Ich möchte im Rahmen meiner Hausarbeit eine Gerechtigkeitsvorstellung darlegen, die die bekannte Theorie des Gesellschaftsvertrages von Locke, Rousseau und Kant verallgemeinert und auf eine höhere Abstraktionsebene hebt: Die Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls (1971). Um diese Theorie genau erklären zu können, werde ich auch den Utilitarismus darlegen, da Rawls seine Theorie der Gerechtigkeit als Gegentheorie entwickelt hat. Daher werde ich zuerst den Grundgedanken des klassischen Utilitarismus mit seinen inhaltlichen Teilprinzipien erläutern. Darauf folgt eine Darstellung von Rawls‘ Theorie der Gerechtigkeit. Ziel meiner Arbeit ist es, die beiden Positionen vergleichend darzustellen. Schließlich lässt sich beantworten, welche Kritikpunkte Rawls am Utilitarismus vorzubringen hat. Im Fazit werden wichtige Aspekte noch einmal zusammengefasst.
Gerechtigkeit und Fairness macht sich schon in unserem Alltag oder Berufsleben deutlich. Die Zusammenarbeit in einer Gruppe würde beispielsweise ohne Gerechtigkeit nicht funktionieren. Außerdem muss die Bezahlung verschiedener Mitarbeiter*innen gerecht und nachvollziehbar sein, damit alle Arbeiter*innen zufrieden sind. Das bedeutet, dass sich Gerechtigkeit auch im gesellschaftlichen Konflikt bemerkbar macht, wenn beispielsweise Altenpfleger*innen weniger verdienen als Ingenieur*innen. Auch politische Parteien bauen auf das menschliche Gerechtigkeitsbedürfnis, wenn sie in Wahlprogrammen Ungerechtigkeit beklagen und mehr Gerechtigkeit versprechen (Maes und Schmitt). Der Sozialforscher Hans-Werner-Bierhoff (1948*) ist der Meinung, dass Menschen von Geburt an das Bedürfnis haben, Gerechtigkeit herzustellen. Was wir in den laufenden Jahren als gerecht oder ungerecht wahrnehmen, hängt hingegen von gesellschaftlichen Werten ab. Sobald das Grundbedürfnis nach Ausgeglichenheit verletzt ist, sind Menschen verärgert. Oft passiert dies in der Schule, wenn einige Schüler*innen schlechter bewertet werden als andere, die keine bessere Leistung erbracht haben (Niejahr, 2007). In diesen Bedeutungen bezieht sich der Begriff der Gerechtigkeit zumeist auf das soziale Handeln von Akteuren in einer konkreten Gemeinschaft. Die Vorstellungen und Bewertungen gerechten Handelns sind dabei an Raum und Zeit gebunden: In anderen Gesellschaften gilt ein anderes objektives Verständnis von Gerechtigkeit, in anderen Zeiten galt oder wird ein anderes subjektives Verständnis gelten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffserklärungen
- 2.1. Gerechtigkeit
- 2.2. Teleologische Ethik
- 2.3. Deontologische Ethik
- 3. Utilitarismus
- 3.1. Grundprinzipien des Utilitarismus
- 3.2. Jeremy Bentham
- 3.2.1. Prinzip der Nützlichkeit
- 3.2.2. Hedonistisches Kalkül
- 3.3. John Stuart Mill
- 3.4. Stellung der Gerechtigkeit im Utilitarismus
- 4. John Rawls
- 4.1. Prinzipien der Gerechtigkeit nach Rawls
- 4.2. Urzustand
- 4.3. Schleier des Nichtwissens
- 5. Rawls' Kritik am Utilitarismus
- 6. Fazit
- 7. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht John Rawls' Kritik am Utilitarismus. Sie verfolgt das Ziel, beide Theorien – den Utilitarismus und Rawls' Gerechtigkeitstheorie – vergleichend darzustellen und Rawls' Kritikpunkte am Utilitarismus herauszuarbeiten. Die Arbeit beleuchtet die philosophischen Grundlagen beider Ansätze und analysiert ihre jeweiligen Stärken und Schwächen im Hinblick auf das Verständnis von Gerechtigkeit.
- Der Utilitarismus und seine Prinzipien
- Rawls' Theorie der Gerechtigkeit
- Konzepte von Gerechtigkeit und Fairness
- Der Vergleich der beiden Theorien
- Rawls' Kritikpunkte am Utilitarismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Gerechtigkeit ein und erläutert die Alltagsrelevanz des Konzepts. Sie hebt die Diskrepanz zwischen kindlicher und erwachsener Gerechtigkeitsauffassung hervor und zeigt die Bedeutung von Gerechtigkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen auf. Die Arbeit wird als Vergleich zwischen dem Utilitarismus und Rawls' Gerechtigkeitstheorie positioniert, wobei Rawls' Theorie als Weiterentwicklung und Kritik am Utilitarismus dargestellt wird.
2. Begriffserklärungen: Dieses Kapitel klärt grundlegende Begriffe wie Gerechtigkeit, teleologische und deontologische Ethik. Es wird die Vielschichtigkeit des Gerechtigkeitskonzepts betont und auf die Schwierigkeiten bei der Definition hingewiesen. Die Unterscheidung zwischen teleologischer (zielorientierter) und deontologischer (pflichtorientierter) Ethik bildet die Grundlage für das Verständnis der unterschiedlichen Ansätze des Utilitarismus und Rawls' Theorie.
