In der vorliegenden Literaturarbeit werden zwei ausgewählte Studien der Vorurteilsforschung vorgestellt und deren wichtigsten Aspekte ausführlich beschrieben und diskutiert. In einem ersten Teil gehe ich auf die wesentlichen Postulate des Stereotype Content Model und der Kontakthypothese ein, da diese theoretischen Konzepte Grundlage der Arbeit der Autoren beider Studien darstellen. Danach stelle ich eine Studie von Lee und Fiske (2006) vor, welche das Stereotype Content Model behandelt und davon ausgeht, dass Vorurteile gegenüber Mitgliedern von Aussengruppen ambivalenter ausfallen als dies in der bisherigen Forschung angenommen wurde. In einem nächsten Schritt wird eine Studie der Autoren Voci und Hewstone (2003) vorgestellt, welche in ihrer Studie Faktoren zur Reduktion von Stereotypen festzumachen versuchen. Theoretische Grundlage ihrer Arbeit stellt die Kontakthypothese dar, wobei die Forscher simultan die mediierende Rolle von Angst zwischen Gruppen und die moderierende Rolle von Gruppensalienz mit einbeziehen. Die Literaturarbeit wird mit einer Diskussion abgerundet.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Einleitung
Studien
Studie 1 - Not an outgroup, not yet an ingroup: Immigrants in the Steretype Content Model
Einleitung
Hypothesen
Pilotstudie: Auswahl der Immigrantengruppen
Methode
Resultate und Diskussion
Hauptuntersuchung
Methode
Resultate
Diskussion
Studie 2 - Intergroup Contact and Prejudice Toward Immigrants in Italy: The Mediational Role
of Anxiety and the Moderational Role of Group Salience
Einleitung
Studie 1 - Einschatzung afrikanischer Immigranten durch italienische Studierende
Hypothesen
Methode
Resultate
Diskussion
Studie 2 - Einschatzung von Immigranten aus Nicht-EU-Landern durch Mitarbeiter eines Spitals
Einleitung
Methode
Resultate
Diskussion
Allgemeine Diskussion
Literaturverzeichnis
Anhang- A
Abstract
In der vorliegenden Literaturarbeit werden zwei ausgewahlte Studien der Vorurteilsforschung vorgestellt und deren wichtigsten Aspekte ausfuhrlich beschrieben und diskutiert.
In einem ersten Teil gehe ich auf die wesentlichen Postulate des Stereotype Content Model und der Kontakthypothese ein, da diese theoretischen Konzepte Grundlage der Arbeit der Autoren beider Studien darstellen.
Danach stelle ich eine Studie von Lee und Fiske (2006) vor, welche das Stereotype Content Model behandelt und davon ausgeht, dass Vorurteile gegenuber Mitgliedern von Aussengruppen ambivalenter ausfallen als dies in der bisherigen Forschung angenommen wurde.
In einem nachsten Schritt wird eine Studie der Autoren Voci und Hewstone (2003) vorgestellt, welche in ihrer Studie Faktoren zur Reduktion von Stereotypen festzumachen versuchen. Theoretische Grundlage ihrer Arbeit stellt die Kontakthypothese dar, wobei die Forscher simultan die mediierende Rolle von Angst zwischen Gruppen und die moderierende Rolle von Gruppensalienz mit einbeziehen.
Die Literaturarbeit wird mit einer Diskussion abgerundet.
Einleitung
Stereotypisierung und Vorurteile gegenuber Immigrantengruppen sind meist mit negativen Attributen assoziiert. Forschung der Autoren Fiske, Cuddy, Glick und Xu (2002), Lin, Kwan, Cheung und Fiske (2005) und Lee und Fiske (2006) zeigen aber auf, dass eine durchgehend negative Beurteilung von Aussengruppen nicht vorliegt, sofern Beurteilern weitere Informationen wie zum Beispiel die Nationalist einer Immigrantengruppe zur Einschatzung vorgegeben werden. Als theoretische Grundlage fur ihre Forschung dient den Autoren das Stereotype Content Model.
