„The body in the Arab world. A source of sin and shame” ist die These mit der Ahmed
El Attar seinen Artikel in der Zeitschrift „Ballettanz“ überschreibt und die auch
dieser Arbeit in leicht abgewandelter Form, als Titel dient. Mit ihr soll die Behauptung
des ägyptischen Regisseurs Attar, der den Grundgedanken der Sündhaftigkeit
und Schambehaftung des Körpers in arabisch-islamischen Ländern auf die Tabuisierung
insbesondere des Frauenkörpers in der Öffentlichkeit, der Kunst, des Films und
des Tanzes postuliert, grundsätzlich hinterfragt werden. Weil es jedoch eine Vielzahl
an unterschiedlichen Zugängen zum Körper innerhalb der islamischen Welt gibt und
eine Annäherung an ein homogenes Körperbild, ganz abgesehen von einer einheitlichen
Körperkonzeption unmöglich wäre, wird die Bedeutung und Funktion des Körpers
im Islam anhand weniger elementarer Glaubensartikel über die in der Mehrheit
der islamischen Welt Konsens herrscht, herausgearbeitet. Die Arbeit zielt mit Hilfe
dieser ausgesuchten, elementaren Glaubensartikel des Islams darauf ab, die Ausweisung
des Körpers als Ursprung von Sünde zu widerlegen. Stattdessen soll die positive
Konnotation des Körpers im muslimischen Glauben zum Ausdruck kommen. Die
Darstellung islamischer Grundannahmen, sowohl in der Anthropologie, als auch in
der Eschatologie, ist dazu unerlässlich, denn Aspekte der Menschwerdung, des Todes
und der Jenseitsvorstellungen legen die Grundlagen zum islamischen Körperverständnis
(Kapitel 2). Anschließend soll im dritten Kapitel gezeigt werden, dass der
restriktive Umgang mit dem Körper im diesseitigen Leben nicht etwa ein Indiz für
seine Sündhaftigkeit oder Schambehaftung ist. Vielmehr ist er durch Passivität gekennzeichnet,
da er lediglich als Aushandlungsort der jenseitigen Existenz instrumentalisiert
wird.
Die spärliche Berücksichtigung des Körperbegriffs im islamischen Schrifttum könnte
eine Ursache für das fehlende allgemeingültig-islamische Körperkonzept sein. So
wird der Körper in den wichtigsten islamischen Quellen dem Koran (arab. qurÞān),
der sunna und der šarīÝa lediglich innerhalb anderer, ihn betreffender Themenbereiche
berücksichtigt. Die Quellen geben beispielsweise Auskunft über Vorschriften
bezüglich des Essens, Trinkens, Waschens, der Körpergestaltung und Schönheitspflege,
sowie zum Umgang mit Toten und der Festlegung von Körperstrafen durch das islamische Strafrecht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bedeutung und Funktion des Körpers im Leben und im Tod
- Genese des Menschen als Entstehung seines Körpers
- Einheit von Körper und Seele im Islam
- Der Tod das Ende der leiblichen Integrität?
- Körpervorstellung im Jenseits
- Restriktiver Umgang mit dem Körper im Islam
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob der Körper im Islam als eine Quelle von Sünde und Schamhaftigkeit angesehen wird, und untersucht die Bedeutung und Funktion des Körpers im muslimischen Glauben. Die Arbeit zielt darauf ab, die Ausweisung des Körpers als Ursprung von Sünde zu widerlegen und die positive Konnotation des Körpers im Islam hervorzuheben.
- Die Bedeutung des Körpers in der islamischen Anthropologie und Eschatologie
- Die Einheit von Körper und Seele im Islam
- Der restriktive Umgang mit dem Körper im diesseitigen Leben als Ausdruck der jenseitigen Existenz
- Die Bedeutung des Körpers in der islamischen Medizin und Bioethik
- Die Bedeutung des Körpers im Kontext von Gender Studies
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die These des Artikels von Ahmed El Attar vor und erläutert die Notwendigkeit, die Bedeutung und Funktion des Körpers im Islam anhand weniger elementarer Glaubensartikel zu betrachten. Kapitel 2 untersucht die Bedeutung des Körpers im Leben und im Tod, indem es die Genese des Menschen, die Einheit von Körper und Seele und die Körpervorstellung im Jenseits beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich dem restriktiven Umgang mit dem Körper im diesseitigen Leben und argumentiert, dass dieser nicht auf Sündhaftigkeit oder Schambehaftung zurückzuführen ist, sondern durch Passivität und die Konzentration auf die jenseitige Existenz geprägt ist.
Schlüsselwörter
Körper, Islam, Anthropologie, Eschatologie, Sünde, Scham, Einheit von Körper und Seele, Jenseits, restriktiver Umgang, Medizin, Bioethik, Gender Studies.
- Quote paper
- Katharina Fülle (Author), 2009, Body in Islam – A Source of Sin and Shame?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149250