Der Postrukturalismus, ab 1960 in Frankreich entstanden, ist als „Revision der Grundbegriffe des Strukturalismus“ (Pias: 277) zu verstehen. Bis dato erbrachte geisteswissenschaftliche Konzepte wurden damit in Frage gestellt. Der Postrukturalismus analysiert theoretische Prinzipien mit semiotischer, diskursiver oder psychoanalytischer Methodik.
Ausgehend von dieser Strömung entwickelt sich in Frankreich eine Theorie- basierte Auseinandersetzung mit dem Dispositiv Kino, der sich Jean Louis Baudry, ein Vertreter der psychoanalytischen Filmwissenschaft, annimmt. Baudry geht in seiner Dispositiv- Definition von Foucault aus, einem Vertreter des Poststrukturalismus und dem Begründer der Diskursanalyse. Während Foucault das Dispositiv als eine Konstellation heterogener Elemente bezeichnet, definiert Baudry sein Mediendispositiv als die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Technik-, Produktions- und Rezeptionsbedingungen und den gesellschaftlichen Funktionen eines Mediums. Heterogene Elemente, wie technische Grundlagen und soziale Wirkungen werden also auch hier, wie bei Foucault, in einen Zusammenhang gestellt.
In Baudrys 1975 erschienen Werk „Das Dispositiv: Metapsychologische Betrachtungen des Realitätseindrucks“ (Baudry 1975) werden drei thematische Bezüge deutlich: Zum einen der Vergleich des kinematographischen Dispositivs mit Platons Höhlengleichnis, des Weiteren der Vergleich mit Sigmund Freuds Traumdeutung, zum dritten gibt der Text Bezüge zur analytischen Filmrezeption. Anhand dieses Aufsatzes soll nun im Rahmen meines Essays erörtert werden, inwiefern Baudrys Mediendispositiv- Theorien in einen Kontext zu dem modernen digitalen Zeitalter gestellt werden können. Lassen sich Bezüge herstellen zwischen Baudrys psychoanalytischer Filmwissenschaft und dem Zeitalter des Internet? Welche Parallelen ergeben sich zwischen Baudrys Dispositiv- Begriff und dem Stellenwert von Computern in unserer heutigen Zeit? Wie stehen sich aktuell die Technik-, Produktion- und Rezeptionsbedingungen der neuen Medien und die gesellschaftliche Funktion derselben gegenüber? Welche Auswirkungen hat unsere heutige Medienrezeption auf das Handeln in unserer Gesellschaft?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht Jean-Louis Baudrys Theorie des kinematographischen Dispositivs im Kontext des modernen digitalen Zeitalters. Ziel ist es, Parallelen zwischen Baudrys psychoanalytischer Filmwissenschaft und dem Internetzeitalter aufzuzeigen und die Relevanz seines Dispositiv-Begriffs für die heutige Medienlandschaft zu beleuchten.
- Baudry's kinematographisches Dispositiv und Platons Höhlengleichnis
- Der Einfluss des Dispositivs auf die Medienrezeption
- Parallelen zwischen Baudrys Theorie und dem Stellenwert von Computern im digitalen Zeitalter
- Die gesellschaftliche Funktion neuer Medien und deren Rezeptionsbedingungen
- Vergleich von Sprache und Bild im Kontext audiovisueller Medien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in den Poststrukturalismus und Baudrys Theorie des kinematographischen Dispositivs ein. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Bezügen zwischen Baudrys Theorie und dem modernen digitalen Zeitalter, insbesondere dem Internet, und skizziert die methodischen Ansätze des Essays. Die Einleitung verortet Baudrys Arbeit innerhalb der psychoanalytischen Filmwissenschaft und betont den Einfluss Foucaults auf seine Dispositiv-Definition, welche die Zusammenhänge zwischen technischen, produktions- und rezeptionsbezogenen Bedingungen und den gesellschaftlichen Funktionen eines Mediums untersucht. Der Essay kündigt die Analyse von Parallelen zwischen Baudrys Konzept und dem Stellenwert von Computern in der heutigen Zeit an.
2. Hauptteil: Der Hauptteil analysiert Baudrys Vergleich des kinematographischen Apparats mit Platons Höhlengleichnis und Freuds Traumdeutung. Er untersucht die Analogie zwischen der Höhle und dem Kino, betont die erzwungene Bewegungslosigkeit des Zuschauers und die Entrückung der Realität durch die mediale Darstellung. Die Analyse der technologischen Bedingungen des kinematographischen Apparats nach Baudry (Kinosaal, Leinwand, Projektionsraum) wird beleuchtet. Der Text erklärt die Erzeugung der Illusion nicht durch Nachahmung des Realen, sondern durch das Dispositiv selbst, wobei das Zusammenspiel von technischer Apparatur, rezeptivem Betrachten und psychoanalytischer Wirkung die psychische Macht des Kinos hervorbringt. Der Unterschied zwischen Platons unfreiwilligen und den freiwilligen Kinobesuchern wird hervorgehoben. Der Hauptteil integriert zudem Schells Ausführungen zur Medienästhetik, insbesondere den Vergleich von Sprache und Bild und die kritische Auseinandersetzung mit der Verbreitung von Computern und dem Ende des Gutenberg-Zeitalters. Die kritische Perspektive auf Computer als Vollendung der Entfremdung wird hier dargestellt.
