Die Fernsehserie Twin Peaks ist vor allem durch ihren innovativen Genre-Mix aus Krimi und Thriller mit Soap Opera- und Horrorelementen bekannt. Die Erlebnisse und Beziehungen der Bewohner der Stadt nehmen einen großen Teil der Handlung ein. Jedoch bildet der rote Faden der Serie eine spannende Kriminalgeschichte. Ebenso erhielt die Fernsehserie Lost positive Kritiken aufgrund ihrer gut miteinander harmonierenden Mischung aus Abenteuer und Drama. Insbesondere basiert der Erfolg auf der spannenden Handlung und den komplexen Charaktere mit all ihren Geheimnissen und Problemen. Jedoch soll der Fokus in dieser Arbeit auf das Mysteriöse in den beiden Serien gelegt werden.
Twilight Zone war 1959 die erste Serie, welche auf übernatürlichen Mysterien basierte. Darauf folgende Serien in diesem Format wie zum Beispiel Outer Limits, welche 1963 anlief, waren jedoch nicht sehr erfolgreich. Erst die Serie Twin Peaks, welche 1990 bis 1992 ausgestrahlt wurde, konnte große Erfolge feiern und ebnete mit ihren besonderen Mysterien den Weg für populäre Phänomene wie Akte X, worin fast alle Kriminalfälle etwas mit einem übernatürlichen Ereignis zu tun haben. Des Weiteren zeigt die Serie, dass auch Mystery mit anderen Genres gut zusammenspielen kann und nicht den Hauptteil einer Geschichte ausmachen muss. Denn in Twin Peaks sind die übernatürlichen Ereignisse nur nebensächliche narrative Bausteine. Ebenso unterscheiden sich in Lost die Geheimnisse zu Serien wie Akte X und beeinflussen die narrativen Strukturen in ihrer eigenen Art und Weise.
Ausgehend von der eben geschilderten Basis sollen nun in dieser Arbeit die Mystery-Elemente und deren Besonderheiten von Twin Peaks und Lost analysiert und charakterisiert werden. Inwiefern unterscheiden sich diese in den beiden Serien beziehungsweise wie haben sich diese in Lost im Gegensatz zu Twin Peaks weiterentwickelt? Welchen Einfluss haben diese auf die narrative Struktur und das Spannungserleben der Serien? Inwiefern beeinflussen sie das Serienformat und binden den Rezipienten an die Serie? Damit in Zusammenhang soll Mystery und inwiefern sich dessen Besonderheiten in Serien äußern beschrieben werden. Außerdem soll aufgezeigt werden warum dieses Phänomen so faszinierend für den Zuschauer ist, Spannungserleben generiert und inwiefern es mit verschiedenen Genres harmonieren kann. Dies soll durch die narrative Analyse der Serien Twin Peaks und Lost im Zusammenhang mit deren Mystery-Elementen anhand von Beispielen verdeutlich werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was heißt Mystery? – Definitionsversuch, Faszinationskraft, Zusammenspiel mit Genres
3. Analyse der narrative Strukturen in Twin Peaks und Lost in Zusammenhang mit deren Mystery-Elementen
3.1 Open und closed text
3.2 Setting
3. 4 Story
3.4.1 Auflösung von Geheimnissen
3.4.2 Flashback und Flashforward
3.4.3 Cliffhanger und Spannungssteigerung
3.5 Charaktere
3.6 Symbole
4. Fazit
5. Referenzen
5.1 Literatur
5.2 Sonstige Quellen
5.3 Andere Medien
1. Einleitung
Die Fernsehserie Twin Peaks ist vor allem durch ihren innovativen Genre-Mix aus Krimi und Thriller mit Soap Opera- und Horrorelementen bekannt. Die Erlebnisse und Beziehungen der Bewohner der Stadt nehmen einen großen Teil der Handlung ein. Jedoch bildet der rote Faden der Serie eine spannende Kriminalgeschichte. Das erste große Mysterium besteht darin, den Mörder von Laura Palmer zu identifizieren (Williams 2005: 38-48). Dieses Rätsel wird vom Zuschauer vorerst mit gängigen Ursachen assoziiert. Während der Handlung werden jedoch weitere Geheimnisse aufgeworfen, welche mit übernatürlichen Vorkommnissen in Verbindung stehen (Williams 2005: 39). Ebenso erhielt die Fernsehserie Lost positive Kritiken aufgrund ihrer gut miteinander harmonierenden Mischung aus Abenteuer und Drama. Insbesondere basiert der Erfolg auf der spannenden Handlung und den komplexen Charaktere mit all ihren Geheimnissen und Problemen (Kackman 2008). Jedoch soll der Fokus in dieser Arbeit auf das Mysteriöse in den beiden Serien gelegt werden.