Gemass Fiske et al. (2002) postuliert das Stereotype Content Model, dass Einschatzungen von Aussengruppen entlang der Dimensionen ,Warme’ und ,Kompetenz’ stattfinden und meist ambivalent ausfallen. Dieses zweidimensionale Model wurde ursprunglich in der Forschung zur Personenwahrnehmung entdeckt, wo festgestellt wurde, dass sich Einschatzungen zu Charaktereigenschaften entweder um intellektuelle oder aber um soziale Eigenschaften gruppieren (Rosenberg, Nelson, & Vivekananthan, 1968; zit. nach Lin et al., 2005).
Fiske et al. (2002) und Lee und Fiske (2006) fuhren zudem den Bezug des Stereotype Content Model auf soziale Strukturbeziehungen an. Einschatzungen zu Aussengruppen mit hohem Status resultieren nach Annahmen der Autoren in beneideten Stereotypen, Einschatzungen zu Aussengruppen mit niedrigem Status hingegen in paternalisierten Stereotypen. Hohe Einschatzung in der Dimension ,Kompetenz’ korrespondiert mit wahrgenommener hoher gesellschaftlicher Macht und Wettbewerb, wahrend Personen, die hoch auf der Dimension ,Warme’ eingestuft werden als wenig konkurrierend und daher harmlos wahrgenommen werden (Lee & Fiske, 2006).
Das oben beschriebene Stereotype Content Model macht Voraussagen zur Einschatzung von Immigrantengruppen (und anderer Aussengruppen), bietet aber keine Losungsmoglichkeiten zur Stereotypenreduzierung an. Gemass Dovidio, Gaertner und Kawakami (2003) wurde die Forschung zur Verbesserung der Beziehung von Gruppen stark durch die Kontakthypothese beeinflusst. Die Kontakthypothese postuliert, dass haufiger und positiver Kontakt mit Menschen, die einer Aussengruppe angehoren, zu einer Verbesserung der Bewertung der gesamten Aussengruppe und daher zur Vorurteilsreduktion fuhren sollte (Allport, 1954; Hewstone, 1996; Pettigrew, 1998; zit. nach Voci & Hewstone, 2003).
In der vorliegenden Arbeit gehe ich zuerst auf eine Studie von Lee und Fiske (2006) ein, welche die Postulate des Stereotype Content Model anhand von Vorurteilen gegenuber Immigranten in die Vereinigten Staaten von Amerika untersucht.
Um einen moglichen Losungsansatz zur Problematik der Stereotypisierung anzubieten, wahlte ich eine aktuelle Studie von Voci und Hewstone, welche versucht, auf der Basis der Annahmen der Kontakthypothese wichtige Faktoren der Vorurteilsreduzierung festzumachen. Die Autoren gehen in ihrer Studie der Frage nach, wie Kontakt mit einer Aussengruppe in Verbindung mit wahrgenommener Aussengruppenvariabilitat, Einstellung zur Aussengruppe und subtilen Vorurteilen steht und welche Rolle dabei die Gruppensalienz als Moderatorvariable sowie die Angst zwischen Gruppen als Mediatorvariable spielen.
Die Erkenntnisse der Autoren sind moglicherweise wegweisende Aspekte von Integrationsmassnahmen sowie Basis fur besseres Verstandnis von Intergruppenbeziehungen und konnen als Ausgangspunkt fur weitere Forschung in diesem Bereich dienlich sein.
“Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren
Luther Burbank
Studie 1 - Not an outgroup, not yet an ingroup: Immigrants in the Stereotype Content Model
Tiane L. Lee, Susan T. Fiske
Departement of Psychology, Princeton University, 2006
Einleitung
Bisherige Forschung zu Vorurteilen gegenuber Immigranten bildet ein ernuchterndes Urteil uber diese Aussengruppe ab. So wird der durchschnittliche Immigrant als inkompetent und nicht vertrauenswurdig beschrieben, wie zum Beispiel eine Studie aus Deutschland (Eckes, 2002; zit. nach Lee & Fiske, 2006) zeigt.
