Studien zum Geschichtswerk von Heinrich Wuttke (1818-1876)


Textbook, 2010

150 Pages


Excerpt


Inhalt

0. Einführung
0.1. Forschungslage und Problem
0.1.1. Quellensituation
0.1.2. Aufgearbeitete Quellen
0.1.3. Nichtaufgearbeitete Quellen
0.2. Zielstellung
0.3. Methodisches Vorgehen

1. Zur Biographie
1.1. Elternhaus und Familie
1.2. Studium
1.3. Promotion und Habilitation
1.4. Akademische Stationen
1.5. Mitgliedschaften in Vereinen und Gremien
1.6. Tod und Nachfolge auf seinem Lehrstuhl

2. Wuttke als Geschichtsprofessor und Werk
2.1. Methodische Grundlagen
2.2. Hauptforschungsfelder
2.2.1. Friedrich II.
2.2.2. Antinapoleonische Befreiungskriege
2.2.3. Geschichte der Schrift
2.2.4. Historische Kartographie und Geographie
2.2.5. Geschichte des Zeitungswesens und sonstige politischen Schriften
2.2.5.1. Geschichte des Zeitungswesens
2.2.5.2. Politische Reden und Schriften
2.2.6. Rezensionen
2.3. Geschichtskonzeption

3. Wuttke und die historischen Hilfswissenschaften
3.1. Gegenstand der historischen Hilfswissenschaften
3.2. Sein Vorgänger Friedrich Christian August Hasse
3.3. Sein Nachfolger Carl von Noorden
3.4. Privatdozent Wilhelm Arndt
3.5. Verhältnis zum übrigen akademische Lehrkörper
3.6. Zwischenbilanz

4. Wuttke und seine Schüler
4.1. Lehrveranstaltungen
4.2. Nachweise der betreuten Promotionen
4.3. Nachwirkungen bei seinen Schülern

5. Die Bedeutung von Wuttkes Geschichtswerk für die zeitgenössische und für die heutige Forschung
5.1. Alte Geschichte
5.2. Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
5.3. Historische Hilfswissenschaften
5.3.1. Geschichte der Schrift
5.3.2. Geschichte der Geographie und Kartographie
5.4. Geschichte Friedrich II. und Aufklärung
5.5. Geschichte des 19. Jahrhunderts
5.6. Die Rezensionen von Wuttkes Werk
5.6.1. Rezensionen zu Wuttkes Schriften
5.6.2. Rezensionen zu Wuttkes Herausgeberschaften anderer Werke

6. Schlußbetrachtung
6.1. Zusammenfassung
6.2. Thesen
6.3. Ausblick

7. Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1. Ungedruckte Quellen
7.2. Gedruckte Quellen
7.3. Biographien zu Wuttke und zu seinen nächsten Familienangehörigen
7.3.1. Biographien zu Wuttkes nächste Familienangehörige
7.3.2. Biographien zu Wuttke
7.4. Heinrich Wuttkes Werke
7.4.1. Selbstständige Monographien
7.4.1.1. Alleinautorschaften
7.4.1.2. Mitautorschaften
7.4.2. Herausgeberschaften
7.4.3. Aufsätze
7.4.4. Rezensionen bzw. kritische Kommentare
7.4.5. Rezensionen von Heinrich Wuttkes Werken
7.4.6. Von ihm angeregte Kommentare
7.5. Universitätsgeschichte
7.6. Geschichte der Geschichtswissenschaft
7.7. Historische Hilfswissenschaften
7.8. Geschichte der Arbeiterbewegung, der Sozialdemokratie und des Liberalismus
7.9. Vereinsgeschichte
7.10 Sonstiges
7.11. Abkürzungen

0. Einführung

0.1. Forschungslage und Problem

Heinrich Wuttke erscheint heutzutage so gut wie vergessen. Aber er ist eine Persönlichkeit, welche sich aktiv am Kampf um die Verfassung und die Liberalisierung besonders in Sachsen beteiligt.[1] Dabei kam er in die Nähe zu Robert Blum, der 1848 in Wien seinen Tod findet. Schon deshalb verdient er es der Vergessenheit entrissen zu werden. Durchaus ist zu fragen, weshalb er in Vergessenheit geraten konnte.

Die Forschungslage zu Heinrich Wuttke in seiner Eigenschaft als Politiker erscheint als nahezu zureichend, auch wenn die entsprechenden Arbeiten oft leider ungedruckt blieben und somit nur als maschinenschriftliche Diplomarbeiten[2] oder Dissertationen[3] vorhanden sind, mit Ausnahme seiner böhmisch-sächsischen Kontakte, die sich im Dresdner Nachlaß befinden und erst kürzlich an die Öffentlichkeit getreten sind.[4] Das gilt selbst unter Berücksichtigung der Bedingungen ihres Entstehens. Leider sind sie daher nicht frei von ideologisch gefärbten Argumentationen.[5] Ähnliches läßt sich lange Zeit zu seinen Leipziger Kollegen Karl Biedermann sagen.[6] Jedoch gibt es für diesen eine neuere Arbeit von dem kanadischen Historiker Robert Bazillion, die ihn als Professor und Politiker würdigt.[7] Dabei ist wohl unstrittig, daß ihr erlangter Einfluß aber oft ein begrenzterer bleibt als ihre Funktion vermuten läßt. Der Sozialdemokratie selbst kommt Biedermann nicht und Wuttke nur zeitweilig näher. Das wiederum bringt es möglicherweise auch mit sich, daß häufig zu entsprechenden Arbeiten über die Geschichte der Arbeiterbewegung, über die Geschichte der Demokratiebewegungen, des Liberalismus wie der Geschichte der Sozialdemokratie diese Leipziger Professoren namentlich nur am Rande erscheinen[8], wenn gar nicht ganz fehlen.[9] Hier haben wir überhaupt den Prozeß der Konstituierung des Proletariats als Klasse vor uns, wie ihn Hartmut Zwahr als Erster in sozialgeschichtlicher Hinsicht untersucht hat.[10] Jedoch soll es in dieser Untersuchung nicht um diese Probleme gehen.

Sowohl zu Wuttkes[11] als auch zu Biedermanns Geschichtsauffassung, Geschichtswerk und Methodik sind bislang kaum tiefgreifende Untersuchungen erfolgt. Damit fehlt auch eine Einschätzung zu ihrem wissenschaftlichen Wert. Da drängt sich die Frage nach der Ursache auf. Die neuere Arbeit von Robert Bazillion[12] zu Biedermann berücksichtigt das auch nicht stärker. Wenn wir Wuttke in seiner Rolle als Hochschullehrer betrachten, dann ergibt sich bereits ein anderes Bild als es hinsichtlich seiner Bedeutung als Politiker der Fall ist. Nur wenige Aufsätze wie die von Markus Huttner widmen dem etwas größere Aufmerksamkeit. Wuttke ist Professor für die historischen Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig. In dieser Eigenschaft ist er somit vorrangig für die Forschung und Lehre auf den Gebieten der Diplomatik, Schriftenkunde und Ähnliches zuständig. Leider muß man konstatieren, daß die historischen Hilfswissenschaften in wissenschaftsgeschichtlicher Beziehung bislang kaum ein größeres Interesse zuteil wird. Hierhin klafft somit generell ein empfindliches Desiderat und betrifft nicht nur die Leipziger Universität. Es ist leider oft so, daß die Frage nach dem Vorhandensein entsprechender Nachlässe wie z.B. zu Wilhelm Arndt[13], der ebenfalls von einiger Bedeutung ist, noch nicht einmal gestellt werden.

Das ist aber nicht alles, worin Wuttkes Tätigkeit sich erstreckt. So arbeitet er auch zur Geschichte des Protestantismus wie z.B. an einer aus seinem Nachlaß von Georg Müller-Frauenstein[14] herausgegebenen Abhandlung über die Vorgeschichte der Bartholomäusnacht[15] zu sehen ist, über die Geschichte der Aufklärung und zu Friedrich II. von Preußen[16], zur Geschichte Schlesiens und vieles Weitere. Huttners Habilitationsprojekt betrachtet Wuttkes Geschichtswerk auch nur kursorisch, soweit das den Institutionalisierungs- und Professionalisierungsprozeß betrifft.[17] Es tritt schon bei oberflächlichem Hinsehen bei Wuttke im Grunde nur dasselbe zutage, was von mir wiederholt über die Geschichte des Historischen Seminars an der Universität Leipzig gesagt worden ist: Die Leistungen der akademischen Lehrer in Lehre und Forschung in der Zeit vor Karl Lamprecht verschwinden förmlich hinter dem Rücken dieser ohne Zweifel überragenden Persönlichkeit. In allgemeinen Schriften zur Universitätsgeschichte erscheinen ihre Leistungen meistens nur in kurzen Bemerkungen, deren Informationswert als begrenzt anzusehen ist.[18] Sie werden zudem wenigstens bei Hans Schleier auch noch ziemlich pauschal etwas herabqualifiziert[19]. Deren Berechtigung dürfte ich im Falle von Wilhelm Maurenbrecher[20] und Georg Voigt[21] widerlegt haben. Damit bestätigen sich die Zweifel, welche Gerald Diesener[22] an Schleiers summarischer Äußerung erhoben hat, der auch eine gewisse methodische Legitimation fehlt.[23] Diese wiederum würden entsprechende Vorarbeiten geben, die es nur in wenigen Einzelfällen gibt. Als relativ sicher jedoch darf gelten, daß in der Berufungspolitik des sächsischen Kultusministeriums man wenigsten ab den 1860er Jahren stets bestrebt ist, den jeweils möglichst Besten auf ein Ordinariat zu berufen, um somit den Anschluß zu halten an die allgemeine Entwicklung innerhalb der historischen Disziplin. Das wiederum ist nur an einer Orientierung an den auf dem Vormarsch sich befindenden sogenannten „Berliner Richtungen“ möglich.[24] Dieses wiederum geschieht vor dem Hintergrund der ablaufenden Professionalisierungs- und Institutionalisierungsprozesse in der Geschichtswissenschaft insgesamt.[25] Im Falle von Wuttke gibt es bezüglich seiner wissenschaftlichen Qualitäten aus der Geschichtsforschung zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung von Toni Offermann folgende Äußerung, der mit Sicherheit nicht weniger die Legitimation fehlt wie die von mir wiederholt bei Schleier monierten Feststellungen. So schreibt er über Wuttke: Seine wissenschaftliche Arbeit war eher durchschnittlich und von Unstetigkeit gekennzeichnet.[26] Was die Durchschnittlichkeit angeht, so bedarf es ebenso des Nachweises wie einer Über- oder Unterdurchschnittlichkeit. Was die Unstetigkeit betrifft, so bedarf es nicht nur des Nachweises, sondern auch die Frage nach den Ursachen.

Wuttke als auch Biedermann sind hinsichtlich der Entstehung des späteren Institutes für Kultur- und Universalgeschichte[27] wichtige Vorgänger, welches im Jahre 1909 unter Lamprecht begründet wird, weil zumindest Biedermann ja Bestrebungen äußert, die Kulturgeschichte als ein der von der etablierten Historikerzunft sanktionierten politischen Geschichte entgegengerichtetes Ordinariat an der Universität Leipzig zu installieren. Bekanntlich scheitert damals dieses Unternehmen.[28] Das ist eine der wenigen Fälle, wo seine Attacken gegen einen zu Berufenden auch Erfolg haben nicht wegen ihrer Schärfe, sondern weil die Fakultät selbst gegen eine solche Institution ist. Gegen die Person Biedermann richtet sich im Unterschied zu Wuttke ihr Votum nicht. Auch die Ablehnung der Habilitation des Schweizers Otto Henne am Rhyn und die Position, die Heinrich Wuttke hierzu gegenüber den mitbegutachtenden Kollegen einnimmt, erweist sich vielfältig als aufschlußreich.[29] Neuere Ergebnisse als die durch Schleier und zum Teil durch Huttner hierbei erbrachten dürften hierbei allerdings kaum erwartet werden, da die diesen Vorgang dokumentierenden Quellen weitestgehend ausgeschöpft sind. Damit haben wir die Überleitung zu den wichtigsten Quellen, auf denen diese Arbeit sich stützen kann. Anzufügen ist jedoch der Hinweis, daß Themen mit kulturgeschichtlichen Inhalt, von Vornherein von der Leipziger Geschichtswissenschaft der 1870er Jahre nicht generell abgelehnt werden, wie am Beispiel bei dem Amerikaner George Burton Adams nachgewiesen ist.[30] Dabei bleibt unbestritten, daß hinsichtlich der Ausbildung der Historiker an der Universität Leipzig der Primat auf die politische Geschichte gesetzt wird. Auch in dem Gutachten zu Adams unterstreicht Maurenbrecher selbst das deutlich, wo er nicht wünscht, daß unsere Studierenden derartige geschichtsphilosophische Betrachtungen uns als Dissertation vorlegen wollten; gewiß nicht....[31]

0.1.1. Quellensituation

Die Quellensituation zu Wuttke zu skizzieren erscheint als überaus problematisch. Es ist keineswegs so, daß wir über keine Nachlässe oder Korrespondenzen von und ihn verfügen. Wir haben sowohl gedruckte als auch ungedruckte Quellen. Wir können hieraus jedoch nicht zwangsläufig ableiten, daß die gedruckten Quellen als ausgewertet anzusehen sind. Dieses wäre ein voreiliger Trugschluß. Eine als annähernd vollständige Bibliographie zu Wuttke gibt es ebenfalls nicht.[32] Allzu übersichtlich ist die Quellensituation in diesem Bereich also nicht! Gerade Aufsätze in Zeitungen und Zeitschriften wie auch Rezensionen entgehen schnell der Aufmerksamkeit. Das stellt an sich bereits ein Problem dar. Sein eigener Hinweis anläßlich der Bewerbung um eine Professur der Historischen Hilfswissenschaften an der Philosophischen Fakultät an der Universität Leipzig weist summarisch hin auf seine Beurtheilungen, kleinere Aufsätze, geschichtliche Rückblicke und politische Betrachtungen zerstreut in zweiundzwanzig periodischen Schriften, darunter manche längere z.b. über Universitätswesen („Der Plan zur Errichtung einer Universität in Hamburg“): in fünf Blättern der bremer Zeitung, über Unterhaltungsliteratur im Mittelalter: in der Novellenzeitung, über die Entstehung der schlesischen Grenze gegen Polen, über den offenen Brief: in der augsburger allgemeinen Zeitung u.s.w.[33] Da das fraglos nicht alle Magazine sind, läßt sich schon die Problematik der Erschließung seiner Beiträge erahnen. Zudem schreibt Wuttke nur selten dazu, wo er die Beiträge und Rezensionen denn geschrieben hat.

Da von den Quellen die Rede ist, so müssen sonstige Hilfsmittel genannt werden. Huttners und Schleiers Arbeiten sind bereits erwähnt. Wolfgang Webers Studien zur Soziologie der Historiker im 19. und 20. Jahrhundert bringen hierbei leider kaum weiter.[34] Dasselbe trifft im Grund auch auf die historiographische Studie von Horst Walther Blanke zu.[35] Wichtiger bei Blanke und Weber ist jedoch der allgemeine Gesamtzusammenhang innerhalb der Entwicklung der Geschichtswissenschaft, in dem die Historiographie eingebettet ist. Das wird um so notwendiger, wenn hinsichtlich der Frage nach Geschichtskonzeption und Geschichtsauffassung auf Vorbilder rekurriert wird, welche Wuttkes Geschichtsschreibung zugrunde liegen.

0.1.2. Aufgearbeitete Teile der Quellen zu Wuttke

Als aufgearbeitete Quellen zu Wuttke können die vorhandenen Nekrologe und Kurzbiographien gelten.[36] Deren Aussagewert ist aber begrenzt. Der beste hiervon ist der bereits genannte von Georg Müller-Frauenstein. Im Grunde ist der wiederum der „Stammvater“ und Materialspender zugleich aller späteren „Wuttke-Biographien“. Zu den aufgearbeiteten Quellen zählen Briefwechsel, welche Gegenstand der bereits genannten Untersuchungen zu Wuttke und Biedermann von Müller und Bazillion sind, welche sich auf die Rolle dieser Historiker als Politiker beziehen. Der Hinweis auf eine zweibändige Selbstbiographie von Biedermann[37] kann allerdings nicht unterbleiben, auch wenn sie sich fast nur auf sein politisches, kaum jedoch auf sein akademisches Wirken hin äußert. Diese mit vielen Briefen angereicherte Darstellung ist fraglos für die Geschichte des Liberalismus eine durchaus schätzenswerte Quelle. Zu Wuttke läßt sich hieraus erstaunlicherweise nicht viel entnehmen. Gerade in dessen Eigenschaft als Politiker wären Äußerungen seitens Biedermanns zu erwarten gewesen. Zum akademischen Betrieb sagt Biedermann kaum etwas. Er äußert sich hingegen zu seiner Rolle als Redakteur der Germania und der Deutschen Allgemeinen Zeitung. Über eine Volksversammlung im Jahr 1866 kommt der Name von Wuttke hier zur Erwähnung.[38] Das ist vermutlich auch das einzige Mal in diesem Buch. Müller-Frauenstein zitiert eine Textstelle aus einem Nekrolog Biedermanns aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung von 1876. Darin heißt es: Wuttkes akademische Thätigkeit war anfangs eine sehr rege und vielseitige. Die sprühende Lebendigkeit seines Vortrages fesselte eine zahlreiche Zuhörerschaft an ihn, der er zum Theil auch persönlich trat und auf die er einen starken Einfluß übte.[39]

Die Aufzeichnungen von Wuttkes Seminartagebuch von dessen Historischen Seminar[40] sind ebenfalls von Interesse, das sich in der Universitätsbibliothek Leipzig befindet. Durch Markus Huttners Beiträge ist diese Quelle wiederum weitgehend als ausgewertet anzusehen.[41] Es handelt sich dabei um eine wichtige Vorläufereinrichtung, welche unter Carl von Noorden im Jahre 1877 zur Gründung des Königlich Historischen Seminars führt.[42] Weiterhin gibt es Zeugnisse seiner Studenten. Dazu zählt Heinrich von Treitschke.[43]

Interesse kann auch die Biographie von Brigitte Emmrich[44] beanspruchen zu seinem Sohn Robert Wuttke, weil hier auch auf Nachlässe verwiesen wird, welche die gesamte Familie Wuttke betreffen. Dieser wiederum macht sich als Nationalökonom in Dresden einen Namen.

0.1.3. Nichtaufgearbeitete Teile der Quellen zu Wuttke

Der unzureichende Grad der Aufarbeitung hinsichtlich seines Oeures einschließlich der Rezensionen setzt sich fort in der Erfassung der Reaktionen zu seinen Schriften von anderer Seite. Sonst hätten wir ja klar formulierte Aussagen über den wissenschaftlichen Wert seiner Arbeiten und zugleich über deren Relevanz für die heutige Forschung. Aus dieser Situation leitet sich auch die Zielstellung für diese Arbeit ab. Nachfolgende Schilderungen über die Quellensituation sind sicher nicht vollständig. Aufgeführt werden zunächst nur diejenigen, von denen am ehesten ein zum Thema gehöriger Erkenntnisgewinn versprochen werden kann.

