Wie sah die Erziehung von Mädchen im Mittelalter aus? Erlernten sie einen Beruf oder arbeiteten sie später vorrangig im Haushalt, saßen am Spinnrad und versorgten die Kinder, während der Mann in der Werkstatt arbeitete? Gab es Schulen in den Städten und durften
Mädchen sie besuchen? In dieser Hausarbeit sollen die Erziehungsziele,Bildungsmöglichkeiten, Kindheit, Lehrzeit und Arbeitswelt von Mädchen und Frauen in Städten des Hoch- und Spätmittelalters beleuchtet werden.
Da „Erziehung“ und „Frauenarbeit“ weite Themenfelder sind, soll zunächst der äußere Rahmen der Arbeit eingegrenzt und definiert werden. Unter den Begriff „Erziehung“ fällt hier, wie Eileen Power es formuliert, die „Erziehung im weitesten Sinne des Wortes, als Vorbereitung auf das Leben. So verstanden umfaßt Erziehung das Einprägen guten Benehmens, des rechten
Glaubens und ordentlicher Haushaltsführung und nicht nur geistige Bildung, von der uns mittelalterliche Bücher verhältnismäßig wenig mitteilen“1. Des Weiteren geht es um Mädchen und Frauen aus der Handwerksschicht und z. T. der Unterschicht in den mittelalterlichen Städten Westeuropas. Die Handwerker gehörten vorwiegend zur Mittelschicht der Stadtbevölkerung, wobei „die
Spitzengruppe der Handwerker“ auch zur Oberschicht gehören konnte.2 Hilsch sagt aus, dass die Erforschung der Unterschichten aufgrund der Quellenlage schwierig sei. Zur Unterschicht „gehörte die untergeordnete arbeitende Bevölkerung (Handwerksgesellen,
Hilfsarbeiter, Dienstboten, Stadtwächter u.a.), aber auch Randgruppen (Bettler,Prostituierte, Aussätzige u.a.).3 Zeitlich bezieht sich die Untersuchung, wie erwähnt, auf das Hoch- und vor allem das Spätmittelalter (ca. 1050-1500 n. Chr.), in dem die
Entwicklung der Städte auch eine Veränderung der weiblichen Lebenssituation mit sich brachte. Dies wird z.B. in den zu dieser Zeit entstandenen Stadtrechten deutlich. „Von 1120 ist das älteste deutsche Stadtrecht aus Freiburg i. Br. überliefert.“4 Laut Rossiaud ist um 1250 „das Städtenetz des vorindustriellen Europa im wesentlichen ausgebildet“5...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine und konkrete Erziehungsziele in der Zeit des Hoch- und Spätmittelalters
- Bildungsstand und -möglichkeiten für Frauen in Handwerkerkreisen und Unterschicht
- Mädchenerziehung und Frauenbildung in der mittelalterlichen Stadt - Arbeit im weiblichen Lebenslauf
- Kindheit
- Lehre
- Arbeitswelt der Frauen nach Abschluss der Lehre
- Verheiratete Frauen
- Ledige Frauen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Erziehungsziele, Bildungsmöglichkeiten und die Arbeitswelt von Mädchen und Frauen aus der Handwerker- und Unterschicht in Städten des Hoch- und Spätmittelalters. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der weiblichen Lebenssituation im Kontext der städtischen Entwicklung dieser Epoche.
- Erziehungsziele für Mädchen im Mittelalter
- Bildungsmöglichkeiten von Frauen in Handwerk und Unterschicht
- Die Rolle der Arbeit im weiblichen Lebenslauf
- Der Einfluss der gesellschaftlichen Ordnung auf die Frauen
- Vergleich der Lebensbedingungen verheirateter und lediger Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung definiert den Rahmen der Arbeit, indem sie den Begriff „Erziehung“ im mittelalterlichen Kontext eingrenzt und die soziale Schicht (Handwerker und teilweise Unterschicht) sowie den zeitlichen Fokus (Hoch- und Spätmittelalter) spezifiziert. Sie skizziert die Forschungsfragen nach der Erziehung von Mädchen, ihren beruflichen Möglichkeiten und ihrem Platz im Haushalt. Die Einleitung betont die Schwierigkeit der Quellenlage, insbesondere bezüglich der Unterschicht, und verortet die Arbeit im Kontext der städtischen Entwicklung im Hoch- und Spätmittelalter. Die Grenzen der Quellenlage werden klar benannt und der Fokus der Arbeit auf die mittelalterlichen Städte Westeuropas wird deutlich gemacht.
