Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Themenkomplex der unterschiedlichen Abwehrmaßnahmen (engl. Defence) gegen feindliche Unternehmensübernahmen. Unter dem Begriff einer „feindlichen Übernahme“ versteht man in der Regel die
Absicht eines Investors (engl. Raider), ein Zielunternehmen kaufen zu wollen. Entscheidend ist dabei, wie der Investor die Mehrheit der Stimm- und Kapitalanteile an der Gesellschaft erhalten kann, denn erst sie ermöglichen einen maßgeblichen Einfluss des Investors auf die Zielgesellschaft. Der Begriff der „feindlichen Übernahme“ ist abgeleitet aus dem englischsprachigen Begriff „hostile takeover“. Der Investor wendet sich bei einer Übernahme, in der Regel mit einem öffentlichen Übernahmeangebot, direkt an die Eigentümer (Aktionäre) bzw. bieterfreundliche Mehrheitsgesellschafter des Zielunternehmens, ohne vorher die Einwilligung des Übernahmeunternehmens eingeholt zu haben. Kauft der Investor dabei
Anteile direkt, d.h. ohne Einschaltung der Börse, z.B. von institutionellen Eigentümern, um möglichst sofort eine große Anzahl von Unternehmensanteilen zu erhalten, spricht man von einem Paketkauf (engl. Block Trade). Alternativ besteht die Möglichkeit eines sukzessiven Beteiligungsaufbaus über die
Börse (engl. creeping takeover). In Deutschland kann diese Form der Übernahme aufgrund von übernahme- und kapitalmarktrechtlicher Meldepflichten aber nur eingeschränkt zur Anwendung kommen. Kapitalmarktrechtlich wird ein Bieter bereits ab einem Beteiligungserwerb von fünf Prozent veröffentlichungspflichtig nach § 21 Abs. 22 WpHG. Seit Inkrafttreten des WpÜG besteht mit dem Überschreiten der Kontrollschwelle nach § 29 Abs. 2. WpÜG die Verpflichtung zur Abgabe eines Pflichtangebotes. Das Familienunternehmen Schaeffler hatte sich im Jahr 2008 durch sogenannte Swap-Geschäfte, also Tauschgeschäfte mit mehreren Banken, einen Zugriff auf die Continental AG gesichert und dabei gleichzeitig die o.g. Meldepflichten umgangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung
- Gesellschafts- und Aktienrechtliche Einleitung in Deutschland
- Proaktive Abwehrstrategien
- Organisationsrechtliche Maßnahmen
- Vinkulierung von Aktien
- Ausgabe stimmrechtsloser Vorzugsaktien
- Ausgabe von Arbeitnehmeraktien
- Kontrollausübungserschwerung
- Verteuerungsmaßnahmen
- Wechselseitige Beteiligungen
- Erwerb und Rückerwerb eigener Aktien
- Verwendung einer Sicherungs-GmbH
- Ausgabe von Wandel- und Optionsanleihen
- Shareholder Value & Investor Relations
- Zweifelhafte Abwehrmaßnahmen
- Satzungsbestimmungen
- Veräußerung von „Kronjuwelen“
- Implementierung einer Holdingstruktur
- Equity Carve Out
- Vertragliche Absprachen
- Golden Parachutes
- Vorratsbeschlüsse
- Organisationsrechtliche Maßnahmen
- Reaktive Abwehrmaßnahmen
- Pac Man
- Greenmailing
- Kapitalerhöhung
- Kartellrechtliche Probleme
- Fat Man
- White Knight
- Corporate Suicide
- Kritik und Zusammenfassung
- Ökonomischer Mehrwert
- Praktikable Strategien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit Abwehrmaßnahmen gegen feindliche Unternehmensübernahmen. Ziel ist es, einen Überblick über die verschiedenen Strategien und Taktiken zu geben, die von Unternehmen eingesetzt werden können, um sich gegen feindliche Übernahmeversuche zu schützen. Die Arbeit analysiert sowohl proaktive als auch reaktive Abwehrmaßnahmen und bewertet deren Wirksamkeit und Rechtmäßigkeit.
- Rechtliche Rahmenbedingungen für Unternehmensübernahmen
- Proaktive Abwehrstrategien zur Prävention feindlicher Übernahmen
- Reaktive Abwehrmaßnahmen zur Abwehr eines laufenden Übernahmeversuchs
- Bewertung der Wirksamkeit und Rechtmäßigkeit verschiedener Abwehrmaßnahmen
- Ökonomische Folgen von Abwehrmaßnahmen für Unternehmen und Aktionäre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert eine Einführung in die Thematik der Abwehrmaßnahmen gegen feindliche Unternehmensübernahmen und stellt den rechtlichen Rahmen in Deutschland dar.
Kapitel 2 befasst sich mit proaktiven Abwehrstrategien, die Unternehmen bereits im Vorfeld einer möglichen Übernahme ergreifen können. Hier werden verschiedene organisatorische Maßnahmen wie die Vinkulierung von Aktien, die Ausgabe von Vorzugsaktien oder Arbeitnehmeraktien sowie die Erschwerung der Kontrollausübung behandelt. Darüber hinaus werden Verteuerungsmaßnahmen wie wechselseitige Beteiligungen, der Erwerb eigener Aktien oder die Verwendung einer Sicherungs-GmbH betrachtet.
Kapitel 3 konzentriert sich auf reaktive Abwehrmaßnahmen, die Unternehmen im Falle eines laufenden Übernahmeversuchs ergreifen können. Hier werden Strategien wie Pac Man, Greenmailing, Kapitalerhöhung, Fat Man und White Knight erläutert und deren rechtliche und wirtschaftliche Auswirkungen untersucht.
Das Kapitel 4 bietet eine kritische Analyse der verschiedenen Abwehrmaßnahmen und stellt deren ökonomischen Mehrwert sowie die Praktikabilität der Strategien in Frage.
Schlüsselwörter
Feindliche Übernahme, Abwehrmaßnahmen, proaktiv, reaktiv, Unternehmensrecht, Gesellschaftsrecht, Aktienrecht, Vinkulierung, Vorzugsaktien, Arbeitnehmeraktien, Kontrollausübung, Verteuerungsmaßnahmen, Pac Man, Greenmailing, Kapitalerhöhung, White Knight, Corporate Suicide, ökonomischer Mehrwert, Rechtmäßigkeit, Wirksamkeit, Stakeholder, Aktionäre, Management.
- Quote paper
- Markus Lietz (Author), 2010, Abwehrmaßnahmen gegen feindliche Unternehmensübernahmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148539