Die Schriftstellerin Doris Lessing wurde als Doris May Tayler am 22. Oktober 1919 in Kermanschah in Persien geboren und wuchs auf einer Farm im ehemaligen Rhodesien, heutigem Simbabwe auf. Ihre Eltern stammten aus England und hatten sich im Ersten Weltkrieg kennengelernt. Lessings Mutter arbeitete als Krankenschwester und behandelte unter anderem auch den verkrüppelten Soldaten Alfred, den sie schließlich aus Mitleid mit ihm, aber auch mit sich selbst, weil ihr Freund im Krieg gefallen war, heiratete. Im Jahre 1924 versuchte die Familie ihr Glück in England, scheiterte jedoch sehr schnell und kehrte bald nach Simbabwe zurück. Dort begann der Vater als Maisanbauer zu arbeiten, was jedoch weder Erfolg noch Geld einbrachte. Die Familie stand nunmehr am Rande des Ruins, und Doris Lessing bekam zu spüren, dass ihre Mutter alle Enttäuschung auf sie projizierte, während dem Sohn Harry alle Liebe gebührte. Dieses distanzierte Verhältnis zur Mutter spielt in Lessings Leben eine große Rolle: Es begann damit, dass sich die Eltern einen Sohn gewünscht hatten und sich nicht einmal einen Namen für ihre Tochter überlegten, sodass der Vorschlag des Arztes „Doris“ hingenommen wurde. Schließlich konnte Lessing diese Situation nicht mehr ertragen, brach mit 14 Jahren die Schule ab und floh mit 15 Jahren nach Salisbury, wo sie sich als Schwesternhilfe versuchte. Das gespaltene Mutter-Kind-Verhältnis nimmt in ihren Werken häufig einen zentralen Punkt ein.
1938 heiratete sie den Engländer Frank Wisdom, mit dem sie zwei Kinder hatte, die jedoch nach der Scheidung im Jahr 1943 bei dem Vater blieben. Zwei Jahre später, 1945, heiratete sie erneut, den deutsch-jüdischen Gottfried Lessing, von dem sie nach der Scheidung 1949 den gemeinsamen Sohn Peter und den Nachnamen mit nach England nahm. Dort versuchte sie sich schließlich noch im gleichen Jahr als Schriftstellerin zu etablieren, was ihr mit der Novelle „The Grass is singing“ („Afrikanische Tragödie“) auch gelang.
Nach den zwei gescheiterten Ehen heiratete sie nicht noch einmal, hatte jedoch unzählige Affären und Liebschaften und genoss dadurch ihr Leben als ‚ungebundene Frau‘. Im Jahre 1952 wurde sie Mitglied der Kommunistischen Partei, beendete jedoch diese aktive Teilnahme bald wieder, weil sie sich nicht mehr mit den Aktivitäten der Partei identifizieren konnte. Dennoch hat sie sich eine sozialistisch-kommunistische Grundhaltung beibehalten, die sie auch offen zeigt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Doris May Lessing
- 1.1 Biographie
- 1.2 Werke
- 1.3 Auszeichnungen
- 2. „Das Goldene Notizbuch“
- 2.1 Form und Inhalt
- 2.2 Zum Vorwort
- 2.3 Textinterpretation nach Lessing
- 2.4 Einordnung in das Gesamtwerk
- 2.5 Diskussionspunkte
- 3. Anhang
- 3.1 Literaturverzeichnis
- 3.2 Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über Doris Lessing und ihr Hauptwerk „Das Goldene Notizbuch“ zu geben. Sie untersucht Lessings Biografie, ihre schriftstellerische Entwicklung und die zentralen Themen ihres Romans. Die Analyse konzentriert sich auf die Struktur, den Inhalt und die Intentionen der Autorin.