Die Universitätsbibliothek Leipzig besitzt mehrere Nachlässe von Wuttke mit zum Teil sehr umfangreichen Materialsammlungen zu dessen Werken. Besonders hervorzuheben sind diese zu seiner Geschichte der Schrift[45], von der nur ein Band erschien. Dieser sollte die Einleitung sein für sein Hauptwerk. Unklar allerdings bleibt bei diesem Nachlaß, ob in dieser zumeist losen Materialsammlung sich auch Teile befinden, die bereits in früheren Schriften zur Geschichte der Schrift durch ihn Verendung fanden.[46] Es ist zumindest wahrscheinlich. Die Menge von seinem Material besagt jedoch unzweifelhaft, daß er auch für den zweiten Band bereits diesen annähernd ausreichend viel gesammelt hat. Relevant ist seine Beschäftigung mit ägyptischen Hieroglyphen wie auch anderen Schriftzeichen wahrscheinlich nicht allein im Bereich der historischen Hilfswissenschaften. Wir müssen das auch im Kontext der Gesamtentwicklung der Klassischen Altertumswissenschaften einschließlich der noch sehr jungen Ägyptologie sehen. Weiterhin gibt es einen Nachlaß von Johann Ferdinand von Huschberg, der an Heinrich Wuttke[47] geht und durch dessen Witwe, eventuell zum Teil auch durch Sohn Robert Wuttke, schließlich an die Universitätsbibliothek Leipzig fällt.[48] Vermutlich der größte Teil seines Nachlasses befindet sich im Stadtarchiv Dresden. Lediglich ein Teil der wichtigsten Korrespondenzen hierzu ist bereits ausgewertet.[49]

Neben diesen sehr umfangreichen und nur lückenhaft aufgearbeiteten Materialien gibt es wissenschaftliche Korrespondenzen mit einer Reihe von Gelehrten wie u.a. mit Friedrich Zarncke zu berücksichtigen, dessen Literarisches Centralblatt für Deutschland in der Kritik von Wuttke steht.[50] Eine Mitarbeit in diesem Magazin scheint es von ihm auch nicht zu geben, obwohl die Menge an Korrespondenzen mit diesen Gelehrten dieses nahelegen täte.[51] Hier wiederum richtet sich das Interesse vornehmlich auf seine Rezensionspraxis beziehungsweise seine Reaktionen auf mögliche Rezensionen seiner Kritiker.

Es gibt die im Universitätsarchiv Leipzig befindlichen Procancellarbücher hinzuweisen. Jedoch beginnt das Pro-Cancellar-Buch B 128 b für die Philosophische Fakultät der Universität Leipzig mit der Erwähnung der Gutachter erst ab dem Jahr 1867. Zudem ist für die Zeit von 1848 bis 1867 der Bestand an Promotionsakten insgesamt sehr lückenhaft. Als weiteres Hilfsmittel haben wir die frühere Zettelkartei[52], wo die Promotionen mit Titel und den Gutachtern vermerkt sind. Diese ist jedoch sehr fehlerhaft und daher nicht unbedingt zuverlässig. An eine Vollständigkeit der betreuten Promotionen unter Wuttke läßt sich unter diesen Voraussetzungen leider kaum denken. Wir können lediglich versuchen das wissenschaftliche Profil seines Seminars anhand der Promotionsschriftentitel erschließen.

Die hier skizzierte Quellensituation bestätigt nur noch einmal das meinem Buch zu Maurenbrecher als Reformationshistoriker bereits Gesagte. Das häufige Fehlen von Arbeiten von Historikern an der Universität Leipzig hinsichtlich ihrer Eigenschaft als Hochschullehrer und ihres Geschichtswerkes und Geschichtsbildes in der Zeit vor Lamprecht läßt sich mit einer ungenügenden Quellensituation nicht überzeugend begründen.[53] Allerdings muß auch die Möglichkeit für den speziellen Einzelfall eingeräumt werden, die jedoch zu prüfen wäre. Nicht nur sein eigenes Oeuvre ist ein nahezu nichtausgewerteter Quellenbestand. Auch gedruckte Leipziger Seminarverzeichnisse gibt es, für die dasselbe gilt. Sie sind Anhaltspunkte für das inhaltliche Profil seiner akademischen Lehre.[54]

0.2. Zielstellung

Das bereits festgestellte Desiderat von Detailuntersuchungen zu seinem Geschichtsdenken gibt die Zielrichtung vor. Der Beitrag dieser Untersuchung will einen möglichst detaillierten Aufriß zu Geschichtsbild, Geschichtsdenken und Methodik geben. Seine Sicht auf die Geschichte ist sicher auch von seiner Rolle als Politiker und Publizist geprägt und beeinflußt. Auch wenn hierbei die Rolle Wuttkes als Publizist und Politiker berücksichtigt werden muß, wird sie in dieser Untersuchung gegenüber der als Leipziger Hochschullehrer sekundär behandelt. Dennoch tritt sie an einigen Stellen hervor wie u.a. bei der Geschichte des Zeitungswesens.[55] Dabei geht es auch um das Verhältnis von Wuttke zu seinen Leipziger Kollegen und um seine eigene akademische Lehre ebenso wie um die Fragen der Wahrnehmung von seinen Kollegen und Schülern und umgekehrt. Auch interessiert es, ob Wuttke hinsichtlich seiner Lehre eine größere über seinen Tod hinausreichende Langzeitwirkung erlangt. Weiterhin interessiert, worin sein Geschichtswerk für die heutige Forschung noch von Bedeutung ist oder sein kann und worin nicht mehr. Kurz: Hier soll im seinem Falle genau die Einzelfallprüfung stattfinden, welche zu einer disziplingeschichtlichen Standortbestimmung führt.

Dabei gibt es erwartungsgemäß eine nicht geringe Reihe von Problemen. Die eben skizzierte Quellensituation wie auch der bisherige Grad der universitätsgeschichtlichen Forschung erleichtert keineswegs den Zugang zu seinem Geschichtswerk. Er verfaßt Arbeiten auch über die Geschichte der Schrift.[56] Dieses wiederum entspricht ja auch seinem originären Lehrinhalt als Professor für die historischen Hilfswissenschaften. Über etwaige Schriftzeichen wie die assyrischen, babylonischen, ägyptischen, chinesischen oder Ähnliches zu urteilen, steht hierbei wirklich nur den Fachleuten betreffender Wissenschaften zu. Das unterbleibt hier in dieser Arbeit somit. Weiterhin schreibt Wuttke Arbeiten über antike und mittelalterliche Erdkunde und Kartographie.[57] Diese stehen möglicherweise auch in Beziehung zur Schriftgeschichte. Offen zunächst bleibt, ob für Wuttke die Geschichte der Schrift und des Schriftwesens das Primäre ist, dem er alle sonstigen seiner Arbeiten zu- und unterordnet. Wenn das sich so bestätigen sollte, so könnte hierin ein Schlüssel zu der Erkenntnis seines historischen Denkens liegen. Zunächst ist das reine Vermutung!

Zur Klarstellung: Die Benennung des Ausgangspunktes vom Autor selbst ist für die Beurteilung des Geschichtswerkes von größter Bedeutung. Mein eigener Zugang ist hierbei primär universitätsgeschichtlich motiviert!

Zunächst dürften sicher bereits zu Beginn nach diesen ersten Skizzen die ersten Fragen aufkommen, ohne sofort beantwortet werden zu können. Wuttke ist seiner Zeit Professor für Historische Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig. Wie gestaltet sich sein Verhältnis zu den Quelleneditionen und was ist hierbei ihm das Primäre: Ist es die historische Forschung oder ist das die Edition von Quellen? Wie sieht seine Position genau aus gegenüber neuen Tendenzen der Kulturgeschichte? Gibt es bei ihm ein wissenschaftliches System, welches seine historische Forschung und seine akademische Lehre kennzeichnet oder haben wir bei ihm den Fall, daß er mehrere verschiedene Themenbereiche bearbeitet, diese jeweils separat behandelt und nicht mit den anderen in Beziehung setzt?

Weiterhin soll die Bibliographie zu Wuttke möglichst vollständig zusammengestellt werden.[58] Allerdings schon allein die Unübersichtlichkeit der Leipziger Nachlässe zu Wuttke läßt allein schon zweifeln an der tatsächlichen Möglichkeit hierzu. Auch müßte hierzu wenigstens vollständig bekannt sein, in welchen Zeitschriften Wuttke seinerzeit Beiträge einliefert. Nicht allein wegen der Aufsätze und sonstigen Kommentare wäre das erforderlich, sondern auch wegen der sicher zu erwartenden nicht geringen Anzahl von Rezensionen. Selbst Voigt und mit Einschränkung auch Maurenbrecher hatten in dieser Beziehung mehr Glück. Auch für Noorden sieht die Situation dank Maurenbrecher deutlich besser aus.[59] Der Nekrolog auf ihn von Max Lehnerdt beinhaltet eine vollständige Bibliographie sämtlicher Schriften von Voigt.[60] Der Nekrolog von Gustav Wolf[61] auf Maurenbrecher enthält zumindest eine Bibliographie von Maurenbrechers Aufsätzen und selbstständigen Schriften, die aber die Rezensionen leider unberücksichtigt läßt und zudem Lücken aufweist. Da mag vielleicht als wichtiger erscheinen, daß sowohl Wolf als auch dessen Rezensent Felician Gess[62] Maurenbrechers Schüler sind.

0.3. Methodisches Vorgehen

Die methodische Vorgehensweise ist im Grunde dieselbe wie die in meinen Arbeiten zu Maurenbrecher und Voigt. Auch die Zielstellung ist mit denen vergleichbar. Es geht als Hauptziel um nichts anderes als um eine Standortbestimmung Wuttkes als Historiker innerhalb dieser Disziplin. Das schließt sein Werk und seine Rolle als Hochschullehrer in den kritischen Diskurs mit ein. Ist hinsichtlich Maurenbrecher und Voigt das Fehlen einer neueren umfangreichen Biographie zu bemängeln, so trifft das hier nicht ganz zu. Der vorhandenen von Joachim Müller müßte jedoch eine entgegengesetzt werden mit einem ausgewogeneren Urteil.

Zunächst lassen wir uns im ersten Kapitel von seinen biographischen und akademischen Werdegang leiten. Dabei stehen wir wiederum das Problem der subjektiven Einfärbung, die Nekrologe und Kurzbiographien häufig kennzeichnen. In der Regel werden bei solchen Würdigungen eines Gelehrten eben besonders die Stärken und Vorzüge hervorgehoben, während Unzulängliches möglichst ausgespart bleibt. Bei manchen Zeugnissen über Gelehrte von Seiten der Studenten und Kollegen mit einem weniger guten Verhältnis zu dieser Person findet man durchaus auch ins Gegenteil tendierende Mitteilungen. Um es hier vorwegzunehmen: auch zu Wuttke haben wir beiderlei Zeugnisse. Trotzdem läßt sich auf diese Art von Quellen nicht verzichten, weil manche Informationen zur Person sonst gar nicht überliefert sind. Das Geschichtsbild der Untersuchungsperson läßt sich nicht losgelöst von seiner Biographie erklären. Die Prioritätensetzungen in der Amtsausübung als Professor lassen sich nur in der Verbindung hierzu ausreichend beleuchten. Es ist schon allein aus dem Nekrolog von Müller-Frauenstein unstrittig zu entnehmen, daß die politisch-publizistische Tätigkeit auch auf seine akademische Wirksamkeit als Geschichtsprofessor ihren Einfluß hat.

Als weiteren Schritt im zweiten Kapitel gehen wir zu seinen Werken selbst. Damit versuchen wir sein Werk möglichst umfassend und kompakt zugleich darzustellen. Dieses wiederum liefert die Folie zum dritten Kapitel. Dabei wird zugleich auch seine Rolle als Hochschullehrer geschildert, die sowohl in ihrem Verhältnis zu seinem Kollegen und Schülern einerseits, und zum sächsischen Kultusministerium beziehungsweise in ihrer Abhängigkeit durch die Teilnahme an der aktiven Politik andererseits zu sehen ist. Die Beschreibung liefert außerdem die Voraussetzung zu der Beantwortung der Frage, ob wir bei Wuttke überhaupt von einem Geschichtsbild als einem „Gesamt“ wie es bei Maurenbrecher, Voigt oder auch Lamprecht[63] festgestellt worden ist, reden können oder nicht. Welche Konsequenzen hätte das? Die entsprechende Zwischenbilanz bezieht auch die Rezensionspraxis ein.

Im dritten betrifft es die Feststellung der Bedeutung seines Werkes für die heutige Forschung: also im die Nachwirkungen einschließlich die der Schüler. Dieses wäre gegeben, wenn sich solche Themen ihrer Examensarbeiten sich in späteren Publikationen wiederfinden. Dieses scheint entsprechend meiner Erfahrungen bezüglich Maurenbrecher und Voigt das zu sein, was erwartet werden kann. Diese muß aber nicht zwangsläufig so sein. Nicht weniger wichtig ist uns sein Verhältnis zu seinen Kollegen, seine Positionen bei Berufungsverhandlungen usw.

Am Schluß werden die Hauptergebnisse dieser Untersuchung dargestellt, Thesen abgeleitet und Ausblicke auf mögliche Forschungsperspektiven gegeben.

1. ZUR BIOGRAPHIE

1.1. Elternhaus und Familie

Johann Karl Heinrich Wuttke wird am 12. Februar 1818 als Sohn des Bürgermeisters zu Brieg Johann Gottlob Wuttke in Schlesien geboren.[64] Seine Taufkonfession ist die evangelisch-lutherische. In der Sekundärliteratur erscheint er gelegentlich als Deutsch-Katholik. So wird er z.B. bei Toni Offermann wenigstens ab 1844 als Deutsch-Katholik bezeichnet, wenngleich er es nur aus der Sekundärliteratur begründet. Die bei Offermann angeführten Belege sind jedoch kaum stichhaltig, um seine Mitgliedschaft zu dieser Gemeinde zu belegen.[65] Die Briefe und Dokumente von Robert Blum geben indes eine Auskunft, daß es mit dieser religiösen Gemeinschaft zugleich auch um eine politische Interessensgruppe handelt, zumal hier Möglichkeiten politischen Handelns sich ergeben.[66] Dabei erscheint aus dieser Konstellation heraus der „Übertritt“ zum Deutsch-Katholizismus von Wuttke zunächst als durchaus glaubwürdig, da er ja mit Blum[67] als dem Mitbegründer der Leipziger Deutsch-Katholischen Gemeinde engeren Kontakt hat. In ihr sind die Mitglieder hauptsächlich aus protestantischen, weniger aus katholischen Kreisen versammelt. Eine enorme Anziehungskraft auf diese Kreise übt der Deutsch-Katholizismus ohne Zweifel aus.[68] Bei seiner Heirat im Jahre 1854 jedenfalls ist Wuttke evangelischer Konfession und gehört in Leipzig zur Kirchengemeinde St. Thomae.[69] Ein Austritt von ihm oder seiner Familie aus der evangelischen Gemeinde ist jedenfalls im Kirchenarchiv nicht nachzuweisen. Sein Wohnsitz befindet sich in der damals selbstständigen Gemeinde Reudnitz bei Leipzig. In den Akten für die deutsch-katholische Glaubensgemeinde in Leipzig des Stadtarchivs Leipzig jedenfalls erscheint er nicht als Mitglied der Gemeinde.[70] Dasselbe läßt sich von der betreffenden Akte des Archivs der Superintendentur Leipzig sagen. Sowohl im Mitgliederverzeichnis der deutsch-katholischen Gemeinde in Leipzig als auch der Ephorie findet sich sein Name beziehungsweise der seiner Familienmitglieder nicht.[71] Nirgends wird sich sonst in der Akte auf ihn bezogen. Außerdem gibt es einen weiteren Zweifel an seiner Mitgliedschaft in dieser Gemeinde trotz seines Umganges mit Blum. Dieser gründet sich auf die mit dem Krakauer Aufstand der Polen verbundene Hoffnung deutscher Liberaler insbesondere Blums nach einem selbstständigen polnischen Staat, der ein Gegengewicht zu Rußland, Österreich und zugleich Preußens wäre. Im Unterschied dazu vertritt er eine dezidiert antipolnische Haltung. Die Neigung, Blum in diesem Sinne belehren zu wollen, erregt nach Hans Blum dessen Mißtrauen gegenüber Wuttke.[72] Sein zweiter Sohn Robert ist außerdem nach den Matrikeln der Universität Leipzig evangelisch-lutherischer Konfession.[73] Gemäß der Aktenlage trifft die in der Sekundärliteratur vorzufindende Zuweisung zur Deutsch-katholischen Gemeinde Leipzig nicht zu.

Nach der Erschießung Robert Blums 1848 war Wuttke als Ersatzmann für den Wahlkreis Leipzig ins Frankfurter Parlament eingezogen. Nach 1849 war Wuttke Mitglied des Stuttgarter Rumpfparlaments.

