Im Zuge der Globalisierung tauchten diverse Kontroversen auf über die tatsächlichen Auswirkungen einer sich ständig weiter ausdehnenden Internationalisierung, einer Vernetzung verschiedenster Kulturen und einem Zusammentreffen unterschiedlichster Menschen, die von teilweise gegensätzlichen Werten, Lebensumständen und Verhaltensweisen geprägt sind.
Das zunehmende Vermischen von Kulturen auf unterschiedlichsten Ebenen, sei es in der Geschäftswelt, im Tourismus oder im alltäglichen Leben, wirft Fragen nach dem Erhalt, der Zerstörung oder Bereicherung kultureller Identitäten auf. Welche Bedeutung haben die globalen Entwicklungen für die Ausprägung unserer Identitäten? Wird man in Zukunft von einer globalen Weltidentität, einer globalen Kultur reden? Welche Rolle spielen dabei das Festhalten an lokalen Identitäten und die Herausbildung ethnischer Kolonien?
In dieser Arbeit soll basierend auf diesen zentralen Fragen ein Bild über die Auswirkungen der Globalisierung und der damit verbundenen Möglichkeiten oder auch Einschränkungen aufgezeigt werden, die bedeutend für alle Kulturen sein können.
Einleitend soll dabei ein kurzer Abriss über die Prozesse der Globalisierung und Internationalisierung, sowie die Komplexität des Begriffes Kultur und die Bedeutung und Konstruktion von Identitäten stehen, um im Anschluss daran die Vor- und Nachteile der globalen Beziehungen der Kulturen im Zusammenhang mit den aktuellen Theorien der Homogenisierung, kulturellen Diversität und Glokalisierung analysieren zu können. Abschließend wird ein Einblick über das Phänomen der ethnischen Kolonien gegeben und deren Entwicklung, Gefahren und Nutzen ergründet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Globalisierung
3. Kultur
4. Kollektive und kulturelle Identität
5. Einfluss der Globalisierung auf die kulturelle Identität
5.1. Aktuelle Globalisierungstheorien
5.2. Ethnischen Kolonien
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
"Je mehr das gesellschaftliche Leben durch die globale Vermarktung von Stilen, Räumen, und Vorstellungen, durch internationale Reisen, global vernetzte Medienbilder und Kommunikationssysteme vermittelt wird, desto mehr lösen sich Identitäten von besonderen Zeiten, Orten, Vergangenheiten und Traditionen [...]"1
“[…] before the era of globalization, there existed local, autonomous, distinct and well- defined, robust and culturally sustaining connections between geographical place and cultural experience. These connections constituted one’s - and one’s community’s - ‘cultural identity’. […] Globalization, so the story goes, has swept like a flood tide through the world’s diverse cultures, destroying stable localities, displacing peoples, bringing a market-driven, ‘branded’ homogenization of cultural experience, thus obliterating the differences between locality-defined cultures which had constituted our identities.”2
Im Zuge der Globalisierung tauchten diverse Kontroversen auf über die tatsächlichen Auswirkungen einer sich ständig weiter ausdehnenden Internationalisierung, einer Vernetzung verschiedenster Kulturen und einem Zusammentreffen unterschiedlichster Menschen, die von teilweise gegensätzlichen Werten, Lebensumständen und Verhaltensweisen geprägt sind.
Das zunehmende Vermischen von Kulturen auf unterschiedlichsten Ebenen, sei es in der Geschäftswelt, im Tourismus oder im alltäglichen Leben, wirft Fragen nach dem Erhalt, der Zerstörung oder Bereicherung kultureller Identitäten auf. Welche Bedeutung haben die globalen Entwicklungen für die Ausprägung unserer Identitäten? Wird man in Zukunft von einer globalen Weltidentität, einer globalen Kultur reden? Welche Rolle spielen dabei das Festhalten an lokalen Identitäten und die Herausbildung ethnischer Kolonien?
In dieser Arbeit soll basierend auf diesen zentralen Fragen ein Bild über die Auswirkungen der Globalisierung und der damit verbundenen Möglichkeiten oder auch Einschränkungen aufgezeigt werden, die bedeutend für alle Kulturen sein können.
Einleitend soll dabei ein kurzer Abriss über die Prozesse der Globalisierung und Internationalisierung, sowie die Komplexität des Begriffes Kultur und die Bedeutung und Konstruktion von Identitäten stehen, um im Anschluss daran die Vor- und Nachteile der globalen Beziehungen der Kulturen im Zusammenhang mit den aktuellen Theorien der Homogenisierung, kulturellen Diversität und Glokalisierung analysieren zu können. Abschließend wird ein Einblick über das Phänomen der ethnischen Kolonien gegeben und deren Entwicklung, Gefahren und Nutzen ergründet.