- Lessings Biografie und ihr Einfluss auf ihr Werk
- Die Struktur und der Aufbau von „Das Goldene Notizbuch“
- Die Darstellung der weiblichen Identität und Emanzipation
- Politische und gesellschaftliche Themen im Roman
- Die Bedeutung des Schreibprozesses und der verschiedenen Notizbücher
Zusammenfassung der Kapitel
1. Doris May Lessing: Diese Einleitung präsentiert eine kurze Biografie von Doris Lessing, beginnend mit ihrer Geburt in Persien bis hin zu ihren ersten schriftstellerischen Erfolgen. Sie beleuchtet das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter, ihre frühen Lebensumstände in Simbabwe und ihre späteren Ehen und politischen Aktivitäten. Der Abschnitt hebt die Bedeutung ihrer komplexen Lebensgeschichte für ihr Werk hervor, indem er auf das gespaltene Mutter-Kind-Verhältnis und die daraus resultierenden Themen in ihren Romanen hinweist.
1.1 Biographie: Der Abschnitt detailliert Lessings Leben, beginnend mit ihrer Kindheit in Simbabwe, geprägt von Armut und einem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter. Der Fokus liegt auf den prägenden Erfahrungen, die ihre literarische Karriere beeinflusst haben: die frühe Abwendung vom elterlichen Zuhause, die gescheiterten Ehen, die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei und die Herausforderungen des Alleinerziehertums. Diese biografischen Details werden als Grundlage für das Verständnis ihrer literarischen Themen und Motive präsentiert.
1.2 Werke: Dieser Teil bietet einen Überblick über Lessings umfangreiches literarisches Werk, von ihren frühen Novellen bis zu ihren späten Romanen und autobiografischen Schriften. Besonderes Augenmerk wird auf „Das Goldene Notizbuch“ gelegt, das als ihr Hauptwerk dargestellt wird. Die verschiedenen Phasen ihres Schaffens und die Vielfältigkeit ihrer Themen werden beleuchtet, einschließlich der Romane unter dem Pseudonym Jane Somers und ihrer Autobiografie, welche die Jahre 1949 und die Zeit bis 1962 beleuchtet.
1.3 Auszeichnungen: Hier werden wichtige Auszeichnungen Lessings aufgeführt, mit dem Schwerpunkt auf dem Nobelpreis für Literatur. Lessings ironische Reaktion auf diese späte Anerkennung wird zitiert, um ihre kritische Haltung gegenüber dem literarischen Establishment zu verdeutlichen. Der Abschnitt unterstreicht die Bedeutung ihrer literarischen Leistung trotz anfänglicher kritischer Zurückhaltung.
2. „Das Goldene Notizbuch“: Dieser Abschnitt führt in den Roman „Das Goldene Notizbuch“ ein und beschreibt seine Struktur, bestehend aus abwechselnden Kapiteln mit den Titeln „Ungebundene Frauen“ und Abschnitten aus den Notizbüchern der Protagonistin Anna Wulf. Die Einführung der Hauptfiguren Anna Wulf und Molly Jacobs, sowie ihrer Lebensumstände und Beziehungen wird gegeben. Die verschiedenen Notizbücher und ihre thematische Bedeutung werden angerissen.
2.1 Form und Inhalt: Der Romanaufbau und die Erzählperspektiven (Ich-Erzählerin Anna Wulf und ein externer Erzähler) werden detailliert beschrieben. Die besondere Aufmerksamkeit der Protagonistin für scheinbar unbedeutende Details und ihre Verbindung zu Emotionen und Gedanken werden hervorgehoben. Die Bedeutung der vier Notizbücher (schwarz, rot, gelb, blau) und ihre jeweilige Thematik werden erläutert.
2.2 Zum Vorwort: Dieser Abschnitt analysiert Lessings Vorwort von 1972, in dem sie den Aufbau und die zentralen Themen des Romans erläutert. Der "Zusammenbruch" auf verschiedenen Ebenen (der Notizbücher und Annas persönlicher Zusammenbruch) wird als zentrales Thema dargestellt. Lessings Kritik an der einseitigen Rezeption des Romans, die sich oft nur auf den Feminismus, die Politik oder den Aspekt der Geisteskrankheit konzentrierte, wird diskutiert. Sie betont, dass der Roman kein reines Manifest der Frauenbewegung sei, obwohl er die Befreiung der Frau thematisiert.
