In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen in Russland die Werke der bedeutendsten russischen Schriftsteller, deren Namen die Weltliteratur bereichert haben und überall bekannt sind. Es war eine Situation im Land, die Tolstoj, Gončarov, Dostoevskij, Turgenev, Ostrovskij, Leskov und anderen nicht gleichgültig war und sie zum Schaffen großer Werke in verschiedenen Gattungen veranlagt hat. Und nicht nur Literatur, sondern auch Kunst und Wissenschaft haben einen Aufschwung erlebt. Deswegen ist es interessant die kulturellen Entwicklungen zu untersuchen.
Die vorliegende Arbeit soll Aufschluss darüber geben, welche kulturelle Entwicklungen in dieser Zeit stattgefunden haben, inwiefern sie das Werk von Ivan Sergejevič Turgenev beeinflusst haben und wie wurden sie vom Dichter interpretiert. Um diese Fragen beantworten zu können, wird zuerst einen Blick auf die Geschichte geworfen. Es werden Politik und Reformen vom russischen Zaren Alexander II. (1818-1881) vorgestellt, dank deren Russland zu einem progressiven Land geworden war. Danach werden die revolutionären Bewegungen und deren philosophische Begründungen (Nihilismus) angesprochen. Das folgende Kapitel stellt kurz dar, was die Künstler und die Wissenschaftler bewegt hat, um im nächsten Kapitel zur Ästhetik und Literaturkritik übergehen zu können. Und da den Kritikern in der russischen Literatur schon immer eine besondere Rolle zukam, werden die Ideen von Černyševskij, Dobroljubov und Pisarev, die die bekannten Gercen und Belinskij abgewechselt haben und etwas radikaler wirkten, kurz beleuchtet. Es wird auch auf die Zeitschrift Sovremennik eingegangen, in der viele Schriftsteller ihre Werke publizieren konnten und die sehr wichtig für die Entwicklung der realistischen Schule in Russland war. Die Vorstellung Turgenevs als Romanist wird gefolgt von der Analyse des Romans Otcy i deti, die im Mittelpunkt des zweiten Teils dieser Arbeit steht. Anschließend werden zwei frühere Werke (Rudin und Zapiski ochotnika) von Turgenev betrachtet, um zu zeigen, dass sein Schaffen von der Entwicklung der Gesellschaft, in der er lebte, abhing, und von den Ideen, die seine Generation bewegten, durchdrungen war.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der geschichtliche Raum
- 2.1. Alexander II. und die Aufhebung der Leibeigenschaft
- 2.2. Gestaltwandel durch Reformen
- 2.3. Revolutionäre Aktivität, Nihilismus und Terror
- 2.4. Asienpolitik, Imperialismus und Panslavismus
- 3. Kulturelles Leben
- 3.1. Modernisierungsschub in den beiden Hauptstädten
- 3.2. Aufschwung von Kunst und Wissenschaft
- 4. Ästhetik und Literaturkritik
- 4.1. Polarisierung in der Ästhetik: „reine“ vs. nützliche Kunst
- 4.2. Der Sovremennik
- 4.3. Radikale Kritiker
- 5. Das Zeitalter des realistischen Romans
- 6. Turgenev-Romanist
- 7. Otcy i deti (Väter und Söhne) - ein Gegenwartsroman
- 7.1. Bazarov als eine der Hauptfiguren des Romans Otcy i deti
- 7.1.1. Beziehung Bazarovs zu dem Adel und den Bauern
- 7.1.2. Die politischen Ansichten Bazarovs
- 7.1.3. Die wissenschaftlichen Auffassungen Bazarovs
- 7.1.4. Bazarovs Nihilismus
- 7.1.5. Bazarov und Odincova
- 7.1.6. Die seelische Krise Bazarovs
- 7.2. Andere handelnde Personen
- 7.2.1. Pavel Kirsanov
- 7.2.2. Nikolaj Kirsanov
- 7.2.3. Arkadij Kirsanov
- 7.3. Resümee
- 8. Andere Werke
- 8.1. Rudin
- 8.2. Zapiski ochotnika (Aufzeichnungen eines Jägers). Chor' i Kalinyč
- 9. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die kulturellen Entwicklungen in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und deren Einfluss auf das Werk von Ivan Sergejevič Turgenev. Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation der geschichtlichen und gesellschaftlichen Veränderungen durch den Dichter. Hierzu werden politische und soziale Reformen, revolutionäre Bewegungen, sowie Entwicklungen in Kunst und Literaturkritik betrachtet.
- Die Reformen unter Zar Alexander II. und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.
- Der Einfluss des Nihilismus und revolutionärer Bewegungen auf die Kultur.
- Die Entwicklung des realistischen Romans in Russland.
- Turgenevs literarisches Schaffen im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen.
- Die Analyse des Romans "Väter und Söhne" als Spiegelbild der Epoche.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der kulturellen Entwicklungen in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein und erläutert die Bedeutung der russischen Literatur dieser Zeit. Sie skizziert den Forschungsansatz, der die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen mit Turgenevs Werk in Verbindung setzt. Es wird die Methodik der Arbeit angekündigt, die von der historischen Betrachtung zur literarischen Analyse fortschreitet.
2. Der geschichtliche Raum: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die historischen Rahmenbedingungen. Es beleuchtet die Regierungszeit Alexanders II., die Aufhebung der Leibeigenschaft und die damit verbundenen sozialen und politischen Umwälzungen. Die weitreichenden Folgen der Reformen für die Gesellschaft und die Landbevölkerung werden umfassend beschrieben, ebenso wie die Reaktionen des Adels und die wirtschaftlichen Konsequenzen. Der Abschnitt zeigt die Komplexität des Prozesses und dessen weitreichenden Einfluss auf die nachfolgenden Kapitel.