2. Globalisierung
„McDonaldisierung“, „Global Players“, „Glokalisierung“ und „multikulturelle Gesellschaften“ sind nur einige Schlagwörter, die das Phänomen der Globalisierung beschreiben. Es ist ein Prozess, der geprägt ist durch eine internationale Vernetzung auf nahezu allen Ebenen, bei der die Grenzen von Raum und Zeit zunehmend an Bedeutung verlieren.
Aus ökonomischer Sicht betrachtet, bedeutet Globalisierung die Zunahme von internationalen Wirtschaftsbeziehungen und die Verflechtung von Märkten, die einen grenzüberschreitenden Austausch zwischen Produkten und Dienstleistungen ermöglichen. Eine wichtige Vorraussetzung hierfür ist der rasche technische Fortschritt vor allem in den Bereichen Verkehr und Telekommunikation. Schnelle und kostengünstige Personen- und Güterverbindungen durch ein ausgedehntes Transport- und Verkehrsnetzwerk spielen eine große Rolle bei der Vernetzung aller Regionen der Erde. Die weltweite Computervernetzung durch das Internet, aber auch die globale Telefon- und Faxverbindungen, ermöglichen ein Überschreiten beliebiger Distanzen und nationaler Grenzen und bilden die Grundlage für einen rasanten Datentransfer. Lokale Unternehmen produzieren verstärkt weltweit (Global Players) und etablieren sich als internationale Unternehmungen auf dem Weltmarkt. Sie nutzen die verschiedenen ökonomischen, politischen und sozialen Bedingungen in den unterschiedlichsten Ländern zu ihrem Vorteil und bedrohen somit häufig durch ihre Konkurrenz die Existenz kleinerer, nur auf nationaler Ebene agierender Unternehmen.3
Die Internationalisierung betrifft auch den Bereich der Vermarktungsstrukturen, welche nicht mehr regional begrenzt sind und somit die transnationale Verbreitung von Konsumgütern intensivieren und den Austausch kulturell verschiedener Güter begünstigen.4 Dieser durchaus positive Faktor bringt allerdings auch einige Probleme mit sich. Gerade bei der Vermarktung ihrer Produkte auf ausländischen Märkten müssen sich multinationale Unternehmen mit den Symbolsystemen anderer Kulturen auseinander setzen. Produktnamen, Werbestrategien, Designs oder Slogans können in unterschiedlichen kulturellen Kontexten nicht nur anders wirken, sonder auch falsch interpretiert werden. Deshalb ist es hier besonders wichtig, kulturellen Eigenheiten besondere Aufmerksamkeit zu verleihen.
Es ist aber nicht nur eine Intensivierung des Austausches dieser Güter zu beobachten, sondern auch eine Zunahme von standardisierten Produkten, so genannten „world products“, welche weltweit vertrieben werden. Als Folge hiervon kann eine weltweite Annäherung von Konsumpräferenzen und -verhalten beobachtet werden.5 Die Globalisierung umfasst neben diesen wirtschaftlichen Aspekten aber auch soziale und kulturelle Faktoren. Im Zusammenhang mit der ökonomischen Internationalisierung und der zunehmenden Mobilität der Menschen6 steht auch der Austausch von Kulturen. International tätige Geschäftsleute, aber auch Politiker und Wissenschaftler stehen im direkten Kontakt mit Menschen unterschiedlicher geographischer Herkunft. Kontroverse Diskussionen konferieren darüber, ob die Globalisierungsprozesse dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt zu zerstören oder dazu verhelfen, neue kulturelle Identitäten durch Vermischungen zu schaffen. Kritiker sprechen hierbei oft von einer so genannten McDonaldisierung bzw. Amerikanisierung. George Ritzer beschreibt dies als „the process by which the principles of the fast-food restaurant are coming to dominate more and more sectors of American society as well as the rest of the world.“7 Gemeint ist damit eine weltweit dominantere Verbreitung westlicher bzw. Amerikanischer Lebensstile und Wertevorstellungen. Dabei wird befürchtet, dass eine globale Homogenisierung zum Verlust kultureller Identitäten und lokaler Eigenheiten und Traditionen führt.
Das globale Phänomen der Verbreitung und Angleichung kultureller Symbole und Lebensformen umschreibt Bernd Wagner in seinem Aufsatz „Kulturelle Globalisierung: Weltkultur, Glokalisierung und Hybridisierung“ ganz passend: "Im niederbayrischen Dorf werden die gleichen "Seifenopern" gesehen wie in New York, Tokio, Bombay oder in den Favelas von Rio de Janeiro. 800 Mio. Barbiepuppen weltweit propagieren das Schönheits- und Familienideal der weißen us-amerikanischen Mittelschicht, und inzwischen stammeln in 120 Ländern die Teletubbies ihr "Winkewinke" (Frankfurter Rundschau, 2.8.2000). McDonalds gibt es nun nahezu überall auf der Welt wie auch überall Blue Jeans getragen werden, Coca Cola getrunken und Marlboro geraucht wird. Die universellen Bilder-, Kultur- und Konsumwelten verbinden unterschiedliche kulturelle Lebenswelten und lassen dadurch zunehmend eine gemeinsame Weltkultur entstehen."8
In Wagners Zitat kommt ein weiterer Faktor zur Geltung, welcher eine große Rolle bei den Globalisierungsprozessen spielt: die internationale Medienentwicklung. Sie begünstigt eine schnelle, umfangreiche und ausgedehnte Kommunikation und Informationsübertragung, die heutzutage nicht mehr wegzudenken sind. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die audiovisuellen Medien, da Printmedien eine Alphabetisierung des Lesers voraussetzen. Radio und Fernsehen sind vom Bildungsniveau der Nutzer unabhängig und dadurch einem viel größeren Personenkreis zugänglich.
Die folgenden Tabellen geben einen Einblick über die Entwicklung der Verteilung von Radio- und TV-Empfängern in ausgewählten Ländern9:
Überblick über TV-Empfänger:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist zu erkennen, dass die Verbreitung von Radio- und Fernsehempfängern in den letzten drei Jahrzehnten auf allen Teilen der Erde zugenommen hat. Allerdings ist ebenfalls festzustellen, dass die Verteilung sehr ungleichmäßig erfolgt und gerade die Entwicklungsländer benachteiligt sind.
Auf der anderen Seite wird aber auch von positiven Aspekten im Sinne einer kulturellen Bereicherung gesprochen. Die internationalen Verknüpfungen ermöglichen eine weltweite Verfügbarkeit von Elementen aller Kulturen und können zur Ausprägung neuer Kulturen, so genannter hybrider Kulturen, die durch Vermischungen und Kombinationen unterschiedlicher Kulturtraditionen entstehen, führen.10
[...]
1 Hall, Stuart: Rassismus und kulturelle Identität. Hamburg: Argument-Verlag, 2000, S. 212.
2 Tomlinson, John: Globalization and cultural identity, http://www.polity.co.uk/global/pdf/GTReader2e Tomlinson.pdf.
3 Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Informationen zur politischen Bildung - Globalisierung, Heft 280, Bonn, 2003, aus: http://www.bpb.de/publikationen/U1INL3,0,0,IZPB_Globalisierung.html
4 Harmsen, Andrea: Globalisierung und lokale Kultur, Hamburg: Lit, 1999.
5 Harmsen, Andrea: Globalisierung und lokale Kultur, S. 25.
6 Diese Mobilität der Menschen bezieht sich sowohl auf die Unternehmenswelt als auch auf den internationalen Tourismus und die Migrationsbewegungen. Fachkräfte arbeiten zunehmend an verschieden Standorten in unterschiedlichen Ländern und Kulturen; der technische und soziale
Fortschritt ermöglicht eine Ausweitung der Reisetätigkeit; und die Menschen, die aus politischen, ökonomischen und sozialen Gründen ihre Heimat verlassen, um eine besseres Leben zu führen, tragen stark zur kulturellen Globalisierung bei.
7 Ritzer, George: The McDonaldization of society : an investigation into the changing character of contemporary social life, Thousand Oaks: Pine Forge Press, 1993, S. 1.
8 Wagner, Bernd: Kulturelle Globalisierung: Weltkultur, Glokalität und Hybridisierung. S.11, in Bernd Wagner: Kulturelle Globalisierung: Zwischen Weltkultur und kultureller Fragmentierung, Essen: Klartext-Verlag, 2001.
9 Vgl. UNESCO Statistical Yearbook, 1999, http://www.uis.unesco.org/statsen/statistics/yearbook/ cult.htm.
10 Vgl. Kapitel 5.1.
- Quote paper
- Kathleen Polten (Author), 2006, Globalisierung und kulturelle Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146739
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