Im Unterschied zur bisherigen Vorurteilsforschung von Immigranten, welche dieser Aussengruppe stets negative Vorurteile attestiert, gehen Lee und Fiske (2006) davon aus, dass die Wahrnehmung von Immigranten weitaus differenzierter ist als bisher angenommen. Die Autoren sind der Auffassung, dass sich ein durchgehend negatives Bild uber Immigranten verandern kann, sofern Beurteilern weitere Informationen wie zum Beispiel die Nationalitat zur Verfugung gestellt werden. Die Autoren untersuchten die Einschatzung von Immigranten in die Vereinigten Staaten von Amerika durch U.S. Amerikaner auf der Basis des Stereotype Content Model.
Hypothesen
Die Autoren gehen davon aus, dass ambivalente Kombinationen der beiden Dimensionen des Stereotype Content Model am haufigsten zu erwarten sind.
Gemass Lee & Fiske (2006) sagt das Stereotype Content Model voraus, dass Immigrantengruppen je nach Herkunftsland ambivalent in den Dimensionen ,Warme’ und ,Kompetenz’ eingestuft werden. Die Autoren gehen von der Annahme aus, dass sich Bilder von Immigrantengruppen systematisch unterscheiden, sofern nicht vom „durchschnittlichen“ Immigranten gesprochen wird, sondern spezifischere Information zur Beurteilung vorgegeben wird.
Eine weitere Hypothese von Lee und Fiske (2006) betrifft das Herkunftsland der Immigranten, welches als Funktion der sozialen Struktur die Vorurteile einer Immigrantengruppe bestimmt. Inhalte von Stereotypen werden gemass Lee und Fiske (2006) durch die Umstande der Einwanderung bestimmt.
Die Autoren sagen fur lateinamerikanische Einwanderer eine eher tiefe Einschatzung auf beiden Dimensionen voraus, da lateinamerikanische Einwanderer in die Vereinigten Staaten von Amerika mit angeblich typischer „Migrantenarbeit“ oder Farmarbeit assoziiert werden. Fur Asiaten, die als gut ausgebildet wahrgenommen werden, sagen die Autoren eine hohe Einschatzung auf der Dimension ,Kompetenz’ gekoppelt mit einer geringen Einschatzung auf der Dimension ,Warme’ voraus. Diese Einstufung resultiert aus der Wahrnehmung dieser Aussengruppe als erfolgreiche Minderheitsgruppe.
Europaische Einwanderer werden aufgrund der fruheren gemeinsamen Geschichte (spezielle Verbundenheit wird mit Grossbritannien assoziiert) von der amerikanischen Gesellschaft als ihre nachsten Verbundeten empfunden (Lee & Fiske, 2006). Einschatzungen auf den Dimensionen des Stereotype Content Model sollte demnach ahnlich wie fur die Innengruppe ausfallen, mit Ausnahme der Iren und Italiener, die mit tieferen sozialen Schichten assoziiert werden.
Immigranten aus dem Mittleren Osten reprasentieren sowohl hohen wie tiefen sozialen Status und sollten nach den Voraussagen des Stereotype Content Model deswegen mittlere Kompetenzeinschatzungen und tiefe Einstufungen auf der Dimension ,Warme’ erhalten. Letztere Voraussage ist aufgrund der sehr schwierigen Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Mittleren Osten zu erklaren (Lee & Fiske, 2006).
Pilotstudie: Auswahl der Immigrantengruppen Methode
Teilnehmer
39 Studierende der Princeton und Stanford Universitat nahmen auf freiwilliger Basis an der Pilotstudie zur Auswahl der Immigrantengruppen teil. Von den 39 Studierenden waren 24 Frauen, 14 Manner und jemand, der sein Geschlecht nicht angab. Das mittlere Alter der Teilnehmer betrug 19.84 Jahre (SD = 1.37).
