Inzest, Nepotismus, Simonie, Mord und Ausschweifung – die Liste der Vorwürfe an die Familie Borgia ist lange. Tatsächlich erscheint sogar heutzutage ein Papst, welcher sein unehelich gezeugten Kinder in bedeutende politische Ämter hievt und mit den Fürsten der Welt um die Macht ringt, als sehr denkwürdig.
Dabei war Rodrigo Borgia nicht der einzige mächtige Kirchenfürsten seiner Zeit, welcher sich jener Verbrechen schuldig machte. Rodrigo Borgia war nur einer von vielen, welcher die Macht der “Stellvertreter Gottes” nutzte, um ihre politische Karriere voranzutreiben und ihren Reichtum zu mehren. Die Familie Borgia besaß hier kein Alleinstellungsmerkmal, sondern dient als Beispiel für den moralischen Verfall der Kirche.
So ist der Vorwurf des Nepotismus ist nicht nur der Familie Borgia, sondern dem gesamten Papsttum der Renaissance zu machen. Ursprung hat er in der sogenannten “pietas”. “Pietas” bedeutet, den eigenen Erfolg mit der Familie zu teilen. Dennoch sollte maximal ein Neffen zum Kardinal zu erhoben und bei der Erhöhung der Familie Zurückhaltung geübt werden. Die Päpste vor Calixtus III. und Alexander VI. hatten sich an diese Vorgaben gehalten - Calixtus III. jedoch verschaffte zwei Neffen den Kardinalshut und gab Besitzungen an den weltlichen Arm der Borgia-Familie. Sein Ziel war es, eine Dynastie der Borgia zu schaffen.
Auch der Kauf von Stimmen bei der Papstwahl, der Alexander VI. überhaupt erst die Tiara brachte, ist laut Kirchenrecht zwar unmoralisch, aber gültig und war usus.
In dieser Arbeit möchte ich den Legenden rund um diese Familie auf den Grund gehen. Dabei werden Gerüchte rund um die Borgias aufgegriffen und anhand von Quellen überprüft. Zur Recherche kommen berühmte Werke über die Borgias zur Anwendung, wie zum Beispiel Reinhards‘ „Die Borgia. Geschichte einer unheimlichen Familie“ oder Uhls‘ „Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance“. Nachdem der geschichtliche Kern hinter diesen Erzählungen ergründet wurde, wird im Schlussteil der Arbeit der Zusammenhang der (Un-)taten der Familie Borgiamit der Reformation standen, welche nur wenige Jahrzehnte später durch Martin Luther ausgelöst wurde. Anhand dem Beispiel dieser Familie soll aufgezeigt werden, wieso die Menschen das Vertrauen in die katholische Kirchen verloren hatten und Reformatoren Gehör fanden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- WER WAREN DIE BORGIA?
- HERKUNFT UND AUFSTIEG
- DER AUFSTIEG DES ALONSO DE BORJA
- HAUPTTEIL
- PAPST ALONSO DE BORJA..
- RODRIGO BORGIA .....
- MYTHEN ÜBER CESARE BORGIA.....
- Mythos 1: Mord an seinem Bruder.........
- Die Umstände des Todes von Juan Borgia
- Wer war der Mörder von Juan Borgia?.......
- Mythos 2: Mord an Alfonso von Aragon........
- Ermordung Alfonsos durch Michelotto.........
- Der Mörder.
- Mythos 3: Der Kastanienball..
- MYTHEN ÜBER LUCREZIA BORGIA
- Mythos 1: Inzest mit Vater und Brüdern.
- Mythos 2: Verhältnis mit Pedro Calderon
- Mythos 3: Mutterschaft von Giovanni Borgia.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Mythen und Legenden rund um die Familie Borgia. Sie soll anhand von historischen Quellen die verbreiteten Geschichten und Gerüchte über diese Familie überprüfen und ihren geschichtlichen Kern aufdecken. Insbesondere wird untersucht, wie die (Un-)Taten der Familie Borgia im Zusammenhang mit der Reformation standen und wie sie zum Vertrauensverlust in die katholische Kirche beitrugen.
- Der Aufstieg der Familie Borgia und die Rolle von Alonso de Borja
- Die Mythen und Legenden um Cesare Borgia, insbesondere der Vorwurf des Mordes an seinem Bruder und an Alfonso von Aragon
- Die Mythen und Legenden um Lucrezia Borgia, insbesondere der Vorwurf des Inzests mit ihrem Vater und ihren Brüdern
- Der Einfluss der Familie Borgia auf die katholische Kirche und das Papsttum
- Der Zusammenhang zwischen den Handlungen der Borgia und der Reformation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Kontext der Familie Borgia, insbesondere die Vorwürfe des Inzests, Nepotismus, Simonie, Mord und Ausschweifung, die gegen sie erhoben wurden. Sie stellt fest, dass Rodrigo Borgia nicht der einzige mächtige Kirchenfürst jener Zeit war, der sich solcher Verbrechen schuldig machte, sondern eher ein Beispiel für den moralischen Verfall der Kirche und des Papsttums, der schließlich zur Reformation führte. Der Abschnitt über die Herkunft und den Aufstieg der Familie Borgia schildert die frühen Jahre dieser Familie und die Rolle von Alonso de Borja, der den Aufstieg zu einer der berühmt-berüchtigtsten Familien Europas einleitete. Der Hauptteil konzentriert sich auf die Mythen und Legenden rund um die Familie Borgia. Er befasst sich mit den Vorwürfen gegen Cesare Borgia, insbesondere dem Mord an seinem Bruder und an Alfonso von Aragon. Der Abschnitt beleuchtet auch die Mythen um Lucrezia Borgia, insbesondere den Vorwurf des Inzests mit ihrem Vater und ihren Brüdern.
Schlüsselwörter
Die Familie Borgia, Papsttum, Renaissance, Reformation, Inzest, Nepotismus, Simonie, Mord, Mythen, Legenden, Geschichte, Quellenanalyse, Kirche, Moral, Macht, Politik, Geschichte der Kirche, Religion, Papstwahl, Italien, Spanien.
- Quote paper
- Bianca Naderer (Author), 2022, Die Familie Borgia. Mythos und Wahrheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1493202