Er heiratet die Tochter des Breslauer Stadtrates August Biller Emma Biller am 25. März 1854 in Breslau, die zudem als Jugendschriftstellerin bekannt ist.[74] Auch seine Schwägerin Clara Biller als Malerin und Typographin bekommt im Zuge der Entstehungsgeschichte von der Geschichte der Schrift einige Bedeutung. Sehr viel wichtiger könnte aber eine ungedruckte Familiengeschichte von ihr sein zu den Familien Wuttke und Biller sein, auf die in dem Aufsatz zu ihrem Sohn Robert von Brigitte Emmrich[75] hingewiesen wird. Dieser Aufsatz von Emmrich zu Robert Wuttke enthält nicht auch sehr wertvolle Einzelheiten zur Familie Wuttke-Biller, die im Nekrolog auf Heinrich Wuttke von Müller-Frauenstein nicht erwähnt werden. Hier kann die einfache Erklärung vielleicht auch die richtige sein. Er kennt manche Einzelheiten eben nicht, da er es nie erfahren hat. Das trifft zum Beispiel auf den Umstand zu, daß Wuttke selbst einer Verbindung der Familien Wuttke und Biller entstammt. In der Familie Wuttke-Biller treten Erbkrankheiten auf. Sohn Robert zum Beispiel hat eine chronische Wirbelhautentzündung.[76] Das wiederum macht Robert einen normalen Schulbesuch unmöglich, so daß er zeitweilig von seinen Eltern gewissermaßen Hausunterricht erhält. Später wird der Unterricht durch entsprechende Fachlehrer übernommen, der jedoch immer wieder durch Kuraufenthalte unterbrochen wird.[77] Nach dem Tod von Heinrich Wuttke äußert sich Emma Wuttke-Biller keinesfalls wohlwollend über die politischen Ansichten ihres Mannes. Dabei wird Antisemitismus klar sichtbar, auch wenn sie durchaus Verkehr mit einigen jüdischen Intellektuellen und Literaten pflegt. Zudem verkehren die Wuttkes auch im Kreis um Henriette Goldschmidt.[78] Die antipreußische Gesinnung ihres Mannes teilt sie nicht wie auch ihr Sohn Robert. So schreibt denn Otto Richter in seinen Lebenserinnerungen: Aber viele Jahre nachher hat Frau Wuttke mir anvertraut, es sei ihr unter dem Drucke der politischen Ansichten ihres Mannes oft der Zweifel gekommen, ob diese nicht verfehlt seien, und sie habe sich wie von einem Alb befreit gefühlt, als sie nach seinem Tode offen in Begeisterung für Kaiser und Reich einstimmen durfte. Denselben Gesinnungswandel hätte der unversöhnliche Preußenhasser an seinem Sohne erleben können.[79] Interessant scheint auch der Hinweis, daß der Haß auf ihn oder wenigstens die Verstimmung daher rührt, daß Heinrich ihr die frühere Liaison der Familien Wuttke und Biller verheimlicht hat. Wenigstens ist eine Verstimmung nach dem Tod der Tochter Franziska zu vernehmen.[80]

Die schlesische Herkunft dürfte in Wuttkes Geschichtswerk auch eine Ursache sein für seine ständige Beschäftigung mit Themen mit Bezug zur schlesischen und preußischen Geschichte. Dabei bezieht er sich keineswegs nur auf die Zeit Friedrichs des Großen, auf die eingehender noch die Rede sein wird. Auch die sonstige Frühe Neuzeit läßt er nicht unberührt namentlich der Schlesiens.[81] Diese Arbeiten lassen sich auch als Vorarbeiten werten zu den Bänden: Schlesiens kirchliche und politische Entwicklung. König Friedrichs des Grossen Besitzergreifung von Schlesien und die Entwicklung der öffentlichen Verhältnisse in Schlesien bis zum Jahre 1740: in Erster Theil. Die Entwicklung der öffentlichen Verhältnisse in Schlesien bis zum Jahr 1740. Bd. 1 und 2 Leipzig 1842 und 1843. Der Titel umfaßt einen weitaus größeren Zeitraum, als er es seinem Namen nach erwarten ließe. So geht er vom 12. Jahrhundert aus und gibt eigentlich eine Kulturgeschichte Schlesiens. Das eigentliche Zeitalter zu Friedrich II. streift er nur am Rande. Um es vorweg zu sagen: Es wird ihm auch schwer angekreidet.

Das Ergebnis der Schlacht von Königsgrätz 1866 wird von Wuttke als schwere Enttäuschung empfunden. Preußen wird damit in Deutschland die Führungsmacht, während Österreich, auf das er hierbei seine Hoffnungen setzt, diese verliert.[82] Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1870 mit Preußen als unbestrittene Führungsmacht, das in dieser Form maßgeblich in Otto von Bismarck seinen Hauptarchitekten hat, manifestiert sich die Enttäuschung hinsichtlich Königsgrätz und findet auch in seiner neuen politischen Gestalt seine entsprechende Fortsetzung. Bei Wuttke indes führt das zu einer zusätzlichen Verbitterung, so daß er seinen Sohn Robert expatriieren und die Schweizer Staatsbürgerschaft annehmen läßt. Die Hoffnung auf eine Niederlage Preußens gegen Frankreich erfüllt sich nicht. Es ist somit nicht zufällig, daß er 1871 dem Beschluß des Akademischen Senats der Universität Leipzig nicht zustimmt, dem neuen Kaiser Wilhelm I. eine Grußadresse zu entsenden.[83] Zudem kommt es auch zur vorzeitigen Konfirmation des Sohnes.[84] Daß er ihn expatriieren läßt, hat auch aus seiner Sicht den Grund in der Wehrgesetzgebung, bei der die schweizerische mit einer deutlich kürzeren Wehrpflicht gegenüber dem gerade begründeten Deutschen Reich ihm sehr viel genehmer erscheint. Jedenfalls Wuttke legt seinem Sohn ans Herz sich um eine ausländische Staatsbürgerschaft sich zu bemühen.[85] Bei seiner Immatrikulation in Leipzig im Jahre 1882 jedenfalls gibt dieser wiederum die schweizerische Staatsbürgerschaft an.[86] Der Sohn nimmt im Zusammenhang mit seiner Bewerbung um die Stelle als Studiendirektor an der Königlichen Akademie in Posen auf diesen Sachverhalt in einem Brief an Professor Ernst von Halle Bezug. Diese Bewerbung schlägt fehlt, weil man ihm eine Preußenfeindlichkeit unterstellt, wie sie seinerseits sein Vater ehemals an den Tag gelegt hat.[87] Immerhin zeigt dieser von Emmrich zitierte und hier wiederholte Briefauszug aus der dem Nachlaß Wuttke, daß das Verhältnis zwischen Vater und Sohn keineswegs als harmonisch aufzufassen ist. Im Jahre 1887 nimmt der Sohn die deutsche Staatsbürgerschaft an und meldet sich zum Militärdienst. Jedoch wird er aus gesundheitlichen Gründen für dienstuntauglich erklärt.[88]

Das spätere Schaffen von Sohn Robert auf dem Gebiete der Volkswirtschaftslehre und dem der Volkskunde weist indes gewisse Parallelen zum Vater auf. Sowohl bei dem Vater Heinrich ist die nähere Heimat (Schlesien) als auch bei ihm (Sachsen) ein Grundpfeiler des wissenschaftlichen Schaffens an sich. Diese Parallele ist keine neue Entdeckung, sondern bereits im Nekrolog auf Robert Wuttke von Hubert Ermisch nachzulesen, dem diese offenbar bereits 1914 auffällt.[89]

1.2. Studium

Seine Vorlesungsmitschriften bei seinen Lehrern in Breslau und Berlin haben sich wenigstens zum Teil erhalten und befinden sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.[90] Zu diesen zählen die zu Übungen bei dem Historiker Gustav Adolf Harald Stenzel und dem Philosophen Braniß in Breslau bzw. bei Leopold von Ranke in Berlin.[91] Wuttke weilt zu Übungen in Berlin von 1839 bis 1840, wo er hauptsächlich bei Ranke an Lehrveranstaltungen teilnimmt. Auch diese Belege zu den Lehrveranstaltungen sind wenigstens zum Teil noch erhalten.[92] Allzusehr vermag er sich nicht für Rankes Geschichtsauffassung zu begeistern.[93] Entscheidend für seine politische Richtung wurde es, daß er Ostern 1840 von Berlin, wo ihm der herrschende Ton nicht zusagte, nach Leipzig übersiedelte, welches Mittelpunkt der liberalen Opposition in dem damals schon constitutionellen Sachsen war.[94] So jedenfalls schreibt über seine frühe politische Orientierung Müller-Frauenstein. Tatsächlich gibt es zumindest für seine spätere akademische Wirkungszeit Zeugnisse von ihm, in denen er hinsichtlich der Geschichtsauffassung der sogenannten „Berliner Richtungen“ sehr deutlich wird.[95] Soviel mag Gewicht haben, daß die Kulturgeschichte bei Wilhelm Wachsmuth in Leipzig, ihm eher anspricht.[96] Das noch zu erörternde Geschichtswerk Wuttkes, trägt in der Tat eher ein kulturgeschichtliches Gepräge. Der Einfluß von Wachsmuth auf Wuttke muß daher als ein langzeitiger angesehen werden.

Am Rande bemerkt: Stenzel ist der Begründer 1843 eröffneten Historischen Seminars an der Breslauer Universität.[97] Wuttkes Verhältnis zu Stenzel verschlechtert sich, weil er die Unechtheit eines Tagebuches von Valentin Gierth[98] nachweist, was seinem Lehrer und auch Karl Adolf Menzel[99] entgangen ist. Dennoch gibt es Parallelen zu seinem Lehrer Stenzel außer dem Umstand, daß er bei diesem promoviert. Stenzel arbeitet hauptsächlich zur Geschichte Schlesiens.[100] Dieses sollte für Wuttke nicht folgenlos bleiben. Nebenbei bemerkt gibt er aus Menzels Nachlaß im Jahre 1872 auch eine Schrift heraus.[101] In ganz Schlesien macht er sich nach den Zeugnissen damit unbeliebt. Das wiederum dürfte auch den Ausschlag seines Ortwechsels nach der Promotion geben, da an eine Habilitation bei Stenzel in Breslau nicht mehr zu denken war. Selbst in seine Leipziger Personalakte findet das durch Wachsmuth seinen Niederschlag. Durch diese darin angesprochene quellenkritischen Studie hat er seinen Namen in ganz Schlesien in Verruf gebracht.[102] Es begründet zunächst seinen Ruf eines hervorragenden Kritikers.[103]

1.3. Promotion und Habilitation

Wuttke promoviert im Jahr 1838 bei Stenzel in Breslau.[104] Er habilitiert sich wahrscheinlich bei Wachsmuth in Leipzig.[105] Dem wiederum ist Wuttke als kenntnisreicher und talentvoller junger Historiker aufgefallen, der sich im Vorfeld seiner Habilitation an seinen Übungen in der historischen Gesellschaft im Jahre 1840/1841 beteiligt. Dabei rühmt er, daß Wuttke ihm die bei weitem besten Abhandlungen geliefert hat.[106] Sowohl in der Promotion als auch der Habilitation schreibt er über die Geschichte des Peloponnesischen Krieges des Thukydides. Es gibt zwar verschiedene Voten zum Habilitationsverfahren in Wuttkes Leipziger Personalakte auch von Wachsmuth. Jedoch eigentliche Gutachten zu seiner Habilitationsschrift, noch Prüfungsvermerke zu seiner Probevorlesung sucht man darin vergebens, obwohl man sie darin erwarten müßte. Daß er als Privatdozent zugelassen wurde, geht aus der Akte zwar de facto hervor, jedoch fehlt auch der Beschlußvermerk der Fakultät hierzu.

1.4. Weitere akademische Stationen

Nicht unerwähnt bleiben soll hier, daß Wuttke eine Zeitschrift zur Universität herausgibt, von der allerdings nur ein Jahrgang erscheint.[107] Im Jahre 1860 ist Wuttke Dekan der Philosophischen Fakultät in Leipzig.[108]

Noorden ist Wuttkes Nachfolger auf der durch dessen Tod im Jahre 1876 erledigten Professur. Interessant ist, obgleich nicht unbedingt verwunderlich, daß nicht selten gar nicht erwähnt wird, daß das Wuttkes Professur ist, auf die Noorden kommt.[109] Das wiederum kann als Indiz gelten für das Ansehen, welches Wuttke seinerzeit unter den Kollegen (nicht) genießt. Die Professur für historische Hilfswissenschaften wird zugleich in eine Professur für Mittlere- und Neuere Geschichte umgewandelt.

Wie bereits erwähnt gibt es eine Reihe von Äußerungen des damaligen Leipziger Studenten Heinrich von Treitschke über Wuttke. Dieser äußert sich auch über Wuttke, auch wenn er längst als Professor an anderen Universitäten lehrt. Diesen Zeugnissen wollen wir uns hier jetzt zuwenden, weil sie eine größere Aussagekraft haben. Einerseits lassen sie Rückschlüsse über die Persönlichkeit von Wuttke selbst zu. Andererseits dürfte die Urteilsfähigkeit von Treitschke hierbei interessieren. Diese betreffen hauptsächlich Heinrich von Treitschkes Briefe, 3 Bde., hrsg. von Max Cornelicus, Leipzig 1912-1920.

Als Studienanfänger schreibt Treitschke einen Brief an seinen Vater aus Leipzig am 29. Oktober 1852, der von den dortigen Studienverhältnissen keinen allzu günstigen Eindruck gewinnt: ---, wenn mir auch die Reize des Studiums versagt sind; die Gewohnheit hat schon so viel getan, daß ich mir oft Stumpfsinn vorwerfe, wenn ich mich so leicht über manches Trübe hinwegsetzen kann. Meine einzige Hoffnung ist noch das historische Privatissimum von Wuttke, wegen dessen heute eine Besprechung stattfindet. Die staatswissenschaftlichen Übungen von Biedermann, auf die ich mich so freute, kommen leider nicht zu Stande.[110]

In einem kurze Zeit später an seinen Vater gerichteten Brief aus Leipzig vom 16. November 1852 gibt Treitschke einen Eindruck wieder von Wuttkes Seminarstil. Dieser dürfte zu den wertvollsten Zeugnissen von Treitschke zu ihm überhaupt zu zählen sein. Darin heißt es: Das Privatissimum bei Wuttke ist zu Stande gekommen; die erste Stunde war freilich sehr eigen; W. sprach über Dahlmann[111] , über Champollion, über die Alpen, über die Allgemeine Zeitung – kurz de omni re scibili et quibusdam aliis – immer geistreich und unterhaltend, aber erst, als das Colleg aus war, dämmerte ihm eine unklare Idee auf, daß er eigentlich ein historisches Seminar hatte halten wollen; hoffentlich wird ihm dieß das nächste mal zum klaren Bewußtsein gekommen sein.[112] Huttner gibt zu seinem Seminarstil aufgrund dieser und anderer Belege aus dem Seminartagebuch folgende Einschätzung, die später auf die Frage der Geschichtskonzeption Bedeutung hat: Vielmehr erinnert das bunte Sammelsurium von historischen, aber auch sprachwissenschaftlich-philologischen und völkerkundlichen Themen, die Wuttke in seinen Übungen ansprach, eher an eine dem polyhistorischen Wissenschaftsideal verpflichtete gelehrte Gesellschaft des 18. Jahrhundert als an eine dem neuen Forschungs- und Wissenschaftsethos verpflichtete Ausbildungseinrichtung.[113] Da lohnt sich sicher auch einmal der Blick auf den „Fächerkanon“, der von Huttner in den Blick gerückt wird.[114]

Fünf Jahre später schreibt Treitschke an Ferdinand Frensdorf in einem undatierten Brief Anfang Oktober 1857, der über den Charakter der Persönlichkeit aussagekräftig ist: In Wuttkes Seminar kannst Du versuchsweise mal gehen um, wenn es Dir nicht gefällt, auszuscheiden. Der Mann ist gelehrt und gescheit, aber so launisch und ungleich in seinen Ansichten und Leistungen, daß man nie vorhersagen kann, ob er Gutes bieten wird.[115]

Ein Jahr später wird Treitschke Privatdozent für die Staatswissenschaften, wobei Wuttke im Habilitationsverfahren nur den Stimmen der als Gutachter fungierenden Staatswissenschaftler Friedrich Bülau und Wilhelm Roscher und des Historikers Wilhelm Wachsmuth zustimmt.[116] Dieses wiederum erfolgt wohl nur notgedrungen, weil er sich sonst in eine schwierige Position hinsichtlich der stärkeren Beachtung der Fächergrenzen bei Habilitationsverfahren brächte, die er ja selbst fordert.[117] In einem Brief an den Rektor der Leipziger Universität Julius Klee vom 25. Januar 1859 äußert sich Treitschke über ihn folgendermaßen: ---Wuttke, der natürlich die schwarze Galle selbst war, wollte mir das Herz schwer machen und prophezeite mir für die nächste Zukunft meine Absetzung. In diesem Punkt fühl’ ich mich jetzt ziemlich sicher, wenn ich auch ebenso sicher weiß, daß ich auf Gunst von oben nicht rechnen kann.[118] In einem weiteren Brief an Klee aus Leipzig dem 1. August 1860 mag auch eine Reflexion über Wuttkes Geschichtsdenken von Interesse sein, auch wenn es vordergründig um Berufungsangelegen der Staatswissenschaften geht. So schreibt Treitschke: Da ich einmal von den Staatswissenschaften rede, will ich Ihnen auch noch erzählen, daß Ahrens[119] Bülau’s[120] Nachfolger geworden ist – eine recht unglückliche Erwerbung, ein Mann der so ziemlich alle Standpunkte, vom Sozialisten bis zum „aufgeklärten“ Schwarzgelben, durchgemacht und Bücher schreibt, die sich bequem lesen lassen und keinen einzigen Gedanken enthalten. Man sieht deutlich Wuttke’s Einfluß, der um Himmelswillen keinen Gothaer[121] haben wollte – und in der That sind augenblicklich alle Capazitäten unserer Wissenschaft dieser oder einer verwandten Richtung zugetan.[122]

In einem Brief aus Leipzig vom 16. Februar 1861 an seinen Vater schreibt Treitschke: Prof Wuttke, der auf einem mir gerade entgegengesetzten Standpunkte steht, (er ist ein geistreicher Vertreter der östreichisch gesinnten Demokratie), hat vor einem Jahre mit seiner Geschichte der Freiheitskriege[123] einen ganz ähnlichen Erfolg erzielt.[124] Das ist das erste Zeugnis von Treitschke über ihn, das dezidiert dessen politische Gesinnung berührt.

Über den Erfolg von Treitschke scheint sich dessen Meinung nach Wuttke nicht sehr zu freuen. So schreibt Treitschke von Leipzig aus an seinen Vater am 28. Februar 1863: ---der Redacteur Prof Wuttke mein persönlicher und politischer Feind, da er seit ich lese keine Zuhörer mehr hat.[125]

Nach seinem Wechsel nach Freiburg 1863 äußert Treitschke sich durchaus mit der veränderten Situation sich zufrieden. So schreibt er von Freiburg aus an den Leipziger Verleger Salomon Hirzel am 9. November 1863: Mit dem ultramontanen Wesen[126] steht es gar nicht so schlimm, als ich es dachte. Die Artigkeiten, die mir die schwarze Presse bereits im Voraus gesagt hat, erscheinen mir ungewöhnlich sanft und zartfühlend: Freund Wuttke hat mich an eine kräftigere Kost gewohnt.[127] Wenige Zeit später hingegen beklagt er doch das mäßige Niveau der Hochschullehrer, der Freiburger Universität. In einem weiteren Brief an Hirzel aus Freiburg vom 5. Dezember 1863 gibt er folgendes Statement ab: ---im Ganzen sind meine Erwartungen erfüllt, in mancher Hinsicht sogar übertroffen worden. An der Universität habe ich schnell festen Fuß gefaßt---In meinem publicum[128] drängen sich an 150 Menschen in einem einzigen Zimmer, denn Freund Buß[129] hat wohlweislich gleichzeitig den einzigen großen Saal, den wir besitzen, belegt. Freund Buß! Da haben Sie den ganzen Humor meiner Lage! In Leipzig hatte ich’s doch nur mit Wuttke zu thun, der trotz Alledem doch ein Gelehrter ist, hier mit Buß und Bock, Menschen, denen man im Norden gar nicht gestatten würde sich zu habilitiren.---[130]

Auch die bekannte Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert von Treitschke, mit der wir diese Bestandsaufnahme schließen wollen, enthält in ihrem letzten Band einen Seitenhieb auf Wuttke, der als „ein giftiger kleiner radikaler Molch“ bezeichnet wird, auf die auch in der von Cornelicus besorgten Edition hingewiesen wird.[131] Soviel besagen die Briefwechsel von Treitschke über ihn. Wichtig scheint mir jedoch hierbei noch die Einschätzung Treitschkes zu Wuttke im Vergleich zu den Freiburger Kollegen, daß er trotz aller politischen und fachlichen Differenzen zu ihm diesen zumindest als Gelehrten anerkennt. Die Nachwirkung von Wuttke bei Treitschke läßt sich insgesamt so umschreiben. Wuttke und sein akademischer Lehrstil, der dem der Schlosserschen Schule zumindest nahekommt, wird von Treitschke abgelehnt. Die Nachwirkung auf ihn hält sich in Grenzen. Als Wuttke-Schüler, der Treitschke eigentlich gewesen ist, dürfte er sich nicht empfinden. Eine Ausnahme freilich muß hier genannt werden, worin Treitschke sich Wuttke ähnelt. Moralisierende Äußerungen freilich aus einer dezidiert kleindeutsch-preußischen Sicht finden sich auch in Treitschkes Geschichtswerk reichlich.