Ablauf der Pilotstudie
Es handelte sich um einen Fragebogen mit offenem Ende, wobei die Teilnehmer die Instruktion lasen, dass sie auf dem vorgesehenen Platz eines leeren Blattes die wichtigsten Immigrantengruppen der Vereinigten Staaten von Amerika auflisten sollten, die ihnen in den Sinn kamen. Ausserdem wurden die Teilnehmer darauf aufmerksam gemacht, dass es keine richtigen und falschen Antworten gabe.
Auf der Ruckseite des Blattes wurden einige demographischen Fragen zu den Teilnehmern gestellt.
Resultate und Diskussion
Die Teilnehmer gaben 45 Immigrantengruppen an. Lee und Fiske (2006) schlossen jene Gruppen aus, die von weniger als funf Teilnehmern genannt wurden. Mexikaner, Asiaten, Chinesen, Afrikaner, Lateinamerikaner, Iren, Inder, Sudamerikaner, Osteuropaer, Japaner, Deutsche, Immigranten aus dem Mittleren Osten, Europaer, Koreaner, Kanadier, Franzosen, Italiener, Russen und Vietnamesen wurden von mehr als funf Kandidaten der Pilotstudie genannt und deshalb als Immigrantengruppen fur die Studie ausgewahlt.
Da die Autoren auch an der Wahrnehmung von Immigrantengruppen aufgrund politisch- okonomischer Faktoren interessiert waren, fugten sie zu den oben genannten Immigrantengruppen weitere Kategorien wie „Immigranten mit Aufenthaltsbewilligung“, „Sans-papiers“, „Farmarbeiter“, „Mitarbeiter der Tech-Industrie“, „erste Generation“ und „dritte Generation“ hinzu.
Als Kontrollgruppen, die bisher zuverlassig in einem der vier Quadranten des Stereotype Content Model erschienen waren, gaben sie ausserdem „Amerikaner“ und „College- Studierende“ (hohe Werte in Kompetenz und hohe Werte in Warme), „reiche Menschen“ und „Berufstatige“ (hohe Werte in Kompetenz und niedrige Werte in Warme), „altere Leute“ und „Hausfrauen“ (niedrige Werte in Kompetenz und hohe Werte in Warme) und „Obdachlose“ und „arme Menschen“ (niedrige Werte in Kompetenz und niedrige Werte in Warme) an.
Hauptuntersuchung
Methode
Teilnehmer
Zwei Stichproben von Kandidaten wurden fur die Datenerhebung der Untersuchung von Lee und Fiske (2006) rekrutiert. 52 Studierende eines Einfuhrungskurses fur Psychologie nahmen an der kurzen Erhebung teil. Weitere 150 Studierende (mittleres Alter = 20.16, SD = 1.77) wurden fur das Ausfullen des langeren Fragebogens bezahlt. Es wurden nur Daten von Teilnehmern analysiert, die mindestens funf Jahre im Land gelebt hatten, da die Autoren Vertrautheit mit gesellschaftlichen Wahrnehmungen von Stereotypen sicherstellen wollten. Die gesamte Stichprobe belief sich auf 186 Studierende.
Fragebogen und Ablauf
Im kurzen Fragebogen beurteilten Teilnehmer jede Aussengruppe bezuglich wahrgenommener ,Warme’ und ,Kompetenz’ auf einer Funf-Punkte-Skala (1 = uberhaupt nicht; 5 = voll und ganz). Zur Information lasen die Kandidaten, dass die Forscher daran interessiert waren, die Wahrnehmung verschiedener sozialer Gruppen in der amerikanischen Gesellschaft festzuhalten. Der lange Fragebogen beinhaltete zusatzlich die zwei Immigrantengruppen der ersten und dritten Generation von Immigranten sowie Fragen zu wahrgenommenen strukturellen Variablen wie soziookonomischen Status und Konkurrenz. Der soziookonomische Status wurde mit der Einschatzung zum Prestige der Jobs, der Beurteilung des Ausbildungserfolges und des wirtschaftlichen Erfolges einer
Immigrantengruppe erfragt. Zur Einschatzung der Konkurrenz zwischen Aussengruppe und Innengruppe wurden die Kandidaten gebeten, zu beurteilen, ob Immigranten Spezialbehandlungen zugestanden wurden, ob sie uber viel Macht verfugten oder sonstige Ressourcen erhielten.
