Fürze, Fäkalien, Schweiß, Sekrete, Spucke, Ausscheidungsorgane ... vor diesen Dingen ekeln wir uns, und gleichzeitig sind es jene Substanzen und Körperzonen, für die wir uns besonders schämen. Auch wenn Scham und Ekel äußerst unangenehm sind, haben sie doch wichtige Funktionen: Sie schützen uns und sind wesentlich menschliche Gefühle, ohne die vernünftiges und moralisches Handeln unmöglich wären.
Menschen, die professionell mit Körpern arbeiten, machen es sich häufig zum Ziel, Scham- und Ekelgefühle loszuwerden. Dass dies unmöglich ist und auch sehr unvernünftig wäre, soll dieses Buch zeigen.
Auch wenn Scham und Ekel äußerst unangenehme Gefühle sind – sie haben eine wichtige Funktion: Sie zeigen uns Grenzbereiche an, die nicht überschritten werden dürfen, sie sind Schnittstellenphänomene: Scham zeigt die Schnittstelle zwischen „Vertraut“ und „Nicht-Vertraut“ zwischen „Ich“ und „Fremd“. Auch Ekel kann als Schnittstellenphänomen betrachtet werden: Substanzen, die sich in meinem Körper befinden, also zum Ich gehören, sind nicht Ekel erregend. Sobald sie den Körper verlassen haben, empfinden wir Ekel, weil sie nun zum „Anderen“ gehören. Ekel und Scham wirken auf uns wie Stopp-Schilder oder Wächter: Ekel schützt vor infektiösem Material, hindert uns aber auch daran, Intimzonen anderer Menschen zu berühren; damit werden die Grenzbereiche anderer Menschen geschützt. Scham hingegen schützt uns davor, unsere eigenen Intimbereiche zur Schau zu stellen, schützt uns vor Übergriffen und unsere Umwelt vor dem Ekel.
Weil Scham und Ekel sehr unangenehme Gefühle sind, ist in der Literatur meist das Negative an ihnen betrachtet und beschrieben worden. Vor allem in der psychoanalytischen Literatur gibt es die Tendenz, Schamphänomene primär als krankhaft zu werten, die positiven Schutzfunktionen werden dabei häufig übersehen. Diese Arbeit will besonders das Positive an den Emotionen Scham und Ekel hervorheben.
Inhaltsverzeichnis
- Entschuldigungen (statt Vorwort)
- Über Schwierigkeiten in der Rede und Analyse von Gefühlen
- Scham und Ekel
- Phänomenologische Betrachtungen
- Zur Entwicklung der Scham
- Gibt es Schamlosigkeit?
- Unbeschambarkeit
- Scham als wesentlich menschliches Gefühl
- Ekel und Scham
- Kann man Ekelgefühle verlernen?
- Phänomenologische Betrachtungen
- Totes, Sex und Leben
- Ekel und Medizin
- Gemischte Gefühle
- Fühlen; und gesund pflegen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die komplexen Gefühle Scham und Ekel. Das Hauptziel besteht darin, die Phänomenologie dieser Gefühle zu erforschen und deren Entwicklung, soziale Implikationen und Zusammenhänge mit anderen Emotionen und Bereichen wie Medizin und Moral zu beleuchten. Die Arbeit hinterfragt auch die Möglichkeit von Schamlosigkeit und die Rolle dieser Gefühle im menschlichen Dasein.
- Phänomenologie von Scham und Ekel
- Entwicklung von Scham und Ekel im Laufe des Lebens
- Schamlosigkeit und deren soziale Implikationen
- Der Zusammenhang von Scham und Ekel mit Moral und Medizin
- Die Rolle von Scham und Ekel im menschlichen Erleben
Zusammenfassung der Kapitel
Entschuldigungen (statt Vorwort): Der einleitende Abschnitt thematisiert die Schwierigkeiten, über Gefühle wie Scham und Ekel zu sprechen und sie wissenschaftlich zu analysieren. Die Sprache selbst wird als limitierendes Werkzeug erkannt, das die präzise Beschreibung der komplexen Gefühlswelt erschwert. Der Autor verweist auf die Grenzen wissenschaftlicher Sprache und die Notwendigkeit, auch dichterische Ausdrucksformen zu berücksichtigen, um den reichen Erfahrungshorizont dieser Emotionen zu erfassen.
Über Schwierigkeiten in der Rede und Analyse von Gefühlen: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den Herausforderungen, die die sprachliche und analytische Erfassung von Gefühlen, insbesondere Scham und Ekel, mit sich bringt. Es wird argumentiert, dass die Vagheit und Vielschichtigkeit dieser Emotionen eine eindeutige Definition und Beschreibung erschweren. Die subjektive Natur des Erlebens und die Abhängigkeit von individuellen Erfahrungen und kulturellen Kontexten werden hervorgehoben. Der Autor diskutiert die Grenzen wissenschaftlicher Ansätze und betont die Notwendigkeit, interdisziplinäre Perspektiven einzubeziehen, um ein umfassenderes Verständnis zu erlangen.
