Die vorliegende Arbeit liefert eine literaturwissenschaftliche Analyse von Paul Bussons Roman „Die Wiedergeburt des Melchior Dronte“ aus dem Jahr 1921, welche zeigt, dass die Figur des Helden im Text als ein auserwähltes, elitäres Subjekt charakterisiert ist. Gleichzeitig deckt sie die unterschiedlichen Formen der Auserwähltheit des Helden auf. Diese äußern sich in spezifischen Merkmalen, durch welche sich die Heldenfigur von den übrigen Figuren der Diegese unterscheidet. Anschließend wird ein Ansatz zur Einordnung der „Wiedergeburt“ in den kulturellen Kontext ihrer Entstehungszeit präsentiert, welcher die Auserwähltheit des Helden als eine Kompensationsform von in der Entstehungskultur bestehenden Absenzen versteht. Die Arbeit orientiert sich an den umfangreichen Forschungsergebnissen Marianne Wünschs auf dem Gebiet der fantastischen Literatur der Frühen Moderne 1890-1930.
Der untersuchte Text weist einen recht komplexen Aufbau auf. Er verfolgt die Geschicke des Helden über zwei Inkarnationen hinweg. Den größten Teil des Romans machen die Memoiren Sennon Voraufs aus, eines um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebenden Mannes. Sie enthalten seine Erinnerungen an ein früheres, auf das 18 Jh. zu datierende Leben unter dem Namen Melchior Dronte sowie darüber hinaus eine Beschreibung seines gegenwärtigen Lebens bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. Diese Ausführungen Voraufs sind um Briefe und Berichte ihm nahestehender Personen ergänzt, die dessen Leben vor und während des Krieges aus ihrer Sicht dokumentieren. Der Aufbau der vorliegenden Untersuchung orientiert sich an der Zweiteilung Leben I und Leben II des Helden, was aus interpretatorischen Gründen sinnvoll erscheint.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Leben I - Melchior Dronte
- Formen der Auserwähltheit - Abweichungen vom Durchschnitt
- Besondere soziale Stellung
- Besonderheiten des Charakters
- Begegnung mit übernatürlichen Größen
- Besonderheit des Lebenswegs
- Höhere Erkenntnis
- Sinnhaftigkeit des Daseins, Nichtigkeit des Todes
- Das auserwählte Individuum und seine Selbsterlösung
- Formen der Auserwähltheit - Abweichungen vom Durchschnitt
- Leben II - Sennon Vorauf
- Formen der Auserwähltheit - Abweichungen vom Durchschnitt
- Formen der Durchschnittlichkeit
- Himmelfahrt vs. Mehr an Leben
- Zusammenfassung und Auswertung
- Auserwähltheitsphantasie als Kompensation der Realität - Einordnung in den kulturellen Hintergrund
- Versprechen an den Leser
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Paul Bussons Roman „Die Wiedergeburt des Melchior Dronte“ und analysiert die Figur des Helden als ein auserwähltes, elitäres Subjekt. Sie beleuchtet die verschiedenen Formen der Auserwähltheit und ihre Auswirkungen auf die Handlung. Darüber hinaus wird die Einordnung des Romans in den kulturellen Kontext seiner Entstehungszeit erörtert, wobei die Auserwähltheit als Kompensationsform für die Absenzen der damaligen Kultur betrachtet wird.
- Die Darstellung der Auserwähltheit des Helden in „Die Wiedergeburt des Melchior Dronte“
- Die verschiedenen Formen der Auserwähltheit und ihre Auswirkungen auf die Handlung
- Die Einordnung des Romans in den kulturellen Kontext seiner Entstehungszeit
- Die Auserwähltheit als Kompensationsform für die Absenzen der damaligen Kultur
- Die Verbindung von Fantastik und Realität in der Literatur der Frühen Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Die Wiedergeburt des Melchior Dronte“ und seine zentrale Figur, den Helden, vor. Sie erläutert das Ziel der Untersuchung und den gewählten Ansatz, der sich an den Arbeiten Marianne Wünschs zur fantastischen Literatur orientiert. Anschließend wird der Aufbau der Untersuchung vorgestellt, der sich an der Zweiteilung Leben I und Leben II des Helden orientiert.
Kapitel 2.1 widmet sich den Formen der Auserwähltheit im ersten Leben des Helden, Melchior Dronte. Es werden die besondere soziale Stellung Drontes, seine charakterlichen Besonderheiten, seine Begegnungen mit übernatürlichen Größen, die Besonderheit seines Lebenswegs und seine höhere Erkenntnis beleuchtet. Kapitel 2.2 behandelt die Sinnhaftigkeit des Daseins und die Nichtigkeit des Todes im Kontext des ersten Lebens, während Kapitel 2.3 die Selbsterlösung des auserwählten Individuums untersucht.
Kapitel 3.1 analysiert die Formen der Auserwähltheit im zweiten Leben des Helden, Sennon Vorauf. Im Gegensatz zu Kapitel 2.1 werden hier auch die Formen der Durchschnittlichkeit betrachtet. Kapitel 3.2 beleuchtet die Thematik der Himmelfahrt und die Frage nach „mehr Leben“ im Kontext des zweiten Lebens.
Kapitel 4 bietet eine Zusammenfassung der Untersuchung und eine Auswertung der Ergebnisse. Es wird die Auserwähltheitsphantasie als Kompensation der Realität im Kontext der damaligen Kultur eingeordnet und die Bedeutung der Auserwähltheit für den Leser des Romans erörtert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Auserwähltheit, der fantastischen Literatur, der Frühen Moderne, der Kompensation, der Selbsterlösung, der sozialen Ungleichheit, der Gewalt und der kulturellen Absenzen. Als wichtige Figuren werden Melchior Dronte und Sennon Vorauf sowie Marianne Wünsch als prominente Forscherin der fantastischen Literatur genannt.
- Quote paper
- Dominika Sobecki (Author), 2009, Formen und Merkmale der Auserwähltheit des Helden in Paul Bussons „Die Wiedergeburt des Melchior Dronte“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147795