Auf der ersten Seite des Fragebogens waren die acht oben aufgefuhrten Kontrollgruppen aufgelistet. Die Kandidaten sahen gemass den Autoren die ausgewahlten Immigrantengruppen erst auf der zweiten Seite des Fragebogens und beurteilten demnach erst in einem zweiten Schritt die Immigrantengruppen und zwar im Vergleich zu diesen acht zuerst aufgefuhrten Kontrollgruppen.
Analysen
Um eine Clusteranalyse mit den Dimensionen ,Warme’ und ,Kompetenz’ durchzufuhren, rechneten die Autoren die Mittelwerte der ersten und dritten Generation von Immigranten aus der zweiten Studie, da diese beiden Gruppen in der ersten, kurzeren Untersuchung nicht erhoben wurden. Fur alle anderen Aussengruppen kombinierten sie die Daten beider Erhebungen. Analysen zum wahrgenommenen Status und zur wahrgenommenen Konkurrenz basierten nur auf Daten der zweiten Erhebung, da diese Items in der ersten Befragung nicht erhoben wurden.
Resultate
1. Immigrantengruppen verteilen sich uber alle Quadranten des Stereotype Content Model Die Forscher gingen von der Annahme aus, dass Einschatzungen von Immigrantengruppen bezuglich der Dimensionen ,Warme’ und ,Kompetenz’ variieren. Tatsachlich haben Menschen verschiedene Bilder uber einzelne Immigrantengruppen. Lee und Fiske (2006) fuhrten eine Clusteranalyse durch, um festzuhalten, wie diese Gruppen fur den Beurteiler einer Aussengruppe entlang der Dimensionen des Stereotype Content Model differenzieren und wie sich Immigrantengruppen vom prototypischen Amerikaner unterscheiden.
Zwei Clusteranalysen bestimmten die Anzahl Cluster und deren Mitglieder. Eine hierarchische Clusteranalyse anhand der Ward’s Methode unterstutzte eine Funf-Cluster Losung. Die K-means Clusteranalyse zeigte anschliessend die Zugehorigkeit jeder Aussengruppe zu einem der funf Cluster. Zwei statistische Tests untermauerten die Funf- Cluster Losung. Zuerst konnte eine zweiseitige 5 (Clusters) X 2 (Dimensionen) ANOVA einen Haupteffekt der Cluster, einen Haupteffekt der Dimensionen und schliesslich einen Interaktionseffekt zwischen Clusters und Dimensionen aufzeigen. Nachfolgende univariate Analysen zeigten einfache Effekte der Cluster sowohl auf die Dimension ,Warme’ wie auf die Dimension ,Kompetenz’, unterstutzten also beide Dimensionen als notwendig um eine angemessene Klassifikation der Aussengruppen vorzunehmen. Die Resultate der Clusteranalysen bestatigen die erste Hypothese der Autoren.
2. Immigrantengruppen erhalten Stereotypen die ahnlich ihrer Nationality und ihrer sozialen Schicht sind
Die zweite Hypothese von Lee und Fiske (2006) sagte voraus, dass Immigranten aufgrund ihrer Nationalitat auf den Dimensionen des Stereotype Content Model eingestuft werden. Zusatzlich sollten Gruppen, die stark mit einer bestimmten sozialen Schicht in Verbindung gebracht werden, ahnliche Stereotype wie reiche oder arme Menschen erhalten. Um ihre Hypothese zu testen, verglichen die Autoren die funf Cluster mit der Innengruppe der Amerikaner. Ausserdem untersuchten Lee und Fiske (2006), ob Immigrantengruppen ahnliche Stereotypenzuschreibung erhielten wie es aufgrund fruherer Forschung in Bezug auf ihre Nationalitat oder ihrer sozialen Schichtzugehorigkeit zu erwarten war. Dazu fuhrten die Forscher abhangige t-Tests durch, welche die Werte von ,Kompetenz’ und ,Warme’ fur jedes Cluster verglichen als auch unabhangige t-Tests, welche die Cluster entlang der beiden Dimensionen unterschieden.