Wuttke versucht Vertreter der kleindeutschen Richtungen entweder bei der Habilitation oder bei der Beförderung zu behindern mit den ihm als Fakultätsmitglied zu Gebote stehenden Mitteln. Die Briefe von Treitschke sind hierzu nicht die einzigen Zeugnisse, die das belegen. Zumindest, wenn schon er nicht diese Verfahren zu behindern sucht, so macht er auch hierbei keinen Hehl daraus, daß er von der borussischen Geschichtsauffassung nichts hält. Das betrifft auch die Schule von Johann Gustav Droysen. Ja namentlich in der Schule und Manier Droysens erblickt Wuttke in dem Habilitationsgutachten zu dem bei ihm promovierten Wilhelm Pückert den Ruin der Geschichtswissenschaft.[132] Auch die Beförderung des Germanisten und Literaturwissenschaftlers, des Redakteurs und Begründer des Magazins Literarisches Centralblatt für Deutschland, Friedrich Zarncke, der 1854 zu außerordentlichen Professor ernannt und 1858 zum ordentlichen Professor der deutschen Sprache und Literatur berufen wird, versucht Wuttke, obgleich vergeblich, mit Separatvoten zu verhindern.[133] Seiner Meinung nach ist das bisherige Wirken und Werk Zarnckes ihm zu unbedeutend, für eine solche Beförderung. Dieses nicht zuletzt bringt ihn in der Fakultät in eine bedenkliche Außenseiterrolle abgesehen von seinem Verfechten seiner politischen und geschichtspolitischen Ansichten. Zudem sind Rücksichten auf menschliche Befindlichkeiten ihm völlig fremd.[134] Das machen schon die Äußerungen Treitschkes über ihn deutlich. Nachfolgender Brief von Wuttke an Zarncke vom 15. Oktober 1858 thematisiert genau diesen Sachverhalt.

„Hochzuverehrender Herr Professor,

Von einer Ferienreise zurückgekehrt, finde ich ihre geehrte Zuschrift vom 11ten h[ier]. Vor. Indem ich Ihnen zu der erreichten Beförderung gratulire, kann ich Ihren Brief mit der Versicherung beantworten, daß ich mich in keiner wider Sie geneigten Stimmung befinde, daß ich vielmehr alle Zeit mich bemühe, die jedesmaligen Handlungen nach ihrem gegenwärtigen Werthe zu schätzen. Uebl’le Beurtheilung einer Schrift von mir nachzutragen, den Eindruck davon gar in ein andres Gebiet hinüberzuspielen, liegt außer meiner Art. Von meinem ersten schriftstellerischen Auftreten an bin ich so sehr gewöhnt worden, heruntergerissen zu werden, daß einige Stumpfheit in Beziehung darauf an mir wohl erklärlich sein dürfte. Es waren und sind stets Richtungen, keineswegs Persönlichkeiten, für oder gegen die ich wirkte. Ueberwindung kostet es mich demnach nicht, Ihnen die gewünschte Erklärung abzugeben, daß Vergangenes für mich eben vorüber und vorbei ist.

Da Sie, hochzuverehrender Herr Professor, über Sie betreffende Vorgänge, die eigentlich Amtsgeheimnisse sein sollen, umständlich berichtet sind[135], so müssen Sie mir erlauben, meine Verwunderung darüber auszusprechen, daß Sie gleichwohl der vorjährigen Nichterfüllung Ihrer Wünsche „ganz besonders meinem Einfluß“ zuschreiben. Obschon mir vielleicht aus früheren Zeiten noch einige wirksame Verbindungen in Dresden zu Gebote[136] stehen dürften, habe ich doch weder mündlich noch brieflich in bezug auf Sie eingewirkt. Der beengte „Einfluß“ beschränkte sich, da ich dem Fakultätsbeschlusse nicht beitreten konnte, auf ein amtliches Gutachten[137], dessen Schluß darauf antrug, Ihre bisherige Professur als eine Prof. der deutschen Sprache zu charakterisieren und ihre pekuniäre Stellung auskömlich zu verbessern. Daß die Begründung, mit welcher ich meinen Widerspruch gegen eine Fakultät unterstützen mußte, auf ein hohes Ministerium keinen Eindruck gemacht hat – ich erwartete auch keinen davon – und daß das hohe Ministerium seine Entschließung völlig abgesehen von meinem Gutachten wie aus eignem Antriebe gefaßt hat, wird Ihnen der Wortlaut der Ihnen jetzt in den Fakultätsakten zugänglichen Verfügung sagen.

Mit der vorzüglichen Hochachtung

Dr. Heinr. Wuttke“[138]

Zu seinem „Historischen Seminar“ äußert sich Müller-Frauenstein folgendermaßen: Aus eigenem Antriebe und ohne jede Unterstützung seitens der Regierung eröffnete er im Winter 1852-53 als der erste an der Universität Leipzig ein historisches Seminar, das er bis zu seinem Tode fortgeführt hat und in dem er seinen Schülern die Schätze seines Wissens und seine reiche Bibliothek mit größter Uneigennützigkeit zur Verfügung stellte.[139] Die „reiche Bibliothek“ Wuttkes ist einem Auktionskatalog zufolge 1879 versteigert worden oder wenigstens Teile von ihr.[140]

Ein weiterer Zeuge zu Wuttke ist der Sozialdemokrat Wilhelm Blos, der seinen Schilderungen zufolge intimen Verkehr mit ihm gehabt haben muß. So berichtet er, daß Wuttke Widerspruch meist nur schwer erträgt[141], jedoch im Grunde einen aus seiner Sicht guten Charakter hatte. So sei er ein typischer Gelehrter, der auch bei Tageslicht bei geschlossenem Fenster mit der Lampe arbeitet und auch unter der Hand auch arme Studenten fördert.[142]

Eines seiner Interessensfelder liegt auch auf dem Gebiet der Slawistik. Die Protokolle der Philosophischen Fakultät von einer Sitzung vom Mittwoch, dem 19. Januar 1876 geben folgende Bemerkung:

„Hr. Prof. Wuttke hat einen Antrag schriftlich [in die Fakultät M.T.] eingebracht, das Ministerium an ein früher gegebenes Versprechen zu erinnern, eine ord[entliche]. Professur der slawischen Sprachen zu errichten. Nachdem Hr. Prof. Zarncke aufmerksam gemacht, daß es sich empfehlen dürfte, mit diesem Antrage noch einige Wochen zu warten, bis ein eben jetzt im Manuscript allerneustes größeres Werk des Dr. Leskien[143] im Drucke vorliege, erklärte sich der Hr. Antragsteller hiermit einverstanden u[nd]. zog seinen Antrag zur Zeit zurück.“[144]

Abermals ist jedoch an sein Interesse an der Völkerkunde zu erinnern. Dieses äußert sich auch in seinem Einsatz für den Erhalt der ethnographischen Sammlung von Gustav Klemm zusammen mit 35 weiteren angesehenen Personen, unter denen sich neben ihn 11 weitere Professoren sich befinden, zu deren Ankauf sich die Universität aufgrund gegensätzlicher Gutachten im Jahre 1869 sich nicht zu entschließen vermag. Zumindest kann so die Veräußerung und das Zerreißen dieser bedeutenden Sammlung verhindert werden. Die Klemmsche Sammlung ist der Grundstock für das Leipziger Museum für Völkerkunde, welches 1874 vom Leipziger Museumsverein gegründet und 1904 in die Leipziger Stadtverwaltung gegeben wird .[145] Wuttke schreibt ein wohlwollendes Gutachten hierfür wie folgt: Ich habe wohl alle namhaften ethnographischen Sammlungen Deutschlands besichtigt und halte danach, daß die Klemmsche alle übertrifft. Sie ist die einzige planmäßig angelegte, von einem wirklichen Kenner gesammelt.[146]

Ein bisher nicht angesprochener Punkt ist der einer Mitgliedschaft in der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften[147]. In seinem Fall ist es der Fall seiner Nichtmitgliedschaft in diesem Gremium, was durchaus zu beachten ist. Daß Wuttke sich mit seiner Positionierung zu Gunsten großdeutscher Geschichtsauffassung sich in eine problematische Sonderrolle manövriert, wie Huttner sagt, dürfte bereits hier klar sein. Das wird durch entsprechende institutionsspezifische Ausgrenzungs- und Marginalisierungsprozesse zusätzlich verstärkt, als dessen Opfer Wuttke sich sieht.[148] Für Huttner ist das zugleich auch der ausschlaggebende Grund, daß Wuttke als einziger Geschichtsordinarius im 19. Jahrhundert niemals darin aufgenommen wird.[149] Ein weiterer nicht zu unterschätzender Grund ist der, daß er mit dem ersten Vorsitzenden der noch in der Gründung befindlichen Institution, dem Mathematiker Moritz Wilhelm Drobisch[150], eine Auseinandersetzung führt, die anhand von Drobischs Reaktionen in der Augsburger Allgemeinen Zeitung rekonstruieren läßt.[151] Dabei schimmert bei der Reaktion von Drobisch durch, daß es wohl eine Beschwerde seitens von Wuttke gegeben haben muß, auf die sich diese Reaktion bezieht. Folgende von Wuttke provozierte Reaktion von Drobisch läßt kaum einen anderen Schluß zu: So kommt es zu dem öffentlichen Eingeständnis, daß in einzelnen Fällen Mißgriffe stattgefunden haben oder daß vielleicht noch mancher Übergangene verdient hätte gewählt zu werden, mag immerhin zugestanden werden, aber bei einer statuarisch beschränkten Anzahl ist die Auswahl schwer.[152] Im Falle von Wuttke oder auch Biedermann wird die Auswahl des Gründungsgremiums sicher so schwer nicht gefallen sein. In einer königlich sanktionierten Einrichtung kann man es auch gar nicht wagen zumindest zu dieser Zeit[153], politisch engagierte Professoren oder Dozenten Zugang zu gewähren, die für den Liberalismus eintreten. Im Falle von Biedermann und Wuttke ist das zu dieser Zeit genugsam bekannt. Seitens der anonym von Wuttke verfaßten Anzeige geht es um die Gründungsveranstaltung für die Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig und zugleich um eine Feier zum Gedächtnis an Gottfried Wilhelm Leibniz. Dabei macht bei aller betonten Höflichkeit Wuttke durchaus Bemerkungen über das schwierige Verhältnis der Leipziger insbesondere der Universität, deren Juristenfakultät ja Leibniz versagt hat und in dessen Folge Leibniz nicht wieder nach Leipzig zu zurückkehrt, zu Leipzig. Weiterhin kommt Wuttke auch darauf zu sprechen, daß die Reden u.a. von dem alten Gottfried Herrmann so undeutlich war, daß die Namen der ernannten Mitglieder schlecht zu vernehmen gewesen sind. Wuttke erwähnt Drobisch namentlich, der einen nach seinem Urteil guten Vortrag gehalten hat ohne allerdings betreffs Leibniz zu sehr ins Detail zu gehen. Trotz des gewählten Tones kommt diese Anzeige einer Herabsetzung dieser Gesellschaft gleich. So jedenfalls ist auch Drobischs Empfinden.[154] Auch muß es im Vorfeld bezüglich dessen noch eine weitere Auseinandersetzung gegeben haben, weil Drobisch es nicht ausläßt mit Bezug auf Wuttkes Buch zu Christian Wolff mit einer darin zitierten Wolffschen Briefstelle[155] zu sagen, daß Wolff als Philosoph in seiner Bedeutung nicht mit Leibniz, Kant und Fichte auf ein und dieselbe Stufe gestellt werden könne, weil er eben Wolff und nicht Leibniz ist. Es läßt sich auch als versteckter Seitenhieb deuten, daß man Wuttke eben nicht für würdig für dieses Gremium befindet. Die Erwähnung von Wuttkes Buch mit einer konkreten Zitierung legt hier den Schluß nahe. Doch erscheint diese Betrachtung wiederum zu oberflächlich. Drobisch ist nicht nur Mathematiker, sondern auch Philosoph. Sein Tagebuch für das Jahr 1859 mit einem Eintrag für den 25. März gibt hier eine sehr aufschlußreiche Mitteilung. So steht darin: Wolffs Leben v. Wuttke gestern und heute durchlesen. Es ist schwer zu begreifen, wie ein Mann, der nicht einen Satz erfunden, sondern nur die Wissenschaften nach der Schablone der demonstrativen Method (wie [Georg Wilhelm Friedrich: M.T.] Hegel nach d. dialektischen) bearbeitet hat, in die Akademien von London, Paris, Berlin komen konnte, wo Leute von ganz anderer Geisteskraft saßen. Aber das Colossale seiner Arbeitskraft, seine Faßlichkeit u. vielleicht die Herrschaft, die an der Methode der Mathematik über allen Wissenschaften zu verfußen schien, mochte selbst bedeutenden Männern imponiren. Er war eine große Berühmtheit seiner Zeit, aber sein Ruhm ebenso vergänglich wie die eines Leibniz u. Kant unvergänglich. Seine Verdienste um die Philosophie haben Ähnlichkeit mit denen Gottsched’s um die Literatur. Aber wie nach diesen ein Lessing, so mußte nach jenem ein Kant komen.[156] Hier kommt Drobisch zu dem gleichen Urteil wiederum gegenüber Wolff und dessen Bedeutung für die Philosophie. Ob man mit Drobisch in der Bewertung einverstanden sein kann, soll hier nicht ausdiskutiert werden. Wichtiger ist jedoch hierbei, daß die Kritik den Gegenstand und damit Wolff und nicht die Bearbeitung Wuttkes selbst betrifft.

Ob allerdings diese Auseinandersetzung außer seiner Nichtmitgliedschaft zu sonstigen Konsequenzen hinsichtlich seines Verhältnisse zu Drobisch und anderer Professoren von nachhaltiger Wirkung ist, haben wir an späterer Stelle zu hinterfragen.

1.5. Mitgliedschaften in Vereinen und Gremien

Wir müssen hier zunächst unterscheiden zwischen historischen Vereinen und politischen Vereinen. Diese Unterscheidung ist natürlich modellhaft, weil in diesen Vereinen nicht sauber und vollständig hierbei unterschieden werden kann. Überlagerungen zwischen historisch und politisch ambitionierten Vereinen sind keineswegs auszuschließen, stattdessen vielmehr als wahrscheinlich anzusehen. Weiterhin müssen wir unter Umständen trennen zwischen Vereinen, in denen er publiziert, Vorträge hält und nicht Mitglied ist, und solchen, wo er als Mitglied Vorträge hält und Publikationsbeiträge liefert. Inwieweit die letztere Unterscheidung schließlich von Bedeutung sein wird, werden wir hier zunächst noch abwarten müssen.

1.5.1. Politische Vereine

Wuttke ist seit 1842 dem Leipziger Schriftstellerverein[157] beigetreten, dessen Vorsitzender er von 1850 bis zum Herbst 1857 ist.[158] Über diesen Verein dürfte er auch mit Friedrich Gerstäcker, einem berühmten Reiseschriftsteller, im Verkehr stehen. Dieses läßt sich auch an einer gemeinsam veranstalteten Publikation verdeutlicht.[159] Auch im Schillerverein[160] ist Wuttke Mitglied, hinter dem man seinem Namen nach keine politische Vereinigung vermuten würde. Wuttke ist eine der prägendsten Gestalten dieses Vereins. Zu ihm gibt Ulrike Winterstein folgende Einschätzung ab: In den fünfziger Jahren stellte Heinrich Wuttke eine der prägendsten Gestalten des Leipziger Schillervereins dar. Unter seiner Führung gelang es, das Bestehen des Vereins in den schwierigen Jahren zu Beginn der Zeit der Reaktion zu sichern, indem sich der Verein in der Öffentlichkeit zunächst in starkem Maße von politischen Belangen abwandte. Trotzdem stand für Wuttke immer der politische Dichter Friedrich Schiller[161] im Mittelpunkt des Interesses, so daß die Schillerfeste niemals vollständig, sondern nur vorübergehend ihren Charakter als politische Feste verloren.[162] Er liefert auch eine Publikation zum Schiller-Jubiläum 1859.[163] Dieses in Leipzig begangene Jubiläum ist neben der Hamburger Feier eine der größten und aufwendigsten.[164] Bereits auf dem Schillerfest 1849 hält er eine Rede.[165] Bis zum Herbst 1857 ist Wuttke Vorsitzender dieses Vereins, den er aber durch Sanktionsandrohungen seitens des Kultusministers Paul von Falkenstein niederlegt.[166] Immerhin darf zugunsten dieses Vereins gesagt werden, daß seinem Engagement die Rettung des vom Abriß bedrohten Schiller-Hauses in Gohlis zu verdanken ist.[167] Zusammen mit Robert Blum gründet er in Leipzig den Redübungsverein.[168] Weiterhin ist Wuttke Gründungsmitglied des Deutschen Vereins. Dessen Gründung wird am 6. April 1848 vollzogen. Zu den Gründungsmitgliedern zählen außer Wuttke unter den Leipziger Universitätsprofessoren Biedermann, Christian Herrmann Weiße, Ernst Heinrich Weber, Moritz Haupt und Otto Jahn. Wenige Tage später tritt dem auch Fechner bei.[169] Außerdem ist er Führer der großdeutschen Partei. Wuttke gehört zu den führenden Persönlichkeiten der demokratischen Vaterlandsvereine in Sachsen[170], von denen er sich aber bald trennt. Der Sohn von Robert Blum Hans Blum führt diese Trennung auch in dem grundlegenden Unterschied in der Auffassung zur Polenfrage zurück.[171] Im Unterschied zu Wuttke als dezidierter Polenfeind befürwortet Blum auch in einer Rede vor dem Frankfurter Parlament vom 24. Juni 1848 die Bildung eines polnischen Staates.[172] Es kommt zumindest das Gerücht auf als hätte sich der Deutsche Verein für das Erbkaisertum ausgesprochen. Wuttke jedenfalls sieht sich hier wohl zu einer öffentlichen Stellungnahme genötigt.[173]