7. Otcy i deti (Väter und Söhne) - ein Gegenwartsroman: Dieses Kapitel analysiert Turgenevs Roman "Väter und Söhne" und konzentriert sich auf die Hauptfigur Bazarov. Die Darstellung von Bazarovs nihilistischen Ansichten, seinen Beziehungen zum Adel und den Bauern, sowie seine wissenschaftlichen und politischen Überzeugungen wird detailliert untersucht. Zusätzlich werden die anderen wichtigen Figuren des Romans und deren Interaktionen eingehend beleuchtet, um den komplexen sozialen und ideellen Konflikt des Werkes zu verdeutlichen. Die Zusammenfassung fasst Bazarovs seelische Krise und deren Bedeutung für das Verständnis des Romans zusammen.
8. Andere Werke: Dieses Kapitel beleuchtet weitere Werke Turgenevs, "Rudin" und "Aufzeichnungen eines Jägers", um zu zeigen, wie sein Schaffen von den gesellschaftlichen Entwicklungen und den Ideen seiner Zeit geprägt war. Die Kapitel geben Einblick in die Entwicklung des Autors und seinen Umgang mit wichtigen Themen seiner Zeit. Die Zusammenfassung verdeutlicht den Zusammenhang zwischen seinen Werken und den zuvor analysierten historischen und sozialen Kontexten.
Schlüsselwörter
Russland, 19. Jahrhundert, Alexander II., Leibeigenschaft, Reformen, Nihilismus, Revolution, Realismus, Turgenev, Otcy i deti (Väter und Söhne), Literaturkritik, Sovremennik, Gesellschaftliche Entwicklungen, Kulturelle Modernisierung.
Häufig gestellte Fragen zu: Kulturelle Entwicklungen in Russland im 19. Jahrhundert und Ivan Sergejevič Turgenev
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die kulturellen Entwicklungen in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und deren Einfluss auf das Werk von Ivan Sergejevič Turgenev. Der Fokus liegt auf der Interpretation der geschichtlichen und gesellschaftlichen Veränderungen durch Turgenev, unter Berücksichtigung politischer und sozialer Reformen, revolutionärer Bewegungen sowie Entwicklungen in Kunst und Literaturkritik.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Reformen unter Zar Alexander II. und deren Auswirkungen, den Einfluss des Nihilismus und revolutionärer Bewegungen, die Entwicklung des realistischen Romans in Russland, Turgenevs literarisches Schaffen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und eine detaillierte Analyse seines Romans "Väter und Söhne" als Spiegelbild der Epoche.
Welche historischen Ereignisse werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die Regierungszeit Alexanders II., die Aufhebung der Leibeigenschaft, die damit verbundenen sozialen und politischen Umwälzungen, die Folgen der Reformen für die Gesellschaft und die Landbevölkerung, die Reaktionen des Adels und die wirtschaftlichen Konsequenzen. Auch revolutionäre Aktivitäten, Nihilismus und Terror sowie die Asienpolitik, der Imperialismus und der Panslavismus werden thematisiert.
Welche Rolle spielt der Nihilismus?
Der Nihilismus und die revolutionären Bewegungen werden als bedeutende Einflussfaktoren auf die Kultur und die literarischen Werke der Zeit behandelt. Die Arbeit untersucht, wie diese Ideologien in Turgenevs Werken reflektiert werden, insbesondere in "Väter und Söhne".
Wie wird der Roman "Väter und Söhne" analysiert?
Der Roman "Väter und Söhne" wird als Gegenwartsroman detailliert analysiert. Die Hauptfigur Bazarov, seine nihilistischen Ansichten, seine Beziehungen zum Adel und den Bauern, seine wissenschaftlichen und politischen Überzeugungen werden eingehend untersucht. Auch andere Figuren und deren Interaktionen werden beleuchtet, um den sozialen und ideellen Konflikt des Werkes zu verdeutlichen. Bazarovs seelische Krise und deren Bedeutung für das Verständnis des Romans werden ebenfalls behandelt.
Welche weiteren Werke Turgenevs werden betrachtet?
Neben "Väter und Söhne" werden auch weitere Werke Turgenevs, wie "Rudin" und "Aufzeichnungen eines Jägers", analysiert, um zu zeigen, wie sein Schaffen von den gesellschaftlichen Entwicklungen und den Ideen seiner Zeit geprägt war.
Welche Struktur hat die Arbeit?
Die Arbeit ist strukturiert in Kapitel, beginnend mit einer Einleitung, gefolgt von einem Kapitel über den historischen Kontext, Kapiteln zu Kultur und Literaturkritik, einer detaillierten Analyse von "Väter und Söhne", einer Betrachtung weiterer Werke Turgenevs und abschließend einer Zusammenfassung. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel erleichtern die Navigation.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Russland, 19. Jahrhundert, Alexander II., Leibeigenschaft, Reformen, Nihilismus, Revolution, Realismus, Turgenev, Otcy i deti (Väter und Söhne), Literaturkritik, Sovremennik, Gesellschaftliche Entwicklungen, Kulturelle Modernisierung.
- Quote paper
- Ada Gorskih (Author), 2009, Kulturelle Entwicklungen Russlands in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, dargestellt an literarischen Werken von Turgenev, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147437