Schlüsselwörter
Doris Lessing, Das Goldene Notizbuch, Frauenemanzipation, Feminismus, Politik, Identität, Schreibprozess, Notizbücher, Zusammenbruch, Kommunismus, Autobiografie.
Häufig gestellte Fragen zu "Das Goldene Notizbuch" von Doris Lessing
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über Doris Lessing und ihren Roman „Das Goldene Notizbuch“. Sie beinhaltet eine Biografie Lessings, eine Analyse des Romans (Form, Inhalt, Intentionen der Autorin), eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt Lessings Biografie und deren Einfluss auf ihr Werk, den Aufbau und die Struktur von „Das Goldene Notizbuch“, die Darstellung weiblicher Identität und Emanzipation, politische und gesellschaftliche Themen im Roman sowie die Bedeutung des Schreibprozesses und der verschiedenen Notizbücher.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Doris Lessing (Biographie, Werke, Auszeichnungen) und „Das Goldene Notizbuch“ (Form und Inhalt, Vorwort, Textinterpretation, Einordnung ins Gesamtwerk, Diskussionspunkte). Ein Anhang mit Literatur- und Quellenverzeichnis ist ebenfalls enthalten.
Was wird in der Biografie über Doris Lessing behandelt?
Die Biografie umfasst Lessings Kindheit in Simbabwe, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, ihre frühen Lebensumstände, gescheiterte Ehen, politische Aktivitäten (Kommunistische Partei) und ihre schriftstellerische Entwicklung. Der Fokus liegt auf prägenden Erfahrungen und deren Einfluss auf ihre literarischen Themen.
Wie wird "Das Goldene Notizbuch" analysiert?
Die Analyse von „Das Goldene Notizbuch“ konzentriert sich auf die Struktur des Romans (wechselnde Kapitel, verschiedene Notizbücher), die Erzählperspektiven, die Bedeutung der Notizbücher (schwarz, rot, gelb, blau) und ihre jeweilige Thematik. Das Vorwort Lessings und ihre Intentionen werden ebenfalls diskutiert, einschließlich ihrer Kritik an einseitigen Rezeptionen des Romans.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Doris Lessing, Das Goldene Notizbuch, Frauenemanzipation, Feminismus, Politik, Identität, Schreibprozess, Notizbücher, Zusammenbruch, Kommunismus, Autobiografie.
Welche Aspekte von Lessings Leben werden im Bezug auf ihr Werk hervorgehoben?
Besonders hervorgehoben werden das schwierige Mutter-Kind-Verhältnis, die frühen Lebensumstände in Simbabwe, die gescheiterten Ehen und die politischen Aktivitäten als prägende Einflüsse auf ihre literarischen Themen und Motive.
Wie wird der Aufbau des Romans "Das Goldene Notizbuch" beschrieben?
Der Roman besteht aus abwechselnden Kapiteln mit den Titeln „Ungebundene Frauen“ und Abschnitten aus den Notizbüchern der Protagonistin Anna Wulf. Die Hauptfiguren Anna Wulf und Molly Jacobs, sowie ihre Lebensumstände und Beziehungen werden vorgestellt. Die verschiedenen Notizbücher und ihre thematische Bedeutung werden erläutert.
Welche Bedeutung hat Lessings Vorwort zum Roman?
Lessings Vorwort von 1972 wird analysiert, um den Aufbau und die zentralen Themen des Romans zu verstehen. Der „Zusammenbruch“ auf verschiedenen Ebenen (Notizbücher und Annas persönlicher Zusammenbruch) und Lessings Kritik an einseitigen Rezeptionen des Romans werden diskutiert.
Welche Auszeichnungen von Doris Lessing werden erwähnt?
Die Arbeit erwähnt wichtige Auszeichnungen Lessings, insbesondere den Nobelpreis für Literatur und Lessings ironische Reaktion darauf.
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- Carolin Hildebrandt (Author), 2010, Doris May Lessing. Betrachtungen zum Vorwort des "Goldenen Notizbuches", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148823