„Der Staat als Mäzen der Medien?“ und „Medienmanager Staat“ lauten zwei Buchtitel, die
sich mit den Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Hilfsmaßnahmen für die Medien beschäftigen
und die die Stichworte liefern, die diese Arbeit aufgreifen soll: wie hat sich das Verhältnis
des Staates zur Presse von ihren Anfängen bis heute gewandelt, wie greift der Staat durch
gezielte Maßnahmen in das Pressesystem ein und wie und durch welche geschichtlichen Hintergründe
werden diese Maßnahmen bestimmt? Diese Fragen sollen im Laufe dieser Arbeit
durch Untersuchung der staatlichen Vertriebspolitik beantwortet werden, um aufzuzeigen, wie
der Staat die Entwicklung der Presse vom neuen zum etablierten Medium gelenkt und begleitet
hat. Untersuchungsgrundlage bildet dabei die aus der Finanzwissenschaft abgeleitet Definition
von meritorischer und demeritorischer Pressepolitik, die im ersten Teil der Arbeit geleistet
wird. Anschließend werden die staatlichen Eingriffe in den Vertrieb unter meritorischen
und demeritorischen Kriterien im 18. und 19. Jahrhundert beleuchtet, ehe im dritten
Teil die Situation im 20. und 21. Jahrhundert dargestellt wird.
Der Schwerpunkt der Arbeit wird dabei auf der Untersuchung des Postvertriebs liegen, da
dieser historisch gewachsene Bereich des Pressevertriebs den zentralen Ansatzpunkt staatlicher
Intervention darstellt und die Zeitungsgeschichte eng mit der Geschichte der Post verknüpft
ist. Bis in die Neuzeit war und ist die Post „die entscheidende Distributionsinstanz für
die Zeitung“2 und bedarf demzufolge besonderer Beachtung. Regelungen zu anderen Vertriebsformen
werden deshalb nur kurz behandelt.
2 Faulstich (1998), S. 227.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlage: Medien als (de-)meritorische Güter
- Staatspolitik und Vertrieb im 18. und 19. Jahrhundert
- Staatspolitik und Vertrieb im Zeitalter des Absolutismus
- Eingriff des Staates über das Postdebit
- Die Zentralisierung des Postzeitungsvertriebs
- Staatspolitik und Vertrieb im Zeitalter des Konstitutionalismus
- Das Postdebit als Zensurmaßnahme
- Postzeitungszwang und Staatspolitik
- Staatliche Eingriffe in andere Vertriebsformen
- Staatspolitik und Vertrieb im Zeitalter des Absolutismus
- Pressevertrieb und Staat im 20. und 21. Jahrhundert
- Vertriebspolitik in der NS-Diktatur
- Der Postzeitungsdienst: vom Regal zur Dienstleistung
- Der Postzeitungsdienst als indirekte Presseförderung
- Rechtliche Grundlagen: staatliche Fördermaßnahmen im Rahmen von Art. 5 GG
- Öffentliche Meinungsbildung als meritorisches Gut
- Der Postzeitungsdienst als staatliche Subventionierung?
- Staatliche Regelungen zu anderen Vertriebsarten
- Zusammenfassung: Die Presse vom neuen zum etablierten Medium
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Staat und Presse in Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Im Zentrum steht die Frage, wie der Staat durch gezielte Maßnahmen in das Pressesystem eingreift und wie diese Maßnahmen durch historische Hintergründe beeinflusst wurden. Die Analyse erfolgt anhand der staatlichen Vertriebspolitik, um aufzuzeigen, wie der Staat die Entwicklung der Presse vom neuen zum etablierten Medium gelenkt und begleitet hat.
- Entwicklung des Verhältnisses zwischen Staat und Presse
- Staatliche Interventionen im Pressesystem
- Einfluss historischer Hintergründe auf staatliche Maßnahmen
- Staatliche Vertriebspolitik als Instrument der Presseentwicklung
- Meritorische und demeritorische Aspekte der Pressepolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Rolle des Staates in der Presseentwicklung. Sie definiert meritorische und demeritorische Pressepolitik als theoretischen Rahmen für die Analyse.
- Kapitel 2 untersucht den Begriff der (de-)meritorischen Güter und überträgt diese Definition auf Medienprodukte. Es zeigt auf, warum Medien in der heutigen Zeit als meritorische Güter betrachtet werden können.
- Kapitel 3 befasst sich mit den staatlichen Eingriffen in den Pressevertrieb im 18. und 19. Jahrhundert. Es beleuchtet die Rolle des Postdebits als Zensurmaßnahme und Instrument der staatlichen Einflussnahme.
- Kapitel 4 analysiert die Pressevertriebspolitik im 20. und 21. Jahrhundert, insbesondere den Postzeitungsdienst als Instrument der indirekten Presseförderung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Themenfeld der Medienpolitik, insbesondere mit der staatlichen Einflussnahme auf den Pressevertrieb in Deutschland. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Meritorische und demeritorische Güter, Pressepolitik, Staatsinterventionen, Postvertrieb, Medienentwicklung, Zeitungsgeschichte, staatliche Förderung und Zensur.
- Quote paper
- Marion Kaufmann (Author), 2002, Meritorische und demeritorische Pressepolitik im Wandel der Zeit. Staatliche Interventionen in den Vertrieb von Presseerzeugnissen in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14784