„Bildung [sollte] als der durch Erziehung unterstützte Entwicklungsprozess verstanden
werden, der junge Menschen zu urteilsfähigen, selbstverantwortlichen und zugleich zu
Verantwortung für ihre Mitmenschen und die gemeinsamen Lebensbedingungen fähigen und
bereiten Mitgliedern einer sozialen Gemeinschaft macht. Zu Menschen, die sich ihrer
Herkunft und Zugehörigkeit bewusst, aber dennoch weltoffen lernbereit sind, und die ihrem
Leben und Handeln auf der Grundlage gemeinsam (Hervorhebung M.E.) verbindlicher Werte
Sinn und Inhalt zu geben vermögen.“1
Dass Bildung die erstrangige, wohl wichtigste Aufgabe von Erziehung darstellt, ist für jeden
pädagogisch Denkenden und Handelnden einsichtig. Dass die Bildung des Menschen aber
einseitig aufgefasst und ausgelegt wird, ist symptomatisch für das klägliche Bemühen - wie
obiges Beispiel zeigt – zwar keine für alle Zeiten gültige, dennoch eine aktuelle und den
derzeitigen sozialen und ökonomischen Anforderungen ``nach PISA´´2 genügende, freilich
legitime Definition von Bildung zu geben. Wenn also Markl, von Haus aus
Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe sowie ehemaliger Präsident der Deutschen
Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft, in seiner Definition in
Zusammenhang mit Bildung von Verantwortlichkeit seiner selbst und für andere, von
„Entwicklungsprozess“ und Urteilsfähigkeit des Menschen spricht, der durch Bildung instand
gesetzt werden soll, sich „Sinn und Inhalt“ zu geben, dann immer nur in Abstimmung mit der
„sozialen Gemeinschaft“, mithin der Gesellschaft, deren Bedürfnisse wir kennen müssen, um
nach ihnen unsere Entwicklung auszurichten. [...]
1 Markl, Hubert: Schnee von gestern. Hubert Markl über die Legende von den „zwei Kulturen“. In: Lernen zum
Erfolg. Was sich an Schulen und Universitäten ändern muss. (SPIEGEL-Special – Das Magazin zum Thema)
Hamburg 2002, S. 159.
2 Mit der von der OECD initiierten PISA-Studie meint man vor allem bei den Politikern und Wirtschaftsubjekten
eine bildungspolitische Zäsur zu haben, nach der plötzlich all das bekannt war, was sich vorher angeblich
niemanden ins Bewusstsein stahl.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbetrachtung und Zielstellung
- Bildungstheorien
- Der Neuhumanismus als Bildungstendenz im Kontext der klassisch-idealistischen Epoche (1770 – 1830)
- Der Neuhumanismus als gesellschaftsgeschichtliche Signatur
- Humboldt – Die Bildung des Menschen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Interpretation des Humboldt-Fragmentes "Bildung des Menschen" und setzt diese in den Kontext der Bildungstheorien ein. Ziel ist es, die Entstehung und Entwicklung des Neuhumanismus als Bildungstendenz zu beleuchten und den Einfluss dieser Strömung auf Humboldts Bildungsverständnis zu analysieren.
- Die Unterscheidung zwischen formaler und materialer Bildungstheorie
- Der Einfluss des Neuhumanismus auf das Bildungsverständnis der Epoche
- Die Bedeutung des griechischen Erbes für den Neuhumanismus
- Die Analyse des Humboldt-Fragmentes "Bildung des Menschen"
- Die Frage nach der Einordnung von Humboldts Bildungstheorie in den Kontext materialer oder formaler Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbetrachtung und Zielstellung: Der Abschnitt befasst sich mit der Definition von Bildung und analysiert die Unterschiede zwischen materialer und formaler Bildungstheorie. Er stellt das Humboldt-Fragment „Bildung des Menschen“ als zentralen Gegenstand der Arbeit vor.
- Bildungstheorien: Dieser Abschnitt beschreibt die Unterscheidung zwischen formaler und materialer Bildungstheorie. Er zeigt auf, dass die formale Bildungstheorie individuelles Wachstum und Entwicklung fokussiert, während die materiale Bildungstheorie gesellschaftlich gewünschte Eigenschaften und Qualifikationen hervorhebt.
- Der Neuhumanismus als Bildungstendenz im Kontext der klassisch-idealistischen Epoche (1770 – 1830): Dieser Abschnitt verortet den Neuhumanismus in der Geistesgeschichte der klassisch-idealistischen Epoche und beleuchtet die verschiedenen Strömungen, die diese Epoche prägten, wie Sturm & Drang, Klassik und Romantik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Bildung, Neuhumanismus, Bildungstheorie, formale Bildung, materiale Bildung, Humboldt, "Bildung des Menschen", Geistesgeschichte, klassisch-idealistische Epoche, Sturm & Drang, Klassik, Romantik.
- Quote paper
- Marcus Erben (Author), 2003, Kurzvortrag Humboldt - Die Bildung des Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14876