,Has globalization gone too far?‘, fragte Dani Rodrik in einem in den 90er Jahren erschienenen Buch und beklagte darin eindringlich die Erosion sozialer Standards so-wie die zunehmende soziale Desintegration durch ungezügelte Deregulierungsprozesse. Die OECD hingegen wird nicht müde zu betonen, dass die Globalisierung sowie die damit verbundene Liberalisierung des Welthandelns noch gar nicht weit genug fortgeschritten seien.
Diesen aufmerksamkeitsgenerierenden Einstieg verwendete Lamping für seinen im Jahr 2008 erschienenen Zeitungsartikel mit dem Titel „Sozialstaat und Globalisierung – Eine verhängnisvolle Beziehung?“. Etwas Verhängnisvolles als negativ konnotiertes Mysterium wirkt auf den ersten Blick für eine sozialwissenschaftliche Hausarbeit zugegebenermaßen eher fehl am Platz. Nichtsdestoweniger bietet diese Formulierung eine Eröffnung der seit Jahrzehnten bestehenden Dauerkontroverse von der Vereinbarkeit von nationaler Sozialpolitik/ Sozialstaatlichkeit und internationalen Globalisierungsprozessen; auch, weil durch diese thematische „Langlebigkeit“ bis heute weiterhin eine thematische Relevanz zugesprochen werden kann. Die Ambivalenz dieser beiden Pole fungiert als Diskussionsgrundlage innerhalb dieser Hausarbeit und kann mit folgender Fragestellung – welche das Ursache-Wirkungs-Verhältnis als Argumentationsbasis heranziehen wird – versucht werden, zu rahmen: Inwiefern beeinflussen Globalisierungsprozesse die Wirksamkeit nationaler Sozialpolitik und fordern eine etwaige politische Neuausrichtung eines sozialpolitischen Instrumentariums ein?
Nachdem zunächst ein theoretischer Hintergrund als Fundament für den wissenschaftlichen Diskurs eröffnet wird, in welchem Fachtermini wie Sozialpolitik und Globalisierung definiert werden, erfolgt hierauf die Beleuchtung des Zusammenspiels beider „Akteure“, welche – begründet durch just angeführte Ambivalenz – zumindest eine Untersuchung ihrer jeweiligen Rolle als Protagonist und Antagonist (?) in der Weltwirtschaft fordern. Dies wird exemplarisch anhand der sogenannten „Arbeitsmarktmisere“ verdeutlicht, bevor im Anschluss eine Untersuchung der Sozialpolitik auf internationaler Ebene erfolgt; dies mithilfe der Frage nach der Funktion ebendieser – Konflikt oder Schlichtung(-sstelle)? In einem Fazit wird abschließend versucht werden, zu eruieren, welche der beiden Positionen eher eingenommen wird, was wiederum als Beantwortung der leitenden Fragestellung fungieren soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Definition von Sozialpolitik und Erläuterung ihrer Grundprinzipien
- 2.2 Erläuterung des Globalisierungsbegriffs
- 3. Zusammenspiel von deutscher Sozialpolitik und dem Globalisierungsprozess
- 3.1 Konfliktpotenzial zwischen den sozialen Sicherungssystemen Deutschlands und der Globalisierung
- 3.2 Die Grenzen des nationalen Sicherungssystems am Beispiel des Beschäftigungsstandes
- 4. Internationale Sozialpolitik als Begünstigung des Konfliktpotenzials oder als Schlichtungsstelle
- 4.1 Die Frage nach der Auflösbarkeit der Kalamität von wirtschaftlicher Effizienz und sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Beziehung zwischen nationaler Sozialpolitik und dem Prozess der Globalisierung. Sie zielt darauf ab, die Auswirkungen der Globalisierung auf die Funktionsweise der deutschen Sozialpolitik zu untersuchen und zu beurteilen, inwieweit eine Neuausrichtung des sozialpolitischen Instrumentariums notwendig ist. Die Analyse wird exemplarisch anhand des Arbeitsmarktes beleuchtet.
- Definition von Sozialpolitik und ihren Grundprinzipien
- Erläuterung des Globalisierungsbegriffs
- Konfliktpotenzial zwischen deutscher Sozialpolitik und der Globalisierung
- Die Grenzen des nationalen Sicherungssystems
- Internationale Sozialpolitik als Instrument zur Konfliktlösung oder zur Schlichtung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Frage, ob Globalisierung zu weit gegangen ist und welche Auswirkungen sie auf soziale Standards und die soziale Integration hat. Sie führt in das Thema der Ambivalenz zwischen nationaler Sozialpolitik und Globalisierungsprozessen ein.
Kapitel 2 stellt den theoretischen Hintergrund der Arbeit dar, indem es die Definition von Sozialpolitik und ihre Grundprinzipien sowie den Globalisierungsbegriff erläutert.
Kapitel 3 untersucht das Zusammenspiel von deutscher Sozialpolitik und dem Globalisierungsprozess. Es beleuchtet das Konfliktpotenzial zwischen den sozialen Sicherungssystemen Deutschlands und der Globalisierung sowie die Grenzen des nationalen Sicherungssystems anhand des Beispiels des Beschäftigungsstandes.
Kapitel 4 befasst sich mit der Rolle der internationalen Sozialpolitik in diesem Kontext. Es analysiert, ob sie den Konflikt zwischen wirtschaftlicher Effizienz und sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit verstärkt oder als Schlichtungsinstanz fungiert.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Sozialpolitik, Globalisierung, dem Konfliktpotenzial zwischen nationalen und internationalen Sozialsystemen, den Grenzen des nationalen Sicherungssystems, der Rolle der internationalen Sozialpolitik, der Frage nach der Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Effizienz und sozialer Verantwortung und Gerechtigkeit.
- Quote paper
- Patrick Raese (Author), 2024, Sozialpolitik und Globalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1493756