Seitdem sich Ökonomen mit dem Wachstum von Volkswirtschaften beschäftigen,
mussten sie feststellen, dass dieses Wachstum nicht gleichmäßig, sondern in Zyklen
verläuft. Einerseits gibt es Phasen in denen eine Wirtschaft boomt, d.h. ein
überdurchschnittliches Wachstum erreicht, und andererseits gibt es auch Phasen der
Rezession, in denen die Wirtschaft stagniert oder gar schrumpft.
Während man früher meistens davon ausging, dass die Konjunkturzyklen exogen
gegeben sind und keinen Einfluß auf den Wachstumstrend haben, so hat sich in
letzter Zeit die Theorie der realen Konjunkturzyklen durchgesetzt, die von einem
Einfluß der Zyklen auf den Wachstumspfad ausgeht. Wichtig ist hier der
Zusammenhang zwischen Konjunkturzyklus, Produktivität und Wachstum.
Beispielsweise passieren in einer Rezession Dinge, die die Produktivität und somit im
Nachhinein auch das Wachstum beeinflussen.
Hauptbestandteil meiner Hausarbeit ist die theoretische Darstellung und die
empirische Untersuchung des sogenannten Opportunitätskostenmodells des
Produktivitätswachstums. Dieses Modell besagt, dass die Unternehmen zwischen
der Produktion und den produktivitätsverbessernden Maßnahmen ( wie z.B.
Mitarbeiterschulungen) substituieren. Somit würden beispielsweise in einer
Rezession mehr produktivitätsverbessernde Maßnahmen stattfinden, da die
Opportunitätskosten ( die verlorengegangene Produktion) in Rezessionen niedriger
sind.
Bei der Vorstellung des Modells der Opportunitätskostentheorie im dritten Abschnitt
halte ich mich an den Text „Virtues of bad times“ von Phillipe Aghion und Gilles
Saint-Paul.
Die im vierten Abschnitt vorgestellten empirischen Ergebnisse basieren auf dem Text
„Productivity growth and the structure of business cycle“ von Gilles Saint-Paul.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Konjunkturzyklus und Produktivität
3. Das Opportunitätskostenmodell
3. Das Opportunitätskostenmodell
4. Das Schätzmodell
4.1. Probleme des Schätzmodells
4.2. Das Schätzmodell
4.2.1. Kurzfristiges Modell
4.2.2. Langfristige Modell
4.2.3. Einfluß der Varianz
4.3. Die ökonometrische Schätzmethode
5. Ergebnisse der Schätzungen
5.1. Test von Implikation 1 und 3
5.2. Test von Implikation 2 und 4
5.3. Test von Implikation 5
5.4. Die Variable R&D
6. Resumé und Kritikpunkte
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung :
Seitdem sich Ökonomen mit dem Wachstum von Volkswirtschaften beschäftigen, mussten sie feststellen, dass dieses Wachstum nicht gleichmäßig, sondern in Zyklen verläuft. Einerseits gibt es Phasen in denen eine Wirtschaft boomt, d.h. ein überdurchschnittliches Wachstum erreicht, und andererseits gibt es auch Phasen der Rezession, in denen die Wirtschaft stagniert oder gar schrumpft.
Während man früher meistens davon ausging, dass die Konjunkturzyklen exogen gegeben sind und keinen Einfluß auf den Wachstumstrend haben, so hat sich in letzter Zeit die Theorie der realen Konjunkturzyklen durchgesetzt, die von einem Einfluß der Zyklen auf den Wachstumspfad ausgeht. Wichtig ist hier der Zusammenhang zwischen Konjunkturzyklus, Produktivität und Wachstum. Beispielsweise passieren in einer Rezession Dinge, die die Produktivität und somit im Nachhinein auch das Wachstum beeinflussen.
