Jeder erfahrene Zuschauer hat sich beim analysierenden Rückblick auf einen gesehenen Film schon einmal gefragt: „Was aber war der Zweck dieser Szene? Für die Haupthandlung und die Hauptfigur hat diese Szene doch überhaupt keine Bedeutung.“ Von Kristin Thompson wurden solche, für die Haupthandlung nicht ausschlaggebende Szenen als freie Motive bezeichnet, Michaela Krützen bezeichnet diese wiederum grosso modo als das Kino der Attraktionen. Ohne Zweifel blieb ein solches Kino der Attraktionen, wie der Erfinder des Begriffes selbst schon angemerkt hat, auch nach seiner Ablösung durch das Erzählkino stets ein Bestandteil desselben, denn einerseits war der Zuschauer an dem Kinoapparat selbst, sowie an den exotischen Bildern nicht mehr so fasziniert wie am Anfang, und verlangte zu diesen Bildern auch eine Geschichte. Andererseits musste diese Geschichte, um für den Zuschauer interessant zu sein, spektakulär sein bzw. durch spektakuläre Bilder unterstützt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden zunächst der Begriff „Kino der Attraktionen“ und Krützens Verwendung des Begriffes für den heutigen Film erklärt, um sodann die Bedeutung und den Stellenwert von Thomsons freier Motive als Attraktion in den klassischen Hollywoodfilmen festzuhalten. Es schien, dass vor allem in Katastrophenfilmen ein solches "Kino der Attraktionen" sichtbar sei, weshalb die Auseinandersetzung mit den genannten Theorien auch mittels der Analyse dieses Genres erfolgte. Nach einem Exkurs zum Katastrophenfilm wurde anhand der 9/11 Ereignisse und den darauffolgenden Filmen zu 9/11 die Anwendbarkeit und die Bedeutung des Begriffs „Kino der Attraktionen“ für den Katastrophenfilm und schließlich für die 9/11-Filme untersucht.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Das Kino der Attraktionen
2 Der Katastrophenfilm
3 9/11 und das Kino der Attraktionen
3.1 Visuelle Neugier
3.2 Figurenbeschreibung und -entwicklung
3.3 Diegese, Voyeurismus und Exhibitionismus
4 Schlusswort
5 Bibliographie
Einleitung
Jeder erfahrene Zuschauer hat sich beim analysierenden Rückblick auf einen gesehenen Film schon einmal gefragt: „Was aber war der Zweck dieser Szene? Für die Haupthandlung und die Hauptfigur hat diese Szene doch überhaupt keine Bedeutung.“ Von Kristin Thompson wurden solche, für die Haupthandlung nicht ausschlaggebende Szenen als freie Motive bezeichnet, Michaela Krützen bezeichnet diese wiederum grosso modo als das Kino der Attraktionen.1 Ohne Zweifel blieb ein solches Kino der Attraktionen, wie der Erfinder des Begriffes selbst schon angemerkt hat, auch nach seiner Ablösung durch das Erzählkino stets ein Bestandteil desselben, denn einerseits war der Zuschauer an dem Kinoapparat selbst,2 sowie an den exotischen Bildern nicht mehr so fasziniert wie am Anfang, und verlangte zu diesen Bildern nun eine Geschichte, und andererseits musste diese Geschichte, um für den Zuschauer interessant zu sein, spektakulär sein, bzw. durch spektakuläre Bilder unterstützt werden.
Auf den folgenden Seiten sollen zunächst der Begriff „Kino der Attraktionen“ und Krützens Verwendung des Begriffes für den heutigen Film erklärt werden, um sodann die Bedeutung und den Stellenwert von Thomsons freier Motive als Attraktion in den klassischen Hollywoodfilmen festzuhalten. Nach einem Exkurs zum Katastrophenfilm soll dann anhand der 9/11 Ereignisse und den darauffolgenden Filmen zu 9/11 die Anwendbarkeit und die Bedeutung des Begriffs „Kino der Attraktionen“ für den Katastrophenfilm und schließlich für die 9/11-Filme untersucht werden.
1 Das Kino der Attraktionen
Als das Kino der Attraktionen bezeichnet Gunning ein Kino, das „[…] zusammenfassend […] die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sehr direkte Weise fordert, indem es visuelle Neugier erweckt und vermittels eines aufregenden Spektakels Vergnügen bereitet - eines einmaligen Ereignisses, egal ob fiktiv oder dokumentarisch, das für sich interessant ist.“3 Eigentlich kann somit das heutige Kino gänzlich als ein Kino der Attraktionen bezeichnet werden. Gunning fügt jedoch hinzu:
„Der dramatischen Zurschaustellung wird der Vorrang gegeben vor dem Narrativen, dem direkten Auslösen von Schocks oder Überraschungen vor dem Ausbreiten einer Geschichte oder dem Erschaffen eines diegetischen Universums. Das Kino der Attraktionen verwendet wenig Energie darauf, Figuren mit psychologischer Motivation oder individueller Persönlichkeit auszustatten.“4
Hiermit trifft er für uns eine grundlegende Unterscheidung. Bei der Zuordnung zu einer dieser beiden Arten von Kino denken wir beispielsweise an das Drama als Verkörperung der Narration, und an den Actionfilm als die des Kinos der Attraktionen, weshalb dieses nicht selten als Actionspektakel oder als Kinospektakel bezeichnet wird. Wenn wir Gunnings Bemerkung zum Bestehen des Kinos der Attraktionen im Erzählkino außer Acht lassen, und versuchen, eine klare Linie zwischen den Beiden zu ziehen, fallen uns sogleich Stellvertreter für beide Arten ein. Einerseits können wir Genres wie das des Action-, Kriegs-, Abenteuerund Science-Fiction-Films dem Kino der Attraktionen, und Dramen, Liebesfilme, einige Komödien, sowie Film Noir dem Erzählkino zuordnen.
Michaela Krützen sieht in ihrem Werk „Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzählt.“ einen weiteren Aspekt des Kinos der Attraktionen, und zwar in den überflüssigen, für die Handlung des Films unerheblichen Szenen. Dabei geht sie von Kristen Thompsons Begriff der freien Motive aus.5 Diese bezeichnen:
„[…] Segmente, die nicht in Verbindung mit dem mainplot stehen […] Der Unterschied zwischen einem Hindernis auf der >Reise< und einem solchen freien Motiv bestehe darin, dass das Hindernis die Hauptfigur auf dem Weg zu ihrem Ziel aufhält. Es ist für ein Zustandekommen des mainplots unabdingbar.“6
Obwohl dieser Aspekt des Kinos der Attraktionen im Zusammenhang mit dem heutigen Film als zutreffend und anwendbar betrachtet werden kann, gestaltet sich eine solche Kategorisierung beim Katastrophenfilm eher schwierig. Nachfolgend soll der Versuch einer knappen Charakterisierung dieses Genres, sowie der Darstellung der Problematik bei der Zuordnung zu einem dieser beiden Kinoarten, unternommen werden.
[...]
1 Vgl. Krützen, Michaela: Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzählt. Frankfurt/Main: Fischer 2006. S. 274.
2 Vgl. Gunning, Tom: Das Kino der Attraktionen. Der frühe Film, sein Publikum und die Avantgarde [1986|. In: Meteor 4 (1996).
3 Gunning (1996).
4 Ebda.
5 Vgl. Krützen (2006), S. 274.
6 Ebda.
- Quote paper
- Selma Alic (Author), 2009, 9-11 als Kino der Attraktionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146665
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