Hill und Lynch (1983, zitiert nach Arnett 2004) stellten die Hypothese auf, dass geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen eher durch Sozialisation und traditionell geprägte Rollenvorstellungen verstärkt werden, als durch biologische Veränderungen, wie z.B. die Pubertät.
Sozialisation umfasst alle Prozesse, in denen das Normen- und Wertesystem, die Regeln und Erwartungen der Gesellschaft tradiert werden und von der jungen Gesellschaft eine gewisse Anpassung eingefordert wird. Sozialisation beginnt direkt mit der Geburt und bedingt somit von Anfang an geschlechtsspezifische Unterschiede.
Erwartungen, die mit der jeweiligen Geschlechterrolle verknüpft sind, werden während der Sozialisation erlernt und von Eltern, Peers und Schule verstärkt. So werden Töchter z.B. von den Eltern strenger überwacht und dürfen weniger als Jungen. Mädchen werden mit Aufgaben wie der Kinderbetreuung oder Tätigkeiten im Haus-halt beauftragt und Jungen mit Arbeiten außerhalb des Hauses. Dadurch erlernen die Jungen von Grund auf eine größere Unabhängigkeit und Freiheit, als die Mädchen. Generell ist es so, dass sich Mädchen viel stärker an der Mutter orientieren und eine intensive Mutter-Kind-Bindung aufbauen, die von Liebe und Wärme geprägt ist und Jungen eher am arbeitenden und abwesendem Vater.
Hill und Lynch (1983, zitiert nach Arnett, 2004) sind der Meinung, dass die Adoleszenz die wichtigste Zeit für die geschlechtsspezifische Sozialisation darstellt, weil dabei eine besondere Anpassung an die Geschlechterrolle stattfinden muss. Hill und Lynch (1983, zit. nach Arnett, 2004) betonen, dass sich die Anpassung bei Mädchen viel ausgeprägter zeigt. So achten Mädchen viel stärker auf ihr äußeres Erscheinungsbild und legen größeren Wert auf intime Freundschaften als Jungen.
Nach Angaben des National Opinion Research Centers (NORC, 1994, zitiert nach Arnett, 2004) haben die Vorstellungen und Erwartungen an die geschlechtertypi-schen Rollen unter den Amerikanern in den Jahren von 1972 – 1994 nachgelassen. So fanden 1994 nur noch ein Viertel der amerikanischen Population, dass die Männer arbeiten und die Macht haben, Frauen hingegen den Haushalt und die Kindererziehung übernehmen sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Studie von Sneed et al. (2007): Family Contact, Financial Instrumentality und Romance Instrumentality
- Theoretischer Hintergrund der Studie
- Ergebnisse der Studie
- Geschlecht und Medien
- Studie von Sharp et al. (2007): Selbstdefinierende Aktivitäten und Identitätserfahrungen
- Theoretischer Hintergrund der Studie
- Konzepte und Begriffe der Studie
- Ergebnisse der Studie
- Geschlechtsstereotype
- Studie von Padilla-Walker et al. (2008): Positive Orientations during Emerging Adulthood
- Theoretischer Hintergrund der Studie
- Durchführung
- Ergebnisse der Studie
- Ausblick / weitere Fragestellungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von geschlechtsspezifischen Unterschieden auf die Entwicklung von jungen Erwachsenen. Die Arbeit untersucht, wie sich die Sozialisation und die Erwartungen an die Geschlechterrollen auf die Entwicklung von Autonomie, Selbstbild und Verhalten auswirken. Dabei werden verschiedene Studien betrachtet, die sich mit den Themen Family Contact, Financial Instrumentality, Romance Instrumentality, Medienkonsum und Geschlechtsstereotypen befassen.
- Die Auswirkungen der Sozialisation auf die geschlechtsspezifische Entwicklung
- Die Rolle von Family Contact in der Entwicklung von Autonomie
- Die Bedeutung von Instrumentality in der Emerging Adulthood
- Der Einfluss von Medien auf das Selbstbild von jungen Erwachsenen
- Die Herausforderungen von Geschlechtsstereotypen in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Hypothese von Hill und Lynch (1983) vor, die besagt, dass geschlechtsspezifische Unterschiede eher durch Sozialisation und traditionelle Rollenvorstellungen verstärkt werden, als durch biologische Veränderungen. Es wird die Bedeutung der Sozialisation für die Entwicklung von geschlechtsspezifischen Erwartungen und Verhaltensweisen hervorgehoben.
Das zweite Kapitel behandelt die Studie von Sneed et al. (2006), die den Einfluss von Family Contact auf die Entwicklung von Financial und Romance Instrumentality bei jungen Erwachsenen untersucht. Der theoretische Hintergrund der Studie wird beleuchtet, und die Ergebnisse zeigen, dass Family Contact bei beiden Geschlechtern während der Emerging Adulthood abnimmt, jedoch bei Männern stärker. Die Studie stellt außerdem fest, dass die Financial und Romance Instrumentality bei beiden Geschlechtern über die Emerging Adulthood zunehmen, jedoch Männer tendenziell höhere Werte aufweisen.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Einfluss von Medien auf die Entwicklung von Geschlechtsstereotypen. Es wird die Bedeutung von Zeitschriften für die geschlechtsspezifische Sozialisierung von jungen Mädchen in den USA hervorgehoben. Der hohe Anteil von Mode und Schönheitsidealen in Jugendzeitschriften wird kritisiert, da er negative Auswirkungen auf das Selbstbild der Leserinnen haben kann.
Das vierte Kapitel präsentiert die Studie von Sharp et al. (2007) über selbstdefinierende Aktivitäten und Identitätserfahrungen. Der theoretische Hintergrund der Studie wird erläutert, und die Konzepte und Begriffe der Studie werden vorgestellt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie sich selbstdefinierende Aktivitäten auf die Entwicklung von Identität und Selbstbild auswirken.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der geschlechtsspezifischen Entwicklung, Sozialisation, Autonomie, Instrumentality, Emerging Adulthood, Family Contact, Medienkonsum, Geschlechtsstereotype und Identitätsentwicklung. Die Arbeit untersucht den Einfluss von traditionellen Rollenvorstellungen und Sozialisationsprozessen auf die Entwicklung von jungen Erwachsenen und analysiert die Rolle von Medien und Family Contact in diesem Zusammenhang.
- Quote paper
- Michael Bezold (Author), 2010, Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Phase der Emerging Adulthood, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147722