Angriff ist die bewaffnete Aktion zur Durchführung des eigenen Willens und zur Niederwerfung dessen, der sich diesem Willen entgegenstellt, mittels Vernichtung der feindlichen Streitkräfte.
In mehrfacher Hinsicht erhebt auch die Heeresdienstvorschrift 100/100 Truppenführung von Landstreitkräften (TF) – wie ihre Vorgängerinnen – den Angriff prinzipiell über die übrigen Operationsarten. Dies beginnt mit der Festlegung, Angriffe gebe es in allen Operationsarten, während umgekehrt beim Angriff nur verteidigt oder verzögert werde, wenn die Truppe dazu gezwungen sei. Ein weiteres Charakteristikum ist die Tatsache, dass die Verzögerung keine Entscheidung sucht und die Verteidigung bestenfalls zur Entscheidung beiträgt, während der Angriff meist die Entscheidung herbeiführen soll.
Mit den Worten des späteren Generals Erich Marcks „bleibt nun dem Angriff nur die reinste Form angemessen; sein Kennzeichen ist es, die Entscheidung unverzüglich und ohne Rücksicht auf das Verhalten des Gegners zu suchen“. Entscheidendes Kriterium, das den Angriff gegenüber allen Operationsarten und Handlungen heraushebt, ist die Initiative: Das Gesetz des Handelns liegt beim Angreifer, Verteidigung und Verzögerung reagieren lediglich. In keiner Operationsart spielt der Bereich des Psychologischen eine vergleichbare Rolle. Dies galt auch im Zweiten Weltkrieg trotz der Entwicklung der Technik noch.
Zwei Beispiele mögen dies belegen: Die an den Flügelenden des Sturzkampfbombers („Stuka“) erstmals nach dem Polenfeldzug angebrachten Sirenen „schreien und dröhnen, und es klingt urweltlich und versetzt alle Menschen und lebende Kreatur in panischen Schrecken“. – Ein Kompanieführer des Infanterie-Regiments Großdeutschland berichtet für den 7. Januar 1942, seine fast aufgeriebene Kompanie habe sich in einem Dorf vor Moskau verschossen gehabt, woraufhin sie aus Verzweiflung zum letzten Mittel gegriffen und den Gegner ohne Munition mit lautem Hurra geworfen habe.
Inhaltsverzeichnis
- Angriff in der frühen Neuzeit
- Angriff im Zeitalter von König Friedrich II.
- Angriff zwischen Französischer Revolution und Freiheitskriegen
- Angriff im Zeitalter des Deutschen Bundes
- Angriff nach den Einigungskriegen
- Angriff im I. Weltkrieg
- Übergang zur Reichswehr – Ära Seeckt
- Die Evolution der Kraftfahrtruppe – Truppenführung 1933
- Guderian-führen von vorn
- Die Wende '42 – Vom Angriff zur Abwehr
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Entwicklung der operativen und taktischen Führungsvorstellungen im Angriff seit dem 18. Jahrhundert. Ziel ist es, die Veränderungen im Angriffskonzept im Kontext der jeweiligen Epochen und technologischen Entwicklungen zu analysieren.
- Entwicklung der Angriffsverfahren im Wandel der Zeit
- Einfluss von Technologie und Waffensystemen auf die Taktik
- Rolle der Disziplin, Moral und Führung im Angriff
- Bedeutung der Feuerkraft und des Bajonettkampfes
- Veränderungen des Angriffskonzeptes im Laufe des 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
- Angriff in der frühen Neuzeit: Dieses Kapitel beleuchtet die Angriffsverfahren in der Zeit vor der Französischen Revolution. Es werden die traditionellen Schlachtordnungen mit Schwerpunkt auf die Bedeutung der Feuerkraft und der Bajonettangriffe im 17. und 18. Jahrhundert dargestellt.
- Angriff im Zeitalter von König Friedrich II.: Das Kapitel fokussiert auf die Angriffstaktik Friedrichs des Großen und seine Reform des preußischen Heeres. Es werden die Bedeutung der Disziplin, des Zusammenhalts und der Moral im Angriff sowie die Kritik am rein defensiven Feuerkampf hervorgehoben.
- Angriff zwischen Französischer Revolution und Freiheitskriegen: Dieses Kapitel untersucht die Weiterentwicklung der Angriffsverfahren im Kontext der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen. Es werden die Veränderungen in der Taktik durch die Einführung neuer Waffensysteme und die Rolle der Schützentaktik beleuchtet.
- Angriff im Zeitalter des Deutschen Bundes: Das Kapitel beleuchtet die Angriffsdoktrin im Deutschen Bund im 19. Jahrhundert. Es werden die Weiterentwicklung der Feuerwaffen und die Bedeutung der strategischen Planung im Angriff berücksichtigt.
- Angriff nach den Einigungskriegen: Das Kapitel analysiert den Angriff im Kontext der Einigungskriege Deutschlands im späten 19. Jahrhundert. Es werden die neuen Technologien, wie die Einführung der Schnellfeuerwaffen, und die Bedeutung der Taktik im Angriff beleuchtet.
- Angriff im I. Weltkrieg: Das Kapitel thematisiert die Angriffsverfahren im Ersten Weltkrieg, die durch die Entwicklung der Feuerkraft und die Einführung neuer Waffensysteme geprägt waren. Es werden die Herausforderungen des Stellungskrieges und die hohe Zahl der Opfer im Angriffsprozess beleuchtet.
- Übergang zur Reichswehr – Ära Seeckt: Dieses Kapitel behandelt die Veränderungen in der Angriffsdoktrin der Reichswehr unter der Führung von General Seeckt. Es werden die Reformen im Rahmen der Versailler Verträge und die Auswirkungen auf die Angriffsstrategie erläutert.
- Die Evolution der Kraftfahrtruppe – Truppenführung 1933: Das Kapitel fokussiert auf die Entwicklung der Kraftfahrtruppe und die Auswirkungen auf die Angriffsdoktrin in der Zeit des Nationalsozialismus. Es werden die strategischen Vorteile der Mechanisierung im Angriff beleuchtet.
- Guderian-führen von vorn: Das Kapitel analysiert die Angriffsstrategien des deutschen Generals Heinz Guderian und die Blitzkriegtaktik im Zweiten Weltkrieg. Es werden die Schlüsselrollen der Panzer und der Luftstreitkräfte im Angriff beleuchtet.
- Die Wende '42 – Vom Angriff zur Abwehr: Das Kapitel befasst sich mit der Wende im Zweiten Weltkrieg, als die deutsche Wehrmacht zunehmend in die Defensive geriet. Es werden die Auswirkungen der alliierten Überlegenheit in der Feuerkraft und der strategischen Planung auf die Angriffsstrategie Deutschlands analysiert.
Schlüsselwörter
Angriffstaktik, Truppenführung, Feuerkraft, Bajonettkampf, Disziplin, Moral, Führung, Technologie, Waffensysteme, Lineartaktik, Schützentaktik, Blitzkrieg, Mechanisierung, strategische Planung, Verteidigung, Abwehr, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Deutsches Reich, Reichswehr, Bundeswehr.
- Quote paper
- Stefan Erminger (Author), 2010, Truppenführung im Angriff. Entwicklung der operativen und taktischen Führungsvorstellungen seit dem 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146744