Bei Hans Blum gibt es eine Standortbestimmung über die Meinung von Robert Blum, der auf die politische Meinung in Sachsen überhaupt einen außerordentlichen Einfluß hat folgender Art: Eine letzte Heldentat der Reaction endlich, welche Aller Gemüther damals (1846) lebhaft bewegte, wurde von Blum besonders tief empfunden: die Ausweisung sämmtlicher Polen aus Sachsen. Von dem ersten Augenblicke an, wo Robert Blum sich um öffentliche Dinge kümmerte, trug er eine schwärmerische Sympathie für Polen, dessen tragisches Geschick und dessen exilirte Bewohner im Busen. Kein Wunder, da die wirklich heldenmüthige Erhebung Polens um 1830 mit dem ersten Erwachen der politischen Naturtriebe Blum’s zusammenfiel... Weiterhin heißt es: Seit dieser Zeit war Blum den Polen so kritiklos treu geblieben, wie einer ersten Liebe. Von der heilosen polnischen Wirthschaft der letzten Jahrzehnte des Polenreiches, welche uns Heutigen die Theilung des Landes nicht blos als eine reich verdiente Strafe des Weltgerichtes, sondern als einfache politische Nothwendigkeit für den Frieden Europa’s erscheinen läßt, hatte Blum, wie die meisten seiner Zeitgenossen, kaum eine Ahnung; ebensowenig dachte er daran, was die Forderung einer Wiederherstellung des Polenreiches für unsere deutschen Ostmarken bedeute! Daß Prof. Wuttke, ein trefflicher Polenfeind, Blum über diese Dinge nachdrücklich und immer wieder zu belehren suchte, war der Hauptgrund, weshalb Blum diesen Professor immer mit tieffsten Mißtrauen betrachtete, so lang und so oft auch ihre politische Bahn zusammenging.[174] Es bleibt nicht aus, daß der Biographie des Sohnes eine Blumbiographie entgegengesetzt wird, die geradezu als Anklage gegen das Werk zu verstehen sein kann. Die nachfolgende Stelle ist dabei nur exemplarisch zu sehen, auch wenn das entsprechende Buch von Wilhelm Liebknecht dieses als seinen Grundtenor führt. Zu dieser Problematik zitiert es ganze Passagen aus Blums Buch.[175] In der Beurteilung der Haltung seines Vaters hat dieser nach Liebknecht diesen gründlich mißverstanden.[176] Liebknecht schreibt: Wir haben diese Stelle [die Rede und die sonstigen Ausführungen über die Polenfrage. M.T.] ganz mitgetheilt, weil sie die bemitleidenswerthe Unfähigkeit des Sohnes, den Vater zu verstehen, so recht drastisch enthüllt. Herr Hans Blum, der sein dickes, 580 Seiten langes Buch, in dem nur das von Werth ist, was er nicht geschrieben...[177] Um es hier kurz zu machen: Liebknechts Urteil ist bei weitem überzogen. Es zeigt den leidenschaftlichen Standpunkt eines Sozialdemokraten gegen eine konservative bzw. nationalliberale Geschichtsauffassung in zeitgeschichtlichen Vorgängen. Mit objektiver Geschichtsschreibung hat Liebknechts Blumbiographie noch weniger zu tun als die von Hans Blum. Es zeigt sich hier aber im Grunde nur dasselbe, was in der Familie Wuttke zu sehen ist. Die Kinder nehmen gegenüber dem Nationalstaatsgedanken Deutschlands unter preußischer Führung einen gründlich anderen Standpunkt ein als die linksliberalen Achtundvierziger.

Im September 1848 übernimmt er die Führung der liberalen Deutschen Vereine. Wuttke wiederum gründet auch einen Verein zur Wahrung der deutschen Sache an den östlichen Grenzen. Dabei geht es doch aus einer zunehmend nationalistischen Haltung heraus um eine antipolnische und antitschechische Politik zu einer Zeit, wo in Sachsen noch bedingt durch den Vormärz eine polenfreundliche Grundstimmung vorherrscht. Das gilt auch in den liberalen Vereinen. Hierzu komme ich im Zusammenhang mit seinen politischen Schriften noch einmal zurück. Anfang der 1860er Jahre kommt Wuttke auch zur Mitarbeit an den Arbeitervereinen Leipzigs. So hält er auch Vorträge im Fortbildungsverein der Buchdrucker, in Arbeiterversammlungen. Zu erwähnen ist auch, daß Wuttke Gast ist auf der Gründungsversammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV).[178] Zeitweilig kommt er damit auch in die Nähe von Ferdinand Lassalle.[179] Emil Roßmäßler[180], Carl Julius Vahlteich und Friedrich Wilhelm Fritzsche, die wir späterhin auch als Deutsch-Katholiken kennen, finden wir außerdem noch im Umkreis Lassalles.[181]

[...]


[1] Georg Müller-Frauenstein, Heinrich Wuttke, in: ADB, Bd. XLIV, Leipzig 1898, S. 569-572. Hier S. 570. Dieser Nekrolog ist bis heute zu Wuttke die grundlegende Biographie. Als Quelle wird verwiesen er auf sein Manuskript. Otto Richter schreibt in seinen Lebenserinnerungen, daß er aus dem Manusskript von Müller-Frauenstein diesen Artikel geschrieben hat. In dieser Abhandlung wird daher auf der inhaltlichen Autorenschaft von Müller-Frauenstein bestanden. Lehrjahre eines Kopfarbeiters: Jugenderinnerungen von Prof. Dr. Otto Richter, aus seinem Nachlaß herausgegeben von Arthur Brabant, Dresden 1925, S. 97. Wuttke selbst schrieb einen unveröffentlichten Lebenslauf, der Müller-Frauenstein unter Umständen zugänglich ist. SA Dresden: Nachlaß Wuttke, Nr. 25. Zur Revolution in Sachsen allgemein: Rolf Weber, Die Revolution in Sachsen 1848/49: Entwicklung und Analyse ihrer Triebkräfte ( Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Schriften des Zentralinstituts für Geschichte: Reihe II: Landes- und Regionalgeschichte Bd. XI), Berlin 1970. Sehr parteiliche Äußerungen gegenüber Wuttkes politischer Tätigkeit. Dennoch treffen manche Äußerungen zu. Allerdings verdient eine Schilderung der Erinnerungen an Wuttke durch Otto Richter Beachtung: Lehrjahre eines Kopfarbeiters: Jugenderinnerungen von Prof. Dr. Otto Richter, aus seinem Nachlaß herausgegeben von Arthur Brabant, Dresden 1925, S. 92-98. Der Aufsatz von Müller-Frauenstein wird laut Richter aus einem Manuskript von ihm in die ADB geschrieben. Ebd. S. 97. Eine Kurzfassung seines Lebensweges, die sein Wirken neben dem der Politik als Reformer des Promotionswesens, sein Einsatz für die Leipziger Völkerkundliche Sammlung, seine Arbeit in seinem Zuständigkeitsbereich, dem der historischen Hilfswissenschaften usw. würdigt, erscheint 2009 von Jens Blecher und Mario Todte, Johann Karl Heinrich Wuttke (1818-1876), in: Sächsische Lebensbilder, Bd. VI Teilband 2: L-Z, Stuttgart 2009, S. 377-408.

[2] André Marks, Heinrich Wuttke (1818-1876): Professor, Politiker –eine Biographie, ungedruckte Diplomarbeit Leipzig 2000.

[3] Joachim Müller, Das politische Wirken Heinrich Wuttkes (1818-1876), Diss. Leipzig 1960. –ders., Der Historiker Johann Heinrich Wuttke als Politiker, in: Karl-Marx-Universität-Leipzig 1409-1959. Beiträge zur Universitätsgeschichte, Bd. I, Leipzig 1959, S. 328-342. –Heinrich Best und Wilhelm Weege, Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, Düsseldorf 1996, S. 367.

[4] Eduard Mikušek, Die böhmisch-sächsischen Beziehungen in der Revolution1848/49 und ihre Widerspiegelung in den Archivquellen, in: 13. Sächsischer Archivtag 2. Sächsisch-Böhmisches Archivarstreffen 24. – 26. Juni 2005 in Stollberg: Thema: Erschließung –Eine Kernaufgabe im Wandel: Tagungsbeiträge Landesverband Sachsen im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. Sächsisches Staatsarchiv 2006, S. 66-71. (http://www.vda.lvsachsen.archiv.net/archivtage2005_stollberg/stollberg-2005.pdf.)

[5] Diese sind zudem wegen ihrer betont marxistischen Tendenz selbst im Vergleich zur „DDR-Historiographie“ nur bedingt – allenfalls als Materialsammlung- brauchbar. So jedenfalls sieht das Markus Huttner, „Disziplinentwicklung und Professorenberufung. Das Fach Geschichte an der Universität Leipzig im 19. Jahrhundert“, in: NASG 71 (2000), S. 171-238. Hier S. 193 Anm. 102. –dasselbe auch in: Markus Huttner, Gesammelte Studien zur Zeit- und Universitätsgeschichte, hrsg. von Thomas Brockmann, Christoph Kampmann und Antje Ostermann, Münster 2007, S. 397-481.

[6] Joachim Müller, Karl Biedermann und die preussische Hegemonie in Deutschland: Vom Liberalismus zum Bonapartismus, Diss. B. Leipzig 1972. Auch zu dieser Arbeit gilt, was hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit zu der zu Wuttke von Huttner festgestellt wird. -Rolf Weber, Karl Biedermann und die liberale Bewegung in Leipzig: Vortrag, gehalten am Mittwoch, den 25. November 1992 im Saal der Alten Handelsbörse (Texte des Leipziger Geschichtsvereins e.V. Hft. 1 als Manuskript gedruckt), Leipzig 1992.

[7] Robert J. Bazillion, Modernizizing Germany: Karl Biedermann’s Career in the Kingdom of Saxony 1835-1901, New York – Bern – Frankfurt am Main – Paris 1990.

[8] Nachfolgende Titel sind nur Einzelbeispiele ohne Vollständigkeit zu beanspruchen oder gar die Forschungslage reflektieren zu wollen: Reden für die deutsche Nation 1848/1849: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, herausgegeben auf Beschluß der Nationalversammlung durch die Redactions-Commission und in deren Auftrag von Professor Franz Wigard, 5 Bde., Frankfurt am Main 1848. Vollständige Ausgabe in IX Bänden neu vorgelegt und mit einer Einführung versehen von Christoph Stoll. (Nachdruck) München 1988. –Helmut Bock/Renate Plose (Hrsg.), Aufbruch in die Bürgerwelt: Lebensbilder aus Vormärz und Biedermeier, Münster 1994. –Veit Valentin, Geschichte der deutschen Revolution von 1848-1849, 2 Bde., Frankfurt am Main-Wien-Zürich 1977. –Manfred Botzenhart, Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848-1850 (Handbuch der Geschichte des deutschen Parlamentarismus im Auftrage der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, hrsg. von Gerhard A. Ritter), Düsseldorf 1977. –S. Na’aman (unter Mitwirkung von H.-P. Harnack), Die Konstituierung der deutschen Arbeiterbewegung 1862/63, 2 Bde., Assen 1975.

[9] Nachfolgende Titel gelten nur als stichprobenartige Beispiele, die keineswegs darauf abzielen können, einen Gesamtüberblick über die Literatur zu geben, welche hierbei zu berücksichtigen wäre. Helga, Grebing, Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung: Ein Überblick, München 1966. –Deutsche Demokraten: Die nichtproletarischen demokratischen Kräfte in der deutschen Geschichte 1830 bis 1945 (Geschichte der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände, hrsg. von Dieter Fricke in Zusammenarbeit mit Manfred Weißbecker, Siegfried Schmidt, Herbert Gottwald und Werner Fritsch), 2. durchgesehene Aufl., Berlin 1982. –Leipzig – Wiege der deutschen Sozialdemokratie, hrsg. von Michael Rudloff, Thomas Adam unter Mitarbeit von Jürgen Schlimper, Berlin 1996.

[10] Hartmut Zwahr, Zur Konstituierung des Proletariats als Klasse. Strukturuntersuchungen über das Leipziger Proletariat während der industriellen Revolution, Berlin 1978.

[11] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 197. Huttner bemerkt das völlig richtig und beinahe als Einziger: Im Gegensatz zum Politiker ist der Historiker Heinrich Wuttke bislang nie Gegenstand einer eingehenderen Analyse gewesen.

[12] Bazillion, Modernizizing Germany: Karl Biedermann’s Career, a.a.O.

[13] Zumindest in der Universitätsbibliothek als auch in dem Universitätsarchiv sind kaum Dokumente von Arndt, die umfassend über sein Wirken aussagen könnten, vorhanden. Jedoch auch unterbleibt bislang auch auf der Ebene reiner historiographischer Profilbestimmung seine Standortbestimmung. Schon allein eine Bibliographie seiner Schriften erscheint als eine wünschenswerte Hilfestellung.

[14] Georg Müller-Frauenstein ist einer der Schüler bei Wuttke. Er promoviert wohl auch bei Wuttke 1873 mit einer Arbeit über den Rastatter Gesandtenmord. UA Leipzig: Promotionsakte 03449 Georg Müller-Frauenstein. Eigentlich heißt er Georg Müller und hat seinen Geburtsort in Frauenstein. Die zusammengezogene Schreibweise, die sich in der Wissenschaft allgemein eingebürgert hat, liegt wohl an dem oben zitierten Nekrolog auf Wuttke, der so unterschrieben ist.

[15] Heinrich Wuttke, Zur Vorgeschichte der Bartholomäusnacht. Historisch-kritische Studie, hrsg. aus dessen Nachlasse von Georg Müller-Frauenstein, Leipzig 1879. Diese wiederum ist die einzige Abhandlung, die postum aus Wuttkes Nachlaß herausgegeben wird.

[16] Ders., Persönliche Gefahren Friedrichs des Großen im 1. Schlesischen Krieg, Leipzig 1841. –Christian Wolffs eigene Lebensbeschreibungen, hrsg. mit einer Abhandlung über Wolff von Heinrich Wuttke, Königsstein 1982 (Nachdruck Leipzig 1841). –König Friedrich des Großen Besitzergreifung von Schlesien, 2 Bde., Leipzig 1842 und 1843. -Die drei Kriegsjahre 1756, 1757, 1758 in Deutschland. Aus dem Nachlasse Johann Ferdinand Huschberg’s gewesenen baierischen Officiers, Regierungsrathes und Archivars, mit Ergänzungen herausgegeben von Heinrich Wuttke, Leipzig 1856.

[17] Markus Huttner, Die Geschichtswissenschaft an der Universität Leipzig im 19. Jahrhundert ( 1809-1909/15). Ein Habilitationsprojekt am Historischen Seminar der Universität Leipzig, Berichtsjahr 1997, in: Jahrbuch für Historische Forschung 118 (1998), S. 29-35. –ders., Geschichte als akademische Disziplin: Historische Studien und historisches Studium an der Universität Leipzig vom 16.bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Reihe A), Leipzig 2007. Der Verfasser ist leider vor dem Abschluß des Habilitationsverfahrens 2006 gestorben, so daß die Schrift postum herausgegeben werden mußte, wofür dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Herrn Prof. Dr. Ulrich von Hehl am Historischen Seminar der Universität Leipzig besonderer Dank gebührt. Den Abschnitt für das 19. und beginnende 20. Jahrhundert konnte Huttner nicht mehr vollenden. Außer dem Quellen- und Literaturverzeichnis ist diese für die Leipziger Universitätsgeschichte wichtige Arbeit daher leider fast nicht nutzbar.

[18] Festschrift des 500jährigen Bestehens der Universität: hrsg. von Rektor und Senat, Bd. IV Teil 1, Leipzig 1909. -Konrad Krause, Alma mater Lipsiensis: Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart, Leipzig 2003.

[19] Hans Schleier, Der Kulturhistoriker Karl Lamprecht, der Methodenstreit und die Folgen, in: Karl Lamprecht. Alternative zu Ranke: Schriften zur Geschichtstheorie, hrsg. von Hans Schleier, Leipzig 1988, S. 7-45. Hier S. 10 f.

[20] Mario Todte, Wilhelm Maurenbrecher und die Lutherische Reformation: Zur Auseinandersetzung mit den konfessionell geprägten Lutherinterpretationen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: eine rezeptionsgeschichtliche Studie, Leipzig 2001. –ders., Wilhelm Maurenbrecher als Reformationshistoriker: eine disziplingeschichtliche Standortbestimmung, Leipzig 2002.

[21] Ders., Georg Voigt (1827-1891): Pionier der historischen Humanismusforschung, Leipzig 2004. –Eine höchst willkommene Ergänzung gibt Perdita Ladwig, Das Renaissancebild deutscher Historiker 1898-1933 (Campus Forschung Bd. 859), Frankfurt/New York 2004. Die ersten beiden Kapitel beschreiben das Renaissancebild anhand des Werkes und ihrer Briefwechsel von Alfred Doren und Walter Goetz. Die weiteren widmen sich Hans Baron und Alfred von Martin. Damit läßt sich bis auf die Lücke von 1891 bis 1898 die Entwicklung der Renaissanceforschung am Historischen Seminar an der Universität Leipzig von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende 1933 nachvollziehen. Eine Geschichte der deutschen Renaissanceforschung insgesamt steht noch aus. Siehe außerdem: Hendrik Müller-Reineke, Rezension zu Perdita Ladwig, Das Renaissancebild deutscher Historiker 1898-1933 (Campus Forschung Bd. 859), Frankfurt/New York 2004, in: ZfG 54 (2006), S. 68 f. -Kai Schiller, Gelehrte Gegenwelten. Über humanistische Leitbilder im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Mai 2000. Einen guten Überblick über die Hauptlinien der Renaissanceforschung liefert u.a. Wallace K. Ferguson, Renaissance Studies (University of Western Ontario: Studies in the Humanities Bd. II), London/ Ontario Canada 1963. –ders., The Renaissance in Historical Thought: Five Centuries of Interpretation, Boston 1948. franz. Übersetzung: La Renaissance dans la pensée historique, Préface de V.-L. Saulnier, Paris 1950. -Karl Heinz Stierle, Renaissance. Die Entstehung eines Epochenbegriffs aus dem Geist des 19. Jahrhunderts, in: Epochenschwelle und Epochenbewußtsein (Poetik und Hermeneutik Bd. XII), hrsg. von Roman Herzog und Reinhard Koselleck, München 1987, S. 453-492.

[22] Gerald Diesener, Karl Lamprecht und die Leipziger Universität, in: Karl Lamprecht weiterdenken: Universal- und Kulturgeschichte heute, Leipzig 1993, S. 19 f.