Hauptbestandteil meiner Hausarbeit ist die theoretische Darstellung und die empirische Untersuchung des sogenannten Opportunitätskostenmodells des Produktivitätswachstums. Dieses Modell besagt, dass die Unternehmen zwischen der Produktion und den produktivitätsverbessernden Maßnahmen ( wie z.B. Mitarbeiterschulungen) substituieren. Somit würden beispielsweise in einer Rezession mehr produktivitätsverbessernde Maßnahmen stattfinden, da die Opportunitätskosten ( die verlorengegangene Produktion) in Rezessionen niedriger sind.
Bei der Vorstellung des Modells der Opportunitätskostentheorie im dritten Abschnitt halte ich mich an den Text „Virtues of bad times“ von Phillipe Aghion und Gilles Saint-Paul.
Die im vierten Abschnitt vorgestellten empirischen Ergebnisse basieren auf dem Text „Productivity growth and the structure of business cycle“ von Gilles Saint-Paul.
2. Konjunkturzyklen und Produktivität :
Wie oben bereits angesprochen ist erst durch die Theorie der realen Konjunkturzyklen die Idee aufgekommen, dass die Zyklen einen Einfluß auf den Wachstumstrend haben. Wie kann man sich diesen Einfluß vorstellen? Das langfristige Wachstum einer Volkswirtschaft wird größtenteils vom Produktivitätswachstum, ausgelöst durch technischen Fortschritt und Humankapitalwachstum, bestimmt. Nun verhalten sich die Unternehmen jedoch in einer Rezession anders als in einer Boomphase. Dieses je nach Zyklus unterschiedliche Verhalten bedingt dann unterschiedliche Wachstumsraten der Produktivität in naher Zukunft. So besagt zum Beispiel das Opportunitätskostenmodell, dass in einer Rezession mehr produktivitätsverbessernde Maßnahmen stattfinden als in einer Boomphase. Somit wäre laut dieser Theorie eine Rezession gut für das zukünftige Produktivitätswachstum. ( näheres dazu aber erst im nächsten Abschnitt )
Also wird schon in der Krise durch produktivitätsverbessernde Maßnahmen der Grundstein für den nächsten Aufschwung gelegt. Die Tatsache, dass die Unternehmen die Produktivität in der Krise verbessern kann jedoch mehrere Ursachen haben[1]:
1: „Lahme Enten Effekt“ – Die unproduktivsten Firmen werden in Rezessionen
schliessen müssen. Übrig bleiben nur die produktivsten Firmen.
2: „Disziplin Effekt“ – Die Wahrscheinlichkeit pleite zu gehen ist für die Firmen hoch.
Deshalb strengen sie sich besonders an.
3: „Externalitäten“ – Unqualifizierte Arbeiter werden als erstes entlassen. Deshalb
verbessern sich die durchschnittlichen Qualitäten der Übriggebliebenen.
4: „Opportunitätskosteneffekt“ – Produktivitätsverbessernde Aktivitäten sind währen
Rezession wichtiger, da zwischen diesen Aktivitäten und direkten Produktions-
Aktivitäten substituiert wird[2].
Diese Effekte gehen alle in die gleiche Richtung, da sie besagen, dass in einer Rezession Dinge geschehen, die das zukünftige Produktivitätswachstum positiv beeinflussen. Genauso könnte man sich jedoch Effekte vorstellen, die eher prozyklisch wirken. Zum Beispiel wird in einer Boomphase der Effekt des Learning-by-Doing wesentlich stärker zur Geltung kommen als in Rezessionen. So gesehen hätten also Boomphasen einen positiven Einfluß auf das Produktivitätswachstum.
Im folgenden werde ich allerdings nur auf das Opportunitätskostenmodell eingehen. Wichtig ist es jedoch, den Unterschied zwischen Ursache, Wirkung und Messbarkeit der produktivitätsverbessernden Maßnahmen zu verstehen. So ist die Rezession die Ursache dafür, dass produktivitätsverbessernde Maßnahmen im Vergleich zur Produktion lohnender werden. Die Wirkung dieser Maßnahmen, nämlich ein höheres Produktivitätswachstum kann jedoch erst im nächsten Aufschwung richtig erfasst werden. Denn, wenn wir den Output pro Mitarbeiter als Produktivität ansehen, dann wird die Produktivität in der Rezession sinken, da der Output entsprechend fällt. Die volle Wirkung der produktivitätsverbessernden Maßnahmen wird also erst im nächsten Aufschwung entfaltet, wenn der Output ansteigt, ohne dass im gleichen Maße neue Mitarbeiter eingestellt werden müssen.
