„Ungehindert fließt der Kreis innerer Harmonien,
und eingehüllt in gefälligen Wahnsinn,
versinken wir und hören auf zu sein.“
(Johann Wolfgang von Goethe)
„Einen Zyklus schauerlicher Lieder will ich euch vorsingen…“
(Franz Schubert)
In der vorliegenden Arbeit will ich mich der besonderen Bedeutung des Traumes für die Komposition, sowie Konzeption der ‚Winterreise’ widmen. Dabei geht es mir insbesondere um das vielschichtige und eindrucksvolle Verhältnis des Wanderers zu seinen Träumen und dem Traum an sich. Dies möchte ich exemplarisch bzw. repräsentativ an den Liedern "Im Dorfe" und "Täuschung" veranschaulichen- zwei Liedern, den beiden gleichermaßen eine besondere Bedeutung für diese Thematik zukommt. Dabei werde ich eine detaillierte Ausdeutung des Traumbegriffs in dem Liederzyklus vornehmen. Im Zusammenhang mit dem Lied 'Im Dorfe' wird es mir vor allem um dessen Stellung und Einordnung in den Gesamtkontext des Liederzyklus gehen. Einer intensiven musikalischen Analyse und Interpretation werde ich das Lied "Täuschung" unterziehen. Anhand dieser beiden Lieder und der Untersuchungen derselben wird die Bedeutsamkeit dieser Thematik für den Liederzyklus "Winterreise" deutlich werden. Die Grundthese dieser Arbeit, für die ich argumentieren suche und die ich, so hoffe ich plausibel machen können werde, ist jene, dass sich an dem Verhältnis des Wanderers zum Traum und zur Wirklichkeit am Deutlichsten der tiefenpsychologische Gehalt der ‚Winterreise’ manifestiert.
Inhaltsverzeichnis
- Die Rolle des Traumes in „Die Winterreise“ von Wilhelm Müller
- Die mit dem Traum einhergehende Täuschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Traumes in Schuberts „Winterreise“, insbesondere das Verhältnis des Wanderers zu seinen Träumen und die Entwicklung dieses Verhältnisses im Laufe des Liederzyklus. Exemplarisch werden die Lieder „Im Dorfe“ und „Täuschung“ analysiert.
- Die Entwicklung des Traumbegriffs in der „Winterreise“
- Das Verhältnis von Traum und Realität im Erleben des Wanderers
- Die musikalische Umsetzung des Traumverlustes durch Schubert
- Die Symbolik des Lichtes und der Täuschung
- Die psychologische Tiefendimension der „Winterreise“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Rolle des Traumes in „Die Winterreise“ von Wilhelm Müller: Dieses Kapitel analysiert die anfänglich positive Konnotation des Traumes im Zyklus, beginnend mit dem respektvollen Umgang des Wanderers mit dem Schlaf seiner Geliebten in "Gute Nacht". Es verfolgt die Entwicklung des Traumbegriffs über Lieder wie "Der Lindenbaum", wo der Traum zunächst als angenehm und lebensbejahend dargestellt wird, bis hin zu "Frühlingstraum", in dem die Diskrepanz zwischen Traum und Realität deutlich wird. Der Traum verliert seine Unschuld und wird zu einer bedrohlichen Instanz, die die Realität widerspiegelt. Die zentrale These des Kapitels ist, dass die Beziehung des Wanderers zum Traum und zur Realität den tiefenpsychologischen Gehalt der „Winterreise“ offenbart.
Die mit dem Traum einhergehende Täuschung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Lieder „Im Dorfe“ und „Täuschung“, die den Höhepunkt der negativen Konnotation des Traumes markieren. In "Im Dorfe" erkennt der Wanderer die Unerfüllbarkeit seiner Träume und gibt jegliche Hoffnung auf. Schuberts Umordnung der Lieder "Frühlingstraum" und "Im Dorfe" wird als bewusste Hervorhebung des Traumverlustes interpretiert. "Täuschung" wird als "Fremdkörper" in der "Winterreise" beschrieben, dessen Melodie aus Schuberts Oper "Alfonso und Estrella" stammt. Die Parallelen zur Oper verdeutlichen die fatale Täuschung, der der Wanderer erliegt. Das Kapitel untersucht die Symbolik des Lichtes als Irrlicht und Täuschung, die die Verführung in eine irreale Traumwelt symbolisiert. Die Erkenntnis "Nur Täuschung ist für mich Gewinn!" markiert den Höhepunkt der Verzweiflung und Selbstaufgabe des Wanderers.