[23] Diese These ist auch ein wesentlicher Angriffspunkt für meine Untersuchungen zu Voigt und Maurenbrecher. Neben diesen beiden nennt Schleier auch Curt Wachsmuth und Carl von Noorden.

[24] Markus Huttner, „Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 238. Wenn hier von Berliner Richtungen gesprochen wird, so ist daß daher begründet, daß außer Leopold von Ranke selbst, Johann Gustav Droysen, Theodor Mommsen und Georg Barthold Niebuhr in Berlin lehren.

[25] Neben den eben zitierten Aufsatz Huttners: Historische Gesellschaften und die Entstehung historischer Seminare – zu den Anfängen institutionalisierter Geschichtsstudien an den deutschen Universitäten des 19. Jahrhunderts, in: Historische Institute im internationalen Vergleich (Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur im 20. Jahrhundert, Bd. III), hrsg. von Matthias Middell, Gabriele Lingelbach und Frank Hadler, Leipzig 2001, S. 39-84.–dasselbe in: Markus Huttner, Gesammelte Studien zur Zeit- und Universitätsgeschichte, hrsg. von Thomas Brockmann, Christoph Kampmann und Antje Ostermann, Münster 2007, S. 273-322. –ders., Die Geschichtswissenschaft an der Universität Leipzig im 19. Jahrhundert ( 1809-1909/15). Ein Habilitationsprojekt am Historischen Seminar der Universität Leipzig, a.a.O.

[26] Toni Offermann, Arbeiterbewegung und liberales Bürgertum in Deutschland 1850 bis 1863. Bonn 1979, S. 374 Anm. 216. Auch frühere Arbeiten, die er hinsichtlich Wuttke zitiert, üben sich in diesem Verdikt.

[27] Zum Institut für Kultur- und Universalgeschichte: Matthias Middell, Das Leipziger Institut für Kultur- und Universalgeschichte an der Universität Leipzig, 3 Bde., Leipzig 2005.

[28] Huttner, „Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 219 Anm. 197. -UA Leipzig, Personalakte 314 Karl Biedermann, Bl. 70-85. -Sächs. HStA Dresden, Ministerium für Volksbildung, Nr. 10210/7, Bl. 85-109; Nr. 10210/17, Bl. 198-209. –Todte, Georg Voigt, a.a.O., S. 89.

[29] Nachfolgende Note ist ein nahezu direktes Exzerpt aus meinem Georg Voigt, a.a.O., S. 89 Anm. 331. Hans Schleier, Die Leipziger Philosophische Fakultät und die Frage der akademischen Berechtigung der Kulturgeschichte in den 1870er Jahren, in: Wissenschaftsgeschichte und Geschichtswissenschaft: Aspekte einer problematischen Beziehung: Wolfgang Küttler zum 65. Geburtstag, hrsg. von Stefan Jordan und Peter Th. Walther, Waltrop 2002, S. 331-351. Hier S. 341-346. Zu Biedermann ist der Aufsatz besonders ertragreich, zumal hier deutlich wird, daß die Fakultät nichts gegen ein Ordinariat hat von Biedermann als Person, sondern eben gegen die von ihm gewünschte institutionalisierte Form der Kulturgeschichte. Ebd. S. 346 Anm. 28. UB Leipzig: Nachlaß 249 Friedrich Zarncke, Brief Biedermann vom 14. 5. 1875. Diesen Aufsatz verwendet Schleier in seiner Geschichte der deutschen Kulturgeschichtsschreibung, Bd. I (in 2 Teilen): Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Ende des 19. Jahrhunderts, (Wissen und Kritik: Texte und Beiträge zur Methodologie des historischen Denkens seit der Aufklärung, hrsg. von Hans Schleier und Dirk Fleischer) Waltrop 2003, S. 552-596. Zu den Attacken Wuttkes gegen Biedermanns Berufung: in ebd. S. 573. Es ist wohl eher anzunehmen, daß seine politische Gegnerschaft zu dem Nationalliberalen Biedermann und nicht so sehr die historisch-fachliche Ausrichtung hierfür die Ursache ist. Zu Henne am Rhyn: in ebd. S. 758-762.

[30] Adams promoviert bei Maurenbrecher, von dem ja eine akademische Antrittsrede existiert, in der er sich dezidiert für die politische und gegen die Kulturgeschichte ausspricht. Wilhelm Maurenbrecher , Geschichte und Politik, Akademische Antrittsrede gehalten zu Leipzig 25. Oktober 1884, Leipzig 1884. Zu Adams Promotion: UA Leipzig: Promotionsakte 4192 George Burton Adams. -Todte, Wilhelm Maurenbrecher als Reformationshistoriker. a.a.O., S. 78 Anm. 207. -ders., Georg Voigt, a.a.O., S. 89 f. Adams dürfte sicher nicht der Einzige sein. Allerdings gehen meine Studien dieser Frage nicht näher nach.

[31] Der Zweitgutachter von Adams ist Voigt. Auch wenn er im Detail zu Maurenbrecher andere Ansichten hat, so stimmt er mit Beurteilung Maurenbrechers im Tenor völlig überein.

[32] Manche vollständige oder nahezu vollständige Bibliographien über Gelehrte des 19. Jahrhunderts sind nur möglich gewesen, weil die Gelehrten selbst sich eine Arbeitsbibliographie erstellen. So ist es u.a. bei Voigt und Walter Goetz der Fall. Darin besteht zunächst die Hoffnung, in einem der Nachlässe diese zu finden.

[33] UA Leipzig: Personalakte 1082 Heinrich Wuttke, Bl. 22.

[34] Wolfgang Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Die Lehrstuhlinhaber für Geschichte von den Anfängen bis 1970, 2. durchgesehene und durch ein Vorwort ergänzte Aufl., Frankfurt-Bern-New York-Paris 1987. -Ders., Priester der Klio: Historisch – sozialwissenschaftliche Studien zur Herkunft und Karriere deutscher Historiker und zur Geschichte der Geschichtswissenschaft 1800-1970, 2. durchgesehene und durch ein Vorwort ergänzte Aufl., Frankfurt-Bern-New York-Paris 1987.

[35] Horst Walter Blanke, Historiographiegeschichte als Historik, Stuttgart-Bad Cannstadt 1991.

[36] Nachfolgende Auflistung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wuttke, Heinrich (ohne Verfasser), in: Meyers Konversations-Lexikon, 3. gänzlich umgearb. Aufl., Bd. XV, Leipzig 1878, S. 924. – Trauerfeier für Prof. Dr. Heinrich Wuttke (ohne Verfasser), in: Leipziger Nachrichten vom 18. Juni 1876. Diese wiederum ist eigentlich nur eine Anzeige für die Trauerfeier und die dort gehaltene Totenrede von Dr. Jacobi. –In dieser Anzeige sind sonst kaum Angaben zu seiner Person zu entnehmen. Weiterhin Heinrich Wuttke (ohne Verfasser), in: Illustrirte Zeitung 67 (1876), S. 49 f. – Wuttke, Heinrich (ohne Verfasser), in: Enciklopedižeskij Slovar, Bd. VII, St. Petersburg 1892, S. 458. – Wuttke, Heinrich (ohne Verfasser), in: Meyers Großes Konversationslexikon, 6. gänzl. neubearb. Aufl., Bd. XXV, Leipzig-Wien 1908, S. 802. – Wuttke, Heinrich, in: The Illustrated Chamber’s Encyclopaedia: New Edition Vol. X, London 1908, S. 758. – Wuttke, Heinrich, in: Brockhaus’ Konversationslexikon, 14. vollst. neubearb. Aufl., Bd. XVI, Leipzig 1908, S. 877. – Wuttke, Heinrich, in: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, hrsg. von Horst Riedel, Leipzig 2005, S. 655. Eine gewisse Merkwürdigkeit weist die von Walter Killy und Rudolf Vierhaus Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE) in diesem Zusammenhang auf. Es gibt eine Kurzbiographie zu dem Volkswirtschaftler Robert Wuttke, der ja der Sohn unserer Untersuchungsperson ist. Weder in diesem Abschnitt kommt ein Verweis auf Heinrich Wuttke noch ein Artikel zu ihm, was doch naheliegend ist. Walter Killy ?, Wuttke, Robert, in: DBE Bd. X, München 1999, S. 61. – Wuttke, Johann Carl Heinrich, in: Helge Dvorak, Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, hrsg. von Christian Hünemörder, Bd. I Teilband 6 T-Z: Politiker, Heidelberg 2005, S. 393-396. Wuttke ist demnach Ehrenmitglied der Leipziger Burschenschaft Germania. Eine Kurzbiographie zu ihm mit neuen Akzenten : Jens Blecher und Mario Todte, Johann Karl Heinrich Wuttke (1818-1876), in: Sächsische Lebensbilder, Bd. VI Teilband 2: L-Z, Stuttgart 2009, S. 377-408 (im Druck).

[37] Karl Biedermann, Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte, 2 Bde., Breslau 1886.

[38] Ebd. Bd. I S. 268. Eine Volksversammlung in Leipzig, in welcher die Großdeutschen den Socialdemokraten die Herren Professor Wuttke und Cramer den Herren Fritzsche und Liebknecht die Hand reichten, faßte scharfe Resolutionen gegen uns. Ein namhafter Führer der sächsischen Demokratie, der Stadtverordnetenvorsteher Dr. Joseph hatte den ehrenwerten Muth, für den Beschluß des Stadtraths und der Stadtverordneten in dieser Versammlung einzutreten, konnte aber kaum zum Worte kommen.

[39] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 570.

[40] UB Leipzig: Ms 01146. Dieses Seminartagebuch enthält von Mitte 1852 bis 1875.

[41] Huttner, Historische Gesellschaften und die Entstehung historischer Seminare, a.a.O., S. 67 ff.

[42] Ebd. S. 78. Detailliert bei Werner Fläschendräger, Den besten Theil der Wirksamkeit [...] verdanke ich der Einrichtung eines seminaristischen Instituts. Zur Vorgeschichte und Gründungsgeschichte des Historischen Seminars an der Universität Leipzig im Spiegel der Quellen, in: Leipziger Beiträge zur Universitätsgeschichte 3 (1989), S. 78-85. Entscheidendes Dokument hierzu das Schreiben Noordens an den sächsischen Kultusminister Friedrich von Gerber. in Sächs. HStA Dresden, Ministerium für Volksbildung, Nr. 10281/228 (Personalakte Carl von Noorden), Bl. 14.

[43] Zur Person Heinrich von Treitschkes: Th. Schiemann, Heinrich von Treitschkes Lehr- und Wanderjahre (1834-67), (Historische Bibliothek Bd. I) 2. Aufl., München 1899 (Erstaufl. München 1896). -Ulrich Langer, Heinrich von Treitschke: Politische Biographie eines deutschen Nationalisten, Düsseldorf 1998.

[44] Brigitte Emmrich, Ein früher sozialgeschichtlicher Blick auf das Volksleben: Der Nationalökonom Robert Wuttke (1859-1914) und seine ››Sächsische Volkskunde‹‹, in: Jahrbuch für Volkskunde NF 26 (2003), S. 101-120.

[45] Heinrich Wuttke, Geschichte der Schrift und des Schrifttums, Bd. I: Die Entstehung der Schrift, die verschiedenen Schriftssysteme und das Schriftthum der nichtalphabetisch schreibenden Völker, Leipzig 1872. –Abbildungen zur Geschichte der Schrift Hft. 1, Leipzig 1873.

[46] So u.a. Die Entzifferung der Hieroglyphen 1856: in: Europa: Chronik der gebildeten Welt (1856) Nr. 44 Sp. 1321-1327 und Nr. 45, Sp. 1359-1386. – Entstehung und Beschaffenheit des fönikischen Alfabetes, in: ZDMG 11 (1857), S. 75-97.

[47] Die drei Kriegsjahre 1756, 1757, 1758 in Deutschland. Aus dem Nachlasse Johann Ferdinand Huschberg’s gewesenen baierischen Officiers, Regierungsrathes und Archivars, mit Ergänzungen herausgegeben von Heinrich Wuttke, Leipzig 1856. UB Leipzig: Nachlaß Ms 0641 Ferdinand von Huschberg. Darin befindet sich das Manuskript der durch Wuttke herausgegebenen Arbeit.

[48] Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Leipzig Neue Folge Bd. I Teil 3 (Ms 0601-01220), beschrieben von Detlef Döring, Wiesbaden 2003, S. 26, Ms 0635-0642 Nachlaß von Johann Ferdinand von Huschberg. Dieser Katalog basiert auf einer alten Zettelkartei. Der Inhalt deckt sich nicht vollständig mit der bei Döring gegebenen Kurzbeschreibung. UB Leipzig: Nachlaß Nr. 106-110 Heinrich Wuttke.

[49] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 192-204. Titel diese Abschnitts: III. Heinrich Wuttke: Historisches Denken und nationalpolitische Option im Widerspruch.

[50] Wuttke moniert bereits zu Anfang des ersten Kapitels seiner Geschichte des Zeitschriftenwesens, daß in den Rezensionen gewisser Magazine die Rezensenten nicht nötig haben sich zu ihren Meinungsäußerungen mit Namen zu nennen. Auch wenn er Zarnckes Magazin nicht namentlich nennt, so sind die diesbezüglichen Feststellungen auch bei Thomas Lick nur zu eindeutig, als daß hier an jemand anderes zu denken sein könnte.

[51] UB Leipzig: Nachlaß 249 Friedrich Zarncke. Doch die Feststellungen von Thomas Lick auch unter Berücksichtigung dieses Nachlasses müssen hier unbedingt berücksichtigt werden. Thomas Lick, Friedrich Zarncke und das Literarische Centralblatt für Deutschland. Eine buchgeschichtliche Untersuchung, Wiesbaden 1993, S. 185 Anm. 552 u.ö.

[52] Diese Zettelkartei im Universitätsarchiv Leipzig ist digitalisiert.

[53] Todte, Wilhelm Maurenbrecher als Reformationshistoriker, a.a.O., S. 8.

[54] In meinen Untersuchungen zu Voigt und Maurenbrecher werden diese Verzeichnisse nicht durchgängig verwendet.

[55] Heinrich Wuttke, Die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der öffentlichen Meinung, 3. Aufl., Leipzig 1875 (1. Aufl, Hamburg 1866). (franz. Übersetzung: Le fonds des reptíles. Le Jounalisme allemand et la formation de l’opinion publique. Traduit de a’allemand sur la 3e édition, avec l’autorisation de l’auteur, par B. Pommerol, Paris 1877.

[56] Wuttke, Geschichte der Schrift und des Schrifttums, a.a.O. -Die Entzifferung der Hieroglyphen 1856: a.a.O. Im Unterschied zu Wuttke liefert Carl Faulmann wenige Jahre nach dem Tode von Wuttke eine vollständige Geschichte der Schrift. Carl Faulmann, Illustrierte Geschichte der Schrift: Entstehung der Schrift, der Sprache und der Zahlen sowie der Schriftsysteme aller Völker der Erde, Augsburg 1990 (Neudruck Wien - Pest – Leipzig 1880). Erwähnenswert ist hierbei vielleicht, daß Wuttkes Geschichte der Schrift bei Faulmann nicht selten zitiert wird. An späterer Stelle steht ohnehin die Frage nach der Relevanz des Werkes von Wuttke in der zeitgenössischen und der modernen Forschung zu klären an. Allerdings finden sich auch bei Faulmann so gut wie keine Zitate von früheren Arbeiten von Wuttke zur Schriftgeschichte. Man muß allerdings hierbei auch die Frage stellen, ob sie überhaupt zu dieser Zeit anderenorts überhaupt zugänglich sind. Viele Aufsätze und Kommentare scheinen außerhalb Schlesiens wohl kaum je zur Kenntnis und Verbreitung gekommen zu sein. Dieses Problem müssen wir zumindest als latent existent betrachten, auch wenn wir hierbei nicht von Vornherein die Ursache einer möglichen Nichtberücksichtigung hier festmachen können. Dieses wiederum wäre beinahe schon ein Vorurteil, welches zu einer Verallgemeinerung neigt, die nicht gerechtfertigt erscheint. Das wiederum trifft auch zu, wenn wir andere Ursachen nicht ausmachen können.

[57] Ders., Die Karten der seefahrenden Völker Südeuropas bis zum ersten Druck der Erdbeschreibung des Ptolemäus: Zur Geschichte der Erdkunde im letzten Drittel des Mittelalters, Amsterdam 1961 (Neudruck Dresden 1870 aus Jahresberichte des Vereins für Erdkunde zu Dresden Nr. 6 und 7). –Aethici Istrice Cosmographiam ab Hieronymo ex Graeco in latinum breviarum redactam... (Die Kosmographie des Istriers Aithikos im lateinischen Auszuge des Hieronymus, hrsg. von Heinrich Wuttke), Hildesheim 1991 (Nachdruck nach der 2. Aufl., Leipzig 1854). – Ueber Erdkunde und Karten des Mittelalters (Abdruck aus Serapeum, Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur... 14 Jg. 1853). –Die Ächtheit des Auszugs aus der Kosmographie des Aithikos geprüft von Heinrich Wuttke, Leipzig 1854.

[58] Manche Titel, die erschlossen werden, lassen sich möglicherweise nicht thematisch hier zuordnen. Dennoch werden sie der Vollständigkeit halber hier eingefügt.

[59] Carl von Noorden, Historische Vorträge, eingeleitet und herausgegeben von Wilhelm Maurenbrecher, Leipzig 1884. Maurenbrecher liefert neben der durchaus wertvollen Lebensbeschreibung eine Bibliographie, wo bislang keine Lücken festgestellt worden sind.

[60] Max Lehnerdt, Georg Voigt, in: Biographisches Jahrbuch für Alterthumskunde 17 (1894), S. 43-68.

[61] Gustav Wolf, Wilhelm Maurenbrecher. Ein Lebens- und Schaffensbild, Berlin 1893.

[62] Felician Gess, Rezension zu Gustav Wolf, Wilhelm Maurenbrecher. Ein Lebens- und Schaffensbild, Berlin 1893, in: Deutsche Literaturzeitung 15 (1894), S. 439 f. Dort werden einige Lücken in der Literaturerfassung festgestellt. Zudem werden leider in dem Nekrolog von Wolf die Rezensionen gänzlich ausgeklammert.

[63] Die gesamte Lamprecht-Literatur hier aufzuführen, erscheint nicht als sehr zweckmäßig. Stellvertretend hierfür lediglich Uta Kösser, Karl Lamprechts Kulturgeschichtsschreibung als Suche nach einem „Gesamt“, in: Karl Lamprecht in Kontext: Ein Kolloquium (Schriften des Instituts für Kulturwissenschaften i. Gr. der Universität Leipzig), hrsg. von Wolfgang Geier und Harald Homann, Leipzig 1993, S. 33-44.

[64] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 569.