3. Utilitarismus: Dieses Kapitel beschreibt den Utilitarismus als teleologische Ethik, die auf dem Prinzip der Nutzenmaximierung basiert. Die Hauptvertreter Bentham und Mill werden vorgestellt, und die Grundprinzipien des Utilitarismus – Konsequenzprinzip, Utilitätsprinzip, hedonistisches Prinzip und universalistisches Prinzip – werden detailliert erläutert. Der Fokus liegt auf der Folgenorientierung des Utilitarismus und der Bewertung von Handlungen anhand ihres Beitrags zum Gesamtnutzen.
4. John Rawls: Dieses Kapitel stellt Rawls' Theorie der Gerechtigkeit vor. Es erläutert die Prinzipien der Gerechtigkeit nach Rawls, das Konzept des Urzustands und den Schleier des Nichtwissens. Der Fokus liegt auf der Idee einer fairen Verteilung von Ressourcen und Chancen unter den Bedingungen eines hypothetischen Urzustands, in dem die Beteiligten über ihre Position in der Gesellschaft nicht im Voraus Bescheid wissen.
5. Rawls' Kritik am Utilitarismus: Dieses Kapitel befasst sich mit den Kritikpunkten von Rawls am Utilitarismus. Hier wird die Argumentation von Rawls detailliert dargestellt, wie der Utilitarismus die Rechte und Freiheiten von Minderheiten vernachlässigen kann, um den Gesamtnutzen zu maximieren. Die Unterschiede im Fokus auf individuelle Rechte und den Gesamtnutzen werden ausführlich erläutert.
Schlüsselwörter
Gerechtigkeit, Utilitarismus, John Rawls, Teleologische Ethik, Deontologische Ethik, Nutzenmaximierung, Prinzipien der Gerechtigkeit, Urzustand, Schleier des Nichtwissens, Kritik, Fairness.
Häufig gestellte Fragen zu: John Rawls' Kritik am Utilitarismus
Was ist der Inhalt dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit vergleicht den Utilitarismus und John Rawls' Gerechtigkeitstheorie. Sie erläutert beide Theorien detailliert, arbeitet Rawls' Kritikpunkte am Utilitarismus heraus und analysiert die Stärken und Schwächen beider Ansätze im Hinblick auf das Verständnis von Gerechtigkeit. Die Arbeit enthält eine Einleitung, Begriffserklärungen, Kapitel zum Utilitarismus und Rawls' Theorie, eine Zusammenfassung der Kritikpunkte Rawls' und ein Fazit. Zusätzlich findet sich ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und ein Stichwortverzeichnis.
Welche Theorien werden verglichen?
Die Hausarbeit vergleicht den Utilitarismus (mit Bentham und Mill als Hauptvertretern) und die Gerechtigkeitstheorie von John Rawls. Der Fokus liegt auf den Unterschieden und Gemeinsamkeiten beider Theorien bezüglich des Gerechtigkeitsverständnisses.
Was sind die zentralen Begriffe der Arbeit?
Zentrale Begriffe sind Gerechtigkeit, Utilitarismus, teleologische Ethik, deontologische Ethik, Nutzenmaximierung, Prinzipien der Gerechtigkeit (Rawls), Urzustand (Rawls), Schleier des Nichtwissens (Rawls), und Fairness.
Was sind die Hauptpunkte des Utilitarismus?
Der Utilitarismus wird als teleologische Ethik beschrieben, die auf der Maximierung des Gesamtnutzens basiert. Wichtige Prinzipien sind das Konsequenzprinzip, das Utilitätsprinzip, das hedonistische Prinzip und das universalistische Prinzip. Bentham und Mill werden als Hauptvertreter vorgestellt, wobei Benthams hedonistisches Kalkül und Mills differenziertere Herangehensweise an Nutzen erläutert werden.
Was sind die Kernelemente von Rawls' Gerechtigkeitstheorie?
Rawls' Theorie basiert auf dem Gedankenexperiment des Urzustands und dem Schleier des Nichtwissens. Im Urzustand wählen rationale Akteure unter dem Schleier des Nichtwissens (ohne Wissen über ihre zukünftige soziale Position) Prinzipien der Gerechtigkeit. Diese Prinzipien sollen eine faire Verteilung von Ressourcen und Chancen gewährleisten.
Wie kritisiert Rawls den Utilitarismus?
Rawls kritisiert den Utilitarismus vor allem dafür, dass er die Rechte und Freiheiten von Minderheiten vernachlässigen kann, wenn dies die Maximierung des Gesamtnutzens erfordert. Der Utilitarismus konzentriert sich auf den Gesamtnutzen, während Rawls die Berücksichtigung individueller Rechte und Freiheiten betont.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Begriffserklärungen (Gerechtigkeit, teleologische und deontologische Ethik), Utilitarismus (Bentham, Mill), John Rawls (Prinzipien der Gerechtigkeit, Urzustand, Schleier des Nichtwissens), Rawls' Kritik am Utilitarismus, Fazit und Literaturverzeichnis.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Die Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich mit Fragen der politischen Philosophie, insbesondere mit Gerechtigkeitstheorien, auseinandersetzt. Sie eignet sich für Studierende der Philosophie, Politikwissenschaft oder verwandter Fächer.
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- Duygu Gökce (Author), 2020, John Rawls Theorie der Gerechtigkeit und seine Kritik am Utilitarismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1484352