„Geselligkeit ist über die gesamte europäische Kulturgeschichte hinweg ein menschliches Grundbedürfnis gewesen.“ [...]
Berlin um 1800 war bestimmt von kulturellen und politischen Umbrüchen. Das Aufkommen einer Nationalliteratur und die napoleonische Besatzung prägten die Entwicklungen der Stadt nachhaltig. Diese unruhige Zeit ebnete den Weg für die Salons der Henriette Herz und Rahel Levin Varnhagen.
Die Londoner Kaffeehäuser kristallisierten sich bereits 100 Jahre zuvor ebenfalls im Zuge von politischen Umbrüchen, z.B. denen der Glorreichen Revolution 1688, heraus. Beide Erscheinungen werden in dieser Arbeit gegenübergestellt. Dazu wird die Technik des historischen Vergleichs herangezogen, wobei zuerst die Berliner Salons und im Anschluss daran die Londoner Kaffeehäuser genauer betrachtet werden. Die Berliner Salons werden dabei deutlich ausführlicher untersucht, da sich aus dieser Thematik vergleichsweise mehr Problemfelder ergeben werden, welche eine intensivere Auseinandersetzung erfordern.
Der dem Thema zugrundegelegte Zeitraum von 1780 bis 1830 bezieht sich in erster Linie auf die Berliner Salonkultur. Die Blütezeit der Londoner Kaffeehäuser ist ungefähr in der Zeit zwischen 1680 und 1729 anzusiedeln. Trotz der zeitlichen Diskrepanz soll hier der Versuch unternommen werden, die beiden kulturellen Phänomene miteinander zu vergleichen.[...]
In Kapitel VI werden dann die Erkenntnisse der Untersuchungen zu den Berliner Salons und den Londoner Kaffeehäusern in dem Versuch einer Synthese zusammengeführt.
Im Zentrum der Untersuchung der Salon- und Kaffeehauskultur stehen Fragen bezüglich der Bedingungsfaktoren der Entstehung der Institutionen, des aufkommenden literarischen und kulturellen Interesses des Besucher hinsichtlich eines gemeinsamen Austausches sowie der sozialen Zusammensetzung des Publikums. Die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden steht dabei im Mittelpunkt des Interesses.[...]
Weiterhin sollen beide Einrichtungen hinsichtlich ihrer Position zwischen Privatheit und Öffentlichkeit untersucht werden. So empfingen die Salonnièren ihre Besucher in ihren privaten Häusern, die Kaffeehausbesucher hingegen verließen diese zwecks des geselligen Austausches. [...]
Über alldem schwebt zusätzlich die Frage danach, inwiefern die beiden Thematiken überhaupt vergleichbar sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Quellenlage und Forschungsstand
- 1. Die Berliner Salons
- 2. Die Londoner Kaffeehäuser
- III. Der historische Vergleich
- IV. Die Berliner Salons
- 1. Das preußische Berlin zwischen 1780 und 1830
- 2. Geselligkeit – Eine theoretische Betrachtung
- 3. Vorläufer der Berliner Salons
- 3.1. Die französischen Salons
- 3.2. Gesellige Zusammenkünfte in Berlin als Vorformen
- 3.3. Die Auswirkungen der Berliner Aufklärung
- 4. Gesellschaftliche Außenseiter
- 4.1. Die Situation der jüdischen Bevölkerung in Berlin
- 4.2. Die Rechte und Pflichten der Frauen
- 4.3. Außenseiter in doppelter Hinsicht – Jüdinnen in Berlin
- 5. Die Berliner Salons
- 5.1. Eine begriffliche Annäherung
- 5.2. Definition und Merkmale
- 5.3. Das Salonpublikum
- 5.3.1. Die soziale Zusammensetzung
- 5.3.2. Die Interessen der Salonbesucher
- 5.3.3. Die habitués und ihre Funktion
- 5.4. Die Bildungsfunktion als zentrales Element
- 5.5. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Jüdischen Salonnièren
- 5.6. Die Salons der Henriette Herz und Rahel Levin Varnhagen
- 5.6.1. Der Doppelsalon Herz und der Tugendbund
- 5.6.2. Die Salons von Rahel Levin Varnhagen