[65] Toni Offermann, Arbeiterbewegung und liberales Bürgertum in Deutschland, a.a.O., S. 374 Anm. 216. Er gibt in seinen biographischen Angaben folgende Belegstellen an: Wilhelm Blos, Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten, Bd. I, München 1914, S. 148. –Gerhard Beier, Schwarze Kunst und Klassenkampf. Geschichte der Industriegesellschaft Druck- und Papier und ihrer Vorläufer seit dem Beginn der modernen Arbeiterbewegung, Bd. I: Vom Geheimbund zum königlich-preußischen Gewerkverein (1830-1890), Frankfurt am Main 1966, S. 333. –Harald Löscher, August Bebels politische Entwicklung während seiner Leipziger Jahre. Ein Beitrag zur neueren sächsischen Landesgeschichte, Diss. Leipzig 1952, S. 14-17. Die biographischen Belege sind äußerst schwach. Sie stützen sich letzten Endes fast alle nur auf Müller-Frauensteins Nekrolog auf Wuttke. Und bei Müller-Frauenstein, der sich ja auf einen von Wuttke selbstgeschriebenen Lebenslauf stützt, steht davon nichts. Blos scheint hier eine Ausnahme zu sein, der seinen Beschreibungen zufolge intimeren Verkehr mit Wuttke gehabt haben muß. Aber er schreibt von einer Mitgliedschaft im Schillerverein und Umgang mit Blum, was ja unstrittig ist. Von einer Mitgliedschaft in einer deutschkatholischen Gemeinde liest man bei ihm nichts. In diesem Zusammenhang ist die Zitierung von Blos unzulässig um Wuttkes Mitgliedschaft in dieser Gemeinde zu belegen! Daß Wuttke Deutsch-Katholik sei, wird eigentlich nur durch zwei Tatsachen „begründet“: erstens durch seine Nähe zu Robert Blum und zweitens durch den Umstand, daß die deutsch-katholischen Gemeinden in der Regel auch Zentren sind für die Arbeiterbewegung und Volksvereine und somit für die revolutionäre Bewegung. Durch seine zumindest zeitweilige Nähe zu den auch als Deutsch-Katholiken bekannten Emil Roßmäßler, Carl Julius Vahlteich und Friedrich Wilhelm Fritzsche, mit denen er auch auf der Gründungsversammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) und seinen dadurch bedingten zeitweiligen Umgang mit Ferdinand Lassalle kommt es in der Sekundärliteratur vor, daß Wuttke dadurch ebenfalls zum „Deutsch-Katholiken“ erklärt wird. Nirgends in der Sekundärliteratur findet sich dafür ein konkreter Beleg. Daher ergibt sich aus den Eigenschaften der Vereine und der deutsch-katholischen Gemeinden eine sachliche und in gewisser Weise auch personelle Identität, auf die am Ende diese Zuweisung begründet ist. Siehe: Sylvia Paletschek, Frauen und Dissens (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. LXXXIX), Göttingen 1990, S. 63. Bei Paletschek erscheint der Name Wuttke nicht einmal im Register. Unter den erwähnten Umständen ist seine Nichterwähnung hierbei zugleich auch die richtigste Angabe!

[66] SA Leipzig: Kirchenbuch der deutschkatholischen Gemeinde, Bl. 1. Blum steht hier als erster Eintrag. Zu Blum weiterhin: Robert Blum, Briefe und Dokumente, Leipzig 1981, S. 36 f. Blum schreibt über seine Aktivitäten in der deutschkatholischen Gemeinde: Die kirchlichen Angelegenheiten beschäftigen mich allerdings außerordentlich, indessen sie sind auch lohnend, und ich glaube sie geben uns mehr, als man ahnt, vor allen Dingen das Assoziationsrecht, durch welches wir - nachdem wir es tatsächlich uns genommen - sehr viel gewirkt haben in kürzester Zeit. Sollte das Beispiel verloren sein für das Volk?

[67] Blum ist übrigens auch Freimaurer! Er ist Logenbruder in der Loge „Balduin zur Linde“. Joachim Schlesinger, Die Freimaurer in Leipzig: Versuch einer Annäherung (Der Leipziger Vereinsanzeiger Bd. III), Leipzig 1992, S. 65. In dem Mitgliederregister erscheint Blum mit der Tätigkeit bei seinem Eintritt 1836 als Theaterkassierer. Wuttke wiederum ist nicht vertreten und demnach kein Mitglied dieser Loge. Matrikel der Loge Balduin zur Linde 1776-1876, o. O. und J., S. 16 Nr. 655.

[68] Friedrich Wilhelm Graf, Die Politisierung des religiösen Bewußtseins: die bürgerlichen Religionsparteien im deutschen Vormärz, das Beispiel des Deutschkatholizismus. Stuttgart 1978, S. 63/63. - Jörn Brederlow: 'Lichtfreunde' und 'Freie Gemeinden'. Religiöser Protest und Freiheitsbewegung im Vormärz und in der deutschen Revolution von 1848/49. München, Wien 1976, -S. 32 f. - Paletschek: Frauen und Dissens, a.a.O., S. 30. Wertvolle Informationen verdanke ich Herrn Jens Blecher, der mir seine Magisterarbeit zur Verfügung stellte. Jens Blecher, Weibliche Religiosität und religiös motivierte weibliche Wohltätigkeit. Leipzig im 19. Jahrhundert, ungedruckte Magisterarbeit, Leipzig 1993.

[69] KAL: Kirchenbuch St. Thomas Trauung 1854: Eintrag Bl. 18 Nr. 88. Dort ist auch der Ort der Trauung mit Breslau angegeben.

[70] So zumindest die Aussage laut einem Telefonat von Herrn Jens Blecher im Juni 2005 mit dem Stadtarchiv Leipzig. Dieses bezieht sich vielleicht auch auf: SA Leipzig: 2. Sektion, K 1567 Acta Die von Herrn Tröndlin und anderen katholischen Glaubensgenossen hier nachgesuchte Erlaubnis zu einer Versammlung Behufs der Besprechung kirchlicher Fragen s.w.d.a. betr. Nach meiner eigenen Durchsicht kann ich das bestätigen. Bl. 31 und 32 sind eine Mitgliederliste dieser Gemeinde mit dem Stand vom 16. Februar 1845. –eine weitere Akte im Stadtarchiv: Cap. 42 D Nr. 1 Bd. I Acta Die sogenannten Deutsch-Katholischen betr. Hier im abgedruckten Mitgliederverzeichnis Bl. 55-57 ist Wuttke nicht verzeichnet. Aber in dieser Akte gibt es einen dokumentierten Vorgang, wo offenbar auf eine Bedenklichkeitserklärung des Rates der Stadt Leipzig rekurriert wird, den Deutschkatholiken für die Durchführung ihres Gottesdienstes von den evangelischen Gemeinden einen Raum hierfür zur Verfügung zu stellen. So wenden sich die evangelischen Gemeinden an den Rat der Stadt und verwenden sich hier zugunsten der Deutschkatholiken. Bei den zahlreichen Unterzeichnern der entsprechenden Erklärung vom 3. April 1845 Bl. 27 findet sich ein Eintrag mit Dr. Wuttke.

[71] Archiv der Superintendentur Leipzig: I/12/129 Acta die deutsch-katholische Gemeinde betr. Bl. 9 Die an den Rat der Stadt Leipzig angezeigten Vorsteher vom 18. März 1845: Blum, Oertge, Hawlitschek, Merhaut, Schambach, [Johann Nepumuk] Tröndlin, Tscharmann. In der Gemeindeleitung der Gründungszeit ist Wuttke auch nicht vermerkt. Bl. 52-66: Verzeichniß der in Leipzig wohnenden Mitglieder des deutsch-katholischen Vereins daselbst. Auf Blatt 60 unter laufender Nr. 13 erscheint Blum. Bl. 67-99: Verzeichniß der in der Ephorie Leipzig sich aufhaltenden Deutsch-Katholiken. Auch da ist Wuttke nicht verzeichnet.

[72] Hans Blum, Robert Blum. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk, Leipzig 1878, S. 234.

[73] UA Leipzig: Rektor M 32 Nr. 408 (Matrikel für Robert Wuttke, immatrikuliert am 19. April 1882 für „jur. et cam.“).

[74] (Verf. ?), Emma Wuttke-Biller (Jugendschriftstellerin), in: Leipziger Illustrirte Zeitung 100 (1893), S. 324.

[75] Emmrich, Ein früher sozialgeschichtlicher Blick auf das Volksleben, a.a.O., S. 101 Anm. 5. Sie verweist auf SLUB Dresden: Abteilung Handschriften, Autographen, Nachlässe: App. 5 Kapseln [Kästen: M.T.] Sammlungen zur Geschichte der Familie Wuttke-Biller. Bei den Berichten, die im Wesentlichen in den Jahren 1905-1909 entstanden sind mit einzelnen Nachträgen bis 1911, handelt es nur zum Teil um Erinnerungen, vornehmlich um chronologisch arrangierte Schilderungen

[76] Ebd. S. 102 Anm. 7. Neben dieser Krankheit von Robert betrifft das den zweiten Sohn von Emma Biller und Heinrich Wuttke Walt(h)er, der physisch und geistig geschädigt ist; das erstgeborene Kind, ein Mädchen, stirbt im Schulalter an einer Infektion. KAL: Taufbuch Schönefeld 1855, Bl. 333 Nr. 347 Henriette Helene Clara Franzisca Wuttke; Taufbuch Schönefeld 1859, Bl. 376 Nr. 367 Heinrich Eduard Richard Robert Wuttke; Taufbuch Schönefeld 1861, Bl. 15 Nr. 835 August Bernhard Walther Wuttke. Da Reudnitz zur Taufgemeinde Schönefeld gehört, erscheinen die Taufen in diesem Register. Im Taufbuch Schönefeld 1861 sind Heinrich und Emma Wuttke mit dem Vermerk versehen: „preuß. unirt“ Das jedoch deutet nicht auf einen zwangsläufigen Konfessionswechsel, da ja die Gemeindemitglieder in der Preußischen Union bestehend aus Lutheranern und Reformierten ihre Glaubensbekenntnisse weiter behalten.

[77] Ebd. S. 102.

[78] Annerose Kemp, Henriette Goldschmidt. Vom Frauenrecht zur Kindererziehung, in: Judaica Lipsiensa: Zur Geschichte der Juden in Leipzig, hrsg. von der Ephraim Carlebach Stiftung, Leipzig 1994, S. 33-53. Hier S. 36.

[79] Lehrjahre eines Kopfarbeiters, a.a.O., S. 96. Zu Richter weiterhin: Manfred Kobuch, Schlaglicht: Im Dienste der Stadt und ihrer Geschichte. Der Stadtarchivar und Historiker Otto Richter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Bd. III: Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart, im Auftrag der Landeshauptstadt Dresden, hrsg. von Holger Starke unter Mitwirkung von Uwe John, Stuttgart 2006, S. 229-224. Kobuch zitiert u.a. Georg Hermann, Otto Richter, in: Dgbll 44 (1936), H. 1-2, S. 190-2000.

[80] Emmrich, Ein früher sozialgeschichtlicher Blick, a.a.O., S. 117 f. Anm. 107.

[81] Heinrich Wuttke, Schlesien nach der Mühlberger Schlacht, in: Schlesische Provinzialblätter 111. Bd. (?), S. 535-546.

[82] Aus der Legion zu diesem Ereignis Gordon Alexander Craig, Königsgrätz, (Originaltitel: The Battle of Königsgrätz, 1964), übersetzt von Karl Federmann, München 1987. Es mag für die politischen Aktivitäten Wuttkes und die unmittelbare Stimmungslage in den Arbeitervereinen Sachsens im ummittelbaren Vorfeld ein Blick in August Bebels Erinnerungen hilfreich sein. August Bebel, Aus meinem Leben, Bd. I, Berlin 1946, S. 130 f.

[83] Deutschen Museum München: Tagebuch Drobisch – Museum für Deutsche Geschichte 1977-33/ C, 1 C 14, Gedenkblätter für das Jahr 1871, 2. Februar: Mit Roscher’s Büchern, besonders einer Abhandlung von Leipzig uns eifrig beschäftigt – Senatssitzung, worin eine Adresse an den Kaiser beschlossen wird, gegen die nur Wuttke stimt.

[84] SLUB Dresden: Sammlungen zur Geschichte der Familie Wuttke-Biller, a.a.O., Kapsel 2, Mappe 1872-1873, fol. 228. –siehe: Emmrich, Ein früher sozialgeschichtlicher Blick, a.a.O., S. 102.

[85] SA Dresden: Nachlaß Wuttke, Familienbriefe. Briefe Wuttkes an den Sohn vom 20. Dezember 1873 und 19. Februar 1874. –siehe: Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 196.

[86] UA Leipzig: Rektor M 32 Nr. 408 (Matrikel für Robert Wuttke, immatrikuliert am 19. April 1882 für „jur. et cam.“).

[87] SA Dresden: Nachlaß Wuttke, Familienbriefe, 16.1.6.IV.33, fol. 9. Brief Robert Wuttke an Ernst von Halle vom 20. Oktober 1902: Sie [also die Akademiemitglieder in Posen, M.T.] verlangten einige Notizen zu meinem Lebensgang: ich gab sie, erwähnte aber nicht dass mein Vater mich als Knabe hatte Schweizer Unterthan werden lassen, weil ich dann den conflict der zwischen mir u. meinem Vater bestand vor die Öffentlichkeit hätte bringen müssen. Das wiederstrebte mir aber. Ich habe nach erreichter Mündigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft wieder und mich dem Militärdienst gestellt und hoffte, dass in dem ¼ Jahrhundert, das allein seit meines Vaters Tode verflossen ist, allmählich der von dem Jahre 48 und [...? M.T.] angehäufte Hass sich verlaufen habe. - siehe: Emmrich, Ein früher sozialgeschichtlicher Blick, a.a.O., S. 104 Anm. 27.

[88] SLUB Dresden: Sammlungen zur Geschichte der Familie Wuttke-Biller, a.a.O., Kapsel 3, Mappe 1884, Mappe 1887. -siehe: Emmrich, Ein früher sozialgeschichtlicher Blick, a.a.O., S. 103 Anm. 16.

[89] Hubert Ermisch, Zum Gedenken an Robert Wuttke, in: NASG 35 (1914), S. 374-378.

[90] BBAW, Nachlaß Heinrich Wuttke, Nr. 13.

[91] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 569.

[92] Gunter Berg, Leopold von Ranke als akademischer Lehrer: Studien zu seinen Vorlesungen und seinem Geschichtsdenken, Göttingen 1968, S. 242. Bei Berg steht bei der Liste der Teilnehmer an Rankes Übungen der Verweis zu Wuttke für die Jahre 1838 bis 1840 mit einem Fragezeichen versehen. Sicher ist jedoch, daß er 1839 bis 1840 bei Ranke Lehrveranstaltungen besucht, weil sich seine Vorlesungsmitschriften zu Rankes Vorlesung über Neuere Geschichte erhalten haben, in: BBAW: Nachlaß Wuttke, Nr. 13.

[93] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 570.

[94] Ebd. S. 570.

[95] Hier mag auch einmal ein Vorgriff auf die Auseinandersetzung um die Berufung von Georg Voigt nach Leipzig gestattet sein. Tatsächlich ist die Geschichtsauffassung ein wichtiges Motiv, weswegen Wuttke die Berufung Voigts zu verhindern versucht. Bekanntlich hat er damit keinen Erfolg. Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 204-220.

[96] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 570.

[97] Huttner, Historische Gesellschaften und die Entstehung historischer Seminare, a.a.O., S. 59. Stenzels Bemühungen reichen bis ins Jahr 1824 zurück.

[98] Heinrich Wuttke, Ueber das Haus- und Tagebuch Valentin Gierths und Herzogin Sibylla von Liegnitz und Brieg, geb. Markgräfin von Brandenburg. Eine kritische Untersuchung, Breslau 1838. –ders., Ueber die Mächtigkeit des angeblichen Gierthschen Tagebuches. Eine Verteidigung, Breslau 1839.

[99] Menzel gilt seinerzeit als Autorität für die Geschichte Schlesiens. Er ist der Verfasser einer dreibändigen Geschichte Schlesiens. Karl Adolf Menzel, Geschichte Schlesiens, 3 Bde., Breslau o. J.

[100] So u.a. Gustav Adolf Harald Stenzel, Scriptores rerum Silesicarum, 5 Bde., Breslau 1835-1851. –ders., Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1-IX, Berlin 1859-1876. ders., Geschichte Schlesiens, Bd. I, Berlin 1853. –Stenzel und Tschoppe, Urkundensammlung zur Geschichte der Städte...in Schlesien, Hamburg 1832.

[101] Karl Adolf Menzel, Religion und Staatsidee in der vorchristlichen Zeit und die Frage von der Unfehlbarkeit der biblischen Bücher in der christlichen ZeitMit einer Lebensbeschreibung K.A. Menzel’s von Heinrich Wuttke, Leipzig 1872.

[102] UA Leipzig: Personalakte 1082 Heinrich Wuttke. Bl. 1. Weiterhin Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 569. - Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 192 Anm. 98.

[103] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 569.

[104] Der Verbleib von Wuttkes Promotionsakte ist bislang unbekannt: Kriegsverlust möglich.

[105] UA Leipzig: Personalakte 1082 Heinrich Wuttke. Die Personalakte enthält jedoch keine Gutachten zur eingereichten Qualifikationsschrift.

[106] Huttner, Historische Gesellschaften und die Entstehung historischer Seminare, a.a.O., S. 192 Anm. 98.

[107] Jahrbuch der deutschen Universitäten Bd. I Sommerhalbjahr 1842; Bd. II Winterhalbjahr 1842/43, Leipzig 1842. –Karl Wilhelm Eduard Mager, Rezension zu Heinrich Wuttke, Jahrbuch der deutschen Universitäten, in: PR 5 (1842), S. 282-289.

[108] Personalakte 1082 Heinrich Wuttke Bl. 32. Dieser unadressierte Brief vom 31. Juli 1860 weist auf ein Dekanatsprogramm hin, daß für September 1860 in Druck gehen soll. Diese beinhalten in der Regel auch eine kleine wissenschaftliche Arbeit des antretenden Dekans. Diese Schrift ist vermutlich folgende Einladungsschrift an der Leipziger Universität: Henrici Wuttkii specimen I. codicis diplomatici urbium magni ducatus Posnaniensis, antiquissimum Polonorum adhus ineditum diploma sitens, Lipsia 1860.

[109] Carl von Noorden, Historische Vorträge, a.a.O. -Gustav Buchholz, „Carl von Noorden“, in: ADB Bd. XXIII, Leipzig 1886, S. 768-772. –Georg Voigt, Carl von Noorden, in: Leipziger Tageblatt vom 4. Januar 1884. -Leo Philippsborn, Carl von Noorden, ein deutscher Historiker des 19. Jahrhunderts, Diss. Göttingen 1963. In dem Nekrolog von Maurenbrecher zu Noorden S. 34* hierzu folgendes Beispiel: Der steigende Ruf seiner wirkungsvollen Lehrbegabung und seiner wachsenden Lehrerfolge war die Veranlassung, daß 1876 bei einer historischen Vakanz die Universität Leipzig ihn zu gewinnen den Wunsch hegte Daß die historische Vakanz die durch den Tod Wuttkes erfolgte ist, erwähnt er also nur der Sache nach, nicht aber dem Namen nach.

