Der Text folgt der These, dass Bewegung der Motor der Entwicklung sei. Er geht der Frage nach, welche Bedeutung die Bewegung jeweils für die verschiedenen Entwicklungsbereiche hat: die kogitive, emotionale, soziale, motorische, körperliche und gesundheitliche Entwicklung des Kindes.
Einleitend wird das Bildungsverständnis und der Bewegungsbegriff geklärt, von denen hier ausgegangen wird. Abschließend werden zentrale pädagogische Implikationen genannt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Was ist Bewegung?
1.2 Was ist Bildung?
2. Welche Bedeutung hat nun die Bewegung 3 für die Selbstbildungsprozesse des Kindes?
2.1 Bedeutung der Bewegung für die kognitive Entwicklung
2.2 Bedeutung der Bewegung für die emotionale Entwicklung
2.3 Bedeutung der Bewegung für die soziale Entwicklung
2.4 Bedeutung der Bewegung für die motorische Entwicklung
2.5 Bedeutung der Bewegung für die körperliche Entwicklung
2.6 Bedeutung der Bewegung für die gesundheitliche Entwicklung
3. Pädagogische Implikationen
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bewegung bildet (zum Beispiel: Zimmer 2008). Darüber sind sich Wissenschaftler einig. Ein Kind bewegt sich jedoch nicht, um sich zu bilden, sondern weil es ihm Freude bereitet. Bewegung und Bildung stehen in einem vielschichtigen, komplexen Zusammenhang (Fischer 2008). Im Folgenden möchte ich hauptsächlich aufzeigen, wie Bewegung in Bildung beziehungsweise Bildung durch Bewegung gedacht werden kann.
1.1 Was ist Bewegung?
Bewegungen sollen hier als motorische Aktionen des menschlichen Körpers gefasst werden. Sie unterliegen mindestens fünf sie beschreibende Qualitäten: Kraft, Ausdauer, Tempo, Beweglichkeit und Koordination (Balster 1998). Es können einige Grundformen genannt werden wie laufen, springen, hüpfen, rollen, schwingen, schaukeln, balancieren, werfen, fangen, klettern. Unter Bewegung kann aber zusätzlich auch jedes Spiel, jedes Handeln beziehungsweise Verhalten gefasst werden. In abstrakten Verben wie erforschen, experimentieren, herstellen, erreichen, versuchen, zeigt sich die Werkzeugfunktion (Zimmer 2008) der Bewegung. Gehen wir nun auf die Ebene der Bedeutung von Bewegung, sind die Stichworte Wahrnehmung, Erfahrungsgenerierung, Selbstausdruck, Kommunikation und Wirksamkeit hinzuzufügen (Zum Beispiel: Zimmer 2008).
1.2 Was ist Bildung?
Ich gehe von Humboldt aus, der unter Bildung „die Anregung aller Kräfte eines Menschen“ versteht, „damit sich diese über die Aneignung der Welt [...] entfalten“ (Von Hentig 2004) können. Ich befürworte sehr LAEWENS für die Pädagogik wichtige Unterscheidung zwischen Erziehung (= Anregung aller Kräfte eines Menschen) und Selbstbildung (= selbstständige Aneignung der Welt) (Laewen 2002). Das Bild vom Kind soll hier durch seine angeborenen Kompetenzen, seine Selbsttätigkeit, seine Ressourcen und Selbstbildungspotentiale gezeichnet werden (Zum Beispiel: Fischer 2008; Schäfer 2003).
2. Welche Bedeutung hat nun die Bewegung für die Selbstbildungsprozesse des Kindes?
Ganz allgemein ist zunächst zu sagen, dass Bewegung ein ureigenes Bedürfnis und eine ursprüngliche Ausdrucksform kindlicher Lebensfreude ist (Fischer 2008). Bewegung isst also abseits von etwagigen Bildungszielen grundsätzliche Notwendigkeit für Glück und Wohlbefinden des Kindes.
Bewegung ist oft motiviert durch Spaß an der Tätigkeit und ein Interesse an der Umwelt (Fischer 2008). Durch diesen einfach Zusammenhang stellt Bewegung drei bildende Erfahrungen bereit: personale, soziale und materiale Erfahrungen (Zimmer 2008). Diese Erfahrungen tragen zur Ausdifferenzierung, Ausbildung und Entwicklung eines breiten Spektrums von Bereichen bei. Damit stellt Bewegung eine wichtige kindliche Ressource dar (Fischer 2008).
Die durch die Neurowissenschaften generierte Erkenntnis, dass Bewegung einer der stärksten Stimuli zur Neuronenbildung beziehungsweise -Verknüpfung ist (siehe Fischer 2008), hat große Auswirkungen auf pädagogische Theorien und Konzepte gehabt. So sind sich viele Autoren einig, dass Bewegung als Motor der Entwicklung gesehen werden kann (siehe Fischer 2008; Zimmer 2008), das heißt, dass Körper- und Bewegungserfahrungen elementare Bedeutung für die motorische, kognitive, soziale, emotionale, körperliche und gesundheitliche Entwicklung eines Kindes haben (Fischer 2008; Zimmer 2008). Es gibt jedoch auch Entdeckungen, die dagegensprechen: Einige mehrfach körperbehinderte Kinder, welche nur geringe Bewegungserfahrungen machen konnten, wiesen eine normale kognitive Entwicklung auf (Gage; Berliner 1996).
2.1 Bedeutung der Bewegung für die kognitive Entwicklung
Bewegung steht in engem Zusammenhang mit Wahrnehmung (Zimmer 2008; Fischer 2008). Wahrnehmung und deren Verarbeitung sind bereits kognitive Vorgänge. Vielfältige Handlungs- und Bewegungsformen ermöglichen eine Fülle von Sinneswahrnehmungen, zum Beispiel visuelle, auditive, kinästhetische, vestibuläre, viszerale und taktile.
Piaget beschreibt durch sein Modell der Intelligenzentwicklung, dass vor allem in der frühen Kindheit sensorische und motorische Aspekte ineinander greifen (siehe Zimmer 2008). Schäfer (2003) geht sogar soweit, zu sagen, dass das Denken des kleinen Kindes, welches erst wenige Vorstellungsbilder im Kopf hat, sein Handeln ist. Er nennt dies das konkrete Denken. Durch Bewegung und Spiel macht das Kind viele Material- und Sozialerfahrungen. Diese tragen dazu bei, sein Weltwissen, seine Problemlösefä- higkeiten und seine Sprache auszudifferenzieren (Fischer 2008), welches alles Zeichen einer gelingenden kognitiven Entwicklung sind. Außerdem sagt man, dass Bewegungserfahrungen grundlegend sind für ein Verständnis von Mathematik, Naturwissenschaften und den Erwerb von Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben (Fischer 2008).
2.2 Bedeutung der Bewegung für die emotionale Entwicklung
Wie schon beschrieben: Bewegung generiert Wahrnehmung. Und jede Wahrnehmung wird von einer emotionalen Qualität begleitet (Greenspan; Benderly 1999). Bewegung als Handeln in ganzheitlichen Zusammenhängen ermöglicht eine optimale Speicherung der Erfahrungen im Gedächtnis mit dem von Greenspan (1999) sogenannten „dualen Code“: eine sachliche und eine emotionale Codierung einer Erfahrung.
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