So kann man zusammenfassend sagen, dass zwar eine prozyklische Produktivität gemessen wird, diese aber durch antizyklisch bedingte Effekte erreicht wird. Etwas plastischer ausgedrückt kann man sagen, dass die Saat eines höheren Produktivitätswachstums schon in der Rezession gelegt wird, die Ernte jedoch erst im Aufschwung eingefahren wird.
Schauen wir uns im folgenden Abschnitt nun das Opportunitätskostenmodell etwas genauer an.
3. Das Opportunitätskostenmodell:
3.1. Beschreibung des Opportunitätskostenmodells:
Wie oben bereits angesprochen, ist das Opportunitätskostenmodell ein Erklärungsansatz dafür, dass Unternehmen in Rezessionen ihre Produktivität verbessern. Das Modell besagt, dass produktivitätsverbessernde Maßnahmen von den Unternehmen größtenteils in Rezessionen durchgeführt werden, da sich zu diesem Zeitpunkt andersartige Investitionen nicht so lohnen, und somit die Opportunitätskosten niedriger sind.
Dieser einfach klingende Zusammenhang wird von Aghion und Saint-Paul in einem relativ detaillierten Modell dargestellt. Grundlage des Modells ist hierbei eine offene Volkswirtschaft mit perfektem Wettbewerb auf dem Gütermarkt und rationalem Verhalten aller Beteiligten[3].
Als erstes entwickeln die Autoren ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt. Die Nachfrageseite wird hierbei standardmäßig mit einer im Preis sinkenden Nachfragekurve modelliert. Interessanter ist die Modellierung der Angebotsseite. Es wird hierbei unterstellt, dass jedes Gut i von genau einem Monopolisten hergestellt wird. Der Output einer jeden Firma hängt nun lediglich vom technologischem Niveau der Firma ab. Je besser also das technologische Niveau der Firma ist, desto größer ist die angebotene Menge zu jedem Preisniveau. Die Rate des Produktivitätswachstums ist dabei als Entwicklung des technischen Niveaus in der Zeit gegeben[4].
Allerdings kann die Firma nur einen bestimmten Teil des technologisch möglichen Outputs auch anbieten. Ein bestimmter Teil an Ressourcen wird im Modell dazu verwendet die Produktivität der Folgeperioden zu verbessern. Dies geschieht beispielsweise durch Mitarbeiterschulungen oder durch eine Umorganisation der Arbeit. Die Angestellten, die sich weiterbilden, sind jedoch nicht in der Produktion einsetzbar. Man verzichtet also freiwillig auf einen Teil der Produktion, um das Produktivitätswachstum der nächsten Perioden zu generieren.
Übrig bleibt die Gütermarktgleichgewichtsbedingung[5] die besagt, dass die Nachfrage nach jedem einzelnen Gut gleich dem Nettoangebot ( Nettoangebot = totale Produktion – Ressourcen in produktivitätsverbessernden Maßnahmen) sein muss. Schon durch die Modellierung der Angebotsseite wird also die Grundlage des Opportunitätskostenmodelles klar. Je mehr Ressourcen in produktivitätsverbessernde Maßnahmen gesteckt werden, desto weniger kann zu diesem Zeitpunkt produziert ( und somit verdient ) werden.
