Zwischen „Abtreibung ist Mord und muss verboten werden“ und „Abtreibung gehört als Grundrecht in die Verfassung“ - die Meinung innerhalb dieser Debatte reichen von zutiefst konservativ bis gänzlich liberal und könnten damit kaum weiter auseinanderliegen. Dabei ist die Diskussion über die moralische und infolgedessen auch die rechtliche Zulässigkeit von Abtreibung besonders deswegen von so grundlegender Bedeutung, da sie nicht nur die Rechte und Entscheidungen der Mutter betrifft, sondern auch die ethische Natur des Fötus und seine potenziellen Ansprüche auf Leben und Wohlergehen berührt. Aus diesem Grund ist die Abtreibungsdebatte ein zentraler sozialer, ethischer und politischer Brennpunkt, an dem sich die Stellung von Personen, die individuelle Autonomie und die mögliche Verantwortung der Gesellschaft sowie des Rechtstaates überschneiden. Inmitten dieser kontroversen Meinungslandschaft erhebt sich jene zentrale Frage, welche im Rahmen dieser Arbeit argumentativ erläutert werden soll: Welche Möglichkeiten der Legitimation besitzt Abtreibung in einem philosophischen Kontext? Dabei sollen theologische Argumente von der Betrachtung ausgeschlossen werden, da als Ausgangspunkt ein säkularer Staat vorausgesetzt wird. Im Rahmen dieser Frage muss sich ausführlich mit der Bedeutung von Personen und der gesonderten Stellung der Würde (des Menschen) auseinandergesetzt werden, wodurch die Seminarthematik nochmalig aufgegriffen und in ihren wichtigsten Grundzügen erläutert werden soll. Daraufhin findet eine Hinleitung zum Themenkomplex der Abtreibung statt, welcher sich nicht zuletzt mit der Würde potenzieller Personen und der Frage danach, ob der Fötus eine Person ist, beschäftigt und deswegen eine Relevanz für die Diskussion der Würde aufweist. Im Zuge dieser Überlegungen sollen sowohl die Würde der Mutter, die des Fötus sowie dessen potenzielle Würde betrachtet und abgewogen werden. Im Anschluss daran wird der Interessenkonflikt zwischen der Mutter und dem Fötus außerdem noch expliziert, so dass schließlich Schlussfolgerungen für die Rolle des Rechtstaates formuliert werden können. Letztendlich sollen die gewonnenen Erkenntnisse nochmals reflektiert werden, um eine konkrete Folge für die Handlung und Fundierung der Politik, welche wiederum zu Teilen das Recht bedingt, abzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Verhältnis von Person und Würde
- Die konservative Position
- Eine Abwägung von Würde
- Geiger-Analogie nach J. Thomson
- Die Würde der Mutter
- Die Würde des Fötus
- Die potenzielle Würde des Fötus
- Zum Verhältnis von Mutter und Fötus – Ein Interessenskonflikt
- Die Rolle des Rechtstaates
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der ethischen und rechtlichen Frage der Abtreibung und untersucht die Legitimationsmöglichkeiten dieser Praxis im philosophischen Kontext. Sie nimmt dabei einen säkularen Staat als Ausgangspunkt und betrachtet die zentrale Frage, inwiefern Abtreibung mit der Würde des Menschen in Einklang gebracht werden kann. Die Arbeit beleuchtet dabei die Bedeutung von Personen und Würde, die unterschiedlichen Perspektiven auf die moralische und rechtliche Bewertung von Abtreibung, insbesondere die konservative Position, und die Abwägung von verschiedenen Würde-Ansprüchen im Kontext der Schwangerschaft. Darüber hinaus werden der Interessenkonflikt zwischen Mutter und Fötus sowie die Rolle des Rechtstaates in dieser Debatte beleuchtet.
- Konstruktion eines Personenbegriffs und die Rolle der Würde
- Abtreibungsgegnerische Argumente und die konservative Position
- Abwägung von Würde-Ansprüchen der Mutter, des Fötus und dessen potenziellen Würde
- Der Interessenkonflikt zwischen Mutter und Fötus im Kontext der Abtreibungsdebatte
- Die Rolle des Rechtstaates und die Implikationen für die Politik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die kontroverse Abtreibungsdebatte ein und hebt die ethischen und rechtlichen Herausforderungen hervor, die sie mit sich bringt. Sie stellt die zentrale Frage der Arbeit dar: Welche Legitimationsmöglichkeiten besitzt Abtreibung in einem philosophischen Kontext?
- Zum Verhältnis von Person und Würde: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition einer Person und der Bedeutung von Würde im philosophischen Kontext. Es analysiert die Eigenschaften, die Personen von anderen Lebensformen abgrenzen, und beleuchtet die Rolle der moralischen Selbstbestimmung und der Unterscheidung zwischen Sittlichkeit und Trieb für die Gewährung von Würde.
- Die konservative Position: Dieses Kapitel präsentiert die Argumentationslinie der Abtreibungsgegner, die den Beginn des menschlichen Lebens mit der Befruchtung gleichsetzen und dem Fötus ein gleichwertiges Lebensrecht zusprechen wie einem bereits geborenen Menschen. Die zentrale Argumentationslinie wird anhand von Prämissen und Schlussfolgerungen dargestellt.
- Eine Abwägung von Würde: Dieser Abschnitt beleuchtet verschiedene Aspekte der Würde im Kontext der Abtreibungsdebatte. Er betrachtet die Würde der Mutter, die Würde des Fötus und die potenzielle Würde des Fötus. Diese verschiedenen Perspektiven werden anhand von Beispielen und Argumenten erörtert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Themen und Konzepte der Arbeit sind Person, Würde, Abtreibung, moralische Selbstbestimmung, Sittlichkeit, Trieb, konservative Position, Lebensrecht, Fötus, Interessenkonflikt, Mutter, Rechtstaat und Politik.
- Quote paper
- Carolina Suchanek (Author), 2024, Von Personen, Abtreibung und dem Staat. Eine philosophische Klärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1474198