Schlüsselwörter
Poststrukturalismus, Jean-Louis Baudry, kinematographisches Dispositiv, Platons Höhlengleichnis, psychoanalytische Filmwissenschaft, Medienrezeption, digitales Zeitalter, Internet, Computer, Medienästhetik, Foucault, Diskursanalyse.
Häufig gestellte Fragen zum Essay: Baudry's kinematographisches Dispositiv im digitalen Zeitalter
Was ist der zentrale Gegenstand dieses Essays?
Der Essay untersucht Jean-Louis Baudrys Theorie des kinematographischen Dispositivs und deren Relevanz für das moderne digitale Zeitalter. Es werden Parallelen zwischen Baudrys psychoanalytischer Filmwissenschaft und dem Internetzeitalter aufgezeigt.
Welche Zielsetzung verfolgt der Essay?
Ziel ist es, die Relevanz von Baudrys Dispositiv-Begriff für die heutige Medienlandschaft zu beleuchten und die Parallelen zwischen seiner Theorie und dem Stellenwert von Computern im digitalen Zeitalter aufzuzeigen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Der Essay behandelt Baudrys kinematographisches Dispositiv im Vergleich zu Platons Höhlengleichnis, den Einfluss des Dispositivs auf die Medienrezeption, Parallelen zwischen Baudrys Theorie und dem Stellenwert von Computern, die gesellschaftliche Funktion neuer Medien und deren Rezeptionsbedingungen sowie einen Vergleich von Sprache und Bild im Kontext audiovisueller Medien.
Wie ist der Essay strukturiert?
Der Essay besteht aus einer Einleitung und einem Hauptteil. Die Einleitung führt in den Poststrukturalismus und Baudrys Theorie ein und stellt die Forschungsfrage. Der Hauptteil analysiert Baudrys Theorie im Detail, vergleicht sie mit Platons Höhlengleichnis und integriert Ausführungen zur Medienästhetik, insbesondere zum Vergleich von Sprache und Bild und zur kritischen Auseinandersetzung mit Computern.
Welche Rolle spielt Platons Höhlengleichnis im Essay?
Baudry's Vergleich des kinematographischen Apparats mit Platons Höhlengleichnis ist zentral für die Analyse. Die Analogie zwischen Höhle und Kino, die erzwungene Bewegungslosigkeit des Zuschauers und die Entrückung der Realität durch die mediale Darstellung werden untersucht.
Welche Bedeutung hat Foucaults Einfluss auf Baudrys Theorie?
Foucaults Einfluss auf Baudrys Dispositiv-Definition wird betont. Diese Definition untersucht die Zusammenhänge zwischen technischen, produktions- und rezeptionsbezogenen Bedingungen und den gesellschaftlichen Funktionen eines Mediums.
Wie wird die Rolle von Computern im digitalen Zeitalter behandelt?
Der Essay analysiert den Stellenwert von Computern im digitalen Zeitalter im Kontext von Baudrys Theorie. Es wird eine kritische Perspektive auf Computer als mögliche Vollendung der Entfremdung dargestellt und mit Schells Ausführungen zur Medienästhetik verglichen.
Welche Schlüsselbegriffe sind für den Essay relevant?
Schlüsselbegriffe sind Poststrukturalismus, Jean-Louis Baudry, kinematographisches Dispositiv, Platons Höhlengleichnis, psychoanalytische Filmwissenschaft, Medienrezeption, digitales Zeitalter, Internet, Computer, Medienästhetik, Foucault, und Diskursanalyse.
Was ist die Kernaussage des Essays bezüglich der Medienrezeption?
Der Essay untersucht, wie das kinematographische Dispositiv (und im übertragenen Sinn auch digitale Medien) die Medienrezeption beeinflusst, indem es die Illusion von Realität erzeugt und die psychische Wirkung des Mediums analysiert. Die erzwungene Passivität des Zuschauers spielt dabei eine wichtige Rolle.
Wie wird der Vergleich von Sprache und Bild behandelt?
Der Essay integriert Schells Ausführungen zum Vergleich von Sprache und Bild im Kontext audiovisueller Medien, um die Besonderheiten der medialen Darstellung zu beleuchten.
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- Anja Menge (Author), 2009, Poststrukturalismus - Das kinematographische Dispositiv bei Jean Louis Baudry im Kontext des modernen digitalen Zeitalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147863