Von allen Beziehungen, die wir in unserem Leben eingehen, ist die Geschwisterbeziehung meist die längste und gleichzeitig die widersprüchlichste. Unsere Eltern verlangen, dass wir den kleinen Bruder lieben, obwohl er doch die Aufmerksamkeit zu bekommen scheint, die vor seiner Existenz noch uns gehörte. Die große Schwester sollen wir uns als Vorbild nehmen, obwohl sie erst kürzlich unserem Teddy den Kopf abgerissen hat. Im Grunde wollen wir unsere Geschwister meist weder lieben noch akzeptieren, es sei denn, man kann sich gegen den noch größeren Feind, die Eltern, verbünden. Aber selbst dieser Bund ist oft nicht von großer Dauer und zerbricht sobald man sein Ziel erreicht hat.
Unsere Geschwister sind die ersten Rivalen, die wir kennen lernen. Sie spornen uns im Kampf um die Anerkennung unserer Eltern zu Höchstleistungen an. Wir betrachten sie oft als Feinde, gleichzeitig sind wir mit ihnen auf Lebzeiten durch die gemeinsame Familie verbunden.
Welche Faktoren darüber entscheiden, ob wir unsere Geschwister lieben oder hassen, welche Umstände uns auf ewig zusammenschweißen und welche uns nach der Trennung vom elterlichen Heim zu bloßen Bekannten werden lassen, diesen Fragen gehen seit geraumer Zeit Psychologen, Soziologen und Genforscher auf den Grund.
Ist es die Geburtenreihenfolge, die unsere Persönlichkeiten formt und uns zu ebenbürtigen Verbündeten macht? Oder sind es allein die Gene, die uns bei großer Ähnlichkeit, wie etwa bei Zwillingen, emotional verbinden?
Einige Psychologen gehen davon aus, dass die Geschwisterbeziehung in hohem Maße von der elterliche Erziehung abhängt und davon, wie Eltern mit Neid, Eifersucht und Konkurrenz ihrer Sprösslinge umgehen (Wegner, 2001).
Ziel dieser Arbeit ist es, die Geschwisterbeziehung in Hinblick auf elterliche Einflussfaktoren zu untersuchen. Dazu wird im Theorieteil zunächst auf einzelne Aspekte der aktuellen Geschwisterforschung eingegangen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die einzelnen Geschwisterbeziehungen sowie auf verschiedene Studien, die ihr Zustandekommen erklären sollen, gelegt.
Im Weiteren wird der Forschungsablauf, der dieser Arbeit zugrunde liegt und die daraus gewonnen Ergebnisse, beschrieben.
Schließlich werden im Diskussionsteil die erlangten Erkenntnisse erörtert und mögliche Ursachen für ihr Zustandekommen gesucht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Theorie
- 1. Geschwisterbeziehungen
- 2. Das Zustandekommen der Geschwisterbeziehung
- 2.1 Genetische Komponente
- 2.2 Geburtenreihenfolge
- 2.3 Eltern als Konfliktauslöser
- 3. Forschungsfrage
- III. Methode
- 1. Design und Untersuchungsablauf
- 2. Stichprobe
- 3. Instrumente der Materialgewinnung
- 3.1 Fragebögen
- 3.2 Interview
- 4. Aufbereitung und Auswertung des Materials
- 4.1 Fallzusammenfassung - wichtige Eckpunkte
- 4.2 Fallstrukturierung
- 4.2.1 Persönlichkeiten - Geschwisterbeurteilung und Selbsteinschätzung
- 4.2.2 Erziehung
- 4.2.3 Besondere Veränderungen
- IV. Ergebnisse
- 1. Das theoretische Konstrukt
- 2. Datenanalyse
- 2.1 Genetische Komponente
- 2.2 Geburtenreihenfolge
- 2.3 Weitere Komponenten
- 2.4 Elterliche Erziehung
- 3. Einordnung des Einzelfalls
- V. Diskussion
- VI. Literaturverzeichnis
- VII. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschwisterbeziehung und untersucht den Einfluss des elterlichen Erziehungsverhaltens auf die Beziehung der Kinder untereinander. Ziel ist es, die Geschwisterbeziehung in Hinblick auf elterliche Einflussfaktoren zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Aspekte der aktuellen Geschwisterforschung, insbesondere die einzelnen Geschwisterbeziehungen und Studien, die ihr Zustandekommen erklären sollen.
- Genetische Komponente: Die Arbeit untersucht, inwieweit die genetische Verwandtschaft die Qualität der Geschwisterbeziehung beeinflusst.
- Geburtenreihenfolge: Die Arbeit analysiert, ob die Geburtenreihenfolge einen Einfluss auf die Geschwisterrivalität und die Beziehung der Kinder untereinander hat.
- Elterliche Erziehung: Die Arbeit untersucht, wie das elterliche Erziehungsverhalten die Geschwisterbeziehung prägt und welche Rolle es bei der Entstehung von Neid, Eifersucht und Konkurrenz spielt.
- Individuelle Fallstudie: Die Arbeit analysiert einen konkreten Einzelfall, um die theoretischen Erkenntnisse zu illustrieren und zu vertiefen.
- Diskussion: Die Arbeit diskutiert die gewonnenen Erkenntnisse und sucht nach möglichen Ursachen für die beobachteten Phänomene.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Geschwisterbeziehung als eine der längsten und widersprüchlichsten Beziehungen im Leben dar. Sie beleuchtet die Rivalität zwischen Geschwistern und die Rolle der Eltern als Konfliktauslöser. Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach den Faktoren, die die Qualität der Geschwisterbeziehung beeinflussen, und skizziert den Forschungsablauf.
Der Theorieteil beleuchtet verschiedene Aspekte der Geschwisterforschung. Er beschreibt fünf verschiedene Geschwistertypen, die von Deborah Gold und Cicirelli identifiziert wurden, und geht auf die genetische Komponente der Geschwisterbeziehung ein. Die Arbeit untersucht Studien, die den Einfluss der Geburtenreihenfolge auf die Geschwisterrivalität beleuchten.
Der Methodenteil beschreibt das Design und den Ablauf der Untersuchung, die Stichprobe und die verwendeten Instrumente der Materialgewinnung. Er erläutert die Aufbereitung und Auswertung des Materials, insbesondere die Fallzusammenfassung und die Fallstrukturierung.
Der Ergebnis-Teil präsentiert die Datenanalyse und die Einordnung des Einzelfalls. Er untersucht die genetische Komponente, die Geburtenreihenfolge, weitere Komponenten und die elterliche Erziehung im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Geschwisterbeziehung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Geschwisterbeziehung, elterliches Erziehungsverhalten, genetische Komponente, Geburtenreihenfolge, Geschwisterrivalität, Neid, Eifersucht, Konkurrenz, Fallstudie, Datenanalyse, Einzelfall, Diskussion.
- Quote paper
- MA Jasmin Rödig (Author), 2006, Geschwisterbeziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149222
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