[110] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. I S. 137 f.

[111] Friedrich Christoph Dahlmann (13. Mai 1785-5. Dezember 1860) Dahlmann ist von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Quellenkunde des Mittelalters.

[112] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. I S. 143. Zunächst scheint Wuttke von Treitschke noch keinen aus seiner Sicht negativen Eindruck zu haben, da er ihm eine Einladungskarte zur Schillerfeier schenkt. Dieses bezeugt denn Treitschke in dem Brief an den Vater. Sehr gefallen hat es mir dagegen in der Schillerfeier, zu der mir Prof. Wuttke eine Karte schenkte. Schon die schwarzrothgoldne Fahne die unter anderen über Schillers Büste hing, freute mich; zwar hätte man billig fragen können: Wozu bei einer so rein nationalen Feier noch andere Farben als die deutschen?

[113] Huttner, Historische Gesellschaften und die Entstehung historischer Seminare, a.a.O., S. 67.

[114] Ders., Geschichte als akademische Disziplin: Entwicklung und Ausdifferenzierung des historischen Lehrkanons an der Leipziger Universität vom 17. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts,in: Gesammelte Studien zur Zeit- und Universitätsgeschichte, hrsg. von Thomas Brockmann, Christoph Kampmann und Antje Ostermann, Münster 2007, S. 325-383.

[115] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. I, S. 439.

[116] UA Leipzig: Personalakte 1006 Heinrich von Treitschke, Bl. 1-12. -Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 203.

[117] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 203. In den Fällen von Heinrich Brandes und Woldemar Wenck versucht Wuttke Staatswissenschaftler nicht mit historischen Arbeiten zur Habilitation zuzulassen, dringt damit in der Fakultät jedoch nicht durch. UA Leipzig: Personalakte 338 Heinrich Brandes, Bl. 11 ff. und Personalakte 1048 Woldemar Wenck, Bl, 6.

[118] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. II, S. 15.

[119] Heinrich Ahrens (* 14. Juli 1808 in Kniestedt bei Salzgitter, † 2. August 1874 in Salzgitter) ist ein Rechtsphilosoph. 1859 übernahm er eine Professur für praktische Philosophie und Politik.

[120] Friedrich Bülau war laut offizieller Bezeichnung ordentlicher Professor der praktischen Philosophie und Politik an der Universität Leipzig. Bülau ist auch der Übersetzer von Thomas Babington Macaulays History of England from the accession of James II., 5 Bde. London 1848-1861. Deutsche Übersetzung von Bülau 1. Aufl., 4 Bde, Leipzig 1856; 2. Aufl. 4 Bde, Leipzig 1860-1861. Der fünfte Band, der im englischen Original von Macaulays Schwester, Lady Trevelyan herausgegeben wird, wird von Theodor Stromberg für die Bülau’sche Ausgabe übersetzt.

[121] Die „Gothaer Richtungen“ meinen hier vermutlich die Richtungen der sich in Gotha im Jahre 1876 vereinigenden Parteien und Arbeitervereine, die dann die Sozialdemokratie ausmachen. Dazu gehören der ADAV unter Lassalle und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Die Folge ist die Umbenennung in die Sozialistische Partei Deutschlands. Ohne hier weiter ins Detail zu gehen Siehe: Grebing, Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung , a.a.O., S. 88 ff.

[122] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. II, S. 94.

[123] Wuttke bringt 1863 ein solches Buch heraus, das drei Auflagen erlebt. Heinrich Wuttke, Die Völkerschlacht bei Leipzig, 1.-3. Aufl., Berlin 1863. Außerdem hält er eine Rede 1862 zu diesem Anlaß, die gedruckt vorliegt. Heinrich Wuttke, Rede zur Feier der Leipziger Schlacht in Leipzig am 16. October gehalten von ..., Leipzig 1863.

[124] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. II, S. 128.

[125] Ebd. S. 256. -Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 203 f. An vielen weiteren Stellen zeigt sich eine politisch motivierte Gegnerschaft Treitschkes zu Wuttke.

[126] Hiermit verweist er wohl auf den Kreis um Johannes Janssen.

[127] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. II, S. 300 f.

[128] Hier meint es die Treitschkes Vorlesung.

[129] Franz Joseph Ritter von Buß (1803-1878) ist wie Wuttke Abgeordneter im Frankfurter Parlament und von großdeutscher Gesinnung. Dieses dürfte als Ursache für Treitschkes Klagen hinreichen.

[130] Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. II, S. 307.

[131] Heinrich von Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 5 Bde., Leipzig 1879. Der Verweis in Heinrich von Treitschkes Briefe, a.a.O., Bd. III, S. 610.

[132] UA Leipzig: Personalakte 825 Wilhelm Pückert, Bl. 3 f. -Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 197 f.

[133] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 203.

[134] Ebd. S. 202.

[135] Wuttke meint mit umständlich wohl ausführlich.

[136] Die Berufung von Wuttke vom Status des Privatdozenten zum ordentlichen Professor 1848 ist nur durch die politische Situation erklärbar. Darauf wird an späterer Stelle ausführlicher Bezug genommen.

[137] Die Separatvoten Wuttkes vom 23. Juni 1854 und 26.Mai 1857 Sächs. HstA Dresden: Ministerium für Volksbildung, Nr. 10210/4 Bl. 18-21 und 10210/13 Bl. 61 f. Siehe Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 203 Anm. 138.

[138] UB Leipzig: Nachlaß 249 Friedrich Zarncke, Brief Wuttke an Zarncke vom 15. Oktober 1858. Die Ortsangabe des Absenders von Leipzig-Reudnitz geht aus dem Text hervor. Auf den Briefen von Wuttke steht eine Jahreszahl, die als 1844 bzw. 1848 gelesen werden könnte. Dieses ist jedoch anhand der Berufungsdaten auf die obengenannten Jahreszahlen zu korrigieren.

[139] Müller-Frauenstein, Heinrich Wuttke, a.a.O., S. 572.

[140] T.O. Weigel’s Bücher-Auktion 27. Oktober 1879: Verzeichnis der von dem Herrn Professor Dr. phil. Heinrich Wuttke hinterlassenen Bibliothek welche mit mehreren anderen werthvollen Sammlungen versteigert werden soll, Leipzig 1879.

[141] Darin dürfte Blos auch mit den Einschätzungen von Treitschke übereinstimmen.

[142] Wilhelm Blos, Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten, a.a.O., Bd. I, S. 148.

[143] Gemeint ist der Slawist August Leskien, der später tatsächlich eine ordentliche Professur erlangt.

[144] UA Leipzig: Protokolle der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig 1866-1885, Bd. II Nr. 83, Bl. 236.

[145] Schleier, Geschichte der deutschen Kulturgeschichtsschreibung, a.a.O., Bd. I, S. 373 f.

[146] Ebd. S. 374. Zur Person Klemms: Reinhardt Eigenwill, Gustav Friedrich Klemm (1802-1867), in: Sächsische Lebensbilder, Bd. V (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte Bd. XXII), hrsg. von Gerald Wiemers, Stuttgart 2003, S. 313-325.

[147] Die Bezeichnung Königlich-Sächsische Akademie gibt es erst seit 1896, auch wenn die 1846 gegründete Königlich-Sächsische Gesellschaft für Wissenschaften das de facto bereits ist.

[148] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 198. –Robert Deutsch und Wolfgang Weber, Marginalisierungsprozesse in der deutschen Geschichtswissenschaft im Zeitalter des Historismus, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 35 (1985), S. 174-197.

[149] Ebd. S. 203. –Gerald Wiemers, Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1846-1996. Zur Organisationsform ihrer Mitglieder, in: NASG 67 (1996), 179-199. Hier 198.

[150] UA Leipzig: Sammlung Drobisch. Es handelt sich hierbei um Kopien der „Gedenkblätter“, in denen Drobisch eine Art von Tagebuch führt. Es dürfte aber lohnen, diese wichtige Quelle zu edieren. Die Originale befinden sich im Deutschen Museum München: Tagebuch Drobisch – Museum für Deutsche Geschichte 1977-33/ C, 1 C 14.

[151] Elisabeth Lea und Gerald Wiemers, Planung und Entstehung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1704-1846: Zur Genesis einer gelehrten Gesellschaft (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: Philologisch-Historische Klasse Dritte Folge Nr. 217), Göttingen 1996. Dort zu Wuttke S. 169 Anm. 252. Siehe: Gerald Wiemers, Moritz Wilhelm Drobisch und die Gründung der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, in: Moritz Wilhelm Drobisch anläßlich seines 200.Geburtstages (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Bd. LX Hft 3), Mit einem Vorwort von Uwe Frithjof Haustein und Beiträgen von Gerald Wiemers und Lothar Kreiser, Stuttgart-Leipzig 2003, S. 7-16. Hier S. 14. Wuttkes anonyme Anzeige in: Allgemeine Zeitung (Augsburg) Nr. 187 vom 6. Juli 1846, S. 1495. –Drobischs Replik ebenfalls anonym in ebd. Nr. 211 vom 30. Juli 1846, S. 1682 f.

[152] Zu den Übergangenen zählt sicher auch der in Wuttkes Anzeige namentlich erwähnte Historiker Biedermann. Die Bemerkung in Lea-Wiemers, Planung und Entstehung der Sächsischen Akademie, a.a.O., dürfte dadurch motiviert sein.

[153] Den erforderlichen politischen Realitätssinn darf man bei Drobisch getrost als vorhanden ansehen. Auch in einem späteren Zusammenhang, als Paul von Falkenstein die Nachfolge von Ferdinand von Beust gerade im Jahr 1853 übernimmt, wendet sich Drobisch sofort an ihn. Es kann nicht anders gesehen werden als die Wahrnehmung einer neuen politischen Konstellation, aus der Drobisch für die Universität als auch für die Akademie Vorteile zu erlangen sucht. Die weitere Entwicklung an der Universität als auch der Königlich Sächsischen Gesellschaft für Wissenschaften geben dem recht. Für Drobisch selbst ist die Angelegenheit doch so wichtig, daß er den Brief an den gerade gewordenen Minister in sein Tagebuch wörtlich aufnimmt. Dieser Brief ist für die Geschichte der Akademie ein wichtiges Zeugnis! Deutschen Museum München: Tagebuch Drobisch – Museum für Deutsche Geschichte 1977-33/ C, 1 C 14, Gedenkblätter für das Jahr 1853, 25. Februar: Er versucht letzten Endes auch die unter von der Pforten und von Beust abgerissenen Beziehungen zum Kultusministerium wiederherzustellen.

[154] Deutschen Museum München: Tagebuch Drobisch – Museum für Deutsche Geschichte 1977-33/ C, 1 C 14, Gedenkblätter für das Jahr 1846, Dienstag 4. August: Meine Erwiderung auf Wuttke’s Herabsetzung der K. Ges. ist nun in der A.Z. abgedruckt...Abends bei [Gustav] Hartenstein zu Tische.

[155] Drobisch bezieht sich auf Christian Wolffs eigene Lebensbeschreibungen, hrsg. mit einer Abhandlung über Wolff von Heinrich Wuttke, Leipzig 1841, S. 67. Da an späterer Stelle auf dieses Werk ohnehin detaillierter eingegangen werden muß, welches mehrfach fotomechanisch nachgedruckt worden ist, kann hier auf die Angabe weiterer Nachauflagen verzichtet werden.

[156] Tagebuch Drobisch – Museum für Deutsche Geschichte 1977-33/ C, 1 C 14: Gedenkblätter für das Jahr 1859, 25. März.

[157] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 570.

[158] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 197.

[159] Heinrich Wuttke, Friedrich Gerstäcker und G. Kühne, Album für’s Erzgebirge. Von Mitgliedern des Schriftstellervereins, Leipzig 1847. Wuttke schreibt davon das Kapitel: Das deutsche Volkslied, S. 49-91.

[160] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 570. –Ulrike Winterstein, Der Leipziger Schillerverein von 1840-1859 (ungedruckte Magisterarbeit), Leipzig 1996, S. 86-89. Es erstaunt nicht wenig, daß in dieser Arbeit von Winterstein Müller-Frauensteins biographischer Abriß zu Wuttke nicht zitiert wird. Außerdem: Georg Büttner, Die Anfänge des Schiller-Vereins und die ersten Schiller-Feiern in Leipzig, Leipzig 1910. –Ute Gerhard, Schiller als >>Religion<<. Literarische Signaturen des XIX. Jahrhunderts, München 1994. –Ludwig Stockinger, Friedrich Schiller und Leipzig, in: Stadtgeschichte: Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins (Jahrbuch 2005), S. 29-46.

[161] Es darf nicht verwundern, daß gerade in dieser Zeit das Lied von der Glocke und Wilhelm Tell besonders in den Mittelpunkt gerückt wird.

[162] So jedenfalls die Einschätzung bei Winterstein, Schillerverein, a.a.O., S. 89.

[163] Heinrich Wuttke, Schiller-Jubiläum in Leipzig, Leipzig 1860.

[164] Stockinger, Friedrich Schiller in Leipzig, a.a.O., S. 37 f.

[165] Winterstein, Schillerverein, a.a.O., S. 79 Anm. 43. Eine vollständige Rede lag nicht vor. Sie zitiert: Leipziger Tageblatt vom 19. November 1849.

[166] Huttner, Disziplinentwicklung und Professorenberufung, a.a.O., S. 196.

[167] Bernd Weinkauf, Kein literarisches Paradiesgärtlein: Literatur und Presse, in: Leipzig als ein Pleißathen: Eine geistesgeschichtliche Ortsbestimmung, Leipzig 1995, S. 102-128. Hier S. 110.

[168] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 570.

[169] Hans-Jürgen Arendt, Gustav Theodor Fechner: Ein deutscher Naturwissenschaftler und Philosoph im 19. Jahrhundert (DAEDALUS: Europäisches Denken in deutscher Philosophie, hrsg. von Volker Caysa, Hans-Martin Gerlach, Friedrich Tomberg und Klaus Vieweg Bd. XII), Frankfurt am Main-Berlin-Brüssel-New York 1999, 112.

[170] Heinrich Wuttke schreibt in dieser Eigenschaft mehrere programmatischer Artikel und Schriften in: Deutsche Blätter, Nr. 14 vom 31. August 1848. –Vogtländische Blätter, Nr. 19, vom 5. August 1848. –Denkschrift für die deutschen Vaterlandsvereine in Sachsen 1848.

[171] Hans Blum, Robert Blum. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk, Leipzig 1878, S. 392.

[172] Diese Rede ist auch abgedruckt u.a. in Hans Blum, Robert Blum. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk, Leipzig 1878, S. 375-380.

[173] Heinrich Wuttke, Berichtigung des Irrtums, als habe der Deutsche Verein in Leipzig sich für das Erbkaisertum ausgesprochen, Frankfurt, 15. Januar 1849.

[174] Hans Blum, Robert Blum, a.a.O., S. 234.

[175] Wilhelm Liebknecht, Robert Blum und seine Zeit, 2. Aufl., Nürnberg 1889, S. 143 ff.

[176] Ebd. S. 144 f.

[177] Ebd. S. 144.

[178] Offermann, Arbeiterbewegung und liberales Bürgertum, a.a.O., S. 374 f.

[179] Müller-Frauenstein, Wuttke, a.a.O., S. 571 f.

[180] Offermann, Arbeiterbewegung und liberales Bürgertum, a.a.O., S. 288: Emil Adolf Roßmäßler (3.3.1806-8.4.1867). Geboren als Sohn eines Kupferstechers, am Medizinstudium interessiert, aus finanziellen Gründen (1821 Tod des Vaters) 1825 Beginn des Theologiestudiums, dann Hinwendung zum Lehrerberuf. Mehrere Jahre Lehrer in Weida; naturwissenschaftlicher Autodidakt (Botanik, Zoologie). 1830 Professur an der Forstakademie in Tharandt.1846; Übertritt vom evangelisch-lutherischen zum deutschkatholischen Bekenntnis; 1848 Mitglied des Frankfurter [Frankfurter -J.B.] Paulskirchenparlaments als Vertreter der gemäßigten Linken; Schulausschluß 1850 und wegen Teilnahme am Rumpfparlament vom Amt enthoben, seitdem freiberuflicher naturwissenschaftlicher Volksschriftsteller und Vortragsredner. Seit 1849/50 führendes Mitglied der deutschkatholischen Gemeinde in Dresden, später in Leipzig; 1851 Vorstandsmitglied des 'Volksvereins' in Leipzig; wegen 'aufreizender politischer Reden' zu 4 Wochen Haft verurteilt. Nach 1860 unterstützte Roßmäßler als Demokrat aus politischen Gründen die liberalen Parteien. Seit 1861 in der Leipziger Arbeiterbildungsvereins-Bewegung Bewegung tätig. Zu erwähnen ist auch, daß die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte Gründung des Naturkundemuseums in Leipzig auf eine Initiative von Roßmäßler aus dem Jahre 1859 zurückgeht. Siehe: Rudolf Schlatter, Zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages: Emil Adolf Roßmäßler (1806-1867), o.O. und J. (Leipzig 2006). Dieses ist zugleich die Fassung eines Vortrages vom 3. März 2006. –Günther H.W. Sterba, Emil Adolf Roßmäßler: Zum 200. Geburtstag vom 3. März 2006, in: Jubiläen 2006, hrsg. vom Rektor der Universität Leipzig, Leipzig 2006, S. 39-44. –Gottfried Zirnstein, Emil Adolf Roßmäßler (1806-1867), in: Sächsische Lebensbilder, Bd. VI (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte Bd. XXXIII), hrsg. von Gerald Wiemers, Stuttgart 2009, S. 605-635. Umfangreichere Daten zu Fritzsche bringt Hartmut Zwahr, Wilhelm Fritzsche (1825-1905), in: Sächsische Lebensbilder, Bd. V (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte Bd. XXII), hrsg. von Gerald Wiemers, Stuttgart 2003, 147-168.

[181] Offermann, Arbeiterbewegung und liberales Bürgertum, a.a.O., S. 374 ff.

Excerpt out of 150 pages

Details

Title
Studien zum Geschichtswerk von Heinrich Wuttke (1818-1876)
Author
Year
2010
Pages
150
Catalog Number
V148501
ISBN (eBook)
9783640638437
ISBN (Book)
9783640639069
File size
1273 KB
Language
German
Keywords
Historische Hilfswissenschaften, Geschichte der Geschichtswissenschaft, Geschichte
Quote paper
M.A. Mario Todte (Author), 2010, Studien zum Geschichtswerk von Heinrich Wuttke (1818-1876), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148501

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