Eine zweite wichtige Bedingung, die im Modell zum Gleichgewicht führt, ist die Gewinnmaximierung der Firmen. Im Modell maximiert die Firma ihren Marktwert, der von dem technologischen Produktionsniveau, dem aggregierten Preisniveaau, der Nachfrage und dem Zinssatz abhängt. Wichtig ist hier zu erkennen, wie der Gewinn der Firma vom technoligischen Niveau abhängt. Die Firma muss nämlich entscheiden, wie sich ihr technologisches Niveau in der Zukunft verändert, indem sie einen bestimmten Teil der Ressourcen von der Produktion in die produktivitätsverbessernden Maßnahmen umleitet. Das heisst, je höher das zukünftige technologische Niveau der Firma sein soll, bzw. je höher das gewählte Produktivitätswachstum, desto geringer ist der momentane Gewinn der Firma. Allerdings ist bei einem größeren Produktivitätswachstum auch der zukünftige Gewinn der Firma größer. Dies ist die Hauptidee des Opportunitätskostenmodells. Der zukünftige Gewinn ( beeinflusst durch das technologische Niveau in der Zukunft) wird gegen den heutigen Gewinn substituiert.
Daraus ergibt sich eine im Gewinnmaximum geltende Optimalitätsbedingung[6]: Der Betrag um den sich der heutige Gewinn verringert, wenn eine marginale Ressource mehr in die produktivitätsverbessernden Maßnahmen gesteckt wird, muss gleich dem Betrag sein um den sich der abdiskontierte zukünftige Gewinn durch das dann höhere technologische Niveau erhöht.
Eine dritte Bedingung, bevor wir den Steady-State formulieren können wird durch die Markteintritts- und Marktaustrittsbedingungen der Firmen hergeleitet. Die Bedingung legt die Gewinne der Unternehmen im Gleichgewicht fest: Der Gewinn der Firmen ist gleich der aggregierten Nachfrage geteilt durch die Anzahl der Firmen. Dies heisst natürlich, dass im Gleichgewicht der Gewinn aller Firmen gleich ist[7].
Schauen wir uns kurz zur Orientierung das Steady-State Gleichgewicht an. Wichtig ist hier der Steady-State Wert des Produktivitätswachstums, der im Gleichgewicht nicht von der aggregierten Nachfrage abhängt[8]. Dies liegt daran, dass das Modell so modelliert wurde, dass Nachfrageveränderungen langfristig über Firmeneintritt und Firmenaustritt bedient werden. Wichtig für das von den Firmen gewünschte Produktivitätswachstum ist lediglich das Zinsniveau. Dies ist ein auf den ersten Blick etwas überraschendes Resultat, sagt es doch aus, dass das Niveau der Nachfrage für das Produktivitätswachstum irrelevant ist. Die Frage ist nun, warum sollten Konjunkturzyklen, also Schwankungen des Nachfrageniveaus, einen Einfluss auf das Produktivitätswachstum haben, wenn dass Niveau selber keinen Einfluss hat. Dies wollen wir uns im folgenden etwas genauer angucken, indem wir Konjunkturzyklen in das Modell einführen.
Gehen wir jetzt davon aus, dass es zwei verschiedene Nachfrageniveaus gibt. Die Wirtschaft kann sich in einer Rezession ( =R) befinden oder sie befindet sich in einem Aufschwung ( =E). Hierbei geht man davon aus, dass das Nachfrageniveau in einer Rezession niedriger ist als im Aufschwung. Schauen wir uns die Optimalitätsbedingung für gewinnmaximierende Firmen für den jeweiligen Zyklus genauer an. Im Aufschwung gilt:
[...]
[1] G. Saint – Paul , Productivity Growth... S. 865
[2] G. Saint – Paul , Productivity Growth... S. 862
[3] Virtues of Bad Times; Seite 324
[4] Virtues of Bad Times ; Seite 324
[5] Virtues of Bad Times ; Seite 324, Formel (3) und (1)
[6] Virtues of Bad Times ; Seite 325 , Formel (6)
[7] Virtues of Bad Times ; Seite 327 , Formel (10b)
[8] Virtues of Bad Times ; Seite 329
- Arbeit zitieren
- Tobias Menz (Autor:in), 2003, Produktivität und Konjunkturzyklus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14748
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.