Allgemeine und konkrete Erziehungsziele in der Zeit des Hoch- und Spätmittelalters: Dieses Kapitel beleuchtet die Erziehungsziele des Mittelalters. Neben dem christlichen Glauben als oberstes Ziel, wird die Vorbereitung auf die Rolle als Hausfrau und Mutter sowie – in Handwerkerfamilien – die Ausbildung in einem Gewerbe herausgestellt. Es werden didaktische Schriften und Bußbücher als Quellen herangezogen, um das erwartete Verhalten von Frauen in verschiedenen Ständen und Berufen zu rekonstruieren. Besonderes Augenmerk wird auf die Vermittlung von Gehorsam, Bescheidenheit und Keuschheit gelegt, die als gesellschaftlich erwünschte Eigenschaften für Frauen betrachtet wurden. Die Vermittlung der herrschenden Gesellschaftsordnung als gottgegeben wird ebenfalls als wichtiges Erziehungsziel identifiziert, wobei die unterschiedliche Gewichtung der Erziehungsziele je nach sozialem Stand hervorgehoben wird. Schließlich wird die Bedeutung von Hausmedizin als Wissensbereich für Frauen thematisiert.
Bildungsstand und -möglichkeiten für Frauen in Handwerkerkreisen und Unterschicht: Dieses Kapitel behandelt die Bildungschancen von Mädchen aus der Handwerker- und Unterschicht. Es beschreibt die Lehre als wichtigste Quelle für Fachwissen und Allgemeinbildung und beleuchtet die Entstehung städtischer Schulen im 13. und 15. Jahrhundert als Reaktion auf den wachsenden Bedarf an elementaren Schreib- und Rechenkenntnissen. Das Kapitel hebt den Unterschied zwischen der Situation vor und nach dem 13. Jahrhundert hervor und verweist auf die geringe Zahl von Mädchen an diesen Schulen im Vergleich zu Jungen. Es zeigt, wie die Alphabetisierung in der Stadtbevölkerung, vor allem bei Männern, zunahm, während Frauen aus der Unterschicht, insbesondere als Dienstboten, kaum Bildung genossen. Die unterschiedlichen Bildungsmöglichkeiten zwischen Handwerkerfamilien und der Unterschicht werden hervorgehoben und die Quellenlage für letztere als besonders schwierig dargestellt.
Mädchenerziehung und Frauenbildung in der mittelalterlichen Stadt - Arbeit im weiblichen Lebenslauf: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Phasen des Lebenslaufes von Frauen, beginnend mit der Kindheit, in der die Mutter die Erziehung bis zum siebten Lebensjahr übernahm, und weiterhin auf die Lehre eingeht und die Arbeitswelt der Frauen nach Abschluss ihrer Ausbildung beschreibt. Es werden die unterschiedlichen Lebenswege verheirateter und lediger Frauen beleuchtet. Für verheiratete Frauen stand die Mitarbeit im Familienbetrieb oder die selbstständige Arbeit im Vordergrund, während ledige Frauen oft zwischen Armut und Auskommen kämpften. Das Kapitel zeigt die enge Verknüpfung von Erziehung, Ausbildung und den Arbeitsbedingungen auf. Es wird der Schwerpunkt auf die Gesamtheit des weiblichen Lebenslaufs gelegt, und zwar vom Kleinkindalter bis zur Arbeitswelt nach der Lehre, wobei die geschlechtsspezifische Sozialisation durch Spiel und Erziehung in den Fokus gerückt wird.