Twilight Zone war 1959 die erste Serie, welche auf übernatürlichen Mysterien basierte. Darauf folgende Serien in diesem Format wie zum Beispiel Outer Limits, welche 1963 anlief, waren jedoch nicht sehr erfolgreich (Ruoff und Weis 2006). Erst die Serie Twin Peaks, welche 1990 bis 1992 ausgestrahlt wurde, konnte große Erfolge feiern und ebnete mit ihren besonderen Mysterien den Weg für populäre Phänomene wie Akte X, worin fast alle Kriminalfälle etwas mit einem übernatürlichen Ereignis zu tun haben. Des Weiteren zeigt die Serie, dass auch Mystery mit anderen Genres gut zusammenspielen kann und nicht den Hauptteil einer Geschichte ausmachen muss. Denn in Twin Peaks sind die übernatürlichen Ereignisse nur nebensächliche narrative Bausteine. Ebenso unterscheiden sich in Lost, welche 2004 in den USA anlief und bisher noch nicht abgeschlossen ist, die Geheimnisse zu Serien wie Akte X und beeinflussen die narrativen Strukturen in ihrer eigenen Art und Weise.
Ausgehend von der eben geschilderten Basis sollen nun in dieser Arbeit die Mystery-Elemente und deren Besonderheiten von Twin Peaks und Lost analysiert und charakterisiert werden. Inwiefern unterscheiden sich diese in den beiden Serien beziehungsweise wie haben sich diese in Lost im Gegensatz zu Twin Peaks weiterentwickelt? Welchen Einfluss haben diese auf die narrative Struktur und das Spannungserleben der Serien? Inwiefern beeinflussen sie das Serienformat und binden den Rezipienten an die Serie? Damit in Zusammenhang soll Mystery und inwiefern sich dessen Besonderheiten in Serien äußern beschrieben werden. Außerdem soll aufgezeigt werden warum dieses Phänomen so faszinierend für den Zuschauer ist, Spannungserleben generiert und inwiefern es mit verschiedenen Genres harmonieren kann. Dies soll durch die narrative Analyse der Serien Twin Peaks und Lost im Zusammenhang mit deren Mystery-Elementen anhand von Beispielen verdeutlich werden.
2. Was heißt Mystery? – Definitionsversuch, Faszinationskraft, Zusammenspiel mit Genres
Es existiert bisher keine allgemeine und akademisch gefestigte Definition über den Term Mystery. Die Interpretation des Begriffs liegt in der Ansicht des Betrachters und hängt vom Genre und Medium ab, mit welchem er auftritt. Der Ausdruck Mystery findet seinen Ursprung in Detektiv- und Kriminalgeschichten. In diesem bildet das Geheimnis ein krimineller Fall, welcher während der Story gelöst werden soll. Jedoch hat sich der Begriff über die Jahre gewandelt und wurde dem Genre und Medium entsprechend angepasst.
Nina Waldkirch beschreibt den Term als hybrides Genre. Mystery setzt sich somit aus einer Vielzahl von Gattungen zusammen: aus der Detektivgeschichte, dem Thriller und aus Fantasy. Außerdem können sich darin Horrorelemente finden. Des Weiteren versteht man unter Mystery die paranormale Verrätselung der Alltagswelt. Hierzu zählen beispielsweise unerklärliche Vorkommnisse, Magie und Spukähnliches oder paranormales Verhalten. Die Darstellung des Unheimlichen erfolgt in Mystery-Romanen und -Filmen jedoch weitaus zurückhaltender als in typischen Horrorfilmen (Waldkirch, 2007). Jedoch hat Waldkirch ihre Definition hauptsächlich auf Filme und Romane bezogen. Deshalb soll im nächsten Abschnitt speziell auf Mysterien in Serien eingegangen werden.
Serien können in serials und series unterteilt werden, wobei auch Mischformen auftreten können. Lost und Twin Peaks können in den meisten Aspekten dem Format eines serial zugeordnet werden. Dies heißt, dass sich Handlungsstränge und Beziehungen zwischen Charakteren über mehrere Episoden hinweg entwickeln und nicht in nur einer Folge abgeschlossen werden (Kozloff 1992: 90-91). Jason Mittel beschreibt Serien mit steigender Charaktertiefe, fortschreitender Handlung und episodischen Variationen, welche in einem Film so nicht möglich wären, auch als narrative complexity (Mittel 2006: 31). Durch diese Komplexität können die Geheimnisse größeres Ausmaß annehmen und Spannung kann über mehrere Folgen oder sogar Staffeln hinweg aufgebaut werden (Mittel 2006: 32-33).