Schlüsselwörter
Winterreise, Franz Schubert, Wilhelm Müller, Traum, Realität, Täuschung, Irrlicht, Tiefenpsychologie, Liederzyklus, musikalische Analyse, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Selbsttäuschung.
Häufig gestellte Fragen zur Winterreise-Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Bedeutung des Traumes und der damit verbundenen Täuschung in Franz Schuberts „Winterreise“, basierend auf den Gedichten von Wilhelm Müller. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Verhältnisses des Wanderers zu seinen Träumen im Verlauf des Liederzyklus und der musikalischen Umsetzung dieser Entwicklung durch Schubert.
Welche Lieder werden exemplarisch untersucht?
Die Analyse konzentriert sich exemplarisch auf die Lieder „Im Dorfe“ und „Täuschung“, um den Höhepunkt der negativen Konnotation des Traumes und die damit verbundene Täuschung zu veranschaulichen. Weitere Lieder wie "Gute Nacht", "Der Lindenbaum" und "Frühlingstraum" werden herangezogen, um die Entwicklung des Traumbegriffs nachzuvollziehen.
Wie entwickelt sich der Traumbegriff in der „Winterreise“?
Der Traum wird anfänglich positiv konnotiert, entwickelt sich aber im Laufe des Zyklus zu einer bedrohlichen Instanz, die die Realität widerspiegelt und letztlich zur Hoffnungslosigkeit führt. Der Wanderer erkennt die Unerfüllbarkeit seiner Träume und erleidet eine fatale Selbsttäuschung.
Welche Rolle spielt die Musik Schuberts?
Schuberts Kompositionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Veranschaulichung des Traumverlustes und der Täuschung. Die musikalische Umsetzung unterstreicht die emotionale Entwicklung des Wanderers und die zunehmende Verzweiflung. Die Umordnung der Lieder "Frühlingstraum" und "Im Dorfe" wird als bewusste Hervorhebung des Traumverlustes interpretiert. Die Melodie von "Täuschung", entnommen aus Schuberts Oper "Alfonso und Estrella", verdeutlicht die Parallelen zur fatalen Täuschung in der "Winterreise".
Welche Symbole werden in der Analyse verwendet?
Die Analyse verwendet das Symbol des Lichtes als Irrlicht und Täuschung, welches die Verführung in eine irreale Traumwelt symbolisiert. Die zunehmende Dunkelheit und der Verlust des Lichtes repräsentieren den Verlust der Hoffnung und den Niedergang des Wanderers.
Welche psychologische Dimension wird betrachtet?
Die Arbeit untersucht die psychologische Tiefendimension der „Winterreise“, indem sie das Verhältnis von Traum und Realität im Erleben des Wanderers analysiert und die Entwicklung seiner Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nachzeichnet. Die Analyse beleuchtet die Selbsttäuschung des Wanderers und seinen Prozess der Selbstaufgabe.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Winterreise, Franz Schubert, Wilhelm Müller, Traum, Realität, Täuschung, Irrlicht, Tiefenpsychologie, Liederzyklus, musikalische Analyse, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Selbsttäuschung.
Welche Kapitel beinhaltet die Analyse?
Die Analyse umfasst zwei Hauptkapitel: "Die Rolle des Traumes in „Die Winterreise“ von Wilhelm Müller" und "Die mit dem Traum einhergehende Täuschung". Das erste Kapitel analysiert die Entwicklung des Traumbegriffs, während das zweite Kapitel sich auf die Lieder „Im Dorfe“ und „Täuschung“ konzentriert und die fatale Täuschung des Wanderers im Detail untersucht.
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- Nathaniel Mandal (Author), 2009, Ein Wintertraum. Das Verhältnis von Traum und Realität des Wanderers in Schuberts 'Winterreise', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147909