- 5.6.2.1. Rahel Levins Salon bis 1806
- 5.6.2.2. Zwischen den Salons
- 5.6.2.3. Der Salon der Rahel Varnhagen
- V. Die Londoner Kaffeehäuser
- 1. London zu Beginn des 18. Jahrhunderts
- 2. Die Londoner Kaffeehäuser
- 2.1. Die Entwicklung der Kaffeehauskultur
- 2.2. Definition und Merkmale
- 2.3. Frauen im Kaffeehaus
- 2.4. Literarische Kaffeehäuser
- 2.4.1. Dryden und sein Zirkel in Will's Coffeehouse
- 2.4.2. Addison und Steele im Button's
- 2.5. Einfluss und Bedeutung der Kaffeehäuser
- 2.5.1. Die moralischen Wochenschriften
- 2.5.2. Bildungsfunktion
- 2.5.3. Fortschrittliche Konversation
- 3. Die Herausbildung einer literarischen Öffentlichkeit
- 4. Exkurs: Der Bluestocking Circle
- VI. Der Versuch einer Synthese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, Berliner Salons und Londoner Kaffeehäuser im Zeitraum von 1780 bis 1830 vergleichend zu untersuchen. Dabei stehen die sozialen, kulturellen und intellektuellen Funktionen dieser Institutionen im Mittelpunkt. Die Arbeit analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede und beleuchtet den Einfluss auf die jeweilige Gesellschaft.
- Der historische Vergleich von Berliner Salons und Londoner Kaffeehäusern
- Die Rolle der Salons und Kaffeehäuser in der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung
- Die Bedeutung von Geselligkeit und intellektuellem Austausch
- Die Position von Frauen und gesellschaftlichen Außenseitern in diesen Kontexten
- Die Bildungsfunktion beider Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz des Vergleichs von Berliner Salons und Londoner Kaffeehäusern heraus. Sie verweist auf die bis heute andauernden Spuren dieser Institutionen und skizziert den Aufbau der Arbeit.
II. Quellenlage und Forschungsstand: Dieses Kapitel beschreibt die verwendeten Quellen und den bisherigen Forschungsstand zu Berliner Salons und Londoner Kaffeehäusern. Es bietet einen Überblick über die verfügbare Literatur und deren Relevanz für die Arbeit.
III. Der historische Vergleich: Hier wird die Methodik des historischen Vergleichs erläutert und die theoretischen Grundlagen für die Gegenüberstellung der beiden Phänomene gelegt. Es werden die Kriterien und methodischen Ansätze definiert, die für den Vergleich verwendet werden.
IV. Die Berliner Salons: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Analyse der Berliner Salons. Es werden die sozio-politischen Bedingungen in Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der Begriff der Geselligkeit, die Vorläufer der Salons (französische Salons, Berliner Vorformen, Aufklärung), die Situation gesellschaftlicher Außenseiter (Juden, Frauen), die Definition und Merkmale von Salons, das Salonpublikum, die Bildungsfunktion und die gesellschaftliche Akzeptanz jüdischer Salonnières, sowie die Salons von Henriette Herz und Rahel Levin Varnhagen ausführlich behandelt. Die Kapitelteile verschmelzen zu einem umfassenden Bild der Berliner Salonkultur und ihren verschiedenen Aspekten.
V. Die Londoner Kaffeehäuser: Dieses Kapitel widmet sich den Londoner Kaffeehäusern und ihrer Entwicklung. Es beleuchtet die politische und soziale Situation Londons zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die Entwicklung der Kaffeehauskultur, die Definition und Merkmale der Kaffeehäuser, die Rolle der Frauen, literarische Kaffeehäuser (Dryden, Addison und Steele) und den Einfluss und die Bedeutung der Kaffeehäuser auf die kulturelle und intellektuelle Entwicklung. Der Fokus liegt auf der Herausbildung einer literarischen Öffentlichkeit und dem Bluestocking Circle.