Jedoch was ist an Mystery so faszinierend? Im Allgemeinen wird die Komplexität eines Textes nicht nur dadurch definiert, dass diese darin vorhanden ist, sondern auch, dass diese durch den Rezipienten generiert wird (Kackman 2008). Somit entsteht die Komplexität von Twin Peaks und Lost auch durch die Lösungsversuche der Rätsel von den Zuschauern. Die Ereignisse in einer Geschichte werden von dem Rezipienten aufgrund eines Codes seiner bereits gesammelten Erfahrungen verstanden (Fiske 1998: 143). In Twin Peaks und in Lost äußern sich die Mystery-Elemente zum einen durch eine Verletzung von Wirklichkeitsnähe und Konsistenz und zum anderen durch den Informationsmangel der Zuschauer. Dadurch erfolgt ein Inferenz-basierter erster Erklärungsversuch im Sinne einer Kausalattribution. In Zusammenhang mit Priming überlegt der Zuschauer, ob das mysteriöse Ereignis terrestrischen oder übernatürlichen Ursprung hat (Nisbet 2006). Das heißt der Rezipient wendet bei der Interpretation von Mysterien sein bereits erworbenes Wissen und seine Erfahrungen darüber an. Dabei können sich ursprüngliche paranormale Ereignisse auch später als terrestrische Phänomene entpuppen. Spannung entsteht beim Rezipienten hauptsächlich durch die Frage was stattfindet anstelle von was passieren wird. Durch die Aufklärung des Mysteriösen kann für den Rezipienten eine Überraschung oder auch Bestätigung erfolgen. Somit besteht ein Reiz von Mystery für den Zuschauer darin, Assoziationen anzustellen und zu versuchen, mit aktiver Beobachtung der Handlung die Mysterien zu entschlüsseln (Mittel 2006: 38). Dadurch wird dieser an die Serie gebunden und er sollte der Handlung folgen, damit er die Lösung der Geheimnisse erfährt und außerdem ob er mit seinen Vermutungen richtig gelegen hat.
Inwiefern interagieren die mysteriösen Ereignisse mit anderen Genres? Der Inhalt von Fernsehen ist ein Potenzial von Bedeutungen, welche mit verschiedenen Stufen von Aufmerksamkeit von verschiedenen Typen von Rezipienten angeschaut werden kann. Deshalb sind komplexe Serien wie Lost oder Twin Peaks beziehungsweise deren komplizierten Elemente nicht unbedingt für jeden Zuschauer geeignet, da es Problemlösungs- und Observationsfähigkeiten erfordert, um der gesamten Handlung zu folgen (Mittel 2006: 32). Um somit populär zu werden, sollte eine Sendung polysemisch und flexibel sein (Fiske 1998: 85). Auch Twin Peaks und Lost sind aufgrund ihres Genre-Mix für verschiedene Gruppen von Adressaten geeignet. Durch die Soap Opera- und Abenteuerelemente bieten sie allgemein verständliche Handlungen und der Zuschauer kann neben den komplexen Mysterien, welche viel Raum für Interpretation lassen und zum Nachdenken anregen, sich auch entspannen und sein Gehirn entlasten.
3. Analyse der narrative Strukturen in Twin Peaks und Lost in Zusammenhang mit deren Mystery-Elementen
Jede Geschichte entspricht in gewisser Hinsicht einer bestimmten Formel, aber die Art und Weise wie die narrativen Elemente kombiniert, kontrastiert oder kommentiert werden definiert die Komplexität einer Geschichte und macht sie interessant. Dabei ist Spannung einer der wichtigsten Faktoren, welcher eine gute Geschichte ausmacht (Kozloff 1992: 73-74). Mysteriöse Ereignisse sind ein interessantes Mittel, um die narrativen Elemente einer Geschichte aufzuwerten, deren Spannung zu steigern und sie komplexer zu gestalten.
Geheimnisse können innerhalb einer Folge, über mehrere Episoden oder sogar Staffeln hinweg auftreten. Dabei bilden beats die kleinste Einheit. Inhalte dieser Größenordnung können nur wenige Minuten dauern und das Ereignis von einer Szene sein (Newman 2006: 17). Jeder beat kann dabei eine neue Information beinhalten, ein Rätsel lösen und plötzlich eine spannende Wendung inszenieren (Newman 2006: 18). Diese sollten dabei so angeordnet sein, dass sie den Rezipienten möglichst nicht verwirren (Newman 2006: 19).
Den mittleren Level bilden Episoden. Dabei können im ersten Akt bestimmte Fragen aufgeworfen werden und am Ende der Episode geklärt werden. Jedoch kann die Episode auch mit einer ungeklärten Frage in Form eines Cliffhangers abschließen (Newman 2006: 20-21). Jedoch ist es bei komplexen Serien wie Lost und Twin Peaks wichtig, bestimmte Geheimnisse unbeantwortet zu lassen, damit der Rezipient die Serie weiter schaut, aber auch Mysterien zwischendurch geklärt werden, damit der Zuschauer befriedigt und nicht zu sehr verwirrt wird. Dabei können aber auch wieder neue Fragen aufgeworfen werden. Durch das Klären von Fragen, das Auftreten von neuen Mysterien oder durch Überraschungen wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers besonders aktiviert. Solche besonders starken beats werden auch als curtains bezeichnet (Newman 2006: 21).
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- Julian Wenzel (Author), 2010, Faszinationskraft des Geheimnisvollen – Narrative Analyse der mysteriösen Elemente in Twin Peaks und Lost, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147708
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