Schlüsselwörter
Mädchenerziehung, Frauenbildung, Mittelalter, Stadt, Handwerk, Unterschicht, Erziehungsziele, Bildungsmöglichkeiten, Arbeitswelt, Hausfrau, Mutter, Lehre, Handwerksgesellen, Dienstboten, Gesellschaftliche Ordnung, Christlicher Glaube, Alphabetisierung, Hausmedizin.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Mädchenerziehung und Frauenbildung im mittelalterlichen städtischen Kontext
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Hausarbeit untersucht die Erziehungsziele, Bildungsmöglichkeiten und die Arbeitswelt von Mädchen und Frauen aus der Handwerker- und Unterschicht in Städten des Hoch- und Spätmittelalters. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der weiblichen Lebenssituation im Kontext der städtischen Entwicklung dieser Epoche. Konkret werden Erziehungsziele für Mädchen, Bildungsmöglichkeiten, die Rolle der Arbeit im weiblichen Lebenslauf, der Einfluss der gesellschaftlichen Ordnung und ein Vergleich der Lebensbedingungen verheirateter und lediger Frauen behandelt.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel zu den allgemeinen und konkreten Erziehungszielen im Hoch- und Spätmittelalter, einem Kapitel zum Bildungsstand und den -möglichkeiten von Frauen in Handwerkerkreisen und der Unterschicht, einem Kapitel zu Mädchenerziehung, Frauenbildung und der Arbeit im weiblichen Lebenslauf (unterteilt in Kindheit, Lehre und Arbeitswelt nach der Lehre, mit Unterteilung in verheiratete und ledige Frauen) und einem Schluss.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf didaktische Schriften und Bußbücher, um das erwartete Verhalten von Frauen zu rekonstruieren. Die Quellenlage wird als schwierig, besonders bezüglich der Unterschicht, beschrieben. Die Arbeit konzentriert sich auf die mittelalterlichen Städte Westeuropas.
Welche Erziehungsziele werden für Mädchen im Mittelalter beschrieben?
Neben dem christlichen Glauben als oberstes Ziel, wird die Vorbereitung auf die Rolle als Hausfrau und Mutter sowie – in Handwerkerfamilien – die Ausbildung in einem Gewerbe hervorgehoben. Wichtige Eigenschaften waren Gehorsam, Bescheidenheit und Keuschheit. Die Vermittlung der herrschenden Gesellschaftsordnung als gottgegeben wird ebenfalls als wichtiges Erziehungsziel identifiziert. Die Bedeutung von Hausmedizin als Wissensbereich für Frauen wird thematisiert.
Welche Bildungsmöglichkeiten hatten Frauen im Mittelalter?
Die Lehre stellte die wichtigste Quelle für Fachwissen und Allgemeinbildung dar. Städtische Schulen ab dem 13. und 15. Jahrhundert boten elementare Schreib- und Rechenkenntnisse, jedoch besuchten sie im Vergleich zu Jungen deutlich weniger Mädchen. Frauen aus der Unterschicht, besonders als Dienstboten, hatten kaum Zugang zu Bildung. Handwerkerfamilien boten mehr Möglichkeiten als die Unterschicht.
Wie sah die Arbeitswelt von Frauen im Mittelalter aus?
Verheiratete Frauen arbeiteten oft im Familienbetrieb oder selbstständig. Ledige Frauen kämpften oft mit Armut. Das Kapitel betont die enge Verknüpfung von Erziehung, Ausbildung und Arbeitsbedingungen und betrachtet den weiblichen Lebenslauf vom Kleinkindalter bis zur Arbeitswelt nach der Lehre, einschließlich der geschlechtsspezifischen Sozialisation.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Mädchenerziehung, Frauenbildung, Mittelalter, Stadt, Handwerk, Unterschicht, Erziehungsziele, Bildungsmöglichkeiten, Arbeitswelt, Hausfrau, Mutter, Lehre, Handwerksgesellen, Dienstboten, Gesellschaftliche Ordnung, Christlicher Glaube, Alphabetisierung, Hausmedizin.
Worauf liegt der Fokus der Hausarbeit?
Der Fokus liegt auf der Entwicklung der weiblichen Lebenssituation im Kontext der städtischen Entwicklung im Hoch- und Spätmittelalter, insbesondere in den Bereichen Erziehung, Bildung und Arbeit von Mädchen und Frauen aus der Handwerker- und Unterschicht.
- Citar trabajo
- Christina Gieseler (Autor), 2007, Erziehung, Ausbildung und Arbeit von Mädchen und Frauen in den Städten des Hoch- und Spätmittelalters, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148695