Schlüsselwörter
Berliner Salons, Londoner Kaffeehäuser, Geselligkeit, Aufklärung, Romantik, historischer Vergleich, gesellschaftliche Außenseiter, Frauen, Juden, Henriette Herz, Rahel Varnhagen, Literatur, Bildung, öffentlicher Raum, Kultureller Austausch, literarische Öffentlichkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleichende Untersuchung Berliner Salons und Londoner Kaffeehäuser
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht vergleichend Berliner Salons und Londoner Kaffeehäuser im Zeitraum von 1780 bis 1830. Im Mittelpunkt stehen die sozialen, kulturellen und intellektuellen Funktionen dieser Institutionen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie ihr Einfluss auf die jeweilige Gesellschaft.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit analysiert den historischen Vergleich von Berliner Salons und Londoner Kaffeehäusern, ihre Rolle in der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung, die Bedeutung von Geselligkeit und intellektuellem Austausch, die Position von Frauen und gesellschaftlichen Außenseitern (wie Juden) und die Bildungsfunktion beider Institutionen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Quellenlage und Forschungsstand, Historischer Vergleich, Berliner Salons, Londoner Kaffeehäuser und Synthese. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der jeweiligen Institution und stellt Vergleiche an.
Wie werden die Berliner Salons behandelt?
Das Kapitel zu den Berliner Salons analysiert die sozio-politischen Bedingungen in Preußen, den Begriff der Geselligkeit, die Vorläufer der Salons (französische Salons, Berliner Vorformen, Aufklärung), die Situation gesellschaftlicher Außenseiter (Juden, Frauen), Definition und Merkmale von Salons, das Salonpublikum, die Bildungsfunktion, die gesellschaftliche Akzeptanz jüdischer Salonnières und detailliert die Salons von Henriette Herz und Rahel Levin Varnhagen.
Wie werden die Londoner Kaffeehäuser behandelt?
Das Kapitel zu den Londoner Kaffeehäusern beleuchtet die politische und soziale Situation Londons, die Entwicklung der Kaffeehauskultur, Definition und Merkmale der Kaffeehäuser, die Rolle der Frauen, literarische Kaffeehäuser (Dryden, Addison und Steele), den Einfluss und die Bedeutung der Kaffeehäuser auf die kulturelle und intellektuelle Entwicklung, die Herausbildung einer literarischen Öffentlichkeit und den Bluestocking Circle.
Welche Quellen wurden verwendet?
Das Kapitel "Quellenlage und Forschungsstand" beschreibt detailliert die verwendeten Quellen und den bisherigen Forschungsstand zu Berliner Salons und Londoner Kaffeehäusern. Es bietet einen Überblick über die verfügbare Literatur und deren Relevanz für die Arbeit.
Welche Methodik wird angewendet?
Das Kapitel "Historischer Vergleich" erläutert die Methodik des historischen Vergleichs und die theoretischen Grundlagen für die Gegenüberstellung der beiden Phänomene. Es definiert die Kriterien und methodischen Ansätze, die für den Vergleich verwendet werden.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Das Kapitel "Versuch einer Synthese" fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen aus dem Vergleich der Berliner Salons und Londoner Kaffeehäuser. Es synthetisiert die Erkenntnisse der vorherigen Kapitel.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Berliner Salons, Londoner Kaffeehäuser, Geselligkeit, Aufklärung, Romantik, historischer Vergleich, gesellschaftliche Außenseiter, Frauen, Juden, Henriette Herz, Rahel Varnhagen, Literatur, Bildung, öffentlicher Raum, Kultureller Austausch, literarische Öffentlichkeit.
Welches Ziel verfolgt die Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, Berliner Salons und Londoner Kaffeehäuser vergleichend zu untersuchen und deren soziale, kulturelle und intellektuelle Funktionen zu analysieren. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede beleuchtet und der Einfluss auf die jeweilige Gesellschaft untersucht.
- Quote paper
- Katrina Neuschulz (Author), 2008, Berliner Salons und Londoner Kaffeehäuser im Vergleich (1780-1830), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148065