Immer wieder ist in Texten des Mittelalters das Narrativ der gestörten Mahrtenehe zu finden. Obwohl es sich im Kern um ein und dasselbe Narrativ handelt, wird es in jedem Text auf eine andere Weise ausgeführt. In Erzählungen über die gestörte Mahrtenehe spielt ein meist weibliches übernatürliches Wesen eine signifikante Rolle. Die weiblichen Wesen sollen in dieser Arbeit in den Fokus gerückt werden. Die Leitfragen lauten: Auf welche Weise wird die weibliche Figur dargestellt? Welche äußerlichen Merkmale kommen ihr zu, und welche charakterlichen Eigenschaften werden deutlich?
Insgesamt drei Erzählungen werden für diese Arbeit zentral: Das Lai Lanval von Marie de France, der Ritter von Staufenberg von Egenolf von Staufenberg sowie die jiddische Geschichte aus Worms. Es soll aufgezeigt werden, dass es eine Vielfalt an nichtmenschlichen Frauen in Mahrtenehenerzählungen des Mittelalters gibt. Insbesondere zwischen den beiden höfischen Texten und dem jiddischen Text sind deutliche Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten zu erkennen. Auf diese soll nach einem Blick auf die einzelnen Texte genauer eingegangen werden.
Bei der Definition des Narrativs im ersten Teil dieser Arbeit werde ich unter anderem auf die Ausführungen Panzers, Lexouteux', Schulz' und Lembkes eingehen. Hier gibt es verschiedene Ansätze und Überlegungen, die sich teils überschneiden, jedoch auch neue Sichtweisen ermöglichen. Eine vielfältige bereits bestehende Forschung lässt sich zudem zu den drei ausgewählten Texten finden. Eingegangen wird unter anderem auf die Ausführungen Fuchs-Jolies zu der Einordnung der Fee im Ritter von Staufenberg, jenen von Lembke zu der weiblichen Figur in der Geschichte aus Worms und denen von Mertens zur Fee und ihrer Absicht im Lanval. Die bestehenden Forschungspositionen zu den jeweiligen Texten werden in dieser Arbeit berücksichtigt und diskutiert.
Zentrale Ergebnisse des Vergleichs der drei Texte werden abschließend in einem Fazit wiedergegeben. In diesem wird der Fokus auf den Gemeinsamkeiten und den Unterschieden zwischen den weiblichen Wesen in den höfischen Romanen liegen. Als eine Art "Gegenbeispiel" wird final der jiddische Text angeführt, um zu zeigen, inwiefern sich jiddische Texte in ihrer Darstellung der weiblichen Figur in Mahrtenehenerzählungen von denen der höfischen Literatur unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Narrativ der gestörten Mahrtenehe: Der Versuch einer Definition
- 2. 1. Die Rolle der weiblichen Figur im Narrativ
- 3. Beispiel einer gestörten Mahrtenehe im Ritter von Staufenberg
- 3. 1. Darstellung des weiblichen Wesens
- 4. Die gestörte Mahrtenehe in Maries de France Lanval
- 4. 1. Macht und Grenzen der Dame
- 5. Besondere Frauenfiguren in jiddischen Texten: Die Geschichte aus Worms
- 5. 1. Darstellung der Frauenfigur
- 6. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung der weiblichen Figur
- 6.1. Erkennbare Gemeinsamkeiten
- 6.2. Unterschiede in der Darstellung
- 6.3. Höfische Feen: Typische Darstellungsweise
- 6.4. Mögliche Gründe für die Unterschiede
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das Narrativ der gestörten Mahrtenehe in der höfischen Literatur des Mittelalters und fokussiert dabei auf die Rolle der weiblichen Figuren. Die Arbeit analysiert, wie die weiblichen Figuren in verschiedenen Texten dargestellt werden, welche Eigenschaften ihnen zugeschrieben werden und welche Rolle sie im narrativen Kontext spielen.
- Darstellung weiblicher Figuren in Mahrtenehenerzählungen
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung der weiblichen Figuren in höfischen und jiddischen Texten
- Die Rolle der weiblichen Figur im Narrativ der gestörten Mahrtenehe
- Macht und Grenzen der weiblichen Figuren in den Texten
- Typische Darstellungsweise von Feen in der höfischen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Leitfragen der Arbeit dar. Es werden die drei zentralen Texte, die in der Arbeit untersucht werden, vorgestellt: Das Lai Lanval von Marie de France, der Ritter von Staufenberg von Egenolf von Staufenberg und die jiddische Geschichte aus Worms.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Narrativ der gestörten Mahrtenehe und versucht eine Definition zu entwickeln. Hierbei werden verschiedene Ansätze und Überlegungen aus der Forschungsliteratur berücksichtigt.
Kapitel drei analysiert das Narrativ der gestörten Mahrtenehe im Ritter von Staufenberg, insbesondere die Darstellung des weiblichen Wesens.
Kapitel vier untersucht die gestörte Mahrtenehe in Maries de France Lanval und beleuchtet die Macht und Grenzen der Dame.
Kapitel fünf stellt besondere Frauenfiguren in jiddischen Texten vor, insbesondere die Geschichte aus Worms, und analysiert die Darstellung der Frauenfigur in diesem Text.
Kapitel sechs vergleicht die Darstellung der weiblichen Figuren in den drei untersuchten Texten und identifiziert Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Es werden auch mögliche Gründe für die Unterschiede in der Darstellung diskutiert.
Schlüsselwörter
Gestörte Mahrtenehe, Narrativ, höfische Literatur, Mittelalter, weibliche Figuren, Feen, Dämonenhochzeit, Macht, Grenzen, Jiddische Texte, Vergleichende Textanalyse.
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- Evelyn Isaak (Author), 2024, Weibliche Wesen als Verführerinnen? Zur Macht von weiblichen Figuren in Erzählungen über gestörte Mahrtenehen in der höfischen Literatur des Mittelalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1467364