Das Cluster der Innengruppe beinhaltete die Gruppen der Amerikaner, College Studierenden, Immigranten mit Aufenthaltsbewilligung, Europaer, Inder und Immigranten der dritten Generation. Das Cluster enthielt Werte, die relativ hoch auf der Dimension ,Kompetenz’ und mittelmassig hoch in ,Warme’ waren. Die Autoren gehen davon aus, dass dieses Cluster am ehesten den prototypischen Amerikaner reprasentiert, welchen Beurteiler als Vergleichsstandard gegenuber Aussengruppen verwendeten.
Das Cluster, welches mit tiefer sozialer Schicht und Migranten- oder Farmarbeiterklasse assoziiert wurde, deshalb niedrige Werte auf der Dimension ,Kompetenz’ aber auch tiefe Werte fur , Warme’ erhielt, war dasjenige der Immigranten aus Afrika, Lateinamerika, Mexiko und Sudamerika wie auch Farmarbeitern und Sans-Papiers. Eindeutig unterscheidender Faktor zur Innengruppe war die viel tiefer eingeschatzte Kompetenz dieser Aussengruppen, t(12) = 9.93, p<.001.
Das Cluster der Hausfrauen und alteren Leuten, der irischen und italienischen Immigranten war in Bezug auf die Einschatzung der Kompetenz dieser Gruppen ahnlich zu letztgenanntem Cluster. Unterscheidender Aspekt ist aber die Beurteilung dieser Aussengruppen in Bezug auf die Warme der Mitglieder. Die Erwartung der Autoren bestatigend, entstand ein ambivalentes Einschatzungsmuster, welches diesen Gruppen hohe Werte auf der Dimension ,Warme’ und tiefe Werte auf der Dimension ,Kompetenz’ attestierte, diff = .91, t(3) = 3.85, p<.05. Aufgrund der hoheren Bewertung in ,Warme’ als in ,Kompetenz’ erhalten diese Gruppen die sogenannt paternalistische Stereotypenzuschreibung.
Das vierte Cluster war gekennzeichnet durch mittelmassige Werte in Kompetenz und tiefen Werten in Warme und beinhaltete nur Immigrantengruppen. Osteuropaische Immigranten, Immigranten der ersten Generation, Immigranten aus Frankreich, Deutschland, dem Mittleren Osten, Russland und Vietnam wurden durch dieses Cluster zusammengefasst. Lee und Fiske (2006) gehen davon aus, dass diese Gruppen durch unklare Stereotypenzuschreibungen definiert sind. Obwohl ihnen deutliche Vorurteile fehlten, wurde diesen Aussengruppen im Vergleich zur Innengruppe sowohl tiefere Werte in der Dimension ,Warme’, t(12) = 5.96, p<.001, wie auch tiefere Werte in der Dimension ,Kompetenz’, t(12) = 3.47, p<.01 zugeschrieben.
Das funfte Cluster zeichnete sich durch hohe Werte in Kompetenz und tiefen Werten in Warme aus und fasste reiche Menschen und Berufstatige, Immigranten aus Asien, China, Japan, Korea und Immigranten, die in der Tech-Industrie arbeiten, zusammen.
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- Arbeit zitieren
- Andrea Steiger (Autor:in), 2008, Einschätzung von Vorurteilen anhand des Stereotype Content Model und Überwindung von Stereotypen durch Kontakt mit Aussengruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149556
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