Scham und Ekel: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit Scham und Ekel, beginnend mit phänomenologischen Betrachtungen, die sich mit der Frage beschäftigen, wofür wir uns schämen und was Ekel auslöst. Es folgt eine Analyse der Entwicklung dieser Gefühle über die Lebensphasen, von der frühen Kindheit bis ins Alter, mit Fokus auf die Rolle sozialer Interaktion und kultureller Normen. Die Debatte um angeborene versus erlernte Komponenten von Scham und Ekel wird kritisch beleuchtet, ebenso wie die Konzepte von Schamlosigkeit und Unbeschambarkeit im Kontext von Krankheit und psychischen Störungen.
Ekel und Scham: Dieses Kapitel vertieft die Untersuchung von Ekel, indem es die Frage nach der Lernfähigkeit von Ekelgefühlen stellt und die phänomenologischen Aspekte dieses Gefühls detailliert analysiert. Es werden die verschiedenen Auslöser von Ekel untersucht, angefangen bei körperlichen Substanzen und deren Eigenschaften bis hin zu sozialen und kulturellen Kontexten. Die Beziehungen zwischen Ekel und anderen emotionalen und existenziellen Aspekten wie Tod, Sexualität und Medizin werden ausführlich dargestellt. Die Rolle des Ekels in medizinischen Kontexten wird ebenfalls beleuchtet, inklusive der Strategien von Medizinern zur Distanzierung von ekelerregenden Aspekten ihres Berufs.
Schlüsselwörter
Scham, Ekel, Phänomenologie, Entwicklung, Schamlosigkeit, Unbeschambarkeit, Moral, Medizin, Körperwahrnehmung, Soziale Interaktion, Kultur, Sprache.
Häufig gestellte Fragen zu: Eine Arbeit über Scham und Ekel
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die komplexen Gefühle Scham und Ekel. Der Schwerpunkt liegt auf der phänomenologischen Erforschung dieser Gefühle, ihrer Entwicklung, sozialen Implikationen und ihren Zusammenhängen mit anderen Emotionen sowie Bereichen wie Medizin und Moral. Die Arbeit befasst sich auch mit der Frage nach Schamlosigkeit und der Rolle dieser Gefühle im menschlichen Dasein.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Phänomenologie von Scham und Ekel, Entwicklung dieser Gefühle im Laufe des Lebens, Schamlosigkeit und deren soziale Implikationen, der Zusammenhang von Scham und Ekel mit Moral und Medizin, und die Rolle von Scham und Ekel im menschlichen Erleben. Sie analysiert auch die Schwierigkeiten, über diese Gefühle zu sprechen und sie wissenschaftlich zu analysieren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet Kapitel zu den Schwierigkeiten, über Scham und Ekel zu sprechen, eine eingehende Auseinandersetzung mit Scham und Ekel inklusive phänomenologischer Betrachtungen und Entwicklungsaspekten, sowie ein Kapitel, das den Ekel vertieft und dessen Zusammenhänge mit Tod, Sexualität und Medizin beleuchtet.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine phänomenologische Herangehensweise, um Scham und Ekel zu untersuchen. Sie betrachtet die subjektive Erfahrung dieser Gefühle und deren kulturelle Kontexte. Zusätzlich werden interdisziplinäre Perspektiven einbezogen, um ein umfassenderes Verständnis zu erlangen. Die Arbeit reflektiert auch die Grenzen wissenschaftlicher Sprache und berücksichtigt dichterische Ausdrucksformen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Scham, Ekel, Phänomenologie, Entwicklung, Schamlosigkeit, Unbeschambarkeit, Moral, Medizin, Körperwahrnehmung, Soziale Interaktion, Kultur, Sprache.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Hauptzielsetzung besteht darin, die Phänomenologie von Scham und Ekel zu erforschen und deren Entwicklung, soziale Implikationen und Zusammenhänge mit anderen Emotionen und Bereichen wie Medizin und Moral zu beleuchten. Die Arbeit hinterfragt auch die Möglichkeit von Schamlosigkeit und die Rolle dieser Gefühle im menschlichen Dasein.
Welche Herausforderungen werden in der Arbeit angesprochen?
Die Arbeit thematisiert die Schwierigkeiten der sprachlichen und analytischen Erfassung von Gefühlen wie Scham und Ekel. Die Vagheit und Vielschichtigkeit dieser Emotionen, ihre subjektive Natur und Abhängigkeit von individuellen Erfahrungen und kulturellen Kontexten werden hervorgehoben. Die Grenzen wissenschaftlicher Ansätze und die Notwendigkeit interdisziplinärer Perspektiven werden diskutiert.
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- Christine Pernlochner-Kügler (Author), 2003, Körperscham und Ekel. Wesentlich menschliche Gefühle und ihre Schutzfunktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148284