Kann eine Schöpfung ohne Schöpfungsakt existieren? Die Arbeit geht der Frage nach der Vereinbarkeit zwischen Philosophie und Religion am Beispiel des Konflikts zwischen al-Farabi, Avicenna und al-Ghazali im arabisch-islamischen Raum nach.
Rund um Bagdad, das damals die Metropole der Wissenschaften und Denker war, entwickelte sich so eine Gruppe an Gelehrten, die sich die altgriechischen Texte zunutze machten, sie studierten und daraus ihre eigenen Schlüsse zogen und weiterentwickelten. Zwei dieser Gelehrten, um die es in dieser Arbeit geht, waren al- Farabi und Avicenna. Al-Farabi entwickelte im Laufe seines wissenschaftlichen Lebens verschiedene philosophische Theorien. Die wohl bekannteste von ihnen ist sein Modell des Kosmos. Dieses Modell griff Avicenna ein paar Jahrzehnte nach al- Farabis Tod auf und ergänzte es an einigen Stellen nach seinen Ansichten. Das Modell beschreibt den Kosmos als stufenartiges Konstrukt, dessen ganze Existenz aus dem sog. ersten Prinzip entstand. Eines der Argumente von al-Farabi und Avicenna bestand darin, dass sie behaupteten, die Welt würde ewig existieren. Sie wurde, ihrer Ansicht nach, also nie geschaffen. Diese Behauptung rief natürlich die Religion inkl. ihrer Verfechter auf den Plan. Einer von ihnen war Abu Hamid al-Ghazali, der sein wissenschaftliches Leben irgendwo zwischen Religion und Philosophie verbrachte. Diese Behauptungen konnte er aber nicht akzeptieren und kritisierte Teile des Kosmosmodells nach al-Farabi und Avicenna.
Diesen Konflikt werde ich in dieser Arbeit vorstellen. Ich beginne mit der Darlegung des Modells nach al-Farabi und erkläre im Anschluss, an welchen Stellen Avicenna Verbesserungsbedarf sah. Daraufhin stelle ich die Kritik al-Ghazalis vor und widme mich der Frage, was primär Avicenna zu den Vorwürfen der Theologen sagte und wie er durchaus eine Möglichkeit sah, sein Modell mit einem Gott zu vereinbaren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein neues Konzept - das Kosmosmodell
- Al-Farabi und die Theorie des ersten Prinzips
- Die Weiterentwicklung des Modells durch Avicenna
- Die Antwort der Theologie - Abu Hamid al-Ghazali
- Der Diskurs um die Vereinbarkeit des Kosmosmodells und der Religion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet den Konflikt zwischen Philosophie und Religion anhand des Kosmosmodells von al-Farabi und Avicenna, das die ewige Existenz der Welt postuliert, und der Kritik von al-Ghazali, einem Vertreter der islamischen Theologie. Dabei werden die philosophischen Argumente für ein ewiges Universum dargestellt und die religiösen Einwände, insbesondere die Notwendigkeit eines Schöpfungsakts, analysiert.
- Das Kosmosmodell von al-Farabi und Avicenna
- Die Rolle des ersten Prinzips in der Philosophie al-Farabis
- Die Kritik von al-Ghazali an der Idee eines ewigen Kosmos
- Die Vereinbarkeit von Philosophie und Religion im arabisch-islamischen Raum
- Der Einfluss griechischer Philosophie auf die arabische Denktradition
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Problematik der Beziehung zwischen Philosophie und Religion im arabisch-islamischen Raum ein. Sie stellt die Schlüsselfiguren al-Farabi, Avicenna und al-Ghazali vor und skizziert den Konflikt zwischen dem Kosmosmodell der beiden Philosophen und der theologischen Kritik al-Ghazalis.
Ein neues Konzept - das Kosmosmodell
Al-Farabi und die Theorie des ersten Prinzips
Dieses Kapitel erläutert die philosophischen Ansätze von al-Farabi, insbesondere seine Theorie des ersten Prinzips. Es werden seine metaphysischen Konzepte und die Unterschiede zu Aristoteles dargestellt.
Die Weiterentwicklung des Modells durch Avicenna
Dieses Kapitel beleuchtet Avicennas Weiterentwicklung des Kosmosmodells von al-Farabi. Es wird auf seine Ergänzungen und Modifikationen des Modells eingegangen.
Schlüsselwörter
Arabisch-islamische Philosophie, Kosmosmodell, al-Farabi, Avicenna, al-Ghazali, erstes Prinzip, Schöpfung, Ewigkeit, Vereinbarkeit, Religion, Philosophie.
- Quote paper
- Till Kallenborn (Author), 2022, Kann eine Schöpfung ohne Schöpfungsakt existieren? Der Konflikt zwischen al-Farabi, Avicenna und al-Ghazali im arabisch-islamischen Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1467368