihren Erzählungen, Diskussion der Aktualität und Relevanz ihrer Bücher, Reflexion über das "schwarze Loch" in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur und die Rolle von Kommerz und nationaler Identität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: "Drei Lebenswege" (biografische Skizzen der AutorInnen), "Werkcharakteristik" (Analyse der Schreibstile und -strategien), "Die phantastische Erzählung in drei Variationen" (Untersuchung des phantastischen Elements), "Aktualität: Renate Welsh als neue IG-Präsidentin" (Diskussion der aktuellen Situation und des ÖJBP), "Das schwarze Loch: kein klassisches Kinderbuch aus Österreich" (Reflexion über das Fehlen eines nationalen Klassikers) sowie ein Vor- und Nachwort.
Wie werden die Lebenswege der AutorInnen dargestellt?
Das Kapitel "Drei Lebenswege" zeichnet die individuellen Lebensläufe von Mira Lobe, Christine Nöstlinger und Thomas Brezina nach. Es beleuchtet ihre unterschiedlichen Hintergründe, Entwicklungen und den Weg in die Welt der Kinder- und Jugendliteratur, einschließlich Lobe's Flucht vor dem Naziregime, Nöstlingers Durchbruch mit "Die feuerrote Friederike" und Brezinas Erfolg mit seinen Serien.
Wie werden die Werke der AutorInnen analysiert?
Die "Werkcharakteristik" analysiert die individuellen Schreibstile und -strategien der drei AutorInnen. Es werden Lobe's logische und geschlossene Erzählstrukturen, Nöstlingers frecher und witziger Stil sowie Brezinas medienwirksame Serienproduktion im Detail untersucht und kritisch im Kontext der kommerziellen Vermarktung betrachtet.
Welche Rolle spielt das Phantastische in den Werken?
Das Kapitel "Die phantastische Erzählung in drei Variationen" untersucht die unterschiedliche Umsetzung des Phantastischen in den Werken der drei AutorInnen. Es analysiert, wie dieses Element zur Gestaltung der Geschichten beiträgt und vergleicht die verschiedenen Ansätze und Interpretationen des Phantastischen.
Wie wird die Aktualität der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur behandelt?
Die Aktualität wird im Kapitel "Aktualität: Renate Welsh als neue IG-Präsidentin" anhand von Renate Welsh und der Diskussion um den Österreichischen Jugendbuchpreis (ÖJBP) beleuchtet. Es werden der Wandel in der Beurteilung von Kinder- und Jugendliteratur und die Bedeutung aktueller gesellschaftlicher Themen diskutiert.
Was ist das "schwarze Loch" der österreichischen Kinderliteratur?
Das Kapitel "Das schwarze Loch: kein klassisches Kinderbuch aus Österreich" thematisiert das vermeintliche Fehlen eines klassischen, nationaltypischen Kinderbuchs aus Österreich. Es analysiert mögliche Gründe dafür und diskutiert kritisch den Begriff des "Klassikers" und die Rolle der Internationalität in der Kinderliteratur.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Österreichische Kinder- und Jugendliteratur, Christine Nöstlinger, Mira Lobe, Thomas Brezina, Werkcharakteristik, phantastische Erzählung, Aktualität, ÖJBP, „Schwarzes Loch“, nationale Identität, Kommerz vs. Literatur.
- Citation du texte
- Monika Slunsky (Auteur), 2006, Darstellung österreichischer Autoren